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Um Zur Krönuugsfeier in Drontheim. Am kommenden Freitag erfolgt in der altehrwürdigen Domkirche zu Drontheim, der historischen Krönungsstadt der norwegischen Herrscher, die feierliche Krönung König Haakons VII. und seiner Gemahlin Maud. Vor kurzem hat sich der Tag der Proklamierung des unabhängigen Königsreichs Norwegen zum ersten Male gejährt; nun mehr erfährt mit dem feierlichen Akte der Krönung des jungen norwegischen Königspaares die Unabhängigkeit des wildromantischen Landes der Fjords und gewaltigen Gletscher gewissermaßen ihre definitive Besiegelung. Mit Vorbedacht ist gerade der 22. Juni von König Haakon zum Krönungstage gewählt worden, denn es ist dies sein Verlobungstag und zugleich sein Hochzeitstag, ein Um stand, der nur geeignet erscheint, die überall sich zeigende warme Teilnahme des norwegischen Volkes an den Dront- heimer Krönungrfestlichkeiten zu steigern. Das altherge brachte Zeremoniell bei der Krönung der norwegischen Könige soll auch diesmal im allgemeinen beibehalten werden, nur dürften ihm durch kleine Änderungen mehrere allzu altertümlichen Bräuche genommen werden, so wird z. B. kein Herold mehr beim Erscheinen des Krönungs zuges den Namen des Königs und der Königin ver künden. Vor der Domkirche ist ein kostbarer Pavillon in -er Errichtung begriffen, wo der Bischof von Drontheim und die Geistlichkeit des gesamten Sprengels das Königs paar begrüßen werden. Die Thronsessel, prachtvoll mit rotem Tuch überzogen, und von einem roten goldbefranzten Baldachin überragt, gelangen auf einer sich an der» mittcl- sten Pfeiler des Hauptschiffes der Kirche anlehnenden Estrade zur Aufstellung; auf dieser Estrade werden auch die fremden fürstlichen Gäste, die Vertreter der aus wärtigen Fürstlichkeiten und die staatlichen Würdenträger ihre Plätze erhalten. Von dieser Stelle aus geht dann Lie Prozession zum Hochaltar. Unter den Klängen des norwegischen Königsmarsches nähert sich König Haakon mit den Herren seines engeren Gefolges dem Hochaltar, wo die gesamte Geistlichkeit aufgestellt ist. Ein Mitglied derselben spricht ein Gebet und sagt dann zum Könige: „Nimm die Krone." Der König kniet hierauf nieder und wird vom Bischof mit dem heiligen Öl an Stirn, Schläfen und den Handgelenken gesalbt. Nun setzt der Minister- Präsident dem Könige die Krone aus das Haupt, einer der Minister überreicht dem Monarchen das Scepter, ein anderer den Reichsapfel, ein General das Schwert; während dieser Zeremonie wird draußen vor der Kirche -Geschützsalut abgefeuert. Mit den Insignien der Königs würde besteigt nun König Haakon VIl. den Königsthron, ihm folgt ein Bannerträger mit dem Banner des Königs reiches. Genau nach demselben Zeremoniell geht dann die Salbung und Krönung der Königin Maud vor sich. Der Drontheimer Krönungsfeier werden mithin so mancherlei mittelalterliche Züge anhaften, was ihr jeden falls ein eigentümliches Gepräge verleihen wird, in selt samen Gegensätze zu den d-molratischen Einrichtungen Norwegens und der demokratischen Verfassung dieses Landes. Aber die Norweger werden sich zweifellos leichten Herzens darüber hinwegsetzen, hat sich doch die Krönung ihrer Herrscher seit Jahrhunderten im Rahmen dieses ver wickelten Zeremoniells vollzogen, und letzteres wurzelt in den ältesten Huldigungsgebräuchen de« norwegischen Volkes, -er Norweger aber, und sei er sonst gleich noch so frei ¬ heitlich und fortschrittlich gesinnt, ist stolz auf diese Über lieferungen. Darum begleitet denn auch das norwegische Volk die Krönung des so rasch volkstümlich gewordenen jungen Herrscherpaares mit seinen wärmsten Sympathien, wie andererseits auch das Ausland der Krönungsfeier von Drontheim seine herzlichsten Sympathien entgegenbringt. Es ist gewiß kein bloßer Zufall, daß sich Kaiser Wilhelm so kurz vor den Drontheimer Festlichkeiten zu einem offi ziellen Besuche beim König Haakon in Drontheim für den Juli angesagt hat, der deutsche Kaiser wollte hierdurch dem neuen Könige von Norwegen abermals einen be- londeren Beweis seiner Teilnahme geben. Die Norweger verstehen diese Kundgebung Wilhelms ll. angesichts der Feier vom 22. Juni wohl zu würdigen, ist doch die be vorstehende Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und König Haakon offenbar bestimmt, die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Norwegen immer freundschaft licher zu gestalten. Der deutsche Kaiser darf daher sicher sein, daß ihm die Norweger bei seiner am 3. Juli be ginnenden diesjährigen Nordlandsfohrt einen womöglich noch herzlicheren Empfang bereiten, wie schon in den früheren Jahren. Lotales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der schon kürzlich gemeldete Be such des Königs in unsrer Stadt wird nunmehr bestimmt und bei jeder Witterung in der zweiten Woche des Juli stattfinden. Se. Majestät wird gegen 10 Uhr morgens mittels Automobils auf dem Obertorplatze eintreffen und hier am Eingang zur Herrengasse von den Behörden be grüßt werden. Er wird sich zu Fuß durch die Herren gasse, in der Vereine und Innungen Spalier bilden werden, nach dem Rathause begeben, wo die Beamten schaft versammelt sein wird. Die Vertreter der Kirche und Schule werden Er. Majestät am Portale der Stadtkirche ihre Huldigung darbringen. Über den Kirchplatz und durch die Bahnhofstraße begibt sich der König alsdann zur Reichelschen Fabrik, in derem Garten ihm eine Er frischung geboten werden soll. Von hier tritt der Monarch die Weiterfahrt nach Schmiedeberg an. Dippoldiswalde. Am vergangenen Montag hat man begonnen, den Turm der hiesigen Stadtkirche wieder ab zurüsten, nachdem er in seinem untern Teile über ein Jahr lang hinter Planken und Brettern verborgen war. Die umfänglichen Reparaturarbeiten wurden im ver gangenen Sommer durch den Maurerstreik so verzögert, daß man das Gerüst nicht, wie gehofft, vor Einbruch des Winters entfernen konnte. Die untersten Etagen des Ge- rüsts sollen in wenigen Wochen entfernt werden. — Wie aus der in der heutigen Nummer enthaltenen Bekanntmachung des Stadtrates heroorgeht, tritt demnächst eine neue Straßenpolizei-Ordnung für den hiesigen Stadtbezirk in Kraft. Je ein Druckeremplar derselben liegt der heutigen Stadtauflage bei und da es im Interesse eines jeden Einwohners liegt, sich mit den Bestimmungen dieser neuen Ordnung genau vertraut zu machen, unter lassen wir nicht, auch an dieser Stelle auf dieselbe noch besonders hinzuweisen. — Sommers Anfang. (Zum 2l. Juni.) Morgen früh um 4 Uhr, wenn das glänzende Tagesgeslirn am Himmelsbogen in das Zeichen des Krebses übergesiedelt ist, vollzieht sich draußen in der Natur ein feierlicher Über- gabeakt. Junker Lenz, der lächelnde Knabe, legt alsdann seinen blütenbekränzten Herrscherstab in die Hände seines gereisten kraftvollen Nachfolgers im Amte und tritt seine Regentschaft an den erntefrohen Sommer ab, der dar Jahr zu seiner vollen Höhe emporzuführen bestimmt ist. Der Periode des Blühens folgt nun die Zeit des Reifens» die Arbeit findet ihren Lohn und in verschwenderisch« Fülle verteilt die Natur aus ihren reichen Vorratskammern das Gold körnerschwerer Ähren und die köstlichen Gaben süßer Früchte an die dankbare Menschenwelt. Mit dem morgigen 22. Juni ist uns auch der längste Tag be- schieden, der eine Dauer von 1b Stunden und 46 Minuten besitzt. Die Sonne steht dann um die Mittagszeit im Zenit und schickt die ganze Kraft ihrer Glut hernieder auf die schwitzende, durstige Menschheit, die sich nunmehr mit noch größerer Inbrunst nach den paradiesischen Freuden der Sommerfrische sehnt. Wer es „kann", d. h. wer da» nötige umfangreiche Portemonnaie besitzt, der geht jetzt in ein Bad und wem der „Mammon" dazu mangelt, der nimmt ab und zu ein Bad, wer über etwas Kleingeld verfügt, der gebraucht irgend eine Kur, wer aber an haltende Ebbe in seiner Kasse spürt, der schneidet die Cour all den hübschen Mägdlein, die da zur Sommerszeit so oft mit ihren Angehörigen eine hübsche Partie urt«- nehmen in der Hoffnung, dabei eine gute Partie zu machen. Zahllos sind die Freuden, die uns der Somm« bietet, mögen wir nun bemittelt sein oder nicht, darum begrüßen wir alle ihn auch gar freudig und rufen ihm von ganzem Herzen ein „Willkommen" zu. — Nach dem Berichte der Kgl. Kommission für das Veterinärwesen herrschten am 15. Juni im Königreiche Sachsen folgende ansteckende Tierkrankheiten: Der Milz brand in 4 Gemeinden mit 4 Gehöften (darunter in einem Gehöft in Paulsdorf der Amtshauptmannschaft Dippoldis walde), die Tollwut in 5 Gemeinden mit 7 Gehöften, der Rotz der Pferde in einem Gehöft; der Bläschenausschlag der Rinder in 5 Gemeinden mit 8 Gehöften, die Räude der Pferde in einem Gehöft; der Rotlauf der Schweine in 4 Gemeinden mit 5 Gehöften; die Schweineseuche ein schließlich Schweinepest in 12 Gemeinden mit 12 Gehöften, die Geflügelcholera in 4 Gemeinden mit 4 Gehöften, die Brustseuche der Pferde in 9 Gemeinden mit 12 Gehöften (darunter in einem Gehöft in Höckendorf, Amtshauptmann schaft Dippoldiswalde), die Rotlaufseuche der Pferde in 6 Gemeinden mit 7 Gehöften und die Gehirnrückenmarls entzündung der Pferde in 18 Gemeinden mit 19 Gehösten. — Der Kaninchendieb, welcher in diesem Frühjahre aus drei Ställen in Dippoldiswalde und Ulberndorf zirka 8 Stück Kaninchen gestohlen hatte, ist jetzt in dem Haus mann R. in Ulberndorf ermittelt worden. Bei einer vor- genommcnen Haussuchung wurde eine Anzahl der ge stohlenen Tiere vorgefunden und beschlagnahmt. Reichstadt. Ergänzend zu dem Berichte über das Reichstädter Sängerfest sei bemerkt, daß auch der Männer gesangverein „Apollo" aus Rabenau kurz vor seinem Weggange vom Festplatze Herrn Majoratsherrn Haupt mann von Schonberg für sei» der Sängerschaft entgegen- gebrachtes Wohlwollen ein Stündchen darbrachte. Glashütte. Stark besetzt war vor. Sonntag früh der erste Zug nach Dresden. Die Firma A- Lange L S. hatte ihrem Personal freie Fahrt, freien Eintritt in die , Kunstgewerbeausstellung und in den Zoologischen Garten, j als auch freien Mittagstisch geboten, was natürlich WHeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmamschast. das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde Donnerstag, den 21. Juni 1906. Nr. 70. Abhanden gekommenes Sparkassenbuch. Erstatteter Anzeige zufolge ist das von der hiesigen Sparkassenverwaltung ausge- ftellte auf Reinhardt Beyer in Hermsdorf lautende Einlagebuch Nr. 30115 abhanden gekommen. Der etwaige Inhaber dieses Buches wird hiermit aufgefordert, seine vermeintlichen Ansprüche an dasselbe bei deren Verlust binnen drei Monaten vom Erscheinen dieser Bekanntmachung ab gerechnet, bei der hiesigen Sparkasse anzumelden. Dippoldiswalde, am 15. Juni 1906. Der Stadtrat. Die «Wetherth-Zeitung^ erscheint wöchentlich drei- Mal: Dienstag, Donners- Laa und Sonnabend und imd an den vorhergehen- henAbenden ausgegeben. « Pfg., zweimonatlich st Pfg., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern uv Pfg. — Alle Postan- Kalten, Postboten, sowie «Msere Austräger nehmen Bestellungen an. «°d-IN-M: Mu» - Druck Md V-rl« «m «url J-W- m SlW-M-w-w- « «UM». . «« Für die Aufnahme eine» Inserat, an bestimmter Stelle und b.fttm«1«t Tagen wird leine Saean rno 72. Jahrgang. Initiale, welche bet bE bedeutenden Auflage do« Blattes -ine sehr wtri» iam« Verbreitung finden werden mit 12 P^g., solch» aus unserer Amtrhauor- Mannschaft mit 10 Pf- die Spaltzeile oder da« Raum be-rchnet. — T» bellarische und kompL zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spaltes zeile 2V Psg Die Einbruchstation Moldau ist für die Vleheinfuhk am 2. und 4. Mittwoch jeden Monats, insoweit mit diesen Tagen nicht ein Fest- oder Bußtag zusammen fallt, wieder eröffnet. 957 a Q Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am 15. Juni 1906. Die nach Gehör des Stadtverordneten-Kollegiums neu aufgestellte Straßenpolizei- ordnung für hiesige Stadt vom 1. Mai d. I. tritt am 2l. ckaol ä. ck. in Kraft und wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Je ein Abzug derselben ist der Stadt- «uflage der heutigen Nummer des Amtsblattes beigefügt, außerdem kann die neue Etraßenpolizeiordnung auch an Ratsstelle — Polizeiwache — jederzeit eingesehen werden. Stadtrat Dippoldiswalde, am 20. Juni 1906. Grasversteigerung. Die diesjährige Grasnutzung von den Wiesen des Höckendorfer Forstreviers soll Sonnabend, den 23. Juni 1906, vormittags '/r lO Uhr. im Gasthofe zur Beerwalder Mühle in einzelnen Parzellen gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Kgl. Forstrevierverwaltung Höckendorf und Kgl. Forftrentamt Tharandt. Gras-Versteigerung. Die diesjährige Gras- und Grummet - Nutzung von den Wiesen an der Weißeritz einschließlich der Filzwiese an Thieles Brettmühle (früher Oberforstmeisterwiese) auf Rehe- selber Forstrevier soll Vouvorntne, ckau 5. luli 1906. von vormittags 9 vdr au. an die Meistbietenden an Ort und Stelle gegen sofortige Bezahlung und unter den sonstigen vorher bekannt zu machenden Bedingungen verkauft werden. Die Versteigerung beginnt am Einfluß des Tannenflüßchens in die Weißeritz. «änigl. rorslrovIsrvorvaHvng Ksdstslck und Nönigl. korstrolltamt krausnstssa, am 15. Juni 1906.