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Weißerih-Wimg Die Anzeiger für Dippoldiswalde imd Umgegend Amtsblatt für die Königliche Mitshauptmannsch-st, das Königkche Amtsgericht md dm Stadtrat zu Mppoldiswalde. 70. Jahrgang. Sonnabend, den 20. Februar 1904. Nr. 21. ven Küniglivkv Hmissn«»!*. Ks 0/04 Nr. 1. K K 15/04. I das Schlußverzeichnis der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur I Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 16. März 1904, vormittags '/211 Ahr, vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt worden. Dippoldiswalde, den ly. Februar 1904. K. 6/03. Königliches Amtsgericht. V-r-niw-Mia-r L-d-kkur: Va-I I-Hm. - Dm» Md Verlag mm Carl rehM i» DlW>oldI--w»Id-. «« «»„Etz-, «« ».»-MM«-' Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Materialwarenhändlers Richard Friedrich Büttner, früher in Schmiedeberg, jetzt in Dresden wohnhaft, ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen Ladung. Der am 20. März 1865 in Frankfurt «.Oder geborene, zuletzt nachweislich vom 10. August bis 6. September 1898 in Dippoldiswalde aufhältliche Kupferschmied Joseph August Wilhelm Ernst Baum, dessen Aufenthalt unbekannt ist, wird beschuldigt, seit dem 6. September 1898 als Wehr mann der Landwehr l ohne Erlaubnis ausgewandert zu sein. Übertretung nach § 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs. Derselbe wird auf den 21. April 1904, vormittags 9 Ahr» vor das Königliche Schöffengericht Dippoldiswalde zur Hauptverhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird er auf Grund der nach § 472 der Straf prozeßordnung von dem Königlichen Bezirkskommando l zu Berlin ausgestellten Er klärung verurteilt werden. Dippoldiswalde, den 21. Januar 1904. Steinbruchverpachtung. Der in Abt. 21 des Höckendorfer Staatsforstrevieres zwischen Seifersdorf und Paukhain gelegene Sandstein-Bruch soll im Submissionswege vom 1. April 1904 an anderweit auf IO Jahre an den Meistbietenden verpachtet werden, wobei sich das Königliche Finanzministerium die Auswahl unter den Bewerbern, beziehentlich auch die Ablehnung sämtlicher Gebote vorbehält. Die Pachtgebote sind an die persönliche Adresse des unterzeichneten Geheimen Forstrates bis zum 15. März dieses Jahres schriftlich einzureichen und können die näheren Bedingungen, unter welchen die Verpachtung stattfindet, sowohl bei der Ober forstmeisterei Grillenburg, wie bei der Reoieroerwaltung Höckendorf eingesehen werden. AövleUolio Odorkorstweistor«! ürlUoodare, am 18. Februar 1904. Karl Tittmann, Geheimer Forstrat. tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis viert eljübrlich l M. » Pfg-, zweimonatlich M Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ISPfg. - Alle Postan- Hasten, Postboten, sowie «ufere Austräger nehmen Bestellungen an. Jnlerate, welch« bei der bedeutenden Auflage de« Blatte» -ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Pig solch« aus uns«r«r Amtshaupt. Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzelle oder deren » Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli- zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, dieSpatten- zeile 20 Pfg. Die Rückwirkung des russisch-japanischen Krieges auf die Balkanwirren. Die Befürchtung, daß die kriegerischen Ereignisse in Ostasien infolge der starken Inanspruchnahme der Kräste Rußlands durch dieselbe ungünstig auf die weitere Ent wickelung der Dinge aus der Valkanhalbinsel einwirken könnten, läßt sich kaum mehr von der Hand weisen. Offen hat das mazedonische Revolutionskomitee in Sofia ja be reits den Wiederausbruch des Aufstandes in Mazedonien für das bevorstehende Frühjahr angekündigt, in der Über zeugung, daß Rußland durch sein Engagement in Ostasien gehindert werden wird, sich so wie bisher für die Nieder haltung der unruhigen Elemente auf der Balkanhalbinsel «insetzen zu können. Allerdings soll die russische Regie rung in Sofia haben erklären lassen, sie würde trotz der ostasiatischen Verwickelungen sogar noch energischer wie bisher auf die Durchführung der mazedonischen Reformen bestehen, und das offiziöse Wiener „Fremdenblatt" gibt der entschiedenen Minung Ausdruck, Rußland werde un geachtet seines gegenwärtigen Engagements in Ostasien noch immer genügend stark sein, im Verein mit Österreich- Angarn die Ruhe auf der Balkanhalbinsel zu wahren. Aber es ist doch höchst zweifelhaft, ob Rußland bei einem ferneren ihm ungünstigen Verlaufe des Krieges mit Japan wirklich noch im stände sein würde, den Vorgängen im europäischen Weiterwinkel die bisherige Aufmerksamkeit zu widmen. In den Regierungskreisen von Sosia wie im mazedonischen Reoolutionskomitee rechnet man denn auch sicherlich schon stark mit der Möglichkeit, daß Rußland durch die Ereignisse in Ostasien genötigt werden könnte, der Entwickelung der Balkankrisis freien Lauf zu lassen. Bereits haben auch an der türkisch-bulgarischen Grenze neu« Gefechte zwischen den türkischen Truppen und maze donischen Banden stattgefunden, und diese Kämpfe können sich leicht zu einem Vorspiel des zu befürchtenden neuen Aufstandes der Mazedonier und weiterhin zu der längst drohenden kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Bul garien und der Türkei gestalten. Nun ist ja vorläufig noch Österreich-Ungarn als eine Macht vorhanden, welche auf der Wacht gegenüber den friedensstörrischen Elementen auf der Balkanhalbinsel steht. Ob indessen eine energische Haltung Österreich-Ungarns gegenüber Bulgarien und den mazedonischen Rebellen noch im stände wäre, kriegerische Verwickelungen im europäischen Wetterwinkel zu verhüten, das muß schon heute als ziemlich fraglich gelten. Ein etwaiger Einmarsch der Österreicher in Mazedonien aber müßte dann dort den Stein mit einem Male ins Rollen bringen, und zu den bedenklichsten Konsequenzen führen; in Wien dürste man sich daher einen solchen ernsten Schritt wohl noch zweimal überlegen. Direkt bedenklich ist aber die Haltung Englands zu den Balkanwirren im offenbaren Hinblick auf die gegenwärtigen ostasiatischen Verlegenheiten Rußlands. Denn im englischen Oberhause erklärte dieser Tage der Minister des Auswärtigen, Marquis of Lansdowne, bei einer Debatte über die maze donische Frage geradezu, daß das englische Parlament im Falle des Scheiterns des österreichisch-russischen Reform planes für Mazedonien berechtigt sein werde, di^ Regie rung aufzufordern, ihrerseits energische und durchgreifende Reformmaßnahmen für Mazedonien in Vorschlag zu bringen. Diese Kundgebung des Leiters der auswärtigen Angelegenheiten Englands ist von nicht zu unterschätzen der Bedeutung. Es geht aus ihr zur Evidenz hervor, daß dieser Staat nur auf den Moment wartet, wo er sich in die Balkanwirren direkt einmischen wird, um den Gang der Dinge nach seinen Wünschen und seinen be kanntlich auch in diesem Weltabschnitt sehr weitgreifenden Interessen zu gestalten. Der bedeutsame Augenblick des Eingreifens Englands in die Balkanangelegenheiten wird gekommen sein, wenn Rußland durch weitere Siege der Japaner gezwungen, seine Aufmerksamkeit von den Vor gängen im näheren Orient abgelenkt haben wird. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach einer Zusammenstellung hat sich die Tätigkeit der hiesigen Schutzmannschaft im Jahre 1903 auf 29 Festnahmen, 397 Anzeigen, 206 Revisionen, Überwachung von 110 ösfentl. Vergnügungen und 6008 Austragungen, erstreckt. And zwar sind 4 Anzeigen wegen Widerstand oder Hausfriedensbruch, 2 Anzeigen wegen Setbjlmorde, 9 Anzeigen wegen stattgefundenen Bränden, 4 Festnahmen und 18 Anzeigen wegen Diebstahl, 1 An zeige wegen Forstdiebstahl, 4 .Festnahmen und 7 Anzeigen wegen Betrug, I Festnahme und 2 Anzeigen wegen eines sonstigen Kriminaloergehens, 5 Festnahmen und 8 An zeigen wegen steckbrieflicher Verfolgung, 12 Festnahmen und 12 Anzeigen wegen Betteln, 3 Festnahmen und 99 Anzeigen wegen sonstiger polizeilicher Übertretungen, 1 Anzeige wegen eines Vergehen und 234 Anzeigen über angestellte Erörterungen, erstattet worden. Die 206 Re visionen erstrecken sich 38 ruf Butter, 18 auf Milch, 45 auf Bierdruckapparate, 30 auf Bäckereibetriebe, 15 auf Gastwirtschaften, 6 auf Nahrungsmittel und Gebrauchs gegenstände und 24 auf verschiedene andere Gewerbe betriebe. — In den verschiedenen Hotels sind 1512 und in der Herberge 2448 Personen über Nacht geblieben. An die Herbergsfremden sind für 573 M. 60 Pf. Verpslegungs- marken verausgabt worden. — Vorige Ostern hat Herr Oberlehrer Buckel die von ihm 1886 begonnene Fortbildungsschule für Mädchen aufgegeben. In den 17 Jahren ihres Bestehens ist die selbe von 172 Schülerinnen besucht worden. Davon waren 30 von auswärts. Gar vielen von denselben ist die ihnen gebotene, weitere Ausbildung zur Erlangung und Verwaltung einer besseren, lohnenderen dienstlichen Stellung zugute gekommen. Auch hat die fortgesetzte, geistige Arbeit und Betätigung dem Charakter der Mädchen ein festeres Gepräge gegeben. Laut Bestimmung der seinerzeit aufgestellten Statuten sind die vorhandenen Utensilien, als Nähmaschinen, Schrank u. a. dem Schul- ausschuß der Stadtschule übergeben worden mit der Bitte, dieselben bei Neuauflebung obiger Schule wieder zur Ver fügung zu stellen. Die Nähmaschine findet jetzt in dem Rähunterricht der 1. Mädchenklasse Verwendung. Nach den Annoncen der hiesigen Handelsschule nimmt dieselbe auch konfirmierte Mädchen auf, und sind schon Anmel dungen von Schülerinnen erfolgt. Es ist sehr zu wünschen, daß recht viele Eltern diese Gelegenheit ergreifen, ihren Töchtern eine weitere Ausbildung zuteil werden zu lassem Der Segen aus derselben wird gewiß nicht ausbleiben. — Die Filiale der Rabenauer Stuhlfabrik hinter dem Bahnhofe ist dieser Tage aufgehoben worden. Die Räumlichkeiten sind von der Sächsischen Holzwarenfabrik zunächst auf drei Jahre gemietet, da trotz des Neubaues sich bereits wieder Raummangel in letzterem Etablissement fühlbar macht. — Der von Herrn Schröter gestern, Donnerstag, im Turnverein gehaltene Vortrag über Alkoholmißbrauch war zahlreich besucht, enthielt eine reiche Fülle des Interessanten wie des Beherzigenswerten und wurde recht beifällig aus genommen. Dresden. Eine Anzahl von Tagesblättern hat die Mitteilung gebracht, bez. nachgedruckt, daß sich in Sachsen Theologenmangel bemerkbar mache. Von zuständiger Seite wird hierzu mitgeteilt, daß dies, trotz des Rückganges der Zahl der an der Landesunioersität Theologie Studierenden zurzeit durchaus nicht der Fall ist, vielmehr der Bedarf an geistlichen Kräften sowohl für den kirch lichen Hilfsdienst, wie für das ständige geistliche Amt für die nächsten Jahre noch als gedeckt anzusehen sei. Nicht- sachsen könne deshalb Aussicht auf Verwendung im hier ländischen Kirchendienste gegenwärtig nicht eröffnet werden. Bischofswerda. Zum Viehmarkt am 15. Februar waren zum Verkauf gestellt 289 Rinder und 52 Kälber. Zum Auftrieb gelangten jedoch nur 137 Rinder, 24 Kälber, während der übrige Teil von den Händlern schon vor Beginn des Marktes verkauft wurde. Außerdem war der Viehmarkt mit 128 Ferkeln, 52 Läuferschweinen, einer Herde Schweine betrieben, Pferde wurden nicht gehandelt. Geithain. Außer den drei Burschen, die den Mord bei Adorf i. Erzgeb. begingen und dann in Plauen i. B. verhaftet wurden, sind zwei weitere Korrektionäre aus der Landesanstalt Bräunsdorf entflohen. Einer dieser Flücht linge, Gustav Robert Berger aus Vordorf, ist hier festge nommen worden. Der noch fehlende Cirus aus Glauchau soll sich in der Gegend von Glauchau aufhalten.' Plauen i.V. Des Verbrechens der Doppelehe ist der 40 Jahre alte Fabrikarbeiter Eduard Edmund Lenk aus Losa bei Elsterberg, zuletzt in Mühltroff wohnhaft, angeklagt. Lenk hatte sich am 16. Juni 1888 mit der Dienstmagd Anna Louise Strobel zivilrechtlich und kirch lich trauen lassen. Beide Eheleute hatten sich aber kurz nach ihrer Verheiratung getrennt, da Lenk seine Frau nicht zu ernähren vermochte und er auch noch fortgesetzt anderen Frauenspersonen nachstellte. Mehr als 9 Jahre waren vergangen, ohne daß Lenk etwas von seiner Frau gehört hatte. Am 2. Oktober 1897 nun fiel es ihm ein, ohne sich zu erkundigen, ob seine Frau noch anr Leben sei oder nicht, eine zweite Frau, eine gewisse Kaufmann, zu ehelichen. Mit dieser lebte er bis zum Tage seiner Verhaftung, am 18. Januar d. I, durch seine Schuld in einer nicht gerade glücklichen Ehe. Das Verbrechen der Doppelehe war dadurch entdeckt worden, daß seine erste Frau Erkundigungen über den jetzigen Aufenthalt ihres Ehemannes eingezogen hatte, wodurch sie von der zweiten Verheiratung desselben Kenntnis erhielt. Lenk wurde unter Annahme mildernder Umstände zu einein Jahr Ge fängnis und fünfjährigem Ehrenrechtsoerlust verurteilt. Olsnitz. Beruhigende Privatnachrichten sind sowol aus Windhuk, als aus Port Arthur hier eingetroffen. Die aus Port Arthur kommende telegraphische Meldung