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V M« -Weihchritz-Lritimg* erscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denMenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Wchech-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Jnlerate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blatte« 'ine sehr wirk same Verdrehung find«,, werden mit 12 P'g-, solch« aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. Amtsblatt für die MUiche Umtshauptmamschasl, das Königliche Amtsgericht and den Stadtrat zu Dippoldiswalde. V-r-nIworllick-r MdiM-ur: Paul IrhM. - Druck und V-rl-, mm Tarl I-Hue in riMvIdluwaldr. MU MU Und, und h°u,mUt,ch.stUch« Nr. 46. Dienstag, den 21. April 1903. 69. Jahrgang. Die Vergütung für die von den Gemeinden im Monat April dieses Jahres <m Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt: für 50 Kilo Hafer 7 M. 87,s Pfg., " " " beu 3 „ 36 „ „ » Sttoh 2 „ 55,1 „ Dippoldiswalde, am 15. April 1903. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V.: Büttgen WM Mit Allerhöchster Erlaubnis Seiner Majestät des Königs. Unauslöschlich ruht in jedem Sachsenherzen die dankbare Erinnerung an König Albert. Tief eingegraben für alle Zeiten steht sein Name auf den Tafeln der deutschen und sächsischen Geschichte als der hervorragende Heerführer, der Mitbegründer deutscher Einheit und als einer der besten, edelsten, gütigsten Fürsten unseres Sachsenlandes. Denkmale in Erz und Stein werden der Nachwelt von der Liebe seines Volkes Zeugnis geben. Aber vielen ist es ein Herzensbedürfnis, das Gedächtnis des Heimgegangenen Herrschers noch in besonderer Weise zu ehren durch Errichtung einer Stiftung, die den Kranken und Bedürftigen unseres Volkes Heilung und Hilfe in ihrer Not und Bedräng nis gewähren soll. Die zu solchem Zwecke zu sammelnden Beiträge sollen mit Allerhöchster Genehmi gung zu einer „König-Albert-Gedächtnis-Stiftung" vereinigt und Ihrer Majestät der Königin-Witwe am 10. Juni 1903, ein Jahr nach dem Tode unseres unvergeßlichen Königs, zur freien Verfügung zu Gunsten der von Mlerhöchstihr begründeten Liebeswerke überreicht werden. Indem wir auf solche Weise das Gedächtnis König Alberts ehren, helfen wir die Erfüllung der Lebensaufgabe Seiner hohen Gemahlin, werktätige Mmschenliebe zu pflegen, fördern und für die Zukunft sicherstellen. Auch der Erfüllung des vielfach kund- gegebencn Wunsches, in diesen für unser Land so schweren Tagen der Treue und An hänglichkeit an unser Königshaus einen sichtbaren Ausdruck geben zu können, zeigt sich hier ein Weg. Mögen sich, das erbitten wir, in allen Teilen unseres Landes freundliche Mit helfer finden, die das Werk des Sammelns soweit nötig unter Bildung von Ortsaus schüssen in die Hand nehmen und möchten dann in treuem, dankbarem Gedenken an den über alles geliebten König der „König-Albert-Gedächtnis-Stiftung namhafte und zahlreiche Gaben für die Armen und Hilfsbedürftigen zufließen! Die Sächsische Bank mit ihren Filialen hat sich bereit erklärt, als Haupt- Sammelstelle tätig zu sein. vor IiLlläv8tM880dll88. Vorstehende Bitte wird hiermit den Bewohnern des hiesigen amtshauptmann schaftlichen Bezirks in Anbetracht des allgemein wohltätigen Zwecks ganz besonders ans Herz gelegt. Die Herren Bürgermeister und Gemeindevorstände des Bezirks sind wegen Er öffnung von Sammelstellen angegangen und zur Empfangnahme von Beiträgen er mächtigt worden. vor vsrirLsau88odo88 äsr Lünizlivbvu Lmt8d»uptM»all8ob8tt vippalckioukälcks. 550 0. Lossow, Amtshauptmann. Hnl. Holzverstelgerung. Rehefelder Staatsforstrevier. Erbgerichtsgasthos in Seyde, 28. April 1903, vorm. 1/2IO Uhr: 575 w. Stämme, 32 h. u. 5081 w. Klötzer, 151 w. gek. Derbstangen: nachm. 2 Ahr: 25>/2 rm w. Nutzscheite, N/2 rm h. u. I84>/2 rm w Brennscheite, 3 rm h. u. 55>/2 rm w. Bcenn- knüppel, N/2 rm h. u. 40 rm w. Zacken, 3</2 rm h. u. 8b rm w. Aeste. Kahlschlag Abt. 56. Durchforstungs- und Einzelhölzer Abt. 7, 9, 18, 22, 33, 59, 67, 68, 79. Kgl. Forstrevierverwaltung Rehefeld, Kgl. Forftrentamt Frauenstein, Breitfeld. am 18. April 1903. Krause. Die Gefahren -es Amerikanertnms für die europäische Kultur. Herr Roosevelt, der Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, ist in mehreren stolzen Reden in sehr scharfer und eigenartiger Weise nicht nur für Amerika und das Amerikanertum, sondern eigentlich noch vielmehr für das Neinhallen ganz Amerikas vom europäischen Ein fluß und für Rein- und Großzucht des Amerikanismus eingetreten. Wir wollen heute nicht untersuchen, wie die amerikanische Kultur ihre Wurzeln in Europa hatte, denn von den Indianern stammt sie ja nicht her, und wir wollen auch nicht kritisierend feststellen, wie viel Berech tigung und wie viel Anmaßung solche amerikanischen Staatsreden enthalten, aber die Berechtigung hat auch Europa und jeder Europäer, das Amerikanertum mit seinen Nimmersatten Welteroberungsplänen auf seine Schattenseiten und Gefahren zu prüfen. Die amerikani schen Welteroberungspläne find nämlich vorhanden, und sie enthalten in der Art ihrer Mittel schwere Gefahren für die europäische Kultur. Natürlich denken die Ameri kaner nicht daran, Europa mit ihren Kriegsschiffen und Heeren zu erobern, denn sie haben dazu keine, aber im Amerikanertum regt sich eine in der ganzen Weltgeschichte noch nicht dagewesene Kühnheit, wirtschaftlich Europa unter die amerikanische Botmäßigkeit zu bringen. Mit beispiellos rücksichts- und skrupellosen Mitteln und einem möglichst großen Unternehmerkapital gehen die Nord amerikaner seit einer Reihe von Jahren drauf und dran, den gesamten Welthandel in ihre Hände zu bekommen. Auf dem Weltgetreide- und Baumwollenmarkte, ferner auch auf dem Petroleummarkte gelang es ihnen zuerst amd zwar weniger durch ihre persönlichen Verdienste als vielmehr durch den natürlichen unermeßlichen Reichtum des amerikanischen Bodens. Weiter streben sie aber auch darnach, den Stahl- und Eisenmarkt, ferner den in Hin blick auf die Elektrotechnik sehr wichtigen Kupfermarkt in ihre Hände zu bekommen und zuletzt, aber nicht am wenigsten, richtet sich der amerikanische Unternehmungs geist auch aus die Beherrschung des gesamten Industrie- Marktes. Da sie im Maschinenfach Hervorragendes leisten und Rohprodukte aller Art massenhaft erzeugen, so ist auch tatsächlich die Gefahr, die den europäischen Industrie ländern von Amerika droht, eine sehr große, und darf gerade deshalb nicht unterschätzt werden, weil die Ameri kaner jetzt noch viel Stahl- und Eisenwaren, Woll- und Baumwollwaren, Sammet, Seide, Spielwaren usw. aus Europa kaufen. Die Prositwut der Yankees ist groß, so raffiniert und so unersättlich, daß man ihrerseits auf alles in der Zukunft gefaßt sein muß, zumal die amerikanische Gesetzgebung in der skrupellosesten Weise die wirtschaftliche Ausbeutepolitik der smarten Amerikaner durch eine Hoch schutzzollmauer unterstützt, wie eine solche sonst kein Land besitzt. Umgekehrt sind aber in Amerika bis jetzt keine Gesetze vorhanden, um die geistigen Besitztümer der Schrift steller, Komponisten, Künstler und Verlagshändler des Auslandes zu schützen. Jeder Amerikaner druckt dreist als sein „gutes amerikanisches Recht" jedes deutsche, englische oder französische Buch, Bildwerk, Nolenwerk usw. nach, denn die amerikanische Profitlust hat sehr rasch heräusge- funden, was es für ein Vorteil in Kunst und Wissenschaft ist, wenn man den Autoren und Verlegern in Europa nichts für die Autor- und Verlagsrechte zu bezahlen braucht, und nächstens kann man deshalb schließlich Bücher und Noten aus Amerika billiger als aus der Heimat beziehen. So zeigt die amerikanische Gewinnsucht überall der euro päischen Kultur die Zähne, und ein europäischer Zoll verein gegen Amerika wäre eine rettende Tat! Zum Schulanfang. Am heutigen Montage ist das neue Schuljahr er öffnet worden. Für Eltern und besonders für die Schul anfänger ist dies ein ungemein wichtiges Ereignis. Zum ersten Male öffnen sich für die Kleinen die Pforten der Schule. Hinter ihnen liegt der Seele Frühling, die goldene Zeit der frühesten Kindheit, von deren Poesie der Dichtermund rühmt: „Noch lacht Dir das Leben im rosig sten Licht, noch kennst Du die Dornen, die schmerzenden, nicht; noch täuscht Dich nicht Trug und blendender Schein: o selig, o selig, ein Kind noch zu sein!" Kind bleibt ja auch der Schüler, und man kann nur wünschen, daß er es selbst über die Schulzeit hinaus noch recht lange in Unschuld bleibt, aber mit dem Eintritt in diese Zeit geht deni jungen Erdenbürger doch eine Ahnung davon auf, daß das Leben auch seine ernste Seite hat und daß jeder Mensch auf einen Posten gestellt wird, der ihm Pflichten und ein Arbeitsquantum zu bewältigen anferlegt. „Wird Dein Kind diesem Arbeitsquantum gewachsen sein? Wird es ihm leicht oder schwer fallen?" Solche Fragen tauchen unwillkürlich im bewegten Gemüt der Eltern auf. Manche sind deshalb von schwerer Sorge, andere von froher Hoff nung erfüllt. Welche Stimmung aber auch vorherrschend sein mag: ein Grundton darin darf nicht fehlen, nämlich das Vertrauen zur Schule, bez. zu ihren Lehrern. Ver trauen ist die Brücke zu jeder innigen Lebens- und Strebensgemeinschaft. Wo sie aufgerichtet ist, da darf auch die Schule auf jede Förderung ihrer unterricht- und erziehlichen Arbeit rechnen. Da darf sie erwarten, daß alle schulischen Maßnahmen aufmerksame Beachtung und, soweit nötig, willige Unterstützung finden. Mögen denn alle kleinen Rekruten mit Lust, Freude und Lerneifer die Stätte ihrer geistigen Ausrüstung für das Leben betreten! Möge diese Freude auch dann noch anhalten, wenn der Gang nach dem Schulhause nicht mehr durch Zuckertüten versüßt wird. Die Schule werde allen Kindern, die sie heute zum ersten Mal betreten, eine ergibige Pflanzstätte, ein rechter Segensacker, dem nach acht Jahren eine schöne und nachhaltig wirkende Ernte erblüht. Mit diesen Wünschen begleiten wir Eltern und Kinder auf ihrem wichtigen Gange. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der April ist ja von jeher als ein launischer Gesell berüchtigt, aber so arg wie in diesem Jahre hat er es lange nicht getrieben. Kein Tag ver geht ohne Schneegestöber und Regen und am gestrigen Sonntag herrschte ein Schneetreiben, daß man im wahrsten Sinne des Wortes keinen Hund vor die Türe jagen mochte. Aber nicht nur bei uns ist so schlechtes Wetter, aus allen Teilen Deutschlands und Oesterreichs wird gleiches gemeldet. — Wie stark bei uns der Sturm ge wütet hat, kann man daraus ersehen, daß in der Nähe der Bezirksanstalt ein Möbelwagen von demselben um gestürzt wurde, wie auch unter den Jahrmarktsbuden auf dem Markte eine heillose Verwirrung angerichtet wurde. — Heute früh tobl bei Nullpunkt der Sturm weiter, so daß die Aussichten auf ein flottes Jahrmarkts geschäft ganz minimale sind. — Mutig und tapfer durch den Schnee daher- slapfend und mit dem schneidenden Nordwest kämpfend, strebten heute, Montag, die kleinen „Rekruten" an der Hand des Vaters oder der Mutter dem Schulhause zu. 34 Knaben und 40 Mädchen konnten durch Herrn Direktor Schulze in den Verband der Schule ausgenommen werden. Nach diesem feierlichen Akte richtete noch Herr Lehrer Schröter Worte der Begrüßung an die erschinenen Eltern, im Namen der Schule und der Lehrer gelobend, die junge Schar zu erziehen zu guten, echten Christen und hcranzubilden zu nützlichen Gliedern der menschlichen Gesellschaft. Möge gleich dein gesegneten Eingänge einst auch der Ausgang dieser Kleinen ein recht gesegneter sein. — Die hiesige Handelsschule wird Mittwoch, den 22. April, mit einer Aufnahmeprüfung das neue Schul jahr beginnen. Die Schule wird nicht nur von hiesigen Lehrlingen, sondern auch viel von auswärts (Schmiede berg, Buschmühle, Obercarsdorf) besucht. Neuerdings sind an die Leitung der Schule mehrfache Wünsche herange treten, daß auch junge Damen dem Unterricht (Sprachen und Buchhaltung) beiwohnen könnten. Es ist nicht aus geschlossen, daß bei zahlreicher Beteiligung Sonderklassen für Damen eingerichtet würden. — Am Sonntage fanden in der hiesigen Schuh macherinnung die Gesellenprüfungen mit recht gutem Erfolg statt, da der Prüfungsausschuß, bestehend aus den Herren Linse als Vorsitzendem, Jnnungsmeister Franke »nd Gehilfen Lehmann, als Vertreter des Gesellenansschusses,