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Wkentz-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche Umtsh-UPtmamschast. das Königliche Amtsgericht nnd den Stadlrat zu Dippoldiswalde. Jnlerate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes 'ine sehr wirk same Verbreitung finden werden mit 12 P*a., solche aus unserer Amtshaupt- mannschaft mit 10 Pfg die Spaltzelle oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Psg. Die „Weiberitz-Zeitung» erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und wird an den oorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 Ai. 25 Psg-, Zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Ma- Einzelne Nummern lO Pfg. — Alle Postan- staltcn, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseMgem „Illustriert«, Unterhaltungsbtatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monat-.B-ilage. 69. Jahrgang. Donnerstag, den 3. September 1903. Nr. 103. Versicherung gegen unverschuldete Arbeitslosigkeit. Es ist schon lange der Wunsch edler Menschenfreunde wie auch das Verlangen der ohne Schuld brotlos ge wordenen Arbeiter, durch eine entsprechende Versicherung die durch Arbeitslosigkeit so schwer Heimgesuchten vor Hunger und Elend zu schützen. Genau betrachtet liegt in diesem Bestreben ja auch der Versuch, die Versicherung der Arbeiter gegen Krankheit und Invalidität folgerichtig zu ergänzen. Nachdem nun der Arbeitslosen-Versicherungs-Verein zu Leipzig vor einigen Tagen seinen Betrieb eröffnet hat, dürfte es für die Oesfentlichkeit von Interesse sein, die Grundzüge dieses durchaus gemeinnützigen, politisch völlig neutralen Unternehmens kennen zu lernen. Der Verein bezweckt die Versicherung gegen unverschuldete Arbeits losigkeit für männliche arbeitsfähige und mindestens seit zwei Jahren ununterbrochen in der Stadtgemeinde Leipzig wohnhafte Arbeitnehmer, deren Alter zwischen dem voll endeten 16. und dem noch nicht vollendeten 60. Lebens jahre liegt. Nur diejenigen Versicherten erlangen Anspruch auf Tagegeld, bei eintretender nachweislicher unverschul deter Arbeitslosigkeit, die mindestens 42 Wochenbeiträge pünktlich spätestens von 4 zu 4 Wochen eingezahlt haben. Es sind vier Beitragsstufen eingeführt und auf diese die verschiedenen Verufgruppen verteilt. Bei Verteilung der Berufe auf die Beitragsstufen ist besonders die statistisch erwiesene Höhe der Arbeiislosigkeitsgefahr aber auch die Möglichkeit der Arbeitsverschaffung und die Höhe des Lohn einkommens matzgebend gewesen. Je nach der Berufs gruppe, zu welcher der Versicherte gehört, beläuft sich der Wochenbeitrag auf 30, 40, 50 oder 60 Pfennige. Auf diese Weise glaubt der Verein zu einer rationellen Regelung der Beitragsfrage gelangt zu sein. Jede der vier Ver- sicheitengruppen bildet auch rechnerisch für sich eine be sondere Abteilung. Soweit Ueberschüsse dadurch entstanden sind, datz innerhalb einer Versichertenklasse die gezahlten Beiträge durch die ausgezahlten Tagegelder innerhalb eines Jahres nicht aufgebraucht werden, sind die Ueber schüsse zugunsten derselben Versichertenklasse zu verwenden oder zurückzulegen oder vorzutragen. Hierüber entscheidet der Gesamtvorstand, in dem die Interessen der Versicherten durch einen Versichertenausschutz von !2 Mitgliedern und 6 Stellvertretern gewahrt werden. Eine Haftung der einen Versichertenklasse für die andere greift also nicht Platz. Darum bleiben auch diejenigen Versicherten, welche wegen der hohen Gefahr der Arbeitslosigkeit in ihrem Berufe er höhte Beiträge zu leisten haben, an der Benutzung der Versicherung doch immer interessiert, da ja der Verein bei kostenfreier Verwaltung und Garantieleistung ihre sämt lichen Einzahlungen nebst Zinsen im Interesse ihrer Ver- sichertenklasse verwendet. Bei seinen Versicherten aber, die in Ansehung ihres Lohneinkommens nur teilweise den ihrem Risiko entsprechenden Beitragssatz aufzubringen ver mögen, erfolgt Ergänzung aus den Mitteln des Vereins, die er nutzer den Zinsen des bereits vorhandenen Stif tungskapitals weiter aus den Jahresbeiträgen der Förderer und einem jährlichen Zuschutz der Stadtgemeinde zu ge winnen hofft. Ferner ist Vorsorge getroffen worden, datz Versicherte bei längerer Mitgliedschaft wesentliche Vorteile genießen, wenn sie von Arbeitslosigkeit nicht betroffen worden sind. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der heutige Sedan tag wurde, wie üblich, durch eine vom Trommler- und Pfeiferchor des Vereins, sowie vom Stadtmusikchor begleitete Neveille des Militärvereins eingeleitet, worauf in der Turnhalle eine Schulfeier stattfand. Herr Lehrer Krüger hielt die Festansprache, welche, von Gesängen und Deklamationen eingerahmt, Bilder aus dem Leben und der Zeit des Frei heitskämpfers Scharnhorst gab und das kommende Geschlecht zu echt deutschem Patriotismus ermahnte. — In der letzten Versammlung des Gewerbever eins beauftragte man den Vorstand, aus der Zahl der eingelaufenen Empfehlungen für kommenden Mnter ein oder zwei Vorträge zu bestellen. Der Vorsitzende, Herr Stadtrat Heinrich, machte die Anwesenden, deren Anzahl eine recht erfreuliche war, auf einen Artikel in der Ge werbeschau über „Haftpflicht der Spediteure und Bahn verwaltung" aufmerksam. Mit Dank nahm man das vom Stadtrat überwiesene Werk des weil. Diak. Vüchting „Er innerungen aus der alten Zeit" entgegen. Sodann be- schlotz man, Mittwoch, den 9. September, die Städteaus- stellung in Dresden zu besuchen. Längere Aussprache er fuhr besonders des Platzes wegen der von der amerika nischen Petroleumgesellschaft gefatzte Plan, auf der Aue ein Petroleumbassin zu errichten, doch fand man keinen Grund, irgendwelche Schritte in dieser Angelegenheit zu tun. Dippoldiswalde. Am vergangenen Sonntage, den 30. August, feierte der Dippoldiswalder Zweigverein für äußere Mission sein Jahresfest in Schönfeld. Dasselbe wurde durch einen Festgottesdienst im dortigen Gottes hause eingeleitet, welcher nachmittags '/23 Uhr seinen An fang nahm und von einer zahlreichen Gemeinde besucht war. Die Festpredigt hielt Herr Pfarrer Heyne-Hart mannsdorf über Matth. 28, 18—20 und legte derselben die Disposition zu Grunde: Noch gilt des Herrn Missions befehl,- 1. er sagt uns, datz mir schon Christen sind, — weißt du's im Grunde deines Herzens? 2. er zeigt uns, daß es Menschen gibt, die es noch nicht sind, — bereitet es dir Vruderschmerzen? Nach der Predigt wurde vom Kicchenchor unter Leitung des Herrn Kirchschullehrers eine Motette zu Gehör gebracht. Hierauf wurde im Saale des Gasthofes zum Erbgericht eine Nachversammlung ab gehalten, welche sich ebenfalls eines guten Besuchs er freute. Nach dem Gesang einiger Liederverse richtete hier zunächst Herr Ortspfarrer Lehmann ein kurzes Begrüßungs- wori an die Erschienenen. Sodann gab Herr Pfarrer Widemann-Höckendorf, z. Zt. Vorsitzender des Zweig vereins, einen eingehenden und fesselnden Bericht über die Missionsarbeit im Tamulenlande, welchem die Versamm lung bis zum Schlüsse mit gespannter Aufmerksamkeit lauschte. Nach einer Beschreibung des Landes, welches unter der Glut der tropischen Sonne und durchzogen von Flüssen und Kanälen ein außerordentlich fruchtbares ist und als Hauptfrucht den Reis erzeugt, entwarf der Herr Redner an der Hand vieler Beispiele ein ergreifendes Bild von der Not und dem Elend des dortigen Heiden tums, besonders in Kumbakonam, einer Stadt von 60 000 Einwohnern, welche mit ihren 24 Götzentempeln und als heidnischer Wallfahrtsort eine Hochburg des Heidentums ist. In dieser Stadt hat unsere Leipziger Mission eine ihrer ältesten Stationen, wo Missionar Wannske und sein Nachfolger Göttsching seither mit größtem Segen gearbeitet haben. Ferner schilderte er, mit welchen Schwierigkeiien die Missionare dort zu kämpfen haben; wie viel Geschick und wie große Geduld dazu gehört, um den Heiden das Evangelium nahe zu bringen, und wie schwer cs den Ein geborenen von ihren Verwandten und ihren Priestern ge macht wird, zum Christentum überzutreten. Mit einer Bitte an die Versammelten, das so dringend notwendige Werk der Heidenmission unterstützen zu helfen, schließt der Herr Redner seinen Bericht. Nach einen, Dankesworte des Herrn Pfarrers Lehmann wird die Versammlung mit Gesang geschlossen. Die im Gotteshause und im Saale eingesammclte Kollekte im Betrage von 34 Mark soll zur inneren Ausschmückung der Kirche zu Kumbakonam, welche im vorigen Jahre erbaut worden ist, verwendet werden. — Durch den Staatssekretär des Innern sind der Deutschen Mttllerschule hier auch für das laufende Jahr wieder 3000 M. Beihilfe zu den Unterhaltungskosten aus Reichsmitteln bewilligt worden. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate August 67 077 M. 57 Pf. in 871 Posten ein gelegt, dagegen erfolgten 340 Rückzahlungen im Betrage von 34 398 M. 58 Pf. — Die Sammlung für die in den Provinzen Schlesien und Posen durch Hochwasser Geschädigten soll in diesen Tagen geschlossen weiden. Etwa zugcdachte Liebesgaben nimmt die hiesige Stadt- und Sparkasse noch bis Ende dieser Woche entgegen. — Bei der Arbeit brannte am vergangenen Montag der 16jährige Sohn des Herrn Seilermeistcr Klotz ein Streichholz an, wodurch das über die Achsel hängende Werg in Brand geriet. Dadurch erlitt er so bedeut mdc Brandwunden, namentlich im Gesicht und Armen, datz er nach Dresden ins Karolahaus geschafft werden mutzte. — Eine Warnung vor Serienlosgesellschaften. In mehreren kleineren sächsischen Maltern sind wieder seit einiger Zeit Anpreisungen von Scrienlosen zu lesen. Datz dabei grotze Vorsicht geraten ist, besagt folgende Zuschrift, die dem „Berliner Tageblatt" zugeht: Ich habe mich seit längerer Zeit an einem Scrienlosspiel beteiligt und bezahlte alle 14 Tage einen Beitrag. Ich ließ mich auch dazu verleitest, einige „Lose" in Bekanntenkreisen zu verkaufen. Jetzt sind sämtliche Lose von der Polizeidirektion Schöne berg beschlagnahmt worden. Auf mein an die betreffende Lotteriedirektion gerichtetes Ersuchen um Aufklärung wurde mir mitgeteilt, daß ich Anzeige wegen Erpressung zu ge wärtigen haben würde, falls ich die gezahlten Betrüge zurückverlangen sollte. Wie mir von der Polizei gesagt wurde, handelt es sich bei der ganzen Angelegenheit um groben Schwindel. Schmiedeberg. Bei hiesiger Gemeindeverbands- Sparkasse wurden im Monat August d. I. 100 Einzah lungen im Betrage von 4844 Mk. 84 Psg. geleistet, da gegen erfolgten 28 Rückzahlungen im Betrage von 2180 Mark 13 Pfg. Possendorf. Das diesjährige Erntedankfest unserer Parochie wird am 13. September gefeiert werden. In den Nachbarkirchspielen Kreischa und Bannewitz findet die Feier des Erntedankfestes kommenden Sonntag den 6. September statt. Hänichen. Die am vergangenen Sonntag stattge fundene Gauturnfahrt des Müglitztalturngaues nahm einen recht wohlgelungenen Verlauf. Bei dem Preisturnen auf der Goldenen Höhe konnte man nur lobenswerte Leistungen wahrnehmen, was auch allseitig anerkannt wurde. Die Turner Pape-Glashütte, Berger-Bärenstein und Junghans-Possendorf erhielten Preise, bestehend in Eichenkranz mit Schleife, während den Turnern Hennig- Kreischa und Gläser-Glashütte lobende Anerkennung ge zollt wurde. Das abends im hiesigen Gasthose abge haltene Stiftungsfest des Hänichener Turnvereins nahm ebenfalls einen schönen Verlauf. Hänichen. Als am Sonntag mittag unsere Turner ihre auswärtigen Gäste unter fröhlicher Marschmusik nach dem Gasthofe zum Essen führten, hatte sich daselbst wenige Minuten vorher ein schwerer Unglücksfall insofern zuge tragen, als ein im Stalle stehendes Pferd den Wirt R. durch einen Hufschlag am rechten Arm und rechte Seite schwer verletzte. Man hofft, den Verunglückten, der mehrere Stunden bewußtlos war, am Leben zu erhalten. Dresden. Am Dienstag vormittag 11 Uhr 40 Min. traf im Auftrage seines kaiserlichen Vaters der Kronprinz von Preußen in Dresden ein und ward von König Georg und den prinzlichen Herrschaften auf dem Bahnhofe herz lich begrützt; am Nachmittage besuchte er die Deutsche Städteausstellung. — Nachmittags 1/46 Uhr traf sodann, von riesigen Volksmengen auf das herzlichste begrüßt, Kaiser Wilhelin ein und ward von allen Mitgliedern des königlichen Hauses und den anwesenden fremden Fürst lichkeiten empfangen. Uni 6 Uhr fand im kgl. Schlosse Galatafel statt. — Unter allgemeiner Teilnahme der Bürgerschaft Dresdens erfolgte am Sonntag die Enthüllung des Bis marckdenkmals an der Ringstraße. Erhebend und groß zügig war die Enthüllungsfeier des an der Einmündung der Johannes-Allee in die Cecstraße stehenden Denkmals. In Vertretung des Königs wohnte Kronprinz Friedrich August der Feier bei. Oberbürgermeister Beutler hielt die Festrede; er gedachte der großen Verdienste Bismarcks und schloß mit dem Wunsche, daß der König bald wieder genesen möge. In das Hoch auf den König fielen die Anwesenden begeistert ein. Als aber nun die Hülle von dem Denkmal fiel und die gewaltige markige Gestalt des großen Kanzlers sichtbar ward, da brach ein lauter Jubel aus, der sich weithin der harrenden Menge mitteilte. Der erste Eindruck war ein überwältigender. Die 4 Meter und 7 Zentimeter hohe stolze Porträtfigur des eisernen Kanzlers erhebt sich auf mächtigem Sockel aus rotem schwedischen Granit. In Kürassieruniform, die eine Hand auf den Pallasch, die andere mit dem Helm in die Hüfte gestützt, schaut der Ehrenbürger Dresvens ruhigen, festen Blickes ins Volksgetricbe hinein, von dem Schöpfer des Stand bilds, Professor Robert Dietz, meisterlich in seiner ganzen überlegenen, machtvollen Individualität, als erster Geistes heros seines Jahrhunderts ersaßt, als wolle er noch ein mal mit zündenden,, hinreißendem Wort die ganze Nation zu sich emporhebcn. Flankiert wird das Postament rechts nnd links durch Greisengeslaltcn — geniale Schöpfungen der Modellierkunst, von denen die eine dem Drachen der Zwietracht den Garaus macht, die andere von einen, Genius geleitet, aus einen, Feld voll Lilien, dem Symbol des Friedens sich in die Höhe schwingt. Nach rückwärts erhält die wuchtige Figur des Kanzlers ihren Abschluß durch sinnreiches Puttenwerk: das deutsche Wappen, Löwen fell und Keule, als Sinnbild des deutschen Herkules und