Volltext Seite (XML)
— Meißeritz-Ztitullg Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 69. Jahrgang Sonnabend, den 7. Februar 1903 Nr. 17. -Di 8 Mil üchstag! nteiüm der lei strcienei ins ver der ver ht, das hiebun, tigkeitci zstandei >re halb 1er den 100,00! ch nac ,en Bi sse seh e durch Amtsblatt fiir die Königliche Umtshaupimannschast, das Königliche Amtsgericht und den Siadtrat z« Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Irlrne. - Druck und Verlag von Carl Jelpke in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage. Die „Weiheritz-Zeitung" «rscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere 'Austräger nehmen Bestellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Pfg., solche aus unserer Amtshaupt mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent- s prechendem Aufschlag. — Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. inteilu^ mg de : steigen c solche, i Regi« »erstehe, , Reich st vorg st wurd, i solche uch ein lem aus rrck en! are Ve, >n Gros sgebäu! n San Schreil Meldlin laus un nicht 3! Ncnde ahn in auf dc auern. Auf Blatt 173 des hiesigen Handelsregisters ist heute die Firma Bellmann L Comp. in Dippoldiswalde und weiter Folgendes eingetragen worden: Gesellschafter sind a) der Steinmetzmeister Richard Paul Bellmann in Mockritz, b) der Vaugewerke Friedrich Otto Ehrhardt in Dresden. Die Gesellschaft ist am 2 l. Januar 1903 errichtet worden. Angegebener Geschäftszweig: Ausführung von Steinmetz- und Bauarbeiten. Dippoldiswalde, am 5. Februar 1003. l A kess. d/03. Königliches Amtsgericht. Die Jesuiten kommen. Die Reichstagssitzung am Dienstag brachte dem deutschprotestantischen Volke eine schmerzliche lleberraschung. In kurzer Zeit werden laut Ankündigung des Herrn Reichskanzlers die Jünger Loyolas, die Jesuiten, wenn auch nicht vollzählig, sondern nur soweit sie deutsche Reichsangehörige sind, ihren offiziellen Einzug in Deutsch lands Gaue halten. (Offiziös sitzen und sahen die Herren ja längst unentwegt im Zobelpelze Germanias fest.) Bei der Vorliebe, die unsere regierenden Kreise für die Be strebungen des Zentrums gefaßt haben, konnte man ja auf alles gefaßt sein, aber daß sie sobald schon von ihrer bisherigen Haltung gegenüber der Jesuitenfrage abgehen würden, muß doch ein peinliches Empfinden in allen echt nationalfühlenden Kreisen unseres Volkes wachrufen. Allerdings ist noch nicht alles beseitigt, was die Ultra montanen wünschen. Es wäre auch zu schade, wenn die Regierung deren schöne Wahlparole zerstört hätte. Aber auch dieser letzte Stein des Anstoßes wird möglichst bald beseitigt werden. Der Etat des Reichstags gab zu allerlei Wünschen und Beschwerden, deren Erfüllung oder Bestätigung der Präsident möglichst zusagte, Anlaß. Beim Etat des Reichs kanzlers schnitt Herr l)r. Spahn vom Zentrum die Diäten frage an und verlangte dann auch eine Erklärung des Reichskanzlers, wie sich die Regierung zu dem Anträge des Hauses, das Jesuitengesetz aufzuheben, stellte. „Kaiser Wilhelm II. hat", so fuhr Redner fort, „einen französischen Jesuiten in Shanghai dekoriert, warum läßt man die Jesuiten in Deutschland nicht zu? Der Jesuit wurde dekoriert wegen seines Wirkens für das Wohl der deutschen Marine! Wie würden die Jesuiten erst für das Reich wirken, wenn sie hier wieder zugelosjen werden!" Darauf erwiderte der Herr Reichskanzler Graf Bülow folgendes: Die Zulassung von Ordensniederlassungen der Ge sellschaft Jesu würde aus den Gründen, welche den Erlaß des Gesetzes vom 9. Juli 1872 herbeigeführt haben, die Zustimmung der verbündeten Regierung nicht finden. Dagegen bin ich der Ansicht, daß die konfessionellen Ver hältnisse innerhalb des Deutschen Reiches es nicht länger notwendig erscheinen lassen, einzelne deutsche Staats angehörige deshalb, weil sie dem Orden Jesu angehören, unter die Bestimmungen eines Ausnahmegesetzes zu sielten oder gegenüber ausländischen Ordensangehörigen eine be sondere Ausweisungsbefugnis bestehen zu lassen. Ich glaube vielmehr, daß die allgemeinen Staats- und Reichs gesetze genügen werden, um den kirchlichen Frieden zwischen den beiden christlichen Bekenntnissen zu sichern. In diesem Sinne werden wir, soweit ich Einfluß auf die Instruktion der preußischen Stimmen im Bundesrate habe, zu den vorliegenden Initiativanträgen des Reichstags Stellung nehmen. Herr vr. Spahn konnte denn auch nicht umhin, den Dank des Zentrums wenigstens für dieses Teilgeschenk auszusprechen und die Hoffnung auf baldige gänzliche Er füllung des Herzenswunsches aller Ultramontanen auszu sprechen. Für Herrn Bassermann und Fürst Bismarck war diese Frage scheinbar nicht vorhanden, diese inter essierte nur die Diätenfrage. Herr v. Vollmar erklärte, daß es auf einen Jesuiten mehr oder weniger nicht ankomme, denn die Herren vom Zentrum seien doch alle Jesuiten. Seine Partei sei für vollständige Aufhebung des Jesuitcngesetzcs, da es ein Ausnahmegesetz sei. Herr Barth hält den Rest des Jesuitengesetzes jetzt nur noch für eine Demonstration, ge eignet, dem Zentrum Agitationsmaterial zu liefern. Wenn einmal Wölfe da sind, hat es keinen Zweck, die Hürden uusrecht zu erhalten. Von den folgenden Rednern ging dann nur noch der Abg. Hasse auf die Jesuitenfrage ein, indem er namens der nationalliberalen Partei das Be dauern aussprach, weil die politische Situation jetzt so sei, daß die Regierung sich habe entschließen müssen, neben den bisherigen Konzessionen auch noch diese neue an den Ultramontanismus zuzugestehen. Sehr traurig, fürwahr sehr traurig! Vielleicht ist cs so besser; das Empfinden überkommt einen, schnell alles fortzuräumen, damit der ewige Kuhhandel aufhört und die Bahn auch für das evangelische Bewußtsein frei wird. Dieses wird dann schon die geeignete Antwort finden! Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nach einer ministeriellen Ver fügung bezüglich der neuen Rechtschreibung müssen von Ostern 1903 ab alle im Schulunterricht zur Ver wendung kommenden Fibeln nach der neuen Recht schreibung abgefaßt sein. Diejenigen Eltern, welche zu Ostern ihre Kleinen der Schule zuzuführen gedenken, mögen diesem Hinweis beim Einkauf des ersten Lesebuches für die A-V-C-Schtttzen Beachtung schenken. — In der Zeit vom 16. bis 31. Januar ist von ansteckenden Tierkrankheiten im Königreich Sachsen der Milzbrand in 15 Gehöften aufgetreten, darunter in der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde in je einem Gehöfte von Fürstenau und Hennersdorf. Dresden, 5. Februar. (Bulletin.) In der vergangenen Nacht haben Se. Kgl. Hoheit der Prinz Friedrich Christian, Herzog zu Sachsen, wenig geschlafen und lebhaft geträumt. Die Temperatur, die sich im Laufe des gestrigen Tages in mäßigen Grenzen bewegte, steigerte sich in den späteren Abendstunden und während der Nacht so, daß mehrere kühle Bäder notwendig wurden. Gegenwärtig beträgt die Körperwärme 39,5, Puls 108, Komplikationen nicht vorhanden, (gez.) Di. Fiedler, (gez.) vr. Unruh. — Der sächsische Eisenbahnrat hat sich mit 15 gegen 5 Stimmen mit der vom Finanzministerium vor gelegten Reform des Eisenbahn-Personentarifs einver standen erklärt. — Um unnötigen Beunruhigungen der Bürgerschaft vorzubeugen, hat der Stadtrat zu Leisnig beschlossen, versuchsweise verschiedenartige Feueralarme für Kleinfeuer und Großfcuer einzurichten. — Das für 1904 in Rochlitz in Aussicht ge nommene Heimatsfest wird, wie nunmehr bestimmt worden ist, bereits in diesem Jahre stattfinden, und zwar sind zur Abhaltung desselben der 19. und 20. Juli d. I. festgesetzt worden. Mit dem Fest soll eine Ausstellung der vom dortigen Geschichtsverein aufbewahrten Schätze der letzten 80 Jahre verbunden werden. — Unangenehme Erinnerungen ans früherer Zeit tauchten in der letzten Sitzung der Stadtverordneten in Auerbach wieder auf. Es kam gelegentlich der Be ratung des Schulhaushaltplanes zur Sprache, daß das Dach der erst 1898 bezogenen Schule bereits in so schlechtem Zustande sei — die Ziegel seien windslügelig und ließen Schnee und Regen durch —, daß eine gänzliche Um deckung mit einem Aufwande von nahezu 4000 Mark erforderlich sei. Die Mittel wurden bewilligt, man sprach aber der damaligen Bauleitung, einem Leipziger Architekten und dem damaligen Stadtbaumeister, seine Mißbilligung aus. Auch die Tätigkeit des Schulbauausschusses wurde einer absprechcnden Kritik uliterzogen, weil er sich für den Ankauf minderwertiger Ziegel ausgesprochen habe. Man will in einer der nächsten Sitzungen an der Hand der Akten prüfen, wie weit den Schulbauausschuß eine Ver antwortung trifft. Großenhain. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am 4. Februar nachmittags im nahen Walda. Es stürzte der Gutsbesitzer Ferdinand Schurig vom Balken auf den Dreschboden und zog sich schwere Verletzungen zu. Wie es heißt, hat sich Schurig alle rechtsseitigen Rippen gebrochen, auch trug er einen doppelten Schulter blattbruch davon. Die Verletzungen sind glücklicherweise nicht lebensgefährlich. Mittweida. Das neue Ortsstatut hat bereits die Stadtverordneten beschäftigt. Die darin vorgesehene Ab änderung des Stadtverordnetenwahlmodus ging nicht durch; man verwarf eine Klassen-, wie Berufswahl und ließ es auch bezüglich der Mandatsdauer (3 Jahre) beim alten. Borna, 4. Februar. Auf dem Kohlenwerk „Vilktoria" zu Lobstädt wurden auf der Abbaustelle gestern abend zwei Bergarbeiter durch hereinbrechende Kohle verschüttet. ! Während der eine nach längerer Zeit lebend, wenn auch ! mit bedeutenden Verletzungen ausgegraben werden konnte, wurde der andere heute morgen leider nur als Leiche hervorgezogen. Der Bedauernswerte, Stein mit Namen, war Familienvater und aus Markranstädt gebürtig. Chemnitz. Drei jugendliche Reisende im Alter von zwölf, fünf und vier Jahren trafen am Sonnabend auf dem Hauptbahnhofe hier ein, um ihre in Grüna wohnende Mutter zu besuchen. Sie kamen aus Brasilien, wo ihr Vater ansässig ist, und hatten die lange Reise über das Meer ganz allein unternommen. Die Freude der Mutter war natürlich über alle Maßen groß. — Der Kirchenvorstand der Luther-Kirchengemeinde in Chemnitz hat den Bau einer Kirche beschlossen und die Ausstellung eines Finanzplanes hierfür eingeleitet. — Folgende größere Neubauten sind in diesem Jahre in Chemnitz auszuführen: Dienstgebäude der Kreis- und Amtshauptmannschaft, der Oberpostdirektion, Garnison- Lazarett, Garnison-Waschanstalt, Ortskrankenkasse, All gemeine Deutsche Kreditanstalt, Katholische Bürger schule u. s. w. Zwickau. Der Kreisfeuerwehrverband Zwickau- Glauchau veranstaltet nach sechsjährigem Ausfall in diesem Jahre, im Monat April, wieder einen Unterrichtskursus für Feuerwehrführer. Vom Fichtelberg. In dem Unterkunftshause auf dem Fichtelberg, das dem Erzgebirgsverein gehört, wurden im vorigen Jahre 8800 Eintrittskarten für den Aussichtsturm (1901: 11,500) und 30,729 Ansichtspost karten (1901: 35,539) verkauft. Der Rückgang erklärt sich aus den ungünstigen Witterungsverhältnissen im vorigen Sommer. Plauen i. B. Wohl die weitestgespannte massive Brücke, die bisher überhaupt erbaut worden ist, dürfte der Viadukt werden, der unser Syratal überbrückt und die Vahnhofsvorstadt mit der Neundorferoorstadt ver bindet. Die Brücke soll nur eine einzige Oeffnung mit 90 Meter Stützweite erhalten. Die Kosten dieses Bau werkes, das nach seiner Vollendung als eine Sehens würdigkeit gelten kann, sollen in der nächsten Sitzung des Stadtgemeinderates bewilligt werden. Sie belaufen sich ohne die Forderungen für Treppen-, Beleuchtungs- und Veschleusungsanlagen u. s. w. auf 270,000 Mark. Der Bau soll unverzüglich in Angriff genommen und so ge fördert werden, daß am 15. Oktober d. I. bereits das Gerüst wieder fallen kann. Plauen i. B. Die Handelskammer Plauen hat beschlossen, eine Befürwortung der Reform der Per- soncntarife der sächsischen Staatseisenbahnen abzulehnen. Die Eingabe des Gewerbevereins zu Reichenbach um bessere Nachtoerbindung von Leipzig nach dem Vogtlands fand die Unterstützung der Kammer. Lengenfeld i. V. Hier wurde Dienstag nachmittag auf einer Wiese, in Zeitungspapier eingewickelt, der Leich nam eines neugeborenen Kindes, männlichen Geschlechts, gefunden. Die Leiche zeigte Brandwunden; vermutlich hat die Mutter zunächst versucht, das kleine Wesen, das früher gelebt hat, zu verbrennen. Nach der Mutter wird eifrigst gesucht. Dürrhennersdorf. Infolge seiner Naschhaftig keit geriet der I I Jahre alte Schulknabe Emil Pfeiffer aus Neuschöneberg in große Lebensgefahr. Er hatte in einem Küchcnschranke eine Flasche mit roter Flüssigkeit stehen sehen, die er für Schnaps hielt. Trotz des auf fällig starken Geruchs trank er aus derselben. Jedoch sehr bald stellten sich bei dem Knaben Vergiftungserscheinungen ein, da die Flasche nicht mit Brandwein, sondern mit „Lysol" gefüllt war. Er wäre unrettbar verloren ge wesen, wenn nicht schnelle ärztliche Hilfe zur Stelle ge wesen wäre; aber erst nach dreistündigen Bemühungen gelang es, den Knaben außer Lebensgefahr zu bringen. Niedercunnersdorf. Ein Beispiel rührender Liebe eines Hundes dürste Tierfreunde wohl interessieren. Der Kretschambesitzer Nenner besitzt ein Wachtelhündchen, das vor einiger Zeit zwei Junge warf, von denen eins bald verendete. Die Mutter faßte cs, trug es auf einen etwa 120 Meter entfernten Acker, wühlte ein Loch, legte das