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Weihech-Mmg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. zeile 20 Psg. Die Meilitz-Zeitung- «scheint wöchentlichdrei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen. denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- Jnlerate, welche bei d« bedeutenden Auslage des Blattes 'ine sehr wirk- same Verbreitung finden, werden mit 12 solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli- ftalten, Postboten, sowie «nsere Austräger nehmen Bestellungen an. — . Amtsblatt für di- Königliche Umtshanptmamschafl, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat M AipMrswalde. zierte Inserate mit ent- sprechendem Ausschlag. — Eingesandt, im redartio- ncllen Teile, die Spalten- Nr. 42. Vaul Jelme. - Druck und Verlag von Carl JelMe m Dippoldiswalde. Vermckvorlllcher Mdakwrr. Par r kauswirtschaftlicher Monat,-Beilage. Mit achtteilige« ..Illustrierten Unterhaltung»»»««". . Donnerstag, den 14. April 1904. 70. Jahrgang. Manl- und Klauenseuche. Zur Verhütung der weiteren Ausbreitung der durch Rindertransporte aus Preuszen eingeschleppten Maul- und Klauenseuche hat die Königliche Kreishauptmannscha zu Dresden die Vornahme der in 8 21 Ziffer 1-5 der Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 30. Oktober 1000 vorgeschnebenen Maßregeln ange ordnet. Die Bestimmungen des erwähnten 8 2l Ziffer l—5, soweit sie hier m be tracht kommen, sind in der diesbezüglichen Bekanntmachung der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft in der vorigen Nummer der „Weißeritz-Zeitung" mit abgedruat, und es wird deshalb auf den Inhalt hiermit verwiesen mit dem Bemerken, daß den dort ersichtlichen Vorschriften zur Vermeidung der gesetzlichen Strafen auch im Stadt bezirke Dippoldiswalde allenthalben genau nachzugehen ist. Dippoldiswalde, am 12. April 1004. Der Stadtrat. Voigt. LssMiche LihW der AMmiAtm zu HMiMlk rroltse, lloll 18. Lprll 1904, abends 8 Uhr, im Sitzungszimmer im hiesigen Rathause. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Die am 1. April fälligen Brandkassenbeiträge auf den 1. Termin mit 1 Pfg. für die Einheit sind innerhalb 14 Tagen an die Stadtsteuereinnahme zu bezahlen. Dippoldiswalde, am 29. März 1904. Der Stadtrat. Voigt. Bekanntmachung. Bei dem fiskalischen Kattwerke zu Hermsdorf i. Erzgeb. ist wieder gebnsnnlvr* 8su- unil vüngelrs», vorrätig König!. Forstrentamt Frauenstein, am 11. April 1904. Krause. Die Erweckung schlafender Länder. Noch ist nicht die geringste Entscheidung zwischen Mußland und Japan in dem großen Ringen um die Herrschaft im nordöstlichen Asien gefallen, denn die Heeres säulen der beiden Gegner sind bei der langsamen Über windung ungeheurer Transport- und Terrainschwierigkeiten noch immer nicht nahe genug aneinander herangekommen, um eine große Schlacht zu schlagen, aber doch sind in Lem russisch-japanischen Kriege bereits Schillers grandiose Worte wahr geworden: „Auch der Krieg hat seine Ehre, denn er ist der Beweger des Völkergeschicks!" — Aus weiten Ländcrgebieten die man bisher nur dem Namen nach kannte und die eine Art Schlummerdasein führten, dringt auf einmal die Kunde von ihren wahren Zuständen und von einem gewaltigen Anstoße zu einem neuen Leben durch die Welt und zwar lediglich deshalb, weil russische und japanische Heere durch diese Länder, durch die Mand schurei und durch Korea ziehen. Jetzt ist auf einmal das verachtete Korea das Land der ausgehenden Sonne und der unermeßlichen Naturschätze geworden, und die Mand schurei hat man plötzlich als das Land der schnellsten und besten Pferde, der tollkühnsten Reiter und der noch unge hobenen Metallschätze entdeckt. Selbst das größte der noch schlafenden Länder, das bezopste China, fängt an von dem gewaltigen kriegerischen Zusammenstöße zwischen Rußland und Japan zu profitieren und zu neuem Leben zu erwecken. Bei allen denkenden chinesischen Staats männern, Generälen, Beamten, Gelehrten und Kaufleuten, die alle vor Rußland eine große Furcht haben, hat es nämlich einen mächtigen Eindruck gemacht, daß das große Rußland von dem viel kleineren Japan energisch bekriegt wird und zur See schon Schlappen erlitten hat. Der große, gährende Gedanke ist daher in China entstanden, Laß sich China nicht mehr alles von Rußland gefallen zu lassen brauche, wenn es ähnliche Reformen für seine Staatsverfassung, für seine Schulen, für sein Heer, für feine Flotte und für seinen Handel und Verkehr wie Iapan einführe. Beschämt sehen jetzt die Chinesen, daß ihnen die Japaner im Kulturfortschritt weit voraus sind, und sie erkennen auch, daß in dem Kulturfortschritt Japans Mut und Macht begründet worden ist, welche die Japaner befähigen, mit einem so großen Gegner wie Rußland den Kampf aufzunehmen. Es mag der russisch-japanische Krieg ausfallen wie er will, so steht schon heute so viel fest, daß Korea, die Mandschurei und China nicht wieder in den alten Schlummerzustand zurückoerfallen können, in welchem sie sich seit Jahrtausenden befunden haben, denn der Krieg ist ein Brenneisen, das gründlicher wie alle anderen Maßregeln und Gesetze mit verrotteten Zuständen, mit Schlendrian und Trägheit, Unwissenheit und Torheit aufräumt. Als oberstes Naturgesetz und letztes Hilfsmittel in der Entwickelung der Völker bringt der Krieg und Kampf alle in einem Lande und in einem Volke vielfach noch schlummernden Kräfte zur wirklichen Geltung und Förderung und so sehr wir auch den Kriegszustand zu vermeiden suchen müssen, so ist es doch klar, daß der Krieg neben seinen Greueln auch viel Segen im Gefolge hat. Am meisten ist dies natürlich bei halbkultivierten aber barbarischen Ländern der Aall oder bei solchen, die wie Frankreich bis zum Jahre 1870 in einem frevelhaften Dünkel leben. Gegenüber solchen unvernünftigen und un gerechten Zuständen ist ein Krieg, als begrenzte Brand fackel aufgefaßt, das allein noch wirksame Heilmittel. Und so wollen wir auch nicht zu den Pessimisten und Angst meiern gehören, die in einem Kriege nur die Verluste, die Schrecken und Gefahren sehen, sondern wir wollen hoffen, daß in letzter Linie der ostasiatische Krieg und der ihm folgende Frieden auch noch der Kultur und dem Weltverkehre, die alle Länder umspannen sollen, zum Segen gereichen werden. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Aufnahme der neuen Schul rekruten am Montage in der Stadtschule war der Höhe nach eine normale, aber während seit einer langen Reihe von Jahren die Mädchen stets das stärkere Kontingent stellten, dominieren diesmal die Knaben. Letztere waren in der Stärke von 43, erstere in einer solchen von nur 32 vertreten. Herr Schuldirektor Schulze leitete den feier lichen Akt der Aufnahme mit einer Begrüßung der Kleinen und Beglückwünschung der Eltern und einem Gebete ein, worauf die Einverleibung der neuen Schüler in den Ver band der Schule im Namen des dreieinigen Gottes er folgte. Hierauf hielt Herr Lehrer Unger die übliche An sprache auf grund des Wortes „Gott segne euren Eingang in dieses Schulhaus, wie er einst auch euren Ausgang segnen möge" und schloß sodann die Feier ebenfalls mit innigem Gebete. — An Stelle des Herrn Grellmann, welcher seit 1. April in Dresden-Löbtau als Lehrer tätig ist, wurde am Montag bei Gelegenheit der Morgenandacht Herr Schul amtskandidat Ziegler durch Herrn Schuldirektor Schulze im Auftrage des Herrn Bezirksschulinspektor Bang als Hilfslehrer an der Stadtschule verpflichtet. An demselben Vormittage fanden acht ältere Schüler und Schülerinnen von auswärts in höheren Klassen Aufnahme. Sechs von letzteren Schülern wohnen in umliegenden Ortschaften. Am Dienstag nachmittag fand in Gegenwart der Vertreter der Königl. Bezirksschulinspektion, der Kirche, der städti schen Kollegien und des Schulausschuß, des Handels schulkonsortiums, des Lehrerkollegiums der Stadtschule, vieler Eltern und der Mitglieder des Konsortiums für die neuerrichtete Selekta und 26 Schüler und Schülerinnen die feierliche Eröffnung der neuen Anstalt statt. Zunächst warf Herr Apotheker Meißner als Vorsitzender des Kon sortiums einen Rückblick auf die seit mehreren Jahren stattgefundenen Bestrebungen behufs Errichtung einer solchen Schulanstalt, sprach herzlichen Dank aus allen den Herren, die zur Verwirklichung des Planes mit Rat und Tat bei getragen, und übertrug die Leitung der Selekta Herrn Schuldirektor Schulze, welcher darauf die Aufgabe der Selekta, Erteilung des fremdsprachlichen Unterrichts, in ihrer Bedeutung für Schule und Stadt hervorhob und Frl. Hieke als Sprachlehrerin an der Selekta (Französisch und Englisch) und Vikarin an der Stadtschule, sowie Herrn Hilfslehrer Ziegler als Sprachlehrer für Latein in Pflicht nahm. Möge die Arbeit der beiden neuen Lehrkräfte eine gesegnete sein. Der neuen Schulabteilung wünschen wir volle Erfüllung der auf sie gesetzten Hoffnungen. — Seit Anfang dieses Monats sind Veanite des Zentral-Bureaus für Steuervermessung mit den Vorarbeiten für die bevorstehende Neuaufnahme der Stadtflur be schäftigt. Etwa noch vorhandene Mängel in der Grund- stücksberainung möchten daher von den Besitzern nunmehr zur Vermeidung von Strafen und Nachteilen schleunigst beseitigt werden. Insbesondere ist auch die Freilegung der Grenzen und Grenzpunkte unbedingt nötig. — Wie wir in Erfahrung gebracht haben, entspricht die uns zugegangene, in Nr. 40 unserer Zeitung abge druckte Mitteilung über die Bebauung des Areals Ecke Bismarckplatz nicht allenthalben den Tatsachen, denn nach den eingezogenen Erkundigungen ist der Kaufvertrag über die Veräußerung des fraglichen, der Stadtgemeinde gehörigen Grundstücks noch gar nicht abgeschlossen und auch die offizielle Baugenehmigung noch gar nicht erteilt. Letzteres kann erst dann geschehen, wenn durch den Bau sachverständigen für hiesigen Ort die Baubedingungen fest- gestellt sein werden, unter welchen die Errichtung des ge planten Wohngebäudes an der mehrgedachten Stelle tunlich ist. — Sonst und jetzt! Vor 25 Jahren noch warm unter den Jahrmarktsfiranten die Schuhmacher am stärksten vertreten. Der Kirchplatz, die ganze Schuhgasse und die halbe Herrengasse waren von ihren Buden besetzt. Und heute? Am letzten Markte hatten sich glücklich noch — zwei ganze Lederkünstler eingefunden! Nicht einmal die Schuster stadt Siebenlehn ist mehr vertreten, denn die beiden er wähnten waren aus Freiberg. — Ab l. Mai wird der „vierte Zug" zwischen Frauenstein und Klingenberg wieder verkehren. — Den Meistertitel in Verbindung mit der Bezeich nung eines Handwerkes dürfen nach 8 133 der Gewerbe ordnung Handwerker nur dann führen, wenn sie in ihrem Gewerbe die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen er worben und die Meisterprüfung bestanden haben. Es ist nun mehrfach die Beobachtung gemacht worden, daß Personen, die diesen Aufforderungen nicht genügt haben, sich gleichwohl zur Führung des Meistertitels dann für befugt halten, nachdem sie an einem der sogenannten „Meisterkurse" teilgenommen haben, wie solche von Hand werkskammern u. s. w. vielfach veranstaltet werden. Diese Auffassung ist natürlich eine irrtümliche. Die Führung des Meistertitels bleibt auch in diesem Falle eine unbefugte und zieht die Bestrafung aus 8 148 Nr. 9c der Gewerbe ordnung (mit Geldstrafe bis zu einhundertundfünfzig Mark und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu vier Wochen) nach sich. Schmiedeberg. Nächsten Sonntag treten die so sehr beliebten „Rein-Gold-Sänger" im Gasthof Schmiedeberg auf. Selbige Herrengesellschaft hat auch im Schützenhaus Dippoldiswalde konzertiert und ein gutes Andenken hinter lassen. Lauenstein. Nachdem Herr Bürgermeister und Fabrikbesitzer Kühnelt hierselbst in der letzten Stadt gemeinderatssitzung die definitive Erklärung abgegeben hatte, sein Amt, welches sich schwer mit seinen geschäft lichen Arbeiten vereinigen läßt, mit Ablauf seiner 6jährigen Wahlperiode — Ende August d. I. — niederzulegen, beschloß der Stadtgemeinderat, die Stelle wieder, wie früher, mit einem berufsmäßigen Beamten zu besetzen und sie mit einem Gehalte von 1800 M. (einschl. Wohnung) auszuschreiben. Möchte die Wahl eine recht glückliche sein! Burkersdorf. Montag nachmittag ist der Eutsaus- zügler Leberecht Scheunpflug nach Verlassen des Bahn wagens in Pretzschendorf an der Brauerei plötzlich umge- fallen und vermutlich an Herzschlag sofort verschieden. Dresden, 11. April. In der heutigen Sitzung be willigte die Zweite Kammer zur Erweiterung des Bahn hofes Weischlitz als letzte Rate 310000 und zur Her stellung des zweiten Gleises der Linie Borsdorf-Coswig 388000 Mark. Die Petition des Eisenbahninvaliden Schwalbe in Schönheide um Erhöhung seiner Unfallrente beschloß die Kammer auf sich beruhen zu lassen. Dresden, 12. April. (Landtag.) In der Zweiten Kammer entspann sich heute bei der Beratung der Peti- ion der Klelnmühlenbesitzer um Einführung einer Umsatz teuer für Großmühlen eine lebhafte Debatte. Die Kammer beschloß, die Petition der Regierung zur Kenntnisnahme zu überweisen. Ferner erledigte die Kammer den Etat