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WeWtz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde Md Umgegend. ws Donnerstag, den 3. Mai 1906. M.80. anweifungsgelder im Betrage bis zu 32,90 M., im ganzen 79,95 M, nicht abgesührt und nicht in das Postannahme buch eingetragen zu haben, 3) wird der Angeklagte be- schuldigt, üm von seinem Vorgesetzten übergebene Beträge an Wertzeichen in Höhe von 9,77 M. und 4) einen Geld betrag von l3 M , der ihm zum Ankaus von Postwert zeichen übergeben war, unterschlagen zu haben. Der An geklagte ist in vollem Umfange geständig, so bah Zeugen gar nicht geladen sind. Zu seiner Entschuldigung führt er an, daß er sich seit seiner Verheiratung in Not befunden Habs. Ende Dezember hat sich der Angeklagte krank ge- meldet, ist aber am nächsten Tage nach Reheseld und Moldau gegangen. Als er zum Dienst nicht zurückkehrte, schöpfte man Verdacht, der durch die vorgenommene Revi sion bestätigt wurde. Die unterschlagenen Beträge sind mittlerweile gedeckt. Der Vertreter der Anklagebehörde be antragt Bejahung der Schuldfraaen unter Zubilligung mildernder Umstände. Die Geschworenen bejahten sämt- liche Schuldfragen unter Zubilligung mildernder Umstände, verneinten aber die Frage nach der selbständigen Hand lung in jedem einzelnen Falle. Das Urteil lautete wegen einfacher und schwerer Beamtenunterschlagung auf neun Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehrverlust. Die Unter suchungshaft wird voll angerechnet. Markneukirchen. Durch Sturz vom Scheunen boden sind in der verflossenen Woche zwei Personen schwer bezw. tödlich verunglückt. In Breitenfeld zog sich der 56 Jahre alte Gutsbesitzer Greil beim Strohherab werfen, als er das Gleichgewicht verlor und auf die Tenne herabstürzte, einen Beinbruch und eine Rückgratsverstauchung zu,- in Reuth fiel die 21 Jahre alte Gutsbesitzerstocher Johanna Wagner beim Futterschneiden in der Scheune kopfüber aus beträchtlicher Höhe herab und blieb mit ge brochenem Genick tot liegen. Sebnitz, 29. April. Gestern mittag gegen I Uhr brach in der Fabrik künstlicher Blumen von May L Co., eines der größten Etablissements dieser Branche in Deutsch land, Feuer aus, wodurch der Dachstuhl eines neuen Ge bäudes zerstört wurde. Herrnhut. Nach dem Himalaya wird dieses Jahr wieder eine Missions-Expedition von Herrnhut aus abgehen.' im Schuljahr 1906/07 58 Schüler teil (1905/06 26). — 19 junge Leute, beiderlei Geschlechts, zählt die unterste Handelsschulabteilung (1905/06 10). — Heute Mittwoch, abends 8 Uhr, hält der hresige Gewerbeverein im Hotel „Stadt Dresden" seine diesjährige Generalversammlung ab. Schmiedeberg. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate April 95 Einzahlungen im Betrage von 7223 Mk. 41 Pfg. geleistet, dagegen erfolgten 66 Rück zahlungen im Betrage von 8000 Mk. 16 Pfg. Burkersdorf. Am Sonntag wurden hier 9 Wirt schaften mit 15 Gebäuden eingeäschert. Das Feuer ent stand um l/2l0 Uhr vormittags in einer Scheune der nach Dittersbach zu gelegenen Hüblerschen Wirtschaft und sprang bei dem herrschenden heftigen Winde sehr bald auf die zu beiden Seiten der Straße gelegenen Nachbar- Gebäude über. Die auf der Brandstelle erschienenen Feuerwehren wurden in ihrem Rettungswerk sehr durch die mangelhaften Walserverhältnisse gehindert. Als nach mittags gegen 1/22 Uhr der Wind an Heftigkeit nachließ, konnte die Gefahr als beseitigt angesehen werden. Auf der Brandstelle waren die Feuerwehren von Frauenstein, Nassau, Oberbobritzsch, Hermsdorf und die Landabteilung Freiberg mit 23 Mann und 2 Spritzen erschienen. Der Schaden ist sehr erheblich, da von den 9 Besitzern nur 2 gegen Feuersgefahr versichert hatten. Dresden, 1. Mai. Der König begab sich heute vor mittag in Begleitung des Generals ä la suite General major v. Altrock und zweier Flügeladiutanten nach Königsbrück, um daselbst der Feier des 100jährigen Bestehens der reitenden Artillerie beizuwohnen. Er über reichte dort dem Offizierskorps sein in Öl gemaltes lebens großes Bild und kehrte dann nach Wachwitz zurück, wohin heute das königliche Hoslager verlegt worden ist. — In dem Lederarbeiter Mar Dittrich aus Dresden ist von der hiesigen Kriminalpolizei der Täter ermittelt worden, der am 17. Oktober v. I. die Prioata gesch. Opitz im Walde zwischen Gohrisch und Königstein er mordet und beraubt hat. Dittrich, der erst am 9. April d. I. aus der städtischen Heil und Pflegeanftalt hier als geheilt entlassen worden ist, hat seit dieser Zeit hier einen Einbruchsdiebstahl und mehrere andere Straf taten verübt. Bei Gelegenheit der deshalb gegen ihn an- gestellten Erörterungen wurden von der Kriminalpolizei in der Wohnung einer hier lebenden Schwester Dittrichs, bei der dieser zurzeit der Mordtat gewohnt hat, mehrere Kleidungsstücke der Ermordeten vorgesunden, die diese am Tage des Mordes zuletzt getragen hatte und die ihr von dem Mörder geraubt worden waren. Dittrich war in zwischen nach Berlin geflüchtet und ist dort, nachdem die hiesige Kriminalpolizei seine dortige Wohnung ermittelt hatte, auf telegraphisches Ersuchen festgenommen und hier her transportiert worden. Er hat bereits ein umfassendes, glaubhaftes Geständnis abgelegt. Außerdem ist Dittrich geständig, am 26. Mai 1899 die 6jährige Johanna Hed wig Schönherr in der Nähe des Schützenhauses zu Riesa ermordet zu haben, nachdem er an ihr ein Sittlichkeits verbrechen verübt hatte. Er kommt ferner noch als Täter mehrerer anderer Mordtaten in Frage. Doch sind die Er örterungen hierüber noch nicht abgeschlossen. Freiberg. Vor dem königl. Schwurgericht hatte sich am Dienstag der vormalige Landbrieflräger Otta Hermann Fleischer in Kipsdorf wegen Unterschlagung im Amte zu verantworten. Der Angeklagte ist am 13. April 1875 zu Bärenfels geboren, von Beruf Zimmermann und bisher unbestraft. Seit dem 31. Mai 1898 ist er als Landbriefträger in Kipsdorf angestellt gewesen. Ihm wird nach dem Anklagebeschluß zur Last gelegt, im De zember 1905 I) in mehreren Fällen ihm übergebene Zeitungsbezugsgelder und Bestellgelder in, Betrage bis zu 11 M., im ganzen 39,48 M. in seinem Nutzen ver wandt und nicht in den Merkbogen eingetragen, 2) eine Anzahl ihm zur Einzahlung bei der Post übergebene Post- Der Schankwirt llsrwMv llaiarkil LoSsrI«!» hier, beabsichtigt, in seinem teils am Kirchplatz, teils in der Rosengasse gelegenen Hausgrundstücke, Brd.-Kat.-Nr. 12, eine zu errichten Gemäß § 17 der Reichsgewerbeordnung wird solches hierdurch mit der Aufforde rung bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen diese Anlage soweit sie nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, binnen 14 Tagen hier anzubringen. Dippoldiswalde, den 2. Mai 1906. Der Stadtrat. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Ostern 1905 besuchten 558 Kinder die hiesige Stadtschule. Die Zählung am 30. April 1906 ergab 584 Schüler, und zwar 294 Mädchen und 290 Knaben. — Am fremdsprachlichen Unterricht nehmen Deutschlands Handelsvertragsverhand- lnngen mit Spanien. Nach einem Zollkriege von längerer Dauer schloß Deutschland mit Spanien am 1. Juli 1899 einen Handels vertrag, der Deutschland dieselben Vergünstigungen ge währte, die Spanien der Schweiz zugestanden hatte. Seit dieser Zeit rührt der Ausschwung des deutschen Handels mit Spanien her. Unsere Ausfuhr nach Spanien be zifferte sich 1898 auf. 24,7 Millionen Mark, 1899 auf 44,0, 1900 auf 54,3, 1901 auf 50,2, 1902 auf 55,7, 1903 auf 68,1, 1904 auf 74,8 Millionen Mark. Hieraus ergibt sich für die Zeit von 1898 bis 1899 eine Steige rung von 80 Prozent und für die nachfolgende Zeit eine solche von mehr als 130 Prozent. Unter diesen Um ständen ist es Deutschland möglich geworden, den amerika nischen Handel, der bis 1901 in Spanien an dritter Stelle stand, zu überflügeln. Die wichtigsten Ausfuhr artikel aus Deutschland nach Spanien sind: Maschinen, Fahrzeuge, Instrumente, Schmiedeeisen und Stahl in Stangen jeder Art, desgleichen in Reisen und Rädern für Lokomotiven usw., Draht, Messingblech, Drogen, Chemi kalien, Motore, Kessel, Lokomotiven, Lokomobilen, Schifss- maschinen, Maschinenteile, Werkzeuge, Papierfabrikation, Leder, elektrische Gegenstände, Bronce, Kohlen, Kalbsfelle, Kabel, Farben, diverse Halbfabrikate für den Verkehr und die Hauswirtschaft, schwefeljaures Kali und Ammoniak, phosphorsaurer Kalk, Staßfurter Salz, Thomasschlacke ufw. Die spanische Einfuhr nach Deutschland hat sich von 48 Millionen Mark im Jahre 1898 auf 78 Millionen Mark im Jahre 1901 und 100 Millionen Mark im Jahre 1904 vermehrt, also führt Spanien fast ein Drittel mehr bei uns ein, als wir nach Spanien aussühren. Die wichtigsten Artikel sind: Eisenerz, Lisenpyrite, Gußeisen, Blei, Korke und Pfropfen, Schaffelle, Rosinen, Apfelsinen, Weintrauben, Olivenöl, Wein, Konserven usw. Nun hat die Schweiz ihren Handelsvertrag mit Spanien im vorigen Jahre ge kündigt, wodurch unser Vertrag seine Bedeutung verloren hat. Infolgedessen sah sich die deutsche Regierung gleich falls genötigt, die Kündigung des deutschen Handelsver trages mit Spanien auszusprechen. Ende Juni 1906 würden hiernach unsere handelspolitischen Beziehungen zu Spanien ihr Ende erreicht haben. Bei den neuen Handels- oertragsverhandlungen dürfte daraus zu achten sein, daß 1. keine hohen Zölle auf spanische Erzeugnisse gelegt werden, die wir für unseren Bedarf dringend benötigen, 2. auch deutsche Artikel, die in Spanien Aussicht auf größeren Absatz haben, wesentliche Vergünstigung erhalten. In die erste Rubrik gehören vyr allen Dingen die spani- schen Erze, die jetzt zollfrei bei uns eingehen. Zur zweiten Position gehören in erster Reihe Textilwaren,- nur wollene Tuch- und Zeugwaren und Baumwollspitzen haben dort au» Deutschland in Höhe von 700000 Mark bez. 500000 Mark Absatz, obgleich diese und andere Textilwaren all gemein« Verbrauchsartikel darstellen und des geringen Zolles wegen massenhaft aus England und Frankreich importiert werden. Ferner dürften deutsche Kohlen in Spanien bei geringen Zöllen einen erheblichen Mehrabsatz «zielen. Spanien fördert zwar selbst Kohle, doch muß es, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen, ausländische Kohle in größeren Mengen einsühren. Da» Kohlen- geschäft liegt in der Hauptsache in englischen Händen, die gerade jetzt darauf hinaus arbeiten, ein Kartell der spani- fchen Kohlengruben unter britischer Herrschaft zu gründen. Sache der deutschen diplomatischen Vertretung wird es daher sein, in den nunmehr ftattfindenden Vertragsver- Handlungen dem auf diese Weise drohenden Hemmnis der deutschen Kohlenausfuhr entgegenzuarbeiten. Lagesgefchtchrr. Berlin. Der Kaiser gedenkt zum 2. Mai in Berlin zu sein, um auf dem Döberitzer Übungsplatz die Bataillone des 1. Garde-Regiments zu besichtigen. Am 3. Mai abends will der Kaiser nach Donaueschingen abreisen. Die Kaiserin verbleibt vorläufig in Homburg. Berlin. Der Reichskanzler wird sich zu einem mehrwöchentlichenAufenthalte nach dem Semmering begeben. — Durch kaiserliche Versügung ist das Kanonenboot „Habicht" aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen worden. — Über den geisteskranken König Otto von Bayern und den Stand seiner Krankheit wird dem „N. Wiener Tagebl." geschrieben: Der fröhliche Fürstensohn Prinz Otto, den die Bayern kannten, ist ein Mann mit verwildertem Haare und grauem, langem Barte geworden, von blasser Gesichtsfarbe, mit tief in den Höhlen liegenden Augen. Schon vor fünf Jahren gewannen Personen, die den König sahen, den Eindruck, als ob dies bejammerns werte Leben langsam dem Erlöschen entgegengehe. Der Kranke sah schon damals ausfallend blaß aus, was aber, ohne als Ursache ein organisches Leiden zu Hilfe zu nehmen, wie es in einem Berichte über ihn heißt, allein schon aus dem völligen Mangel an Bewegung und meistens auch an frischer Lust aus der, was Schlaf und Nahrungszufuhr anbetrifst, ganz ungeregelten Lebensweise und der ausschließlichen Beköstigung mit kalten oder kalt gewordenen Speisen erklärt werden könne. Es hat sich nämlich als ganz undurchführbar erwiesen, den König irgendwie zum sofortigen oder baldigen Genuß der ihm warm vorgestellten Speisen zu veranlassen. Mit einer Art von Eigensinn speist er niemals, wenn die richtige Zeit Jnlerate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes -ine sehr wirk jame Verbleiung finden werden mit 12 Pfg., solch« E Dienstag, Donner»- und Sonnabend und md an den vorhergehen- enAbrnden ausgegeben. !Ärei» vierteljährlich 1M. Äi Pfg-, zweimonatlich 1 Pfg., einmonatlich 42 M. Einzelne Nummern ) Pfg. - Me Postan- Men, Postboten, sowie irsere Austräger nehmen Bestellungen an. v v » , . —, Amtsblatt fiir die Migliche Umtshmucknamschast, das Königliche Amtsgericht imd dm Stadtrat M Nvpoldiswatde Branddirektor betr. Die Wahrnehmung der Branddirektor-Geschäfte (s. 8 14 der F-uerlöschordnung) ist bis auf weiteres dem Vorsitzenden des Feuulöschausschusses, Herrn Stadtrat Reichel hier, mitübertragen worden, was hierdurch zur öffentlichen. Kenntnis gebracht wird. Dippoldiswalde, den l.Mai 1906. Der Stadtrat. aus unserer Amtshaupt Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder der«» Raum berechnet. — T«? bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im rcdams» nellen Teile, die Spalt«»' zeile 20 Pfg Verantwortlicher Redakteur ö Paul JehM - Druck Md Verlag ^Carl^Ietzne Mit achtseitigrs „ZlWtriastSL NntsrhsltMgsblsLt". . . ..... Taaen wird keine Garantie übernommen. Für die Aufnahme eine» Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wirs r