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Mkmh-Mling Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. !N- wi Jnlerate, welche bel der bedeutenden Auflage de» Blatte» 'ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 P^g-, solche aus unserer Amtshaupt' Mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzelle oder deren Naum berechnet. — Ta- bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Ausschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Psg. denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Psg., zweimonatlich H4 Psg,, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. „ .... Amtsblatt sSr die Königliche Umlshauptimmlchast, das Königliche Amtsgericht und den St-dtrat zu Ivpoldiswalde. Die .Welßeritz-Zekt««-- erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und Donnerstag, den 9. Juli 1903. Nr. 79. V«müm°-llich-- Md-dl-ur- Paul I-IM-. - DrM und Verlag u°u Car > MN -chN-M,«. „NM,MM«, UnMH°N-ngaNE M. 1-»°- — h«.wM,ch°Mch« 69. Jahrgang. Aufgehoben wird die in Nr. 63 der „Weiberitz-Zeitung" erlassene Bekanntmachung vom 28. Mai 1003, die Sperrung der Straße von Falkenhain nach Hirschsprung in Falkenhainer Flur betreffend. königliche Amtshauptmannfchaft Dippoldiswalde, am 6. Juli 1903. 674 A. Lossow. Hnl. In dem Güterrechtsregister für den Bezirk des unterzeichneten Gerichts ist heute eingetragen worden, daß der Former Bruno Gustav Stephan in Niederpöbel und seine Ehefrau Selma Ernestine Stephan, geb. Renner oaselbst durch Vertrag vom 6. Juli 1903 die Verwaltung und Nutznießung des Mannes aufgehoben haben. Dippoldiswalde, am 8. Juli 1903. 2 A. Kex. 102/03. königliches Amtsgericht. k>s»ag, äoa 10. Fall 1903, abends MU" 8 "WM Uhr, im Sitzungszimmer im hiesigen Rathause. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. . , l TU Die Reise -es Präsidenten der franzö sischen Republik nach England. In Erwiderung des Besuches, den der König Eduard von England in diesem Frühjahre in Paris gemacht hat, begab sich am 5. Juli der Präsident der französischen Republik, Herr Loubet, nach England, und ist am Mon tag nachmittag in London vom Könige und der könig lichen Familie, von den Ministern, von den Vertretern des englischen Heeres und der Kriegsmarine, vom Stadtober haupte Londons und einer großen Volksmenge sympathisch empfangen worden. Wie immer in solchen Fällen ist die öffentliche Meinung geneigt, derartigen Begegnungen von Regierungsoberhäuptern keine allzu große politische Be deutung beizumessen und sie als Handlungen der guten Sitte und der Courtoisie hinzustellen. Einen solchen Charakter besitzt auch ohne Zweifel der Besuch des Prä sidenten der französischen Republik in der Hauptstadt Eng lands. Diese Begegnung der höchsten Vertreter der fran zösischen und englischen Nation hat aber sicher noch eine ganz andere Bedeutung, die man im Interesse einer richtigen Würdigung der allgemeinen politischen Lage klar legen muß. Frankreich und England sind in den letzten Jahrzehnten einander wiederholt bis zur offenen Feind schaft entfremdet gewesen und zwar aus sehr triftigen Gründen. Die französischen und englischen Interessen im Mittelmeere und in Afrika stießen sehr oft hart auf ein ander, und England hat in den meisten Fällen Frankreich gegenüber nicht die geringste Rücksichtnahme, sondern viel mehr seine schroffe Jnterejsenpölitik an den Tag gelegt. Wir brauchen da nur an die Festsetzung der Engländer in Egypten und ihr schroffes Auftreten in der Faodscha- frage, in der sie die Franzosen förmlich zum Rückzüge zwangen, zu erinnern. Die Gegensätze in den Fragen des Mittelmeeres bestehen auch noch zwischen Frankreich und England und sie können auch durch keine Königs- und Präsidentenbesuche in Paris und London beseitigt werden, denn sie liegen in der Welt- und Länderstellung Frankreichs und Englands. Es denkt aber auch kein Staatsmann in London und Paris daran, eine jener großen Fragen, die einen Kampf auf Leben und Tod zwischen Frankreich und England herbeisühren würden, aufzurollen. Die beiderseitigen Einsätze in einem solchen Kampfe sind zu groß. Zudem haben England und Frank reich jetzt schwere innere Aufgaben auf Jahre hinaus zu lösen. Auch sind beide Großmächte auf dem Schachbrette der Weltpolitik noch in anderer Hinsicht schwer engagiert. So ergibt sich aus dieser Gesamtlage das Fazit, daß Eng land und Frankreich in ihren auswärtigen Beziehungen viel Rücksicht auf einander nehmen müssen. Weit über die höfische und nachbarliche gute Sitte hinaus hat daher der Besuch des Präsidenten Loubet am englischen Hofe doch auch eine große friedliche Bedeutung, er dient wie alle freundschaftlichen Begegnungen regierender Fürsten und Regierungsoberhäupter zur Befestigung des Welt friedens und zur Beförderung der Lösung friedlicher Kulturaufgaben. Für Deutschland und für die Dreibunds- mächte zeigt diese Begegnung aber auch, daß das soge nannte französisch-russische Bündnis nach der jetzigen Ge stalt der Weltlage in keiner Weise den europäischen Frieden bedroht, da ein mit Frankreich befreundetes England niemals auf Seiten des französisch-russischen Bündnisses stehen kann, denn ein in einem Weltkriege siegreiches Frankreich und Rußland würden ja der englischen Groß- machtstellung ein Ende bereiten. Bei der großen Vorliebe, die im übrigen der König Eduard für Frankreich und eine bessere Ausgestaltung der freundschaftlichen Bezie hungen zwischen den Franzosen und Engländern hat, ist auch zu hoffen, daß das politische Verhältnis zwischen England und Frankreich ein freundlicheres künftig sein wird als es seit Jahren war. Die Regierungen wie die Völker werden eben auch in ihren ersten Vertretern heut zu tage viel mehr von den allgemeinen Kulturinteressen erfüllt und beeinflußt als in früheren Zeiten, in denen der Ehrgeiz, der Neid, der Argwohn und die Eroberungs lust nur zu oft ihre verhängnisvolle Rolle spielten und die Völker ins Verderben führten. Daß diese Zeiten gründlich vorüber sind, beweist auch der friedliche und freundschaftliche Besuch des Präsidenten Loubet in Eng land. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der am 5. d. M. abgehaltenen Monatsversammlung des hiesigen Königl. Sächs. Militär- vereins wies der Kamerad Vorsteher in einer Begrüßungs ansprache auf die beherzigenswerte Rede hin, die der Kaiser jüngst in Hamburg gehalten, worin das deutsche Volk in begeisternden Worten ermahnt werde, seinen Idealen und sich selber treu zu bleiben. In die Tages ordnung eintretend, erstattete der Vorsitzende Bericht über die am 14. v. M. abgehaltene Hauptbezirksversammlung in Schmiedeberg. Auf Beschluß der Versammlung wird die für den 0. August geplante Feier des Geburtstages des Königs, verbunden mit dem Stiftungsfest, diesmal im Schützenhaus begangen werden. Der Einladung der hiesigen prio. Schützengesellschaft zur Beteiligung an den festlichen Veranstaltungen des diesjährigen Vogelschießens beschloß man, soweit angängig, folge zu leisten. Aus der Wilhelm-Augusta-Stiftung sind dem Verein für das laufende Jahr 15 Mk. zugeflossen, die einer hiesigen schwerkranken Witwe überwiesen sind. Neu ausgenommen wurde 1 Kamerad. Empfehlend wurde ferner hingewiesen auf das segensreich wirkende Institut des Sächs. Militär-Lebens versicherungs-Vereins, dessen 27. Rechenschaftsbericht vor lag. Die Gesamteinnahme der Kasse dieses Vereins be trug im Berichtsjahr 634317 Mk., eine Einnahme, die sich um 32017 Mk. gegen das Vorjahr erhöhte. Die Gesamtausgabe belief sich auf 267 383 M. Es entfielen auf Zahlungen für Todesfälle 111 650 Mk., hingegen auf Zahlungen für solche Versicherungen, die durch Er reichung des festgesetzten Lebensalters fällig geworden sind, 41675 Mk. — Die Augustoerjammlung wird beschluß- gemäß, wie alljährlich, ausfallen. — In den letzten Abenden haben wir bereits die ersten Trommelwirbel gehört, ein Zeichen, daß die Vor bereitungen zum Vogelschießen im besten Gange sind, zumal was die Exerzitien der Schützengilde anbetrifft, die ihre Rotten tüchtig drillt, daß sie beim Ausmarsch richtig rechts oder links um die Ecke rum kommen. Dies wird ihnen jedoch nicht so schwer, wie anno tobalr, sind doch die Schützen meist gediente Soldaten und geübte Turner, und durch langjährigen Schützendienst haben sie sich den nötigen Drill und Schmiß angeeignet, daß sie Wendungen und Schwenkungen mit eleganter Schneidigteit aussühren können. Auch wir wollen eine Schwenkung machen bei vormals Hartmanns um die Ecke rum nach der Ane zu. Hier, wo sonst Wäscherinnen geschäftig und geschwätzig bei den Linnen stehen und Wäsche lustig im Winde flackert, wehen bunte Fähnlein und erhebt sich auf etliche Tage eine bretterne und leinene Stadt, um die Tausende von Vogelwiesenbesuchern zu bewirten und zu vergnügen. Wer sich gern aufs hohe Pferd setzt, dem ist hierzu in einem Hippodrom Gelegenheit gegeben, und wer sich in jugendlicher Erinnerung mit der Jugend freuen will, der statte dem Kasperletheater einen Besuch ab. Einen be sonderen Anziehungspunkt zum Besuche bietet aber der Festzug mit militärischer Aufführung am Montag, wobei türkische Soldaten und gefangene mazedonische Insurgenten, die behufs Kultivierung nach dem Westen beordert sind und zufälliger- und glücklicherweise zum Vogelschießen unsere Stadt passieren, ihre gütige Mitwirkung zugesagt haben. Illumination am Montag und Feuerwerk ain Dienstag versprechen programmgemäß großartig zu werden, so daß es vom Standpunkte des Vogelschießfreundfs un verzeihlich wäre, wer den Besuch der Vogelwiese ver- säumen wollte. Vorher orientiere er sich aber in der am Sonnabend erscheinenden Festzeitung. — Bei der heurigen vorgeschrittenen Vegetation zeigen sich auch schon hie und da die Pilze, und ein durch dringender Regen dürfte dem erwärmten Boden die viel- begehrte Frucht bald reichlich entlocken. Dann kann man auch des öfteren wieder von Pilzvergiftungen mit töt- lichem Ausgang lesen, obschon sich dieselben verhältnis mäßig leicht durch schnelle Gegenmaßregeln meist ab wenden lassen. So wende man, sobald sich die Folgen der Vergiftung, zeigen und ehe der Arzt zur Stelle ist, zunächst tüchtige Brechmittel an, und an Stelle derselben oder mit ihnen zugleich sind kräftige Abführmittel zu reichen. Bei eintretender Mattigkeit oder gar Bewußt losigkeit aber ist mit Rum, Kognak oder starkem Weine nachzuhelfen. — Einen ausführlichen Bericht über die 25jährige Jubelfeier der Uhrmacherschule in Glashütte bringen wir in nächster Nummer. Reinhardtsgrimma. In der vergangenen Woche sind wiederholt Beeren sammelnde Frauen in der soge nannten, dem Rittergute gehörigen Heide von radfahrenden feingekleideten Fremden überfallen worden. Zum Glück konnten diese aber ihr jedenfalls verbrecherisches Vorhaben nicht ausführen, da auf die Hilferufe der Ueberfallenen sofort Leute herbeigeeilt kamen, wobei die Fremden auf ihren Rädern rasch entflohen. In dem einen Falle hatte der Unbekannte der Frau ein großes Geldstück hingeworfen und sie bereits fest gepackt. Leider ist es noch nicht ge- lungen, diese frechen Menschen ausfindig zu machen. — In der Nacht vom Montag zum Dienstag wurde bei dem Fuhrwerksbesitzer Fuß in Kreischa ein Pferd angeblich aus dem Stalle gestohlen. Der Betroffene hatte das Pferd erst von seinem Bruder, einem hiesigen Guts besitzer, geborgt. Man will gefunden haben, daß die Spur von Kreischa aus im Lockwitztal aufwärts führt. — Die im hiesigen Gemeindeteiche aufgefundenen weiblichen Kleidungsstücke gehören einer zuletzt in Cunners dorf dienenden, jetzt aber im Gefängnis befindlichen Magd. Possendorf. Begünstigt vom herrlichsten Wetter, nahm das am Sonntag nachmittags im hiesigen Gasthofe veranstaltete öffentliche Gesangskonzert der freien Sänger vereinigung einen recht schönen Verlauf. Nach 4 Uhr hatte sich der geräumige Saal dicht gefüllt, und nachdem der Vorstarid des Männergesangvereins zu Possendorf be grüßende Worte an die Sänger und Festteilnehmer ge richtet hatte, begann das Konzert mit dem Massenchore „Laßt Jehova —Hierauf durchbrauste als 2. Massen chor Marschners „Liedesfreiheit" den Saal. Nun folgten die Einzelvorträge der Vereine, die, wie die Massenchöre, von vorzüglicher Schulung zeugten und von oen Konzert besuchern durch reichen Beifall ausgezeichnet wurden. Nach beendetem Konzert wurde das Protokoll der vorjährigen Sängervereinigung verlesen und dann zogen sich die Vor stände der Vereine zurück, um durch Los den Ort der nächstjährigen Vereinigung zu bestimmen, das Los ergab Welschhufe. Da ein Kommers nicht stattfinden konnte, zerstreuten sich Sänger und Konzertbesucher leider nur zu schnell. Wir aber wünschen den wackeren Gesangvereinen ein rüstiges Weiterschreitvn in der Pflege des deutschen Männergesanges. Lockwitz. Am Spätabend des Sonnabend brannte die hinter dem zur Obermühle gehörigen Steinbruch ge legene Steinbrecherbude nieder. Um ein mögliches Ueber- greifen des Feuers in das umliegende Buschwerk zu ver hindern, löschten Mannschaften der hiesigen Feuerwehr die Brandstelle vom nächstgelegenen Hydranten aus ab. Auch hier liegt zweifellos wie bei den vorangegangenen Wald bränden im Lockwitzgrunde Brandstiftung vor und bleibt nur zu wünschen, daß der Bube bald ermittelt wird.