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Sonnabend, den 20. Juni 1903 Verantwortlicher Redakteur: Paul Irhne. Mit achtsettigem „Illustrierte« Unterhaltungsblatt". Druck und Verlag von Carl Jelzin in Dippoldiswalde. Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. W» M'UMN «fa Nnzelne Nummern LM W KPfg. — Alle Postan- I d d Anzeiger für Dippoldi Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmannschast, das Jnlerate, welche btt der bedeutenden Auslage de» Blattes »tne sehr wirk- same Verbre'tunä finden, werden mtt 12 solche aus unserer Amtshaupt- mannschast mit 10 PW. die Spaltzetle oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Ausschlag. — Eingesandt, im redamo- nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Den beteiligten Gemeinden wird bekannt gegeben, daß der nächste Gerichtstag Mittwoch, den 1. Juli 1903, von vormittags S Ahr bis 1 Ahr nachmittags, lm Hartmann'schen Gasthof zu Pofsendors (früher Pietzsch) abgehalten werden wird. Die zu erledigenden Angelegenheiten sind rechtzeitig bei Gericht anzumelden, da mit die betreffenden Akten mitgebracht und die Beteiligten benachrichtigt werden tonnen. Dippoldiswalde, am 18. Juni 1903. V. Kex. 175/03. Königliches Amtsgericht. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche für Malter Blatt 13 auf den Namen des Stellmachers /Friedrich Wilhelm Köhler eingetragene Grundstück soll am 12. August 1903, vormittags 10 Ahr, — an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuche 1 Hektar 24,s Ar groß und auf 4570 M. — Pfg- geschätzt. Es besteht aus einem Vodaksa» nebst LvdvUUSllßvdäuckv, sowie IM und Mos«, trägt die Nr. 12 des Vrandkatasters und umfasst die Flurstücke Nr. 20 a, 20b, 21, 54 und 55 des Flurbuchs für Malters Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grund stück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Ein tragung des am 30. April 1903 verlautbarten Bersteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Auf forderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Ge bots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf- gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Ein stellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerung-, erlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten wurde. Dippoldiswalde, den 18. Juni 1903. 2a. 6/03 Nr. 2. Königliches Amtsgericht. Das Verzeichnis der zur land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft gv- hörigen Betriebsunternehmer in der Stadt Dippoldiswalde nebst Heberolle und Aende- rungsliste liegen vom 20. Juni d. I. ab zwei Wochen lang an Ratserpeditionsstelle zur Einsicht aus, uni den Beteiligten Gelegenheit zu geben, die Beitragsberechnung für das Jahr 1902 auf ihre Richtigkeit zu prüfen. . . Wir bringen solches hierdurch mit dem Bemerken zur Kenntnis der Vetriebsunter- nehmer, daß nach Beschluß der Genossenschaftsversammlung vom 31. März d. I. der Beitrag für das Jahr 1902 auf 4,15 Pfennig von jeder beitragspflichtigen Steuer- einheit festgesetzt worden ist und daß die Einhebung dieser Beiträge in den nächsten Tagen von hier aus erfolgen wird. Einsprüche der Unternehmer gegen die Höhe der Beitrage, sowie gegen Ver anlagung der Betriebe im Unternehmer-Verzeichnis pp. sind direkt an die Geschäftsstelle der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft (Dresden, Wiener Platz 1,ll) zu richten und innerhalb 2 Wochen, vom 20. Juni d. 2. ab dort anzumelden, der aus geworfene Betrag ist jedoch ungeachtet des Einspruchs vom Unternehmer in voller Summe zu zahlen. Dippoldiswalde, am 18. Juni 1903. Der Stadtrat. Voigt. Nach der Waylschlacht. Obwohl das Bild der am 16. Juni vollzogenen Neuwahlen zum deutschen Reichstage hie und da noch kleine Lücken aufweist, so steht es in seinen Hauptzügen doch schon sest. Wohl das Hauptcharakteristikum der Reichstagswahlergebnisse ist der starke Erfolg, welchen die Sozialdemokratie verzeichnen darf, dank einerseits der Zer splitterung unter den bürgerlichen Parteien, anderseits der rücksichtslosen und umfassenden Agitation, welche die Um sturzpartei betrieben hatte, außerdem ist das seit den letzten Wahlen vom Jahre 1898 eingetretene erhebliche An wachsen der wahlberechtigten Neichsbürger vorwiegend der Sozialdemokratie zu gute gekommen. Bereits in der nun stattgefundenen Hauptwahl haben es die Sozialdemokraten auf etwa 53 Reichstagsmandate gebracht, gegenüber 58 im alten Reichstage, und da ihre Kandidaten ferner an rund 100 Stichwahlen beteiligt sind, so dürften ihnen bei letzteren zweifellos noch eine Reihe weiterer Mandate zu fallen. Hiermit kommt die sozialdemokratische Reichstags fraktion der bisher zahlreichsten Partei des Reichstages, -em Zentrum, an Stärke bedenklich nahe, was sicherlich M mancherlei ebenso sonderbaren wie peinlichen Situa tionen in der deutschen Volksvertretung führen wird. Im Laaer der bürgerlichen Parteien wird man aber nunmehr hoffentlich einsehen, wie töricht es war, sich den Lurus einer weitgehenden Zersplitterung und Uneinigkeit gegen über der immer machtvoller vordrängenden Umsturzpartei zu leisten, Geschlossenheit und Sammlung tut dem Bürger tum vielmehr dringend not, will es in künftigen Wahl kämpfen ein noch größeres Anschwellen der Sozialdemo kratie im Reichstage verhindern, sonst müßten wir im Deutschen Reiche zu ganz haltlosen Zuständen gelangen. Es steht darum zu erwarten, daß bereits bei den Stich wahlen zum Reichstage, deren ungewöhnlich große Zahl ein weiteres Charakteristikum der diesmaligen Reichstags- wahlen bildet, die Parteien des Bürgertums ihre Eifer süchteleien und einseitigen Interessen zurückstellen und sich dafür gegenseitig kräftig zur nachdrücklichen Bekämpfung der Sozialdemokratie unterstützen werden, es ist dies ein fach eine Pflicht der Selbsterhaltung für die bürgerlichen Parteien. Was nun die anderen größeren Parteien an belangt, so scheint das Zentrum im allgemeinen seinen parlamentarischen Besitzstand behauptet zu haben, wie in Oberschlesien, am Rhein, in Westfalen, in Bayern, in seinen bisherigen badischen und wütttembergischen Wahl kreisen usw. Die meisten übrigen Parteien des Reichs tages gehen aber alle mehr oder weniger dezimiert aus der Wahlschlacht des 16. Juni hervor, wie die Konser vativen, die Reichspattei, die Nationalliberalrn, die beiden freisinnigen Parteien,- vom Ausfälle der Stichwahlen wird «s abhängen, was sie für sich noch zu retten vermögen. Wiedergewählt wurden in den Reichslanden die fraktions- kosen Abgeotdneten, äuch die Polen scheinen ziemlich gut abgeschnitten zu haben, über die Wahlergebnisse für die verschiedenen antisemitischen und agrarischen Richtungen, sowie für die Welfen ist augenblicklich noch nichts Er schöpfendes zu verzeichnen. Unterlegen sind im Wahl kampfe von hervorragenderen oder sonstwie bekannteren bisherigen Abgeordneten u. a. der Antisemit Ahlwardt und der zur freisinnigen Vereinigung gehörende Abgeord nete Schröder, viele andere bekanntere Parlamentarier kommen in die Stichwahl, wie Eugen Richter, der Führer der freisinnigen Volkspartei in Hagen, der Welse v. Hoden berg in Celle, der Nationalliberale Sattler in Stade, der Konservative Graf Limburg-Stirum in Breslau I, der Zentrumsmann Gröber in Schwäbisch-Gmünd usw. Erst nach Beendigung der Slichwahlen (25. Juni) wird sich ein genaues Bild des neuen Reichstages geben lassen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Stunden und Tage reihen sich im ewigen Kreislauf der Zeit unaufhaltsam aneinander, und so erfüllt auch heute am 19. Juni sich ein Jahr, daß das sächsische Volk den Todestag eines seiner besten und edelsten Fürsten, seines Königs Albert, zu begehen hat. Dumpf und traurig verkündeten heute vor einem Jahre dem Sachsenvolke der eherne Mund der Glocken: Dein edler König, dein treuer und milder Landesvater, dein tapferer Held, dein hochherziger Mitbürger — er schloß sein mild und freundlich blickendes Augenpaar fern von der Heimat in Sibyllenort auf immer! Und wie im Weltgetriebe der Großstadt, so im fernsten Gebirgsdörfchen, da zog mit dieser Kunde tiesjte Trauer in jedes guten Sachsen Herz ein; eine Trauer, die nichts gemein hatte mit den Vorschristen des Ceremoniells, sondern die auf richtig und herzlich das ganze treue Sachsenvolk an der Königsbahre vereinigte. Hatte er, der edle Heimgegangene, doch sein Wort, welches er 1849 als junger Offizier in einem Briefe schrieb: „Für mein Volk habe ich ein Herz" während seiner Regierungszeit so treu und glänzend ein gelöst, so daß uns der letzte Abschied von ihm so schwer, so unendlich schwer geworden ist. Aber als Trost im bittern Leid mußte es damals auch doch unser betrübtes Herz erfüllen, wenn wir Sachsen in jenen schweren Tagen die einstimmigen Kundgebungen über unsern herben Ver lust aus allen deutschen wie auch aus außerdeutschen Landen entgegennehmen durften. UeberaN wurde er, der Große und Edle, noch einmal in allen Nachrufen gefeiert und gepriesen als der treueste Freund des großen Kaisers Wilhelm I., als begeisterter Mitarbeiter des eisernen Kanzlers, mit dem er in den herrlichen Tagen der Neu schöpfung des deutschen Reiches so treu zusammengearbeitet hatte, als einer der letzten Zeugen aus Deutschlands großer Zeit. Und so wird die Geschichte den Feldherrn- und Regentennamen „König Albert von Sachsen" auf ewige Zeiten in leuchtenden Lettern der Menschheit sehen lassen. Aber ebenso soll und mag er uns, den Ueberlebenden, auch heute noch stets und fest ein nachahmenswertes Vor bild sein und bleiben. Das Andenken an sein Leben und Wirken, es möge uns auch heute noch zum reichen Erbe werden, aus dem wir die selbstloseste Pflichttreue und Hin gebung für das Gemeinwohl stets und besonders auch in den schweren Zeiten schöpfen können. Und so wollen wir denn auch heute, am Todestage unseres unvergeßlichen Alberts, in stiller Sammlung sein gedenken als unsern da hingegangenen treuesten Freund und Berater, der während eines langen Lebens treu über des Vaterlandes Wohl ge wacht hat und eines ganzen Volkes Liebe mit gleicher liebevoller Hingebung zu vergelten wußte. — Während des Vogelschießens wird die Halle von Herrn Preußler (Pachtzins 155 M.), das Zelt von Herrn R. Heinrich (Pachtzins 60 M.) bewirtschaftet. — Gemäß § 37 Absatz 3 des am 1. Januar d. I. in Kraft getretenen Enteignungsgesetzes für das Königreich Sachsen vom 24. Juni 1902 sind in der letzten gemein schaftlichen Sitzung der städtischen Kollegien die Herren Steinbruchsbesitzer Stadtrat Liebel, Stadtgutsbesitzer Otto Müller, Brandversicherungsinspektor Pohlers und Bau meister Otto Schmidt, sämtlich hier, als Sachverständige für die während des laufenden Jahres im Stadtbezirke Dippoldiswalde etwa anhängig werdenden Enteignungen gewählt worden. — In der letzten Zeit wurden in hiesiger Stadt ge stohlen : Aus einer hinter der Bezirksanstalt stehenden, dem Gärtner Kranig gehörenden Hütte, eine Radehacke. — Ferner aus einem unverschlossenen Gehöft ein kleiner, blauer Handleiterwagen, welcher mit eisernen Achsen und Stemmlcisten versehen war. — Mittelst Einbruchs aus einer Baubude: eine graue Hose und Weste, ein braun karriertes Jakeit, ein schwarzer, weicher Filzhut, eine braune Aermelweste, eine blaue Leinwandschürze, ein Hand tuch, ein Hammer, eine Zange, eine Uhrkette mit einer Kapsel und ein Reißzeug, enthaltend zwei Zirkel. — In Lehrerkrcisen taucht anläßlich der bevorstehen den großen Ferien wieder die Erörterung nach einer ein heitlichen Ferienordnung für das gesamte Deutsche Reich auf. Der Beginn des Schuljahres möge, so scheint die überwiegende Ansicht zu sein, mit dem Anfang des bürger lichen Jahres zusammengelegt werden. Bärenstein. Ein schrecklicher Unglücks fall hat sich m der benachbarten böhmischen Grenzstadt Weipert er eignet. Dort war ein etwa 12 Jahre alter Knabe als Dreher eines Karussells beschäftigt. Er geriet hierbei in das Räderwerk, wobei ihm der Kopf vollständig vom Rumpfe getrennt wurde. Schellerhau. Am letzten Sonntag veranstaltete der hiesige Gesangverein nach langer Zeit wieder einmal eine Abendunterhaltung, die in allen ihren Teilen solchen Bei- !