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Weikmtl-Mlmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 72. Jahrgany. Dienstag, den 8. März 1906. Nr. 27. Amtsblatt für Ine Migüche UmlshLuptmamschaft, das Königliche Umtsgericht imd dm Stadtrat zu Dippoldiswalde — Verantwortlicher Nedakteur: Paul Johne - Druck und Verlag von Carl Jehrre in DippoldisivalÄL, Mit uchLlMzg««ck „SllvftrieLtes Anterha!i«ngsS!LiL-' Mit land, und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Die Mtißtritz.ZrUung» Meint wöchentlich drei- r-ral: Dienstag, Donners laa und Sonnabend und wkd an den vorhergehen- >rnWenden ausgegeben. «Zreis viert ellührlich 1M. »5 Pfg., zweimonatlich 14 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummem -0 Pfg. — Alle Postan- lalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Inlerate, welche bei d« bedeutenden Auflage de« Blattes 'ine sehr wtck same Verdrehung finden werden mit 12 solch« au» unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaMD- nellen Teile, die Spalt«» zelle 20 Pfg. Freitag und Sonnabend, den 9. und 10. März 1906, werden die Geschäftsräume des unterzeichneten Amtsgerichts gereinigt; es können deshalb an diesen beiden Tagen nur wirklich dringliche Geschäfte erledigt werden. Dippoldiswalde, am 2l. Februar 1906. V. Reg. Z05/05. Das Königliche Amtsgericht. Das im Grundbuche für Dippolülswnlüo Blatt 802 auf den Namen Aorst ürwoü Dittrivd eingetragene Grundstück soll am 20. LprU 1908, vormittags 10 vdr, an der Ger ich tsste Ile im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 18,8 Ar groß und aus 26550 M. ge schätzt; es besteht aus Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden, die bisher dem Betriebe eines Spedition--, Kohlen-, Getreide-, Futter- und Düngemittel- Geschäftes gedient haben. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbilchamts sowie der übrigen das Grund stück bekeffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zurzeit der Eintragung des am 9. Februar 1906, verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grund buchs nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht be rücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläu» bigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf» gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Dippoldiswalde, den 3. März 1906. 2a. 4/06. Königliches Amtsgericht. Die renitenten Ungarn. In der ungarischen Krisis ist seit der gewaltsamen Auflösung des ungarischen Reichstages noch keine neue Wendung eingetreten, vielmehr besindet sie sich einstweilen in einer Art Stagnation. Eine Nachgiebigkeit ist jeden falls auf keiner Seite zu bemerken, namentlich verharren die ungarischen Oppositionsparteien in ihrer »rotzigen Haltung gegenüber der Krone und der Regierung. Dieser Trotz spricht sich erneut auch in einer Kundmachung der koalierten Parteien an die Nation aus. Das Manifest weist darauf hm, daß die Auflösung des Abgeordneten hauses nicht nur darum erfolgt sei, weil die Mehrheit des Hauses die absoluten militärischen Hoheitsrechte des Herrschers nicht anerkennen konnte, sondern auch um die Selbstbestimmung der Nation auf wirtschaftlichen Gebiete zu vereiteln, ohne Rücksicht darauf, das; die gesetzwidrig zustande gekommenen Handelsverträge für das Land nicht bindend sind. Die Kundmachung sordert sämtliche Bürger ohne Unterschied der Partei auf, gegen die gesetzwidrigen Maßnahmen der Regierungsgewall unermüdlichen Wider stand zu leisten. Die Verfassung müsse schließlich den Sieg krönen. Mit dieser Kundmachung deckt sich im all gemeinen ein offenes Schreiben des bekannten Oppositions führers Julius Andrassy, in welchem er die Stellungnahme der Koalition verteidigt und beide Auslassungen aus dem Oppositionslager haben ossenbar großen Zorn in den Budapester Regicrungskreisen erregt, denn ein offiziöses Regierungskommunique übt an dem Manifest der Koali tion und dem Andrassyschen Schreiben eine sehr scharfe Kritik aus und versucht besonders die Behauptungen des Manifestes Punkt sür Punkt zu entkräften. Am Schlüsse des Regierungskommuniques heißt es ungefähr: Es ist verwunderlich, wenn die Koaliiion die musterhafte Ruhe des Landes, die es kotz aller Anstrengungen zur Auf- relzung der Volksmassen bewahrt hat, sich zum Verdienste anrechnet. Diese Rui,e bedeutet das moralische und politische Todesurteil der Koalition. Andrassy erhosft die Einberufung des Reichstages zu dem gesetzlichen Termin, legt aber/ zugleich den Verwaitungsbeamten die patriotische Ehrenpflicht auf, in der Renitenz zu beharren. Das ganze Wahlverfahren befindet sich jedoch in den Händen der Munizipien. Wenn er trotzdem die Beamten zur Renitenz auffordert, dann sei er es, der die Möglichkeit von Neu wahlen vereitele, und dann habe allein die Koalition die Verantwortung für die Folgen dieses Verfahrens zu tragen. Aus dieser Auslassung von Seiten der Regierung klingt deutlich die Drohung hervor, daß das Ministerium Fejer- vary den parlamentslosen Zustand ausrecht erhallen will, wenn die Opposition nicht bald klein beigeben sollte. Es ist indessen mehr als zweifelhaft, daß sich die Opposition hierdurch einschüchtern lassen sollte, dazu herrscht in ihren Reihen allzuviel Erregung und Verbitterung, Diese Miß stimmung der Ungarn richtet sich nicht nur gegen die Fejervarysche Negierung, sondern auch höher hinauf, so z. B. auch gegen den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, denn die Ablehnung der letzten von Baron Banffy gemachten Vermittelungsvorschläge, welche Baron Fejeroary der Krone überbrachte, seitens des Kaisers, wird auf eine direkte Einwirkung des Erzherzogs Franz Ferdinand zurückgeführt. Vor der Audienz, die der Kaiser den, Varon Fejeroary erteilte, um ihm seine Entscheidung über das Memorandum des Barons Banffy zu verkündigen, hatte der Monarch seinen Neffen und Nachfolger in ein stündiger Audienz empfangen, sie hat jedenfalls den ab schlägigen Bescheid des Monarchen bewirkt. Das Be kanntwerden dieses Umstandes wird wohl nicht dazu bei ¬ tragen, den künftigen Träger der österreichischen Kaiser krone den Ungarn sympathischer zu machen. Er soll vor einiger Zeit den Ausspruch getan haben: „Ungarn ist ein Land, das jedes Jahrhundert einmal erobert werden muß." In einem Gespräch über das ungarische Staatsrecht aber hat er gesagt: „Diesem Unfug muß man endlich ein Ende be reiten." Schon vor drei Jahren soll er gesagt haben: „Nach Ungarn komme ich nur an der Spitze meiner Generale." Damals schrieb eins der heutigen Koalitions blätter: Über die magyarische Nation hat der König, der Franz oder Ferdinand geheißen hat, immer nur Unglück gebracht. Was können wir nun von einem König er warten, der Franz und Ferdinand heißen wird?" Unter dessen hat in Budapest das Verbot der Zeitungskolportage neue Aufregung hervorgerufen. Man bezeichnet diese Maßnahme der Regierung als eine absichtliche und ge waltsame Unterdrückung der freien Meinungsäußerung und von Trepow bis zum Operettenobersten Ollendorf müssen alle Gleichnisse herhalten, welche auf die Minister angewenüet werden. Die Blätter, welche zum größten Teil sür den Straßenverlauf bestimmt waren, fordern ihre Leser unter Berufung auf die absolutistische Gewalttätig keit — selbst „Vudapeste Naplo", das die Bestrebungen der Regierung stets unterstützte, bezeichnet die Maßregelung der Presse als einen Akt der Brutalität — aus, zu abonnieren, da sie bald auch in den Trafiken und im Linzelverkauf nicht mehr zu erhalten sein werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Bezirksversammlung des Land wirtschaftlichen Kreisvereins fand am Sonnabend in der „Reichskrone" statt und war aus allen Teilen des Bezirks gut besucht. Der Vorsitzende, Herr Geh. Ökonomterat Andrä begrüßte die Versammlung.und erteilte das Wort Herrn Medizinalrat Prof. vi. Röder-Dresden über „Erste Hilfe bei Erkrankungen der Haustiere bis zum Erscheinen des Tierarztes". Redner besprach besonders die Erkran kungen und Beschädigungen der Rinder und Pferde und nannte Vorbeugungs- und Hausmittel, empfahl genaue Beobachtung des Krankheitsganges und richtigen Bericht darüber an den Tierarzt mir Vorzeigung der Gegenstände, wie Hufnägel, durch die die Verwundung verursacht worden ist, den zweiten Vortrag hielt Herr Zuchtinspektor Bruchholz-Freiberg über „Weidegang und Jungotehweiden". Nachdem Redner auf die Nachteile der Stallsütterung und auf die Vorteile des Weideganges hingewiesen hatte, be sprach er die Anlegung, Begrasung, Besetzung und Be nutzung einer Jnngviehweide, berichtete über gute Erfolge in verschiedenen Gegenden und munterte zu einem Ver suche in unserm Bezirke auf. Herr Amtshauptmann vr. Mehnert versprach kräftigste Unterstützung der König!. Amtshauplmannschaft, wenn im Wege der Genossenschaften Jungotehweiden angelegt werden. Mit Dankesbezeigungen des Herrn Welde für die Vereinsleitung endete die Be- zirksversammlung. — Um die von Seiten der Redaktion in letzter Zeit so eingehend gegebenen Berichte über die Talsperren- angelegcnheit zu vervollständigen, beabsichtigte dieselbe, einen ihr neuerdings zugegangenen Bericht, welcher das genau nach gesetzlicher Vorschrift vorgenommene Schätzungs verfahren für die Vcitragseinheiten bemängelte, sowie Vorschläge zu einem einfacheren Verfahren enthielt, gleich falls noch zu veröffentlichen. — Durch eine in Dresden am 3. März stattgefundene, von 5—600 Personen besuchte Versammlung ist aber diese Angelegenheit bereits erledigt. Die betreffenden, mehr als vierstündigen Verhandlungen ! wurden von dem Kgl. Kommissar, Amtshauptmann Or. Krug von Nidda geleitet. Nachdem Prof. Albert-Plaue« die jene Schätzungen herbeigeführten Grundsätze erläutert und so weit nötig, gerechtfertigt hatte, bemühte sich eine mitanwesende starke Opposition durch mehrere Sprecher, die Versammlung davon zu überzeugen, daß die Aus führung der projektierten Sperranlagen allerdings höchst wünschenswert sei, aber in der Hauptsache lediglich mit Staatsmitteln ausgeführt werden müsse! Durch die Auf klärungen des König!. Kommissars, sowie energische Appellationen an den Gerechtigkeitssinn der Versammelten von Seiten mehrer anderer Interessenten, erfolgte schließlich die einstimmige Zuwahl mehrerer derselben zu der seitherigen Schätzungskommission, welche umgehend gemeinschaftlich die Beitragseinheiten nochmals zu prüfen und etwa hervorgetretene oder auch nur scheinbare Härten nach Möglichkeit abzustellen oder auszugleichen bemüht sein soll, bevor die alsdann zunächst bevorstehenden oorschriftge- mäßen Verhandlungen des Kgl. Kommissars mit den ein zelnen Interessenten beginnen. Wir schließen uns von Herzen der ebenfalls mehrfach ausgesprochenen Hoffnung an, daß auch der z. Z. versammelte Landtag noch Be schlüsse fassen wird, welcye in Berücksichtigung der gegebenen Verhältnisse die neuerdings zu Tage getretenen vorläufigen finanziellen Schwierigkeiten nunmehr gründlich aus der Welt zu schaffen geeignet sind. Den seitherigen oppositio nellen Interessenten aber legen wir nochmals die Mahnung an das Herz, ernstlich zu bedenken, daß es nach mensch lichem Willen keinem der Beteiligten angesonnen werden soll, auch nur einen Pfennig mehr zu dem ebenso wünschenswerten als umfänglichen Kulturwelke beizutragen, als cs seinen durch dasselbe tatsächlich hrrbeigesührten Vorteilen entspricht. — Möge das alte Sprichwort „Was --lange wärt wird gut!" nun recht bald an unseren Tal sperren in Erfüllung gehen! — Altenberg. An der Eisenbahnschule und Städtische« höheren Lehranstalt hier fand am 1. März unter Vorsitz des Herrn Bezirksschulinspektor B^ ng-Dippoldiswalde als König!. Prüsungskommissares und in Gegenwart der Herren Amtshauplmann Or. Mehnert und Superintendent Hempel die mündliche Reifeprüfung von 40 Abiturienten statt. Sämtliche Prüflinge, denen sich zur Zeit recht günstige Aussichten für ihre Anstellung eröffnen, erhielten das Reifezeugnis. Dresden. Die Zweite Kammer überwies am 2. März auf Antrag der Beschwerde- und Petitionsdeputation, für welche Abg. Günther referierte, die Petitionen 1. der Vereinigung von Bürgermeistern und berufsmäßigen Gemeindevorständen Sachsens, 2. des Direktoriums des Vereins sächsischer Gemeindebenmten zu Leipzig, die Pensionsverhältuisse rc. der Gemelndebcamten und die Errichtung einer Landespensionskasse betreffend, der Regie rung zur Erwägung bezw. zur Kenntnisnahme. Hierauf bewilligte die Kammer in Schlußberatung über den schrift lichen Bericht der Rechenschastsdeputation über Kap. 97 und 99 des Rechenschaftsberichts auf dir Finanzperiode 1902/03, Katholische Kirchen und wohltätige Anstalten sowie Taubstummenanstalten, die eingetretcnen Etatsüber schreitungen. Die Petition des Gemeinderats zu Wildbach und Gen., die Aufhebung des § 11 des Parochiallasten- gesetzes vom Jahre 1838 betreffend und des Gcmeinde- rats zu Gopplasgrün, die Aushebung des Parochialldsten- gesetzes vom Jahre 1838 betreffend, ließ das Haus auf sich beruhen. — Die Beschwerde- und Petitions-Deputation der zweiten Kammer beantragt, die Petition des Gemeinderatr zu Spcchtcitz um Errichtung eines neuen Schulbezirks der