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Ukihmh-Dtmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Dienstag, den 27. Februar 1SV6. Nr. 24. Die .Weltzeritz-Zeitung' krscheint wöchentlich drei- -aal: Dienstag, Donners- ,ag und Sonnabend und i.oird an den vorhergehen- henWenden ausgegeben. Preis viert eljäkrllch 1M Ai Pfg., zweimonatlich Vermckvorllicher Redakteur: Paul Jehnr - Drink mld Verlag von Carl Jehne in ». .. Mtt achtssMMW „SUsstMrLs» AnterhaltMgsdlsLt' Mit und hausw r scha^ch Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und bestimmten Tagen wird keine Garantie —' 72. Jahrgang. Jnleratc, welche bei d«^ bedei.tenden Auslage des Blattes 'ine sehr wwk same Verdrehung finden werden mit 12 P<g., solch, aus unserer Amtshnupi Mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta» bellarische und koinpli Pfg. Einzelne Nummern I sprechendem Aufschlag — LV Pfg. — Alle Poftan- s V V Eingesandt, lm redant»' NPSLLKL Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die MUiche UmishauOnamschast, das MUich- Amtsgericht und dm Stadtrat zu IlpMiswalde Für die bevorstehende VUI evangelisch-lutherische Landessynode macht sich im Wahlbezirke Nr. Vll. der nach der Bekanntmachung des Evangelisch-lutherischen Landes konsistoriums vom 2. Januar 1906 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 2 flg.) die sämtlichen Parochien der Ephorie Dippoldiswalde umfaßt, an Stelle des aus scheidenden Herrn Oberhofpredigers O. Ackermann, Magnifizenz, die Neuwahl eines geistlichen Abgeordneten nötig. Nachdem ich von dem Evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium zum Kommissar für die Leitung dieser Wahl bestellt worden bin, richte ich an sämtliche Kirchenvorstände des VII. Wahlbezirks hierdurch die Aufforderung, ungesäumt in Gemäßheit der Vor schriften in 8 38, Absatz 2 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom 30. März 1868 in Verbindung mit der, eine authentische Erläuterung dieser Bestimmung betreffenden Bekanntmachung vom 3. Juni 1871 (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1871, Seite 79) zur Wahl der von jedem Kirchenvorstande in die Wahlversammlung zu entsendenden weltlichen Wahlmanner zu verschreiten und das Ergebnis dieser Wahlen unter Benutzung eines den Kirchcnvorjtänden demnächst zugehenden Vordrucks bis spätestens zum 13. März dieses Jahres mir schriftlich anzuzeigen. Auf Einhaltung dieser Frist werden die Kirchenvorstände noch besonders mit dem Bemerken hinge wiesen, daß die Anzeige die vollständigen Namen der Wahlmänner und, Lasern ein Kirchenvorstand im voraus für den Behinderungsfall Stellvertreter derselben tzu wählen für zweckmäßig befindet, auch deren Namen zu enthalten hat (8 4 der Ver ordnung, das Verfahren bei den Wahlen zur evangelisch-lutherischen Landessynode be treffend, vom 11. März 1890. Jeder Kirchenvorstand hat aus seiner Mitte soviel weltliche Mitglieder als Wahlmänner zu entsenden, als ständige geistliche Stellen in der Parochie vorhanden sind, wobei es keinen Unterschied macht, ob eine Stelle bloß vorübergehend unbesetzt ist. Die Kirchenvorstände in Kirchspielen, die aus Mutter- und Tochter- oder Schwester gemeinden bestehen und bei denen nur ein konfirmierter Geistlicher angestelit ist, wählen gemeinschaftlich einen weltlichen Wahlmann. Im übrigen leiden nach 8 3 der oben gedachten Verordnung vom I I März 1890 auf die Wahlen der weltlichen Wahlmänner und beziehentlich deren Stellvertreter die Bestimmungen in 8 28, Absatz 2 und 3 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom 30. März 1868 Anwendung; es haben sonach diese Wahlen in einer Sitzung des Kirchenoorstandes, beziehentlich was die Kirchenvorstände verbundener Kirchspiele (Mutter- Tochter-, Schwesterkirchen), bei welchen nur ein konfirmierter Geistlicher ange- stellt ist, betrisft, in einer gemeinschaftlichen Sitzung mit Stimmenmehrheit zu er- folgen. In dieser Sitzung müssen wenigstens zwei Dritteile der Mitglieder anwesend sein; bei Stimmengleichheit hat der Vorsitzende die entscheidende Stimme. Wenn hiernächst das Evangelisch-lutherische Landeskonsistorium zur Vornahme der eingangs bezeichneten Abgeordnetenwahl Mittwoch, den 21. Marz dieses Jahres, festgesetzt hat, so werden die Herren Geistlichen und weltlichen Wahlmänner des Vll Wahlbezirkes hiervon mit dem Ersuchen in Kenntnis gesetzt, sich an gedachtem Tage, mittags 12 Uhr, im Sitzungssaals der Königlichen Amtshauptmannschaft Dippol. walde zu der betreffenden Wahlhandlung pünktlich einzufinden. Die Herren Wahl männer haben sich hierbei, insoweit sie nicht von dem anwesenden Herrn Ortsgeistlichen persönlich legitimiert werden, durch eine legale Bescheinigung des Kirchenvorstandsvor sitzenden auszuweilen. Dippoldiswalde, am 21. Februar 1906. Der Wahlkommijsar für den VH. Synodal-Wahlbezirk. Nr. 160K. Amtshauptmann vr. Mehnert. Die Vergütung für die von den Gemeinden im Monat Februar dieses Jahres an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: für 100 Kilo Hafer 17 M. 67 Pf., für 100 Kilo Heu 6 M. 30 Pf., für 100 Kilo Stroh 5 M. 78 Pfg. Dippoldiswalde, am 23. Februar 1906. Königliche Amtshauptmannschaft. Zill MMN WM dts -Mtl! MlstlWlts. Am 27. Februar. Fünfundzwanzig Jahre sind am heutigen 27. Februar verflossen, seit jenem festesfrohen Tage, da der junge Zoilernprinz Wilhelm der liebreizenden Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein die Hand zum Lebens- mnde reichte. Erst ein halbes Jahr vorher, in den Juni- agen 1880, war die Verlobung des jungen Paares kund egeben worden und bereits im Februar des nächsten Zahres konnte sich die Neichshauptstadt rüsten, das junge Zaar, das treue Liebe zusammenführte, festlich zu begrüßen. :s waren Tage der Freude und des Glückes, diese letzten februartage des Jahres 1881. Ganz Deutschland nahm m dem Feste im Kaiserhause innigsten Anteil. Depu- ationen aus allen Landesteilen waren herbeigeeilt, um em Kaiserhause bei diesem Familienfeste von neuem Liebe nd Treue zu geloben. Fürstliche Gäste vertraten alle >errscherfamilien des alten Europas. Die Stadt war aufs mächtigste geschmückt, besonders die via triumpkalis „Unter en Linden", auf der die fürstliche Braut, vom Schlosse Sellevue kommend, ihren Einzug hielt. Acht Rappen zogen en goldschimmernden Wagen, der mit weißem Atlas usgeschlagen war. Die Kanonen donnerten, als der Srautwagen durch das althistorische Brandenburger Tor uhr und auf dem davor liegenden „Pariser Platz" an- ielt. Hier empfingen die Behörden der Stadt, Ober- ürgermeister von Forkenbeck an der Spitze, die Braut des kinzen Wilhelm und riefen ihr aufrichtigste Willkommens- llüße entgegen. Noch am Nachmittage des Einzugstages ollzog der Minister des Königlichen Hauses, Graf Schleinitz ie standesamtliche Trauung. Die kirchliche Einsegnung olgte unmittelbar darauf. Zum Festliede hatte sich die Kinzessin das alte schöne: „Jesu geh' voran auf der lebensbahn" gewählt und als sie nun der Oberhofprediger cagte, ob nicht die zweite Strophe, die mit den Worten eginnt: „Soll's uns hart ergeh'n, laß uns feste stehen", usgelassen werden solle, da erwiderte sie entschieden: Nein, die soll erst recht gesungen werden, denn ich glaube urchaus nicht, daß ich in meinem neuen Stande immer us Rosen wandeln werde. Doch habe ich einen Trost: kinz Wilhelin denkt so wie ich und ich wie er. Wir aben uns vorgenommen, alles gemeinsam zu tragen und > soll uns auch das Schwere leichter werden." — Mit iesem hohen Pslichtbewußtsein ging die schleswig-holstei- ische Prinzessin an ihre neue Aufgabe heran, sich darauf orzubereiten, einst eine gute Landesmutter zu werden, nd sie ist in ihrem Bestreben von ihrem Gemahl liebevoll iterstützt worden. Stellte er doch selbst die Pflicht stets »r alles. Selbst an seinem Hochzeitstage setzte er sich - er war damals Hauptmann — an die Spitze seiner ompanie in Potsdam und führte sie nach Berlin ins önigsschloß, um hier seine Braut zu empfangen. Und noch am Morgen des für ihn so wichtigen Tages eledigte er Kompaniegeschäste und überbrachte sogar seinem alten braven Feldwebel das ihm zu dem Feste verliehene Ehren zeichen eigenhändig nach Potsdam hin. Von diesem hohen Pflichtgefühl hat das hohe Paar sich stets, unbeeinflußt von anderen Gefühlen, leiten lassen in guten und schweren Stunden. Und es gab manche bittere Stunde im Leben des hohen Paares, als der ehrwürdige Großvater des Prinzen, der erste Kaiser des neuen Reiches, heimging, und wenige Wochen später, als sein eigener Vater mit dem Tode rang. Stets stand ihm das Wort vor Augen, das er einst wenige Tage nach seinem Hochzeitssejte an die Vertreter der Städte richtete, als er ihnen erklärte: „Unser ganzes Leben soll der Erfüllung unserer Pflichten gewidmet sein!" — Aber auch die Tage der Freude und des Glückes sind zahlreich gewesen im deutschen Kaiser hause. Sechs Prinzen und eine Prinzessin werden den kaiserlichen Eltern zu ihrer Silberfeier ihre innigsten Wünsche überbringen, in Gemeinschaft mit der anmutigen jungen Kronprinzessin und der liebreizenden Braut des Prinzen Este! Friedrich, die diesem an dem yohen Festtage die Hand zum Ehcbunde reicht. Und der Wunsch, den man allen.Silberpaaren an ihrem Freuöentage zuruft, er habe auch für unser geliebtes Kaiserpaar Geltung: Aus „Silber" niöge „Gold" werden! ^Der Konflikt zwischen Frankreich und Venezuela. Bekanntlich sieht sich die Republik Venezuela durch das mindestens sonderbare Gebühren des Präsidenten Castro und seiner Regierung in einen neuen Zwischenfall mit dem Auslande verwickelt, diesmal mit Frankreich. Er ist durch die Disferenzen der französischen Kabelgesellschaft in Caracas mit der venezuelanischen Regierung entstanden und erfuhr dann rasch seine Weiterbildung durch eine Reihe veratorischer Maßnahmen des Präsidenten Castro gegen die Interessen Frankreichs in Venezuela, bis dann die grobe Behandlung des französischen Geschäftsträgers in Caracas, Mr. Taigny, beim offiziellen Neujahrsemp fang den negativen Liebenswürdigkeiten Venezuelas gegen über Frankreich die Krone aufsetzte. Die Antwort fran- zösischerseits war natürlich der Abbruch jeglicher diplomati scher Beziehungen, und die französische Regierung wollte gelegentlich der Abreise ihres Vertreters den Herren Vene- zuelanern eine energische Verwarnung zu Teil werden lassen und zugleich dem Geschäftsträger einen pompösen Abgang aus jenen Breiten sichern, in denen alles auf äußeres Prunken und Prangen ankommt. Drei Kriegs schiffe sollten aus Fort des France an die Küste Vene zuelas dampfen und Herrn Taigny mit allen militärischen Ehren abholen. Der brave Castro war indessen nieder- trächtig genug, den französischen Geschäftsträger auf einem simplen Frachtdampfer abzuschieben. Bei der schnell auf brausenden gallischen Empfindlichkeit hätte man erwarten dürfen, daß man von Paris aus sofort Ordre de Bataille gegen Castro gedrahtet hätte, aber wir sind heute schon im Februar und haben noch nichts derartiges vernommen. Man ist in Paris sich offenbar nicht darüber klar, welche Rolle bei einer kriegerischen Aktion gegen Venezuela die Vereinigten Staaten spielen würden, und merkwürdiger weise hat Theodor Roosevelt sich in seiner letzten Botschaft an den Kongreß über den Streitfall zwischen Frankreich und Venezuela gründlich ausgeschwiegen. In diesen Zeiten der Algesiras-Konferenz will nian es in Paris durchaus nicht mit Bruder Jonathan verderben, und so hat man die Praxis des Abwartens eingeschlagen, trotzdem man am liebsten den Herrn Cypriano Castro kräftig eins in den steifen Nacken gegeben hätte. Dieser durchschaut die Situation aber vollkommen. Er weiß, daß Nordamerika, erfolgreich mit seiner Monreo-Doktrin bei den lateinischen Republiken krebsen geht, den Franzosen zu Liebe in keine Aktion willigen wird, welche die übrigen Südamerikaner stutzig machen könnte. Er weiß ferner, daß die Franzosen auf eigene Faust nicht gegen ihn vorgehen werden, und diese Erkenntnis hat ihn zu den Unverfrorenheiten er mutigt, welche Herrn Taigny und der Republik den weiteren diplomatischen Verkehr unmöglich erscheinen ließen. So ist denn die in der neuesten Venezuela-Affäre ge schaffene Lage keineswegs eine für Frankreich günstige, s« merkwürdig es auch anmutet, daß eine europäische Macht ersten Ranges, wie Frankreich, sich nicht dazu entschließen kann, einfach mit militärischer Gewalt den Gernegroß Venezuela den Standpunkt gründlich klar zu macken. In dieser Notlage ist man in deutschfeindlichen Pariser Kreisen auf den Gedanken gekommen, das böse Deutschland als den eigentlichen Widersacher Frankreichs in Venezuela hinzustellen, und so ist denn in französischen Blättern flugs ein kleiner Verleumdungsfeldzug gegen Deutschland anläßlich des Venezuela-Konfliktes in Szene gesetzt worden. Man kann nur lebhaft wünschen, daß die französische Re gierung baldigst diese antideutschen Preßäußerungen desavouieren möge, sonst könnte es sich leicht ereignen, daß die Schwierigkeiten Frankreichs in dem Konflikt mit Venezuela noch vermehrt werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das deutsche Kaiserpaar feiert am heutigen Dienstag seine silberne Hochzeit. Auch wir schließen uns an unserem bescheidenen Teile den zahllosen Glückwünschenden an, indem wir unseren geehrten Abonnenten zu dem Festtage eine besondere reichillustrierte Beilage zukommen lassen. — Der Bürgerverein, einer der ältesten Vereine unserer Stadt, hielt am Sonntag in der Reichskrone zum Resten des Bürgerhospitalfonds eine öffentliche Abend-