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Weißmtz-Zeitung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. für die Königliche Umtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und dm Ktadtrat zu WppMswnlde Dienstag, den 1 Mai 1906 Nr. 49 Das am 10. und Ä und -! traten und Reformer zu Vertretern des russischen Volkes - >1 1 am 12. im sollen. Wir zweifeln nicht, daß für die unbemittelten Familien unseres Bezirkes diese Einrichtung eine höchst segensreiche werden und manchem Kranken, der bisher ärztliche Hilfe wegen der fehlenden Mittel entbehren muhte, die erhoffte Gesundheit zurückbringen wird. — Schon seit langer Zeit trägt man sich im Kreise hiesiger Handwerker mit dem Gedanken, durch Errichtung einer Handwerkerschule den Lehrlingen und event. auch anderen Personen der betreffenden Kreise Gelegenheit zu geben zu spezieller Ausbildung besonders im Zeichnen, das bei der heutigen fortgeschrittenen Produktionsweise in der Praxis des Handwerkers von immer gröberer Be deutung wird. Dieser Wunsch erlangte nunmehr greif bare Gestalt durch die am Sonntag in Gegenwart von Vertretern der städtischen Behörden erfolgte Eröffnung des Zeichenunterrichts für die Angehörigen der Bauhandwerker und der Schmiede-Innung. Nachdem Herr Obermeister Mende für die dem Unternehmen zuteil gewordene und noch zugesagte Unterstützung herzlich gedankt, gab Herr Ingenieur Riekert, der den Unterricht in anerkennenswerter Weise unentgeltlich geben wird, sein Lehrprogramm be kannt, dabei bemerkend, daß es für den Handwerker not wendig sei, nicht in erster Linie eine schöne, gefällige, für das Auge bestimmte Zeichnung zu liefern, sondern viel mehr mit wenigen Bleistiftstrichen eine einfache Skizze herzustellen, aus der aber mit Unfehlbarkeit alle Matze, die Quantität und im Anschlutz daran auch die Qualität der Materialien und alles sonstige Wissenswerte hervor gehe, sodaß jeder Fachmann ohne eine besondere Erklärung nach dieser Skizze arbeiten und ganz besonders auch im voraus einen genauen Preisanschlag machen könne. Auch halte er das in manchen Schulen geübte Nachzeichnen vorhandener Vorlagen, den Massenunterricht, nicht für das Richtige, sondern vielmehr das Zeichnen nach vorhandenen Modellen, den Einzelunterricht,- jeder Schüler müsse bei jedem Striche denken und sich Rechenschaft über den Grund oder Zweck desselben geben können. Herr Bürgermeister Or. Weißbach forderte die Lehrlinge besonders auf, für die ihnen hier gebotene Gelegenheit, sich Kenntnisse anzueiznen, deren Wert für ihr späteres Leben zu ermessen sie viel leicht heute kaum in der Lage seien, sich dankbar zu er weisen durch Fleiß, Aufmerksamkeit und sittlich tadelloses Betragen. Mit einigen markigen Schlußworten des Herrn Obermeister Mende fand die einfache Feier ihren Abschluß. Möge das Unternehmen, zu dem sich eine bedeutend größere Teilnehmerzahl, als ursprünglich erwartet, ge funden hat, dem Handwerkerstande zum Segen gereichen. — Der Gesamtauflage der heutigen Nummer liegt der auf dünnes Papier gedruckte Sommcrfahrplan bei. Mal dieses Jahres, von früh >/4 9 Ahr an, Gasthof „zum Löwen" in Lauenstein ist deren Krankheit nicht durch Zeugnisse beamteter Ärzte bescheinigt, so haben sich diese Angehörigen im Aushebungstermine persönlich vorzustellen. Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat spätestens 3 Tage vor dem Aushebung-- aeschäst auf eigene Kosten drei glaubwürdige Zeugen zu stellen, welche anf Eidesstatt versichern können, daß und in welcher Weise sie selbst die epileptischen Zufälle an betreffenden Militärpflichtigen wahrgenommen haben. Der Nachweis über em solcher Leiden kann auch durch das Zeugnis eines beamteten Arztes erbracht werden. Stotterer haben beim Oberersatzgeschäft Zeugnisse von beamteten Ärzten beziehen!- lich Lehrern vorzuzeigen. , Volksschullehrer haben den Nachweis zu fuhren, daß sie die Schulamtskandidaten- Prüfung bestanden haben und bei einer Volksschule angestellt sind, bezügliche Zeugnisse sind vor dem Aushebungsgeschäft anher einzureichen. Behinderung am Erscheinen infolge Krankheit ist durch das Zeugnis eines be amteten Arztes sofort zu bescheinigen. Diejenigen Militärpflichtigen, welche inzwischen ihren Aufenthaltsort wechseln, haben dies sofort der Ortsbehörde ihres zeitherigen als auch ihres künftigen Aufenthaltsorte» zu meldeii. Seiten der Ortsbehörden sind solche An- und Abmeldungen mit möglichster Beschleunigung in Form eines Stammrollenauszuges anher anzuzeigen. Dippoldiswalde, den 27. April 1906. Der Zivilvorsitzende 360 O der König!. Ersatz-Kommission des Aushebungsbezirkes Dippoldiswalde. geahndet werden. Die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände des Bezirks erhalten hiermit Veranlassung, für rechtzeitige Aushändigung der ihnen demnächst zugehenden Gestellungs befehle Sorge zu tragen, übrigens aber auch sich selbst in den betreffenden Aushebungs terminen zu den obgedachten Zeiten zum Zwecke etwaiger Auskunftserteilung einzu finden und die Stammrollen mit zur Stelle zu bringen. Sind die Gestellungspflichtigen eines Ortes für verschiedene Tage beordert, so haben die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände, sofern sie nicht an mehreren Tagen im Aushebungsorte anwesend sein wollen, am betreffenden letzten Terminstage mit zu erscheinen. Sind Zurückstellungsgesuche auf die durch Krankheit bedingte Arbeits- oder Aufsichts unfähigkeit unterstützungsberechtigter Angehöriger der Gestellungspflichtigen gestützt und Die politische Verwirrung in Rußland. In seinem Bemühen, die verworrene und miserable l politische Lage des weiten russischen Reiches zu verbessern, Ihat der Ministerpräsident Graf Witte bisher sehr wenig I Erfolge gehabt, und es scheint fast, das dieser tatkräftige I und befähigte Staatsmann mit seinen Vorschlägen bei I dem Zaren und den hinter ihm stehenden Großsürsten und l Vertretern des alten russischen Reichsrates absolut keinen I Anklang gefunden hat, oder es geht eben in Rußland in I Bezug auf ein neues staatsrechtliches Verfassungsleben leben russisch, d. h. unklar, schwächlich und unvernünftig IZu. Man wird sicher staunen, wenn man hört, daß der iZar Nikolaus seinem Volke zwar ein Vertretungsrecht in Id er Reichsduma gewährt hat, daß er aber seinem Lande »keine wirkliche Verfassung bisher verlieh, und es scheint ^fast, als ob der Zar und seine Ratgeber in der Gewäh- »rung der Reichsduma und gewisser Rechte an das Volk »nur Formalitäten, d. h. leere Einrichtungen ohne wirkliche »Rechte haben schaffen wollen. So hat jetzt die russische ^Regierung mit Ach und Krach und langem Zögern eine ^Anzahl Reichsgrundgesetze ausgearbeitet, die wahrscheinlich eine Art Verfassung darstellen oder die bisherigen Be willigungen des Zaren an Rechten für das Volk ergänzen sollen, aber diese neuen Grundgesetze für das russische Reich haben in Bezug auf ein ehrliches Berfassungsleben ge radezu bösartige Lücken, so heißt es z. B. in Bezug auf das Bersammlungsrecht in dem neuen russischen Grund- Pesetze, datz es zwar jedem russischen Untertan erlaubt ist, Versammlungen abzuhalten und solchen beizuwohnen, aber zugleich ist es allen russischen Untertanen verboten, solche Versammlungen abzuhalten, in denen regierungsfeindliche Ziele verfolgt werden. Der Begriff „regierungsfeindlich" in dieser Allgemeinheit ist politischer Unsinn oder ver steckte reaktionäre Tücke, denn in jeder Versammlung wird natürlich gegen gewisse Regierungsmaßregeln Opposition gemacht werden, und dann kann die russische Polizei sofort die Versammlung verbieten und die Teilnehmer verhaften. Die echt russische Versammlungsfreiheit mit sicherer Aus sicht auf Verbannung nach Sibirien für oppositionslustige Teilnehmer an der Versammlung ist also durch die neue , russische Verfassung verbürgt! Eine ganz unvernünftige Lücke enthält ferner die russische Verfassung im Bezug auf 'das notwendigste Recht einer Volksvertretung. Auch die neuen russischen Grundgesetze sagen nämlich gar nichts darüber, daß die Reichsduma irgend ein Recht auf Kon trolle und Bewilligung der Einnahmen und Ausgaben des Staates, sowie der Regelung der Steuern und Zölle habe. Die russische Volksvertretung ist also von Hause au« trocken gelegt, und kann nur Vorschläge machen, di etwa der Zar und seine Minister bewilligen können, aber ..wohl meistens ablehnen werden. Bedenkt man dabei, Gesperrt -- -» vom 30. April bis mit 4. Mai d. I. der Neue Steinweg. Der Fährverkehr wird während dieser Zeit aus die sogen. Bärenstraße verwiesen. Bärenfels, am 28. April 1906. Königliche Forstrevierverwaltung. statt. Alle .h! H ..... zur Gestellung vor der Königlichen Oberersatzkommission verpflichteten Per sonen werden daher aufgefordert, an den ihnen durch besondere Gestellungsbefehle noch bekannt zu gebenden Tagen pünktlich und in reinlichem Zustande zu erscheinen, auch ihre Losungsscheine mit zur Stelle zu bringen. Zuwiderhandlungen hiergegen oder gegen sonstige, während der Aushebung er gehende Anordnungen der behördlichen und polizeilichen Organe werden ebenso wie ungebührliches Betragen in oder vor den Avshebungslokalen, sofern nicht andere gesetz liche Strafen verwirkt sind, mit Geldstrafe bis zu 30 Mk. oder Haft bis zu 3 Tagen Oberersatzaeschäft im Aushebungsbezirke Dippoldiswalde findet am 9. Mai dieses Jahres, von früh >/49 Ahr an, im Gasthof „zum Äern" in Frauenstein, 11. Mal dieses Jahres, von früh '/4 8 Ahr an, im Rathause zu Dippoldiswalde Die „ wöchentlich drel» Dienstag, Donners- M und Sonnabend und »«d an den vorhergehen- tzenAbenden ausgegeben, isteeis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich ^4 Pfg., einmonatlich 42 Pfg^Einzelne Nummern 0 Pfg. — Alle Postan- Lalten, Postboten, sowie msere Austräger nehmen Bestellungen an. Amtsblatt Inlerate, welch« bei del bedeutenden Auflage dv Blattes -ine sehr wirk same Berbreluna finden werden mtt 12 Pni, solch« aus unserer Amtshaup»- mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder der«« Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalt« zeile 20 Pfg Verantwortlicher Redakteur Paul JelM - Druck und Vertag von Carl Jellnr m D^oldiswarM hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Mtt achtMissM Antsrha^g^E Mit iano »no 9 ' Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. 72. Jahrgang daß die russischen Wahlen für die Duma meistens Demo- s Dippoldiswalde und Possendorf abhalten zu lassen, in denen ärztlicher Rat und Hilfe kostenlos gewährt werden gemacht haben, so geht daraus hervor, daß die russische Regierung es bis jetzt noch nicht zum kleinsten Teile ver standen hat, die Reformarbeit in dem morschen und traurigen russischen Staate auf eine richtige und gesunde Grundlage zu bringen, und daß wahrscheinlich die Revo lution in Rußland in anderen Formen weiter dauern wird, bis dem russischen Volke sein Recht an der Kontrolle und Mitwiikung der Staatsverwaltung wirklich gewährt worden ist. An einen großen und dauernden Sieg der Reaktion in Rußland kann man gegenwärtig nicht mehr glauben. Das russische Volk ist zwar in seiner Mehrheit politisch noch sehr unreif und unklar, aber das Häuflein der Reformer und Reoolutionäre hat es doch inzwischen soweit gebracht, daß wenigstens der Gedanke im russischen Volke fest gewurzelt ist, daß es mit der bisherigen Miß wirtschaft und den verlodderten Zuständen nicht so weiter geht, und daß bei großen, das ganze Volk angehenden Maßregeln und Beschlüssen der Regierung das Volk selbst auch um seinen Willen gefragt werden müsse. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am gestrigen Sonntag, früh 3/47 Uhr, fand die diesjährige Gesamtübung der hiesigen Feuer wehren statt. Die dabei zutage getretenen Mängel werden sicherlich baldigste Abhilfe erfahren. — Am vergangenen Mittwoch stattete Herr Kreis hauptmann l)r. Rumpelt unserer Stadt einen Besuch ab. Nach längerem Verweilen auf der Königlichen Amtshaupt mannschaft und dem Rathause nahm er auch das Siechen- haus in Augenschein und sprach sich sehr anerkennend über die Einrichtungen desselben aus. — Am Donnerstag, den 26. d. M, konnte Herr Lehrer Eidner auf eine 25jährige Lehrtätigkeit sowohl an hiesiger Stadt-, als auch an der Handelsschule zurück- blicken. Am Morgen seines Jubeltages wurde er vor versammeltem Lehrerkollegium durch Herrn Schuldirektor Burkhardt unter Überreichung einer Blumenspende be glückwünscht. Am Vormittag überbrachten ihm die Herren Bürgermeister Or. Weißbach und Stadtrat Standfuß, Vorsitzender des Schulausschuß, und die Vorstandsmit glieder des Handelsschulkonsortiums unter Darreichung von Jubelgaben die Glückwünsche der Stadt- und der Handelsschule. Eine gesellige Bereinigung am Abend in „Stadt Dresden" beschloß den Jubeltag. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, noch recht lange zum Segen unsrer Schule und unsrer Stadt zu wirken — Wie aus einem Inserat der letzten Nummer dieser Zeitung zu ersehen ist, hat der Albertzweigverein die Ab sicht, von nächster Mittwoch an wöchentlich einmal an ge nanntem Tage von 2—3 Uhr ärztliche Sprechstunde in