Volltext Seite (XML)
wurden wir durch Scheinwerfer beleuchtet; gleich darauf fielen die ersten Granaten in unsrer Nähe. Das russische Schiff feuerte nach allen Seiten, bis 80 Schüsse in der Minute. Gegen 1/210 Uhr kam der Frachtdampfer in unsre Nähe und lenkte das Feuer auf sich. Beim Lichte des Scheinwerfers konnten wir das Ausschlagen der Granaten dicht bei diesem Dampfer beobachten, sahen dann südlich einen zweiten Scheinwerfer und in der Nähe des uns beschießenden Schiffes Granaten aufschlagen. Wir blieben unbeschädigt. Nach 11 Uhr kamen keine Granaten mehr." — Daß diese Vorfälle nicht zu einer günstigen Beurteilung des Vorgehens der baltischen Flotte beitragen, ist zweifellos. — Gouverneur Leutwein soll alle Warnungen vor einem bevorstehenden Aufstande der Witbois in den Wind geschlagen haben. In einem im „Loburger Tageblatt", abgedruckten, am 22. September, also noch aus der Zeit vor dem Ausbruch des Witboi-Aufstandes, datierten Schreiben eines früher in Südwest, jetzt in der Kapkolonie wohnenden Deutschen heitzt es unter anderem: „Bei uns geht das Gerücht, bah Witboi demnächst den Deutschen den Krieg erklären und sich den aufständigen Hereros anschließen werde. Den Witbois sollen sich alle Hottentotten- und sonstigen Eingeborenenstämme anzuschließen versprochen haben, sobald Witboi den ersten Erfolg gegen die Deutschen er- zielt habe. In englischen Kreisen wird dem Witboi schon lange nicht getraut, er hat schon seit 3 Monaten bei englischen Firmen Waffen bestellt und geliefert erhalten. Als seitens der deutlchen Kolonialregierung vor Monaten der Entschluß gefaßt worden war, Hendrik Witbois Leuten alle Waffen wegzunehmen, sobald die Hereros besiegt seien, hat Hendrik Witboi eine feindselige Haltung eingenommen und englischen Unterhändlern gegenüber gar kein Hehl gemacht, daß er sich gegen die Deutschen erheben werde. Der deutsche Gouverneur wurde schon vor Monaten darauf aufmerksam gemacht und gewarnt, aber niemand gibt etwas darauf, im Gegenteil, man hat Witboi noch einen Orden verliehen <!). Nun, ist es nicht sehr unklug gehandelt: erst sagt man, daß man ihm und seinen Leuten alle Waffen wegnehmen werde, den Hauptstolz dieser Wilden, und dann will man ihn mit einem Orden besänftigen und zur Waffenabgabe gefügig machen?! . . . Die Schadenfreude der Engländer merkt man überall heraus. Gern liefern sie den Aufständischen Waffen und ermuntern sie und nehmen sie zuguterletzt bereitwilligt auf ihr Gebiet." Es werden zwar — und die Deutschen Südwestafrikas erfahren das täglich — die unglaublichsten Gerüchte (Stories) mit einer fabelhaften Geschwindigkeit im ganzen Schutzgebiet verbreitet, es wäre also an sich nicht tadelns wert, wenn auf Gerüchte beruhende Warnungen übersehen worden wären, aber den bestimmten Aussagen über eng lische Waffenlieferungen usw. mutzte nachgegangen werden. Hatte wirklich Leutwein genauere Kenntnis von den be treffenden Punkten, so mutz seine Vertrauensseligkeit ge radezu unbegreiflich erscheinen, nachdem sich schon die Ver kennung des Eingeborenencharakters im Hereroaufstande so furchtbar gerächt hatte. — Die Entwürfe der Militärpensionsgesetze sind an die Ausschüsse des Bundesrates verwiesen und man hofft, datz dort die Prüfung und Beratung derselben so weit gefördert werden, datz sie noch vor dem Wieder beginn des Reich-tages diese Instanzen durchlaufen haben. So könnte möglicherweise die Militärpensionsgesetzvorlage dem Reichstage sehr bald zugehen. — Auf der Weltausstellung in St. Louis hat Deutsch land verhältnismäßig die meisten Preise erhalten. Von 2200 Ausstellern wurden 1720 prämiiert. — Die deutsch-schweizerischen Handelsvertrags verhandlungen in Luzern, die eine Zeitlang auf dem Punkte waren, abgebrochen zu werden, nehmen ihren Fortgang. Wenn auch noch erhebliche Schwierigkeiten be stehen, tritt doch beiderseits der gute Wille zutage, neue Verständigungen zu erzielen. — Der Beirat für Arbeiterstatistik ist zum 7. November einberufen. Seine diesmaligen Erhebungen erstrecken sich auf die Arbeitszeit in Plätt- und Wasch anstalten. — Hut ab. Oldenburgs Grotzherzog macht Schule. Jetzt sollen auch die alten Veteranen, laut einer Verfügung des Preußischen Landes-Kriegerverbandes, einem Wunsche des Kaisers gemäß beim Vorbeimarsch auf Kommando den Hut abnehmen. Die Ausführung des Kommandos „Hut ab" wird sich jedenfalls recht hübsch ausnehmen. Berlin. Die „Voss. Ztg.", die „Tägl. Rundschau" und das „Berl. Tageblatt" erhielten die Mitteilung, der Bundesrat habe im lippischen Thronstreit sich dahin aus gesprochen, daß erstens die Regentschaft des Grafen Leo pold zur Lippe-Viesterfeld zu Recht bestehe und daß zweitens die übrigen Streitigkeiten durch ein unter Vor sitz eines Herrschers zu bildendes Schiedsgericht zu ent scheiden sind. — Unsere Festungen im Vergleiche zu Port Arthur. Über dieses Thema schreibt das „Militär- Wochenblatt" u. a.: „Seit den Türkenkriegen ist keine Festung mit solcher Heftigkeit, mit solcher Gleichgültigkeit gegen die stärksten Verluste an Menschenleben angegriffen, noch niemals mit solcher Hartnäckigkeit in schier endlosem Ansturm auf ihre Widerstandsfähigkeit erprobt worden. Wenn diese Festung, deren Vollwertigkeit in mehr als einer Beziehung bezweifelt werden muß, in der Hand eines tapferen und seiner Aufgabe gewachsenen Komman danten solchem Angriff solange und erfolgreich widerstehen konnte, so dürfen wir mit vollster Zuversicht unseren besser ausgestatteten Festungen das Vertrauen schenken, daß sie ihre Aufgabe voll erfüllen werden, indem sie die Garantien eines anhaltenden und geraume Zeit jedem Angriffsmittel gewachsenen Widerstandes bieten. Datz die Widerstands fähigkeit der russischen Werke allen Anforderungen voll ständig gewachsen ist, ist zweifelhaft,- ferner ist es auch fraglich, ob die Vorbereitung der artilleristischen Verteidi gung auch nur annähernd die bei uns angestrebte Voll kommenheit erreicht hat." Beachtenswert sind auch die Ausführungen des Fachblaites über das Minenwesen: „Mit der Organisation unserer Pioniertruppe ist der Mineur aus der deutschen Armee verschwunden und damit auch das Interesse für die weitere Entwickelung des Minenwesens und der Mineurwissenschaft. Im Auslande haben diese wesentliche, aber bei uns beinahe unbeachtet gebliebene Fortschritte gemacht, besonders läßt sich die russische Armee die Pflege des Minenwesens angelegen sein. . . . Während die Verteidigung (von Port Arthur) in dieser Weise doch wohl nicht ganz unwesentliche Vorteile zu ziehen vermochte, mußten die Japaner offenbar von ihrem Vorhaben eines Minenangriffs abstehen, da ihre technische Truppe, genau nach preußischem Muster ausgebildet, die hiermit verbundenen technischen Arbeiten nicht zu be wältigen vermochte. Hierin liegt eine wohl zu beherzigende Mahnung." Lübeck, l. November. In der vergangenen Nacht nach Beendigung der Vorstellung ist das 2000 Personen fassende Gebäude des Zirkus Reuterkrug abgebrannt. Vier Pferde, zahlreiche Garderoben- und Ausstattungsstücke sowie Musikinstrumente sind verbrannt. Bayern. Der Prinzregent, der sich zurzeit in Königs see aufhält, leidet seit einigen Tagen an Neuralgie des rechten Beines und hat deshalb seine Rückkehr nach München auf den heutigen Mittwoch verschoben. In den letzten Tagen waren wohl infolge der schlechten Witterung bei den diesjährigen Hochgebirgsjagdcn die Schmerzen heftiger geworden, hielten länger an und verhinderten vor allem das Gehen. Nach einem Telegramm der „TäM Rundsch." ist der Leibarzt, vr. Angerer, bereits am Frei tag nach St. Bartholoma« am Königesee abgereist; Ministerpräsident Podewils fuhr bereit» am Vormittag desselben Tages dahin und wird bis auf weiteres dort bleiben. Die Erkrankung scheint nicht unbedenklich, wenn gleich das Allgemeinbefinden des Prinzregenten ausge zeichnet sein soll. Bei seinem Patriarchenalter kann dem Prinzregenten in der Tat jede Unpäßlichkeit leicht gefähr lich werden. Rotterdam. Die Leiche des Erpräsidenten Krüger wurde am 31. Oktober von hier nach Südafrika einge schifft. Pisa. Der Bischof von Pisa hat sich nach Rosoro begeben, um der königlichen Familie im Namen des Papstes einen Besuch abzustatten. Dies wird umso mehr bemerkt, als der Besuch vor den Wahlen stattfindet. Frankreich. In der Nähe von Maur landeten zwei deutsche Offiziere mit einem Ballon. Nachdem die Landung vollzogen, unterrichteten die Offiziere die deutsche Gesandt schaft von ihrer Ankunft auf französischem Boden und stellten sich alsdann den Lokalbehörden zur Verfügung. England. Erkundigungen an leitender Stelle ergaben folgendes: Die Verhandlungen mit Rußland scheiterten bisher nur an der englischen Forderung der sofortigen Bestrafung der für die Gewalttat verantwortlichen Offi ziere. Rußland weigert sich, sie ohne Untersuchung zu be strafen. Man glaubt, eine Verständigung werde erzielt werden, wenn Rußland eine umfassende Untersuchung ver spricht. Geschieht dies nicht bis heute abend, so hält man den Krieg für unvermeidlich. Petersburg. Admiral Roschjestwenski meldet, die Nordseeaffäre sei heroorgerufen durch den nächtlichen Angriff zweier fremder Torpedoboote auf das vorderste Schiff des Geschwaders, worauf das Geschwader feuerte. Ein Scheinwerfer zeigte den Fischerdampfern ähnelnde Schiffe. Um diese zu schonen, wurde das Feuer einge stellt, sobald die Torpedoboote verschwunden waren. Eines derselben wurde in den Grund gebohrt, das andere be schädigt. Das letztere blieb, wie die Fischer sagen, bis zum frühen Morgen bei ihnen. Sie hielten es für ein russisches und waren empört, daß es das Rettungswerk unterließ. Es war aber ein fremdes, das sich nicht zu er kennen zu geben wagte. Ich bitte, den Fischern das Bei leid des Geschwaders auszudrücken. Kein Kriegsschiff konnte anders handeln. Das Geschwader leistete den Fischdampfern keine Hilfe, da es sie im Verdacht hatte, datz sie Beihilfe leisteten, denn sie versuchten hartnäckig, die Linie der Schiffe zu durchbrechen. Einige von ihnen zeigten gar keine Lichter, andere erst sehr spät. — Über den offiziellen Bericht des Admirals Roschd- jestwenski herrscht in London Erstaunen. Die englische Negierung will genau wissen, datz keine Torpedoboote in der Nähe der Fischerflotte waren. Selbst wenn welche dort waren, meint die englische Regierung, sei Roschdjest- wenski straffällig, da er auf wehrlose Fischer geschossen habe. Der französische Botschafter suchte zu vermitteln, England ist aber nicht geneigt, eine Vermittelung einzu gehen. Der russische Botschafter kann auf keinen Fall mehr tun, als Noten austauschen, obwohl er den Ernst der Lage einsieht. — Nach einem Telegramm aus Petersburg genehmigte Kaiser Nikolaus den Vorschlag, den englisch-russischen Streit fall einem internationalen Gerichtshöfe zu unterbreiten. Altertumsmuseum. Geöffnet: Sonntags von 11—12 Uhr im hiesigen früheren Wachlokale, 2 Trppen. UotHoxou 7 Stück Schwarzflügel, Kupfer gimpel, 1 weiße Kröpfertäubin. Wer selb, zurückbr.oder über d. Verbleib Aufschluß gibt, erhält eine gute Belohnung, k. Förko. Eine schöne sonnige Vkodmwk mit allem Zubehör ist zu ver mieten und Neujahr zu beziehen. Schuhgasse 120. kill MkrsWkk GWrrfiihm lilllt Mi Weiler finden dauernde Beschäftigung in der Vusodmüdlv ru 8okmioävder8> WW-AUM. Hierdurch die ergebene Anzeige, daß ich mich in Reichstädt als Schuhmacher niedergelassen habe. Indem ich die geehrten Bewohner von Reichstädt und Umg. um geneigte Berücksichtigung bitte, versichere ich, datz ich alle mich mit Aufträgen Beehrende streng reell bedienen werde. Sämtliche Arbeiten, vom einfachsten bis zu dem elegantesten, versichere ich gut und zu den billigsten Preisen auszuführen und bitte um gütigen Zuspruch. Hochachtungsvoll Reichstädt. Paul Göpfert. »WO Milch. "Mg 80—100 Liter Milch L Liter 15 Pfennig, sosort gesucht. Offerten an vroscksu, Löbtauer Str. 321. I. Knabe, welcher Lust hat, die OtSll- sotroro! gründlich zu erlernen, findet unter günstigen Bedingungen Ostern 1005 Auf nahme. Ofcnlager Lrtk. Uvillv, Markt 45. Ballschuhe, weitz, grau, Chevreaur, Lack-, Ziegen-, Gemsleder in großer Auswahl empfiehlt 8vkuk«srsntlLU8 lUugo Brauhofstratze 300. W MO ÄmkirM "MV? L W P HmiN ml IIntnW, D W 8mmWstckM, "M> L MO SM ml Stimmst. W I UWlM, cktlsiiM, W M MW». SW empfiehlt zu billigsten Preisen Uslemkr Junges ostpreußisches Miekvlod (sehr preiswürdig) ist ein- getrosfen. Uotodorl, üdordLsUek. Empfehle zum Kirmesfest: Usktovkuod0ll von ä 1.20 M. an. Bei größerem Bedarf bitte vorher zu bestellen. bsul Bäckermeister. rrisodv kökUueo, trisod evrLuedorto uuck ürLt-llvrlußo, Hisakos 8suorkrsut uuck 8suvreurkvn, xroüv Uotkrsut-, Voiükrsut- imck 8oUorioköpko empsiehlt ttei'insi,!, Wüllens , Freiberger Straße. ksclimnen empfiehlt billigst Johann Kalenda. Schöllt Karpfen empfiehlt kengen. Soiäoidoorivoill, ckoliLvoisdoormoiv, a Flasche 60 Pfg., 8tSvK»ldvorvoi» und Lpkolukolo, ä Fl. 50 Pfg., verkauft v. Uoimsim, Gartenstraße. Leere Flasche gegen 10 Pfg. zurück. Mer sMiim mit PölliW empfiehlt frisch LaßUSt krvnrol. MMicht/ echt Petersburger, schottische und deutsche Harburger empfiehlt noch zu billigen Preisen Schuhwarenhaus Hugo Jäckel, Brauhofstraße 300. AWW Mhtseil, lägliLlZ knisvk, empf ehlt UugusK kÜLSvkuks SEO Filzstiefel, Filzpantoffel, "MS Einlegesohlen, nur prima Waren, größte Auswahl zu festen billigen Preisen. LoimdmLroodsus Nugo ^Lokoi, Brauhosstraße 300. aller Arten in den Preis lagen von M. 3.50 bi» 90 M. empfiehlt in größter Auswahl LarL Legner. kMpsM lß.rö. vosoUsedstt Mittwoch, den 2. November, >/29 Uhr, -WtUslMlllW in „Stadt Dresden". Besprechung wegen Abänderung der Statuten. Vorstandswahl. D. B. Jeden Freitag Kartoffelkuchen bei Gietzolt.