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WHerih-Mling Di« Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt fiir die Königliche YmtshauplmamMst, das Königliche -Umtsgericht und den Stadtrat zn ?Moldiswalde. Donnerstag, den 6. August 1903. M. 91. vierte Inserate mit ent» sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Jnlerat«, »eiche bei der bedeutenden Auflage de« Blattes 'ine sehr wirk same Verbre^na finden, werden mit 12 Ph, solche aus unserer Amtshauvt- Mannschaft mtt 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren W-r-nIivoMch« K-d-KU-r: PmU Iclpw. - Dmck imd Verlsg von Carl Feljnr i» Dippoldiswalde. MI. -AMI,.. Uttt--h°N--g-dl-tw. MU land- und h---->i.Uch-ftNA- 69. Jahrgang. Air Feier des KkiilMliges Sr. MW des MiB soll Sonnsdenil, ^en s Kugusit, nsvknrittsg» 2 Ukn, VIN im hiesigen Rathausfaal abgehalten werden. Indem die Unterzeichneten die Herren von Stadt und Land mit der Bitte um zahlreiche Beteiligung zu dieser patriotischen Feier nur hierdurch einzuladen sich er lauben, richten sie zugleich an Alle, welche daran Teil zu nehmen gesonnen sind, das Gesuch, ihre Namen bis spätestens den 6. August in die im Rathaus ausliegende Liste einzuzeichnen, bez. Herrn Ratskellerwirt Däumer hiervon zu benachrichtigen. ?rvl8 äss Luvvrts olnsodUsssUek äsr VluM S Hsrk — Dippoldiswalde, am 27. Juni >903. I-ossa«, Amtshauptmann. Voigit, Bürgermeister. Aufenthalts, unter der Behauptung, daß die Beklagte am l9. Februar l89l von dem Kläger Büttner die Summe von 300 M. — bar geliehen erhalten und sich verpflichtet habe, diese Summe mit 5«/o jährlich zu verzinsen und am l. Januar 1892 zurück zuzahlen und das; bis jetzt weder das Kapital noch die Zinsen bezahlt worden seien, mit dem Anträge, die Beklagte zur Zahlung von 300 M. — nebst 5»/o Zinsen seit dem 19. Februar 1891 kostenpflichtig zu verurteilen und das Urteil für vorläufig voll streckbar zu erklären. , Der Kläger ladet die Beklagte zur mündlichen Verhandlung des Rechtsstreits vor das Königliche Amtsgericht zu Dippoldiswalde auf den 3. November 1933, vorm. 9 Uhr. Der Gerichtsschrelber des Königlichen Amtsgerichts Dippoldiswalde, am 1. August 1903. Oeffentliche Zustellung. Der Arbeiter Karl August Büttner in Dresden, Friedrichstraße 28, vertreten durch den Heizungswärtcr Richard Büttner in Dresden, Fürstenstrahe 74, klagt gegen Selma Emilie gesch. Fischer, geb. Baumgarth, früher in Höckendorf, jetzt unbekannten Reisig-AuMon auf Schmiedeberger Revier. Montag, den 10. August d. 3., sollen von früh 8 Uhr an in Abt. 64 und 72 vs. -SSV i-m unsu§t»e^eits1«s »eisig an Ort und Stelle meistbietend unter den vorher bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Zusammenkunft auf dem Schlage der Abt. 64. Königliche Forstrevierverwaltung Schmiedeberg, am 4. August 1903. von Oppen. Geldkrisis oder Wirtschaftskrisis m Nordamerika. Jede Woche bemühen sich amerikanische Bericht erstatter europäischer Zeitungen den Nachweis zu bringen, daß das amerikanische Wirtschaftsleben kerngesund, der amerikanische Landwirt ohne Grundschulden, die Industrie prosperierend und der Handel und Verkehr blühend sei, aber jede Woche verzeichnet trotzdem neue Rückschläge an der Börse zu New-York, zumal in Jndustriepapieren. Die rosigen amerikanischen Wirtschastsberichte sind aber so lange nicht viel wert, so lange die Börse ein schlechtes Gesicht dazu macht. Woher kommt aber die Schwäche der amerikanischen Börse? Die wirklich vorhandenen amerikanischen Geldmittel sind für die großen amerikani schen Industrie- und Verkehrsunternehmungen trotz des riesigen Geschreies von den amerikanischen Milliardären viel zu knapp geworden, es fehlt in Amerika an mobilem Kapitale und die Amerikaner sehen es sehr gern, wenn die europäischen Kapitalisten die amerikanischen Eisenbahn-, Dampfschiffahrts-, Bergwerks- und Jndustriepapiere lausten, die europäischen Börsen tuen aber Amerika diesen Ge fallen nicht, weil die Handelswelt Europas in den ameri kanischen Niesentrusts etwas Uferloses, Unberechenbares und deshalb Gefährliches erblickt, und darum kann die chronisch gewordene amerikanische Geldnot auch noch zur wirtschaftlichen Krisis führen, denn nach Adam Smith ist das Kapital und in diesem Falle das Geldkapual immer noch das große Triebrad der Güter, und der Warenumsatz muß ins Stocken kommen, wenn es am Kapitale fehlt. Die amerikanischen Staatsmänner kennen auch die Gefahr, denn sie suchen durch eine Finanzreform der Eeldkrisis Herr zu werden. Der Präsident Roosevelt hat den Sprecher des Repräsentantenhauses auch bereits zu einer Konferenz für eine Finanzreform aufgefordert. Es wird hinzugefügt, daß Roosevelt energisch aus Verhandlungen in diesem Gegenstand in einer ertraen Session des Reprä sentantenhauses dringe. Es geht daraus deutlich hervor, daß man in amerikanischen Regierungskreisen den Ernst der Lage, wie sie sich heute darstellt, erkennt und es nicht darauf ankommen lassen will, die Beschlußfassung über die in Rede stehenden wichtigen Finanzmaßregeln bis zum Schluß des Jahres zu vertagen. Wenn von der letzten New-Yorker Börse mitgeteilt wird, die Krisis sei auf den Grad gediehen, daß die Geldgeber Darlehn in großem Umfange kündigen und deren Erneuerung verweigern, weil die angebotenen Nebensicherheiten zur Zeit eine sehr geringe Bewertung erfahren, so ist dies ein Moment, welches auf das Vevorstehen weiterer ernster Geldschwierig- keiten innerhalb der großen Spekulation schließen läßt. Wenn man berücksichtigt, daß die New-Yorker Banken gegenwärtig Vorschüsse von fast einer Milliarde Dollars gegeben haben, die zum Teil Eisenbahn- und auch Jn- dustriewerke zur Unterlage haben, welche, besonders was letztere anbelangt, sehr stark im Werte gesunken sind, so mag man die Gefahr der Lage auch schon hieraus er messen. Vielleicht ist die Einberufung einer Ertrasession zur Befchließung von Maßregeln, welche die mangelhafte Organisation des Geldumlaufes reformieren sollen, der geeignete Weg, dem weiteren Umgreifen einer solgen- jchweren Panik vorzubeugen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 31. Juli passierte in der Holzwarenfabrik von Böhme L Co. hier insofern ein Un fall, als der Maschinenarbeiter H. W. Dietrich hier mit der rechten Hand in die Messer der von ihm bedienten Abrichtmaschine geriet, wobei demselben die Hälfte des 4. Fingers dieser Hand vollständig abgeschnitten wurde. — Nachdem die Gewerbe-Kammer Dresden in Ueber einstimmung mit den übrigen vier sächsischen Gewerbe- Kammern aufgrund von 8 130a der Gewerbe-Ordnung für die Festsetzung der vierjährigen Lehrzeit im Uhrmacher gewerbe sich ausgesprochen hatte, hat das Königliche Ministerium des Innern dieselbe genehmigt. Es ist daher künftighin in allen Lehrverträgen mit Uhrmacherlehrlingen die Lehrzeit auf 4 Jahre zu bestimmen. — Biele Obst Pächter sind der irrigen Ansicht, daß sie berechtigt seien, eine sofortige Pfändung (Geldstrafe) beim Betreffen der Entwendung von Obst verhängen zu können. Dies ist jedoch gesetzlich unzulässig, vielmehr muß Anzeige zur Bestrafung bei der zuständigen Behörde ge stellt werden. Schmiedeberg. Bei hiesiger Eemeindeoerbands- Sparkasse wurden im Monat Juli ds. Js. 83 Einzah lungen im Betrage von 3760 Mk. 85 Pfg. geleistet, da gegen erfolgten 31 Rückzahlungen im Betrage von 2245 Mark 2 Pfg. Frauenstein. Unter sehr lebhafter Beteiligung fand am Sonntag das Sommerfest des Erzgebirgsvereins statt. — Das am Sonntag im Pflanzengarten zu Pretz schendorf abgehaltene Gartenfest erfreute sich des besten Verlaufes bei sehr starker Beteiligung. Possendorf. Kommenden Sonntag soll in dem Konfirmandensaale der hiesigen Pfarre mit der Einfüh rung sogenannter Bibelstunden begonnen werden. Kleinkarsdorf. Nächsten Sonntag findet die Weihe unserer Turnhalle statt. Nach den vom Turnverein ge troffenen Veranstaltungen wird sich das Fest zu einem recht schönen gestalten. Dresden. Die Königin-Witwe Karola vollendet an diesem Mittwoch ihr 70. Lebensjahr. Die hohe Frau, welche durch fast 50 Jahre hindurch die treue Lebens gefährtin des hochseligen Königs Albert war, darf sich der innigsten und herzlichsten Teilnahme der weitesten Bevölkerungskreise des Sachsenlandes an ihrem 70. Ge burtsfeste für versichert halten. Hat sie sich doch durch ihr humanitäres YZirken, das sie an der Seite ihres ent schlafenen Gemahles ausübte, und welches sie auch jetzt noch in ausgebreitetem Maße sortsetzt, ebenso die auf richtigste Liebe und Verehrung aller Schichten des Sachsen volkes erworben, wie durch ihr leutseliges Wesen und ihr feines Verständnis für die Regungen und Empfindungen in der Volksseele. Möge der erlauchten Frau noch ein langer und froher Lebensabend beschieden fein. — Die Einführung der neuen Fahrkartenpreise bei unseren sächsischen Staatseisenbahnen erfolgt am 1. Oktober. Dresden, 4. August. Direktor Wauer bei der Dresdner Kitsonlichtgesellschaft wurde wegen Betrugs verhaftet. — Vor dem Landgericht Dresden erschien, von einem Transporteur aus dem Zuchthause zu Waldheim vorge- führt, der 1862 geborene Handarbeiter Leinert. Dieser Mann ist seit seinem 15. Lebensjahre ein ständiger Gast in Hoheneck und Waldheim. Kaum hat er eine Strafe verbüßt, so begeht er sofort wieder eine neue Freveltal, nur deshalb, um wieder in die ihm liebgewordene Zucht hauszelle zurückzukommen. Er hat seit 1877 15 Jahre Zuchthaus und 6 Jahre Gefängnis verbüßt. Augenblick lich. ist der gemeingefährliche Mensch wegen eines schweren Sittlichkeitsverbrechens auf 4 Jahre im Zuchthaus zu Waldheim untergebracht. Dort ließ sich L. beim Anstalts direktor vorführen, um sich selbst eines versuchten Dieb stahls anzuklagen. In der Verhandlung gab der Sträf ling an, er sei in der Nacht von Blasewitz gekommen und habe am Dampsschissswurtehaus an der Elbe den dort aufgestellten Automaten zu erbrechen versucht. Das sei ihm nicht gelungen, denn ein Gendarm habe ihn ver scheucht. Der Vorsitzende der Strafkammer richtete an ihn die Anfrage, weshalb er sich nun denunziert habe. Der Angeklagte erwiderte: „Was soll man heutzutage besser machen, als im Zuchthause sitzen. Dort werde ich gut verpflegt. Ich bitte den geehrten Gerichtshof, mir die schwerste Strafe zuerkennen zu wollen!" Diesem Wunsche konnte der Gerichtshof nur insofern nachkommen, als er dem Zuchthäusler 6 Monate Zuchthaus als Zusatzstrafe auferlegte. Man fragt sich aber, was hat die menschliche Gesellschaft von einen, solchen Verbrecher nach seiner Straf verbüßung zu erwarten? — In Grumbach erschlug ein Blitz 6 Kühe. — Auf dem Junghansschen Brandherd in Colditz wurde bei den Ausräumungsarbeiten ein Feuerwehrmann durch Verschütten getötet. — Infolge Trockenheit der letzten Zeit sind die Quellen der Wasserleitung in Nossen so zurückgegangen, daß der Stadtrat größte Sparsamkeit im Wasserverbrauch empfiehlt. — Unweit Wendischbora bei Nossen scheute ein Pferd vor einem Autoinobil. Der Besitzer wurde sehr er heblich verletzt. — In Döbeln sind Vorbereitungen zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes im Gange. — Bei dem Gewitter am Sonntag abend traf in Kleinthiemig bei Großenhain ein Blitzstrahl die Scheune des Wirtschaftsbesitzers O., die mit aller eingebrachten Ernte niederbrannte. Auch Stallgebäude und Wohnhaus wurden eingeäschert. Ferner setzte Flugfeuer Wohnhaus und Stallgebäude des Schuhmachers M. in Flammen. Hier wie dort konnte das Vieh gerettet werden, doch ist vom Mobiliar vieles verbrannt. — Für die besten treukirchlichen Fortbildungs- oder Fachschüler in Brandis sind 500 M. und für würdige Konfirmanden 600 M. von Frau Senator Possehl ge stiftet worden. — Bei dem am Donnerstag niedergegangenen Ge witter schlug der Blitz in die Brauerei in Reichenbach bei Waldenburg. Boni Blitzableiter abspringend, fuhr der Strahl zunächst durchs Mauerwerk in die Küche, zer trümmerte dort die Wanduhr, ging an den Gewichtsketten herab, zerspaltete eine Anzahl Küchengeräte und schleuderte die einzelnen Teile derselben lustig umher, was einen sonderbaren Anblick bot. Von hier sprang er ab, den in der Nähe befindlichen Glasschrank meidend, machte ein Loch durch die Wand, warf in der Brauerei, jedenfalls von der eisernen Braupfanne angezogen, Ziegelstücken umher und ging dann unter der Pfanne in die Erde. Brand- und Rauchflecken, die der Blitz hinterließ, kenn zeichneten seine Spur. In den Räumen mar ein schwefliger Geruch bemerkbar.