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Weißeritz-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Dl« Nr. 94. Jnlerat«, welche bei d» bedeutenden Auflage d« Blattes .»kne sehr wirk- lame Verbreitung finde» werden mit 12 Pfg., solch« au« unserer Amtsyaupi, Mannschaft mit 10 PM die Spaltzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und kompN- zierte Inserate mit ent» ^Mekberitz-Zeituns* «scheint wöchentlich drei» «al: Dienstag, Donner»- Am und Sonnabend und «trd an den vochergehen» denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. » Mg-, zweimonatlich -4 Pfg., emmonatlich42 Psa. Wnzelne Nummern SZAM Anzeiger" für Dippoldiswalde «nd Umgegmd. "'"'»MAE-» Amtsblatt fiir die Mißlich- AmlshMtmamMst, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde V-rmM-Mich-r »°d-dl°w- Paul I-Hlir. - Dm» >md V-rl-g «E «tt «chtfettl-»» „2ll»st»ier1— AntorhaUnngodlait". Mtt land und y sw Mr die Aufnahme eine, Inserat, an bestimmter Stelle und bestimmten Lagen wird keine Sa Donnerstag, den 16. August 1966. 72. Jahrgang. WM SWn ml in emMt AmM. Der weise Ben Akiba kann sich begraben lassen. Ruß land, das großmächtige, das heilige Rußland straft Ben Mibas Ausspruch: „Alles ist schon dagewesen!" Lügen, denn es ist in der ganzen Weltgeschichte noch nicht vor gekommen, daß ein großes Reich seit Jahrzehnten nur vom Pump im Auslande lebt! Und von was für einem Pump! Rußland borgte vom Auslande 15 Milliarden, außerdem hat es im eigenen Lande noch etwa 3 Mil liarden Schulden, sodaß es jährlich über 450 Millionen Rubel, also eine Milliarde Mark Zinsen zu zahlen hat! Dadurch ist Rußlands wirklicher Kredit aus dem Nullpunkt angekommen, denn Rußland hat die Revolution im Leibe, feine Einnahmen find zerrüttet, und es kann wahrschein lich seine Zinsen nur durch neue Anleihen bezahlen. Frank reich darf also wieder Geld hergeben. Siegt aber in Ruß land die Revolution, so wird die neue demokratische Re gierung die 15 Milliarden Schulden des Zarenstaates nicht zahlen wollen, Europa und zumal Frankreich verlieren dann an Rußland 18 Milliarden. Daher befindet sich Europa wegen Rußland in einer Art Finanzkrisis. Über den Weltbörsen liegt wie ein schwerer Alp die Angst vor einem Siege der Revolution, der eine noch größere Ent wertung der 15 Milliarden, die Europa dem russischen Reiche geliehen hat, mit sich bringen müßte. Es ist zweifel los richtig, daß das Schicksal dieser Milliarden mit dem der Dynastie der Romanow auf das engste verknüpft ist. Niemand zweifelt, daß die Regierung des Zaren zahlungs willig ist, so lange sie irgend kann, daß sie an allem eher sparen wird, als an den Zinsen, die sie dem Auslande schuldet. Desgleichen scheint sicher, daß die russische Re gierung, so lange sie die faktische Macht inne hat, auch imstande sein wird, diese Zinsen zu zahlen, daß die reichen Klöster von Moskau und Kiew, deren Reichtum und Ge deihen von der Ordnung abhängt, die im Reiche herrscht, nicht verblendet genug sein werden, um den Heller zu schonen und den Taler zu verlieren und im Notfälle der russischen Regierung mit ihrem Milliardenbesitze nicht zu Hilfe zu kommen. Ferner ist nicht zu verkennen, daß, wenngleich die russische Regierung ihre letzte Anleihe zu äußerst ungünstigen Bedingungen kontrahieren, sie doch noch nicht gezwungen war, irgend einen Teil ihrer Ein künfte zu verschenken oder den ausländischen Kapitalisten gegen Geld Konzessionen zur Ausbeutung der noch un- erschlossenen Reichtümer ihrer ungeheueren Ländergebiete zu übergeben. Wäre es möglich, die Frage der russischen Finanzen lediglich unter diesen Gesichtspunkten zu be handeln, so müßte in dem jetzigen Kursstände, der um 25 Proz. niedriger ist, als der der spanischen Schuld, alles Risiko schon reichlich beglichen erscheinen. Aber die bange Frage der Gläubiger des russischen Staates lautet: Was dann, wenn einmal die Revolution zum Siege gelangt, wenn aus einzelnen Militärrevolten ein planmäßiger Aus stand des Heeres wird? Es ist zweifellos wahrscheinlich, daß, wenn einmal die Revolution siegt, das schon jetzt schwer geprüfte Land unter der Herrschaft unreifer Straßen- Helden, also der Anarchie, erst seine schwersten Stunden «leben wild. Und wenn der Gläubiger Rußlands diese Eventualität ins Auge faßt, wird er sich die zwei Fragen stellen: Wird das Land nach so schweren Prüfungen immer noch im Stande sein, eine Milliarde Francs an Zinsen an das Ausland zu zahlen: wird eine neue Regierung, die man noch nicht kennt, von der man aber nach dem bisherigen Auftreten der russischen Oppostion alles, eher als Vernunft, Mäßigung und Ruhe wird erwarten können, überhaupt willens sein, die Schulden, die ein von ihnen bekämpftes und gehaßtes System kontrahiert hat, anzu- «kennen? Die Unruhe erscheint begreiflich, mit der die Vorgänge Rußlands die europäischen Börsen erfüllen. Noch ist die Krisis freilich nicht da, falls sie aber kommt, so wird sie zweifellos eine Wirkung auf das gesamte Finanzleben der Welt in einem Umfange haben, der alle bisherigen Krisen weit übersteigt. Gesängen eingerahmt ist, enthält neben einer Ansprache „Emporgang oder Niedergang" und Mitteilungen des Herrn Vorsitzenden noch einen Vortrag des Herrn Schul direktor Burkhardt hier über: „Die geistigen Güter der Reformation und die gegenwärtige Schulfrage". Ein gemeinschaftliches Mittagessen soll sich an die Konferenz anschließen. — Theater. Am Montag bot uns das Zahnsche Ensemble das schöne, an reizenden Szenen mit feiner bis massiver Komik so reiche Lustspiel „Komtesse Guckeri". Der Besuch war mittelmäßig bis gut. Die Pausen wurden wieder ausgefüllt von der Jahnschen Kapelle. Alle Mit wirkenden des Theaterstückes taten ihre Schuldigkeit, auch der — Souffleur. Wie reizend hoben sich die naive Cilli und die welterfahrene Gräfin Trachau von einander und von dem niedrigen Charakter der Frau v. Mittersteig ab. Gleichfalls sehr drastische Gegenstücke waren der Salon löwe Neuhoff, der unverdorbene Bade-Kommissar und der altgewordene General Suwatschosf. Den Vogel schoß in Bezug auf Humor wieder Herr Dir. Zahn mit seinem Hofrat ab, einem Waschlappen höchster Potenz. Auch die kleineren Rollen waren gut besetzt. Das Spiel erntete reichen, wohlverdienten Beifall. — Am Mittwoch gelangen die beiden Lustspiele „Im weißen Rößl" und „Als ich wiederkam" zur Aufführung. Man kann also wieder einen höchst genußreichen Abend mit gutem Gewissen versprechen. Aber auch auf die nächsten Freitag stattfindende Wieder holung von „Sherlock Holmes" sei heute schon hingewiesen. — In Schmiedeberg wird Sonnabend das Gesangs stück „Marie, die Tochter des Regiments" gegeben. — Glück zu. Am Sonnabend hielt Herr Uhrmann einen Vortrag über die Verwendung des galvanischen Stromes zum Treiben der Kraftmotore, zur Telegraphie mit und ohne Draht und zur Galvanoplastik. Beim Kommers wandte sich dann Herr Präside Baumann an Henn Apotheker Kaiser, um demselben vor dessen Weg züge nach Wurzen herzliche Dankesworte für seine dem Vereine durch Rat und Tat geleistete freundschaftliche Unterstützung zu widmen. Herr Artur Reichel dankte Herrn Kaiser als einem treuen Freunde des A. H.-Ver bands, und Herr Kassierer Schubert weihte ein Glas seiner Sangeslust und Geselligkeit. — Am Dienstag fand im Saale des Schützenhauses ein Melodramen-Abend des blinden Komponisten Arno Heydrich-Dresden unter Mitwirkung dreier Damen statt. Herr Heydrich spielte auf dem Klavier eigne Kompositionen und Mendelsohnsche Lieder und erfreute seine zahlreichen Zuhörer durch sicheres, zartes Spiel. Auch begleitete er sinnig die von den Damen gesprochenen Melodramen. Außerdem trat Frl. Tanett als liebliche Sängerin auf. Die Klavierbegleitung dazu hatte Frl. v. Gottberg-Herzog übernommen. — Im Jahre 1906 sind die Rekruten bei den Truppenteilen des 12. (I. K. S.) Armeekorps wie folgt einzustellen: am 5. Oktober: für Kavallerie (ausschl. Hus.- Regt. 19), reitende Feldartillerie, Train, Fahrer der Maschinengewehr-Abteilung: am 9. Oktober: für Husaren- Regiment 19; am ll. Oktober: für die Regimenter 100, 101, 102, 178, Feldartillerie-Regimenter 12, 48: am 12. Oktober: für die Regimenter 103, 108, 177, Jäger- Bataillone 12 und 13, Feldartillerie-Regimenter 28, 64, Pionier-Bataillon 12; am 10. Oktober: für Eisenbahn- Regiment Nr. 2 und Telegraphen-Bataillon Nr. 1 (Schneider zum Dienst ohne Waffe am 2. Oktober) und am 11. Ok tober für Infanterie-Regiment 105. Kipsdorf. Vorigen Sonnabend fand in den Räumen von Adolphs „Fürstenhof" ein Konzert zum Besten des Kirchenbaufonds statt, das außerordentlich gut besucht war. Nach einem sehr sinnigen Prologe, gesprochen von Herrn Adolph jun., lauschte man den Klaviervorträgen des Herrn Karl Pretzsch-Dresden, der auch die Begleitung über nommen hatte. In liebenswürdigster Weise hatten sich die Konzertsängerinnen Frls. Martha Eichhorn und Fischer in den Dienst der guten Sache gestellt. Ein angehender Violinkünstler (Herr Gurlitt) verstand es, seinem Instru mente die lieblichsten Töne zu entlocken, während Frl. Thiel durch zwei gutgewählte DeNamationen erfreute. Dem Konzerte folgte ein sehr lebhaftes Tänzchen. Allen Mit- wirkenden, aber auch Herrn und Frau Adolph sei her^- Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die amtliche Hauptkonferenz der Lehrerschaft des Jnspektionsbezirkes Dippoldiswalde findet Heuer am 30. August, vormittags >/2l l Uhr, im Saale Le« Rathauses hier statt. — Die Tagesordnung, die von lichst gedankt. Der Reinertrag ergab die Summe von 184 Mark. Bärenstein. Aus der Zahl der Bewerber um die hiesige Pfarrstelle sind vom Kirchenpatron Herrn Kammerherrn v. Lüttichau folgende Herren zur engeren Wahl vorgeschlagen worden: Herr Hilfsgeistlicher Zins« aus Seelitz bei Rochlitz, welcher am Sonntag bereits seine Probepredigt gehalten hat, Herr Hilfsgeistlicher Brödel in Döhlen und Herr Predigtamtskandidat Schilbach aus Erl bach bei Kirchberg. - Pofsendorf. Am vergangenen Sonntag feierte die hiesige freiwillige Feuerwehr das Fest ihres 30jährigen Bestehens in Gemeinschaft mehrerer geladener Wehren der näheren und weiteren Umgebung, sowie der Ortsvereine. Nach Empfang der Gäste im Butter schen Gasthofe fand ein Festzug durch den geschmückten Ort statt und hierauf Kommers im oberen Gasthofe. Herr Pfarrer Nadler hielt die Begrüßungsansprache und der Männergesangverein „Arion" trug recht wirksam Gesänge vor. Im Verlaufe des Kommerses wurden den Mitbegründern der Feuer wehr, den Herren Gemeindevorstand Sommerschuh, Post verwalter Stecher, Gutsbesitzer A. Göhler und Uhrmacher Weise durch den derzeitigen Hauptmann Herrn Brühl unter Dankesworten für treue Mitgliedschaft und Wirk samkeit Ehrendiplome überreicht. An den Kommers reihte sich ein fröhlicher Festball. Dresden. Im König!. Lustschlosse zu Pillnitz rüstet man sich zum Empfange der Königlichen Familie. Der König wird mit seinen Kindern am 20. August zu einem längeren Aufenthalte daselbst eintreffen, um im sogenannten Bergpalais, dessen Zimmer seinerzeit auch von dem ver ewigten König Albert benutzt wurden, Wohnung zu nehmen. — Die großeAutomobil-Wettfahrt I907(Herkomer- Rennen) führt nach einer Meldung aus München, da» wieder Endpunkt sein wird, über Dresden, Chemnitz und Zwickaus Das Rennen dürfte in Frankfurt a. M. oder Homburg im Taunus beginnen. — Dem Vernehmen nach wird während der großen Flußlinienübung des 19. (2. K. S) Armeekorps eine große Brückenzerstörung im Rückzug zur Darstellung ge langen, was sich zu einer bedeutsamen Übung gestalten dürste. Wie der „Dresdn. Anz." erfährt, wird bei der großen Flußlinienübung des 19. Armeekorps auch die Kavallerie zu einer bedeutsamen Rolle berufen sein, da diese Waffe dort auch das Verhalten größerer Kavallerie körper im Avantgardendienst beim Zusammenstoß mit dem Gegner an einer Flußlinie darzustellen haben wird, war äußerst schwierig ist. Hierbei wird die Kavallerie auch mit dem Karabiner in der Hand aufzutreten und ein großes Feuergefecht durchzuführen haben. — Durch eine Handelsfrau wurden in Meißen Kar toffelboviste für gute Trüffeln verkauft. In einer Familie, die die Pilze am Mittag genoß, traten bald darauf Ver- giftungserscheinungen ein. — Verblutet hat sich in Schkeuditz der 26 Jahre alte Kürschnereiarbeiter Franz Piersack. Er hatte in an getrunkenem Zustande seine Wohnung aufgesucht und mit der Hand eine Fensterscheibe durchschlagen, wobei er sich die Pulsader durchschnitten hatte. Am Abend, als seine Wirtin die Stube betrat, fand sie den Piersack in einer Lache Blut tot vor. Freiberg. Der seit etwa vier Wochen verschwundene Lehrer Nickol von hier, welcher wegen Sittlichkeits- Verbrechens verfolgt wurde, ist in Wien verhaftet worden. In den nächsten Tagen wird seine Auslieferung erfolgen. Freiberg. Im Hotel de Sare ist ein Einbruchs diebstahl verübt worden; wobei den Dieben 600 Mark bar Geld in die Hände fielen. Den Schlüssel zum Geld schrank fanden die Einbrecher, die bisher noch unermittelt sind, in einer Schreibtischschublade. Von der Oberelbe. Der Holztransport zu Wasser war nach den Registrierungen auf Station Schöna-Hirsch mühle im vergangenen Monat Juli wieder ein sehr starker. Es sind rund 300 Flöße mit einer Nutzholzmenge von 74000 Festmetern von Böhmen in Sachsen eingefahren. Ein großer Teil dieser Holzmasse war für preußische und anhaltische Stapelplätze bestimmt, während nach Schöne beck in den nächsten Tagen mehrere große Prahmen mit Der Gutsbesitzer Friedrich August Grille in Dittersdorf ist als Gemeindevorstand seines Wohnortes auf die nächsten 6 Jahre in Pflicht genommen worden. ' v " 912a A. Konialicke Amtsbauvtmannschaft Dippoldiswalde, am 11. August 1906.