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Die „Weib«itz.Z»wt«g' erscheint wöchentlichdrei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und mird an den vorhergehen. denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postau- ftalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Jnlerat«, welch« bei der bedeutenden Auflage de, Blatte« -Ine sehr wirk same Verdrehung finden, werden mit 12 solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und komplt- aierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlaa.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 2V Pfg. Amtsblatt für die Königliche UmtslMptmannschnft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelzne. - Druck und Verlag von Carl Jehns in Dippoldiswalde. Mit achtsettige« „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Nr. 88. Donnerstag, den 30. Juli 1903. 69. Jahrgang. Air Feier öes MMages §r. MWt lies Kmgs fall 8onnsdvn8, 8. navkmittsgs 2 Ukn, im hiesigen Rathaussaal abgehalten werden. Indem die Unterzeichneten die Herren von Stadt und Land mit der Bitte um zahlreiche Beteiligung zu dieser patriotischen Feier nur hierdurch einzuladen sich er lauben, richten sie zugleich an Alle, welche daran Teil zu nehmen gesonnen sind, das Gesuch, ihre Namen bis spätestens den 5. August in die im Rathaus ausliegende Liste einzuzeichnen, bez. Herrn Ratskellerwirt Däumer hiervon zu benachrichtigen. Der drohende handelspolitische Konflikt zwischen England nnd Deutschland. Die letzten Verhandlungen in beiden Häusern des englischen Parlaments und die Kundgebungen der leiten den englischen Minister und Parteiführer lassen keinen Zweifel darüber, daß zwischen England und Deutschland schwere handelspolitische Differenzen bestehen, die haupt sächlich darin ihren Grund haben, datz, sofern die eng lischen Kolonien, wie z. V. Kanada, eine besondere Zoll behandlung zu Gunsten Englands und zum Nachteile Deutsch lands eintreten lassen, auch Deutschland zuGegenmatzrcgeln ge griffen hat. Diese Berechtigung w'rd nun vonderengüschenRe- gierungspartei Deutschland gegenüber bestritten, oder doch Wiedervergeltungsmatzregeln verlangt, wenn Deutschland auf seinem Standpunkte verharre. Dabei tritt die erfreu liche Erscheinung zu Tage, datz die Führer der englischen Opposition zum Teil auf dem Standpunkte der deutschen Regierung in dieser Streitfrage stehen. So hat der Führer der englischen Liberalen Campbell Banncrmann mit dürren Worten dem Kabinet Balfour-Chamberlain vorgeworfen, datz dessen Haltung in der Zollfroge der Kolonien inkonsequent sei. Die Kolonien müßten entweder fiskalisch unabhängig sein oder nicht, beides zugleich sei nicht möglich. Dieses „Unmögliche" ist aber die Basis der Chamberlainschen Kampfpolitik. Sehr richtig wies 4iuch Campbell Bannermann darauf hin, datz der kürzlich von England mit Persien abgeschlossene Vertrag sich mit den Kolonien in einer Weise befasse, die „unvereinbar mit dem Deutschland gegenüber behaupteten Standpunkt" sei. Hinter dem Streite über die Zollbehandlung der englischen Kolonien steckt aber ziemlich unverblümt die große handels politische Prinzipienfrage: Wird England seinen Frei handel beibehalten oder wird es nach Champerlains Re zepte auch für seinen Welthandel die Zeit für eine Schutz zollpolitik für gekommen erachten? Noch hat England nicht nur in der liberalen, sondern auch in der konserva tiven Partei mächtige und überzeugte Anhänger des Frei handelsprinzips, wie zumal aus einer Rede des Herzogs von Devonshire im englischen Oberhause heroorgeht. Der Herzog von Devonshire, der selbst Mitglied des englischen Ministeriums ist, erklärte auf eine Anfrage betreffend die Untersuchung auf dem Gebiete der Finanzpolitik, die Re gierung habe keine Politik vorzuschlagen, bis die Unter suchung über den Freihandel abgeschlossen sei. Die Frei handelspolitik habe 50 Jahre lang eine gute Probe ab gelegt. Ein großer Minister hat, fährt Redner fort, diese Politik angefochten. Aber was wäre eine Politik, wenn sie beim Blasen der Trompeten eines einzelnen, wenn auch machtvollen Mannes zusammenzufallen droht, weil ihre Erfolge untersucht werden sollen? Ich habe eine bessere Meinung von dem Freihandel als viele von denen, welche eine nervöse Angst verspüren bei dem Gedanken an die eventuellen Ergebnisse einer Untersuchung. Ich selbst glaube, daß alle Einwendungen gegen den Freihandel grundlos sind. Ich glaube ferner, daß der Freihandel nicht alle Wünsche erfüllt hat, die seine Gründer von ihm erhofften. Doch ist es nicht schwer, zu beweisen, datz ein Wechsel in der Politik die vorhandenen Uebel nicht be seitigen, sondern uns in noch größere Uebelstände stürzen würde. Es darf aber nicht außer Acht gelassen werden, daß Chamberlain ein kühner, verwegener, politischer Spieler und verschlagener Ränkeschmied ist, dem es nicht auf das Recht und das Richtige, sondern auf den Erfolg und zwar auf neue Arten des Erfolges ankommt, die eben, wie er sehr wohl weiß, auf handelspolitischem Gebiete viel Reize durch Abkehr Englands vom Freihandelssystem haben, weil dem englischen Welthandel durch Deutschland und Nordamerika sehr große Nebenbuhler erwuchsen und die englischen Fabrikanten ängstlich geworden sind. So cks« Lavari« oinnokUoLsUod Lar HaM S ILark — ktz. Dippoldiswalde, am 27. Juni 1903. Amtshauptmann. Voigt, Bürgermeister. Auktion. Sonnabend, den 1. August d. I., vormittags 8 Uhr, sollen in Reinhardtsgrimma ca. IW Ztr. Brachen- und Wiesen-Heu (gebunden) gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Versammlungsort: Gasthof „znm Erbgericht". Dippoldiswalde, am 29. Juli 1903. H. 322/03. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. dreht sich die ganze Streitfrage in Wirklichkeit nur darum, ob cs Chamberlain gelingen wird, an dem Vorgehen Deutschlands gegen die kanadischen Zollerhöhungen zu be weisen, daß auch England schutzzöllnerisch werden niuß. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. 1903 ist oder wird doch ein gutes Obst-, Wein- und Bierjahr zugleich. Die Obst bäume haben einen sehr reichen Fruchtansatz. Von einer eigentlichen Naupenplage kann man in diesem Jahre nicht reden, die schädlichsten Insekten sind zumeist dem kalten April- und Maiwetter zum Opfer gefallen. Man sieht denn auch nicht so viele Schmetterlinge wie sonst. Die Jugend, die ihre Freude an den in schönen Farben schillernden Tierchen hat, mag das bedauern, Gärtner und Landwirte aber freuen sich — was dem eine seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall. Ulberndorf. Als am Montag vormittag sich Königin- Witwe Karola in Begleitung der kleinen Prinzen Georg und Friedrich Christian mit Wagen nach Jagdschloß Rehefeld begab, ließ sie an der Brandstelle des Bodenschen Gutes halten und erkundigte sich nach den näheren Umständen, ließ auch Frau Böhme, die beim Brande am Arnie ver schiedene Brandwunden davongetragen, ein größeres Geld geschenk übergeben. Großölsa. Begünstigt von vortrefflichem Sommer wetter und unter zahlreichster Anteilnahme der Bewohner schaft des Ortes und der Umgebung fand am 26. d. M. die Fahnenweihe des hiesigen königl. sächs. Militär- vereins statt. Es stellten sich ein die Brudervereine zu Coschütz-Gittersee, Dippoldiswalde, der Verein „Kamerad- schast"-Drcsden, weiter die Vereine zu Grumbach, Henners dorf, Hainsberg, Höckendorf, Hänichen, Kesselsdorf, Niedcr- häslich, Nöthnitz, Potschappel, Possendorf, Reichstädt, Rein holdshain, Reinhardtsgrimma, Ruppendorf, Reichenau, Rabenau, Sadisdorf, Seisersdorf, Schellerhau, Schönfeld und eine Abordnung des Kriegervereins „König Albert"- Berlin. Als Ehrengäste waren erschienen die Herren Bezirksoffizier Major Wilhelm nebst anderen Bezirksoffi zieren, Oberförster Merz-Wendischkarsdorf, Ehrenbezirks vorsteher Neumerkel und Vezirksvorsteher Sieber. Der Weiheakt wurde nachmittags </23 Uhr auf dem Festplatze eröffnet durch das vom Gesangverein „Liederkranz"-Grotz- ölsa, unter Leitung des Herrn Lehrer Hentsch, vorgetragene Lied: „Gott grüße dich!" Herr Gemeindvorstand Menzer begrüßte die Festversammlung im Namen der Gemeinde und Herr Vorsteher August Richter im Namen des Militär vereins zu Großölsa. Hierauf überreichte Herr Freiguts besitzer Hamann unter patriotischer Ansprache die von ihm gespendete Fahne, welche Herr Pfarrer Thomas-Seifers- dorf in begeisterten Worten „als das Heiligtum des Vereins" weihte. Der Gesang des Liedes: „Bannerweihe" von Hermann Müller vollendete den Weiheakt Darnach übergaben Herr Bezirksvorsteher Sieber das von Se. Maj. dem König gespendete, in einem Fahnennagel und einer Fahnenschleife bestehende Fahnengeschenk und Herr Ehren bezirksvorsteher Neumerkel ein ebenfalls in Nagel und Schleife bestehendes Geschenk Sr. Maj. des Kaisers. Die zahlreichen, von Ortsangehörigen, Orts- und Bruder- vereinen dargebrachten schönen und kostbaren Fahnen geschenke aufzuzählen, würde zuviel Naum in Anspruch nehmen. Nach Uebermittelung der Fahne an den zu ihrem Träger erwählten Kameraden August Legler-Neuölsa, richtete der Vereinsvorsteher Richter Worte herzlichen Dankes an die Festversammlung. Der von Musikchören geleitete, von mehr als zwanzig mitgeführten Fahnen be lebte Festzug durch den Ort in den Nachmittagsstunden zwischen >/r4 und 1/26 Uhr gewährte einen farbenreichen stattlichen Anblick. In den folgenden Abendstunden ver ¬ gnügten sich die Fessteilnehmer, soweit sie noch nicht auf dem Heimmarsche begriffen waren, in fröhlichem Tanz in den Gasthöfen zu Groß- und Kleinölsa. Ruppendorf. Von unsern Schulkindern heiß ersehnt und vom prächtigsten Sommerwetter begünstigt, konnte vorigen Sonnabend nach 4jährigtr Pause wieder ein Schul- und Kinderfest hierorts abgehalten werden. Nachmittags 1 Uhr marschierte die stattliche Kinderschar teils mit bunten Blumen geschmückt, teils mit wehenden Fahnen versehen und begleitet von den Mitgliedern des Schulvorstandes unter lustiger Marschmusik durch unser an sich schon schmuckes, aber heute im Festkleide prangendes Dorf. Nach reichlicher Bewirtung mit Bier, Kaffee und Kuchen gaben sich die Kinder auf dem Festplatze in froher Laune den veran stalteten Spielen hin: Reitschule, Vogelschießen, Sternschießen, Scherenschneiden, Lausbaum, Topfschlagen ic. Hierbei war den Kindern günstige Gelegenheit geboten, prächtige, nütz liche Prämien zu erwerben. Von abends 7 Uhr an fand im dichtbesetzten Saale eine von den Kindern der 1. und 2. Klasse dargebotene gesanglich-deklamatorische Ausführung statt, deren Zweck war, das am 25. Juli d. I. stattfindende 25jährige Bestehen des Schulhauses einfach, aber würdig zu begehen. Die Schulkinder zeigten ihre Liebe zur Schule und ihre Dankbarkeil für die in der Schule erhaltenen Segnungen durch eine Jubiläumsspende, der den Anfang bilden soll zu einem Fond, aus dem später ein größeres Geschenk für die Schule beschafft werden kann. Nach dem gemeinsamen Gesänge der Strophe: „Nun danket alle Gott!" erhielt jedes Kind als Abendbrot Würstchen, Semmel und Bier. Darnach wurde noch eine Lotterie ohne Nieten ver anstaltet. Nach Einbruch der Dunkelheit zogen sämtliche Kinder mit bunten Lampions unter Musikbegleitung durchs Dorf, ost begrüßt durch hellleuchtendes Buntfeuer. Nach einer kurzen Ansprache des 1. Lehrers löste sich der Zug kurz nach 10 Uhr an der Schule auf. Hocherfreulicher weise wurde das Schulfest in den Nachmittagsstunden durch die Anwesenheit des Herrn Bezirksschulinspektors Bang ausgezeichnet. Noch lange werden jung und alt von dem ohne jede Störung verlaufenen schönen Feste reden. Kipsdorf. Die am Sonntag erschienene Kur- und Fremdenliste Nr. 4 weist auf die Zeit vom 8. Juli bis 24. Juli an Sommergästen 425 Parteien mit 924 Personen und 103 Passanten nach. Die Gesamtfrequenz betrug bis zum 24. Juli an Sommergästen 1134 Parteien mit 2165 Personen, an Passanten 814 Personen. Lauenstein. Für die jetzt ausgeschriebene Stelle des Stadtkassierers in hiesiger Gemeinde haben sich nicht weniger als 50 Bewerber gemeldet. Reinhardtsgrimma. Am 26. Juli fand hier auf Anordnung der Kgl. Amtshauptmannschoft die Zu wähl eines Gemeinderatsmitgliedes aus der Klasse der Unan sässigen statt. Die Beteiligung an derselben war eine ganz geringe; denn von 80 wahlberechtigten Einwohnern kamen nur 19 ihrer Pflicht nach. Gewählt wurde der Hand arbeiter Schöne und als dessen Stellvertreter der Zimmer mann Otto Gerber. Der Neugewählte bildet nun das 13. Gemeinderatsmitglied. Er hatte, wie auch sein Stell vertreter bei der Wahl 13 Stimmen erkalten. Die 13 gilt sonst nicht gerade als eine Glückszahl, hoffentlich haben aber die betreffenden 13 Wähler diesmal einen für unsre Gemeinde recht glücklichen Griff getan. — Unser Ort wird seit einigen Wochen Sonntags von Hunderten von auswärtigen Herren, Damen und Kindern besucht, und im „Goldnen Hirsch" entwickelt sich dann ein lebhaftes Treiben. — Die vielen Regen haben die Reife des Getreides zwar etwas aufgehalten, doch wird im Laufe dieser Woche der Roggenschnitt seinen Anfang nehmen, sodaß mit dem 3. August auch die dreiwöchigen Sommerferien an der hiesigen Volksschule beginnen werden.