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Weißeritz-Ieituns Anzeiger für Dippoldiswalde nud Umgegend. 69. Jahrgang Sonnabend, den 3. Januar1903 Nr. 2. Druck >md v-rlsg von Carl Jetzne m rtzv-wtswaldck Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelzin. — Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 12 Psg., solche aus unserer Amtshaupt- Mannschaft mit 10 Psg. die Spaltzeile oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, in« redaktio nellen Teile, die Spalten zelle 20 Psg. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Psg., cinmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. Alle Postan- stalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. - „ Amtsblatt für die Königliche AnüslMplmmmsch.M, das Königliche Amtsgericht und den Siadtrat zu Dippoldiswalde. Die Meiberttz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- Lw und Sonnabend und wnd an den vorhergehen- HenMenden ausgegeben. Bekanntmachung, 8 l- In den Geschäftsräumen der Bäckereien und Konditoreien, beim Backen und allen damit zusammenhängenden Verrichtungen hat die grösste Reinlichkeit zu herrschen. In jedem zur Herstellung der Backwaren benutzten Raume mutz mindestens ein Waschbecken mit Handtuch und Seife, sowie ein Spucknapf, alles stets in sauberem Zu stande, vorhanden sein. 8 2. Die Backstuben, sowie die Räume zum Ausbewahren von Backwaren, Mehl und dergleichen dürfen keinesfalls zum Schlafen, Trocknen von Wäsche oder Körperreinigen benutzt werden. 8 8. Die Inhaber von Bäckereien und Konditoreien haben auf den Gesundheitszustand ihrer Arbeiter genaue Acht zu geben und sind dafür verantwortlich, datz Arbei^r, die an Tuberkulose oder sonstigen ansteckenden und ekelerregenden, insbesondere an Haut- krankheiten leiden, ohne Weiteres von der Arbeit ausgeschlossen werden. 8 4. Das Rauchen und Schnupfen beim Backen und allen damit zusammenhängenden Verrichtungen ist verboten. 8 5. Backwaren, Mehl und dergleichen sind jederzeit in luftigen, gut belichteten und trocknen Räumen aufzubewahren, nicht aber an Orten, wie Haus- und Treppenfluren, Höfen u. s. w., wo sie dem Einflüsse schlechter Dünste, dumpfer, feuchter Luft und der Verunreinigung, namentlich durch Haustiere oder durch Schmutz des Fußbodens u. s. w. ausgesetzt sind. 8 o. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden mit Geld bis zu 150 M. oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft, dafern nicht andere gesetzliche Straf bestimmungen in Anwendung zu kommen haben. 8 Ausnahme von den Bestimmungen des 8 5 können in besonders dringlichen Fällen von der Amtshauptmannschaft bez. dem Stadtrat zu Dippoldiswalde bewilligt werden. 8 8. Diese Bestimmungen, deren Befolgung durch häufige Revisionen überwacht werden wird, treten am l. Januar 1903 in Kraft. Dippoldiswalde, den l. Dezember 1902. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Der Stadtrat. Lossow. Voigt. B. WMMts Mlf Hit „Mmh-BtW" nehmen alle kaiserlichen Postanstalten, Briefträger, unsere Zeitungsboten und die unterzeichnete Expedition entgegen. Inserate werden in unserer Expedition und in allen unseren Annoncen-Annahmestellen angenommen und finden die weitgehendste Verbreitung. Ae WMim in „WchkMtiiW". Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 1. Januar vollendete sich ein Zeitraum von 25 Jahren, datz Herr Lohgerbermeister Albin Ulbrich dem Stadtverordneten-Kollegium angehört und während dieser Zeit, zeitweilig auch als Vorsteher desselben, zum Wohle der Stadt Vieles und Ersprießliches gewirkt hat. Um dem Jubilar die Glückwünsche und den Dank der Stadtgemeinde auszusprechen, begab sich heute Frei tag eine Deputation mit den Herren Bürgermeister Voigt und Stadtverordneten-Vorsteher Schmidt an der Spitze in die Wohnung des Genannten und sprach Herr Bürgermeister Voigt unter Ueberreichung einer mit Widmung versehenen Stutzuhr den Dank der Stadt, sowie einer Anerkennungs- Urkunde den des Stadtraths aus, wie auch Herr Bau meister Schmidt im Namen der Kollegen von: Stadt verordneten-Kollegium einen Spazierstock übergab. — Möge es Herrn Ulbrich vergönnt sein, seine Kräfte noch lange dem Wohle unserer Stadt zu widmen. — Am 2. Januar Vormittags wurden in der großen Saalstube des Rathauses durch Herrn Bürgermeister Voigt Herr Privatus F. A. Heinrich als Ratsmitglied und die Herren Bäckermeister Baumgarten, Kaufmann Bester und A.-G.-Sekr. Ulbricht wieder-, sowie Schlossermeister Schmidt als Stadtverordnete neuverpslichtet. — An den feierlichen Akt reihte sich die gewöhnliche „gelbe Suppe". — Infolge Wegzugs des Bezirksvorstehers für den Zweiten Stadtbezirks, Herrn Schuhmachermeister G. Hein- rich, und der stattgefundenen Wahl des stellvertretenden Bezirksvorstehers im vierten Stadtbezirk, Herr Schlosser- meister H. Schmidt zum Stadtverordneten, hat sich eine Ergänzungswahl auf die mit Ende des Jahres 1903 ab laufende Wahlperiode notwendig gemacht und ist als Bezirksvorsteher für den zweiten Bezirk der bisherige Stellvertreter, Herr Schuhmachermstr. C. E. Gäbler, und als dessen Stellvertreter Herr Bäckermeister Paul Lindner, als stellvertretender Bezirksvorsteher für den vierten Bezirk aber Herr Kaufmann Hermann Richter gewählt worden. — Bei der am letzten Sonntag stattgefundenen Hauptversammlung der hiesigen Schützengesellschaft «stattete Herr Vorsteher Liebel den Jahresbericht, aus dem hervorging, daß die Gesellschaft nicht nur sich und anderen zum Vergnügen existiert, sondern auch Patriotis mus und Nächstenliebe ausübt, sowie innige Beziehungen zu auswärtigen Brudervereinen pflegt. Bei der Er- gänzungswahl des Direktoriums erhielten die Herren Liebel, Jäckel, Gössel und Haubold die meisten Stimmen, und erklärten sich di« vi« Herren zur Annahme bereit. Zum Schluß dankt« auf Anregung des Herrn Stadtrat Reichel die Versammlung ihrem Vorsteher, Herrn Stadtrat Liebel, für ausgezeichnete Ltttung der Vtreinsgeschäfte. - Die Kollektiv-Gratulation am vergangenen Neu jahr hat insgesamt den Betrag von 50 Mk. 20 Pfg. er geben, welche Summe nach Abzug der unumgänglichen Ausgabe in Höhe von 2 Mk. dein Vorsitzenden des hiesigen Armenausschutz zur Beschaffung von Heizmaterialien für bedürftige Arme übergeben wurde. — Einen trüben Jahresschluß verlebte die Familie Börner hier, indem der Vater und Ernährer derselben ain letzten Jahrestage wegen Blutvergiftung eine Dresdner Heilanstalt aufsuchen mutzte. Der Patient stach sich vor einiger Zeit einen Schiefer in die Hand und entfernte denselben wieder ohne Beschwerde, wie er auch der kleinen eiternden Wunde wenig achtete, bis schließlich die Hand bedenklich anschwoll und der Arzt zu Rate gezogen wer den mutzte. Als sich nun aber die Geschwulst auch auf den Arm und die eine Gesichtshälfte erstreckte, riet der Arzt selbst znr Ueberführung nach Dresden. Glashütte. Aus den kirchlichen Nachrichten vom Jahre 1902 ist folgendes mitzuteilen: Geburten waren 83 und zwar 37 männliche und 46 weibliche, davon 1 männlich und 6 weibliche in Luchau. Trauungen fan den 22 statt. Konfirmanden waren 3b; 29 von Glas hütte und 7 von Luchau; seit Jahrzehnten war keine so niedrige Zahl. Sterbefälle 62 inkl. 2 Totgeburten. Kom munikanten nur 611, 494 von Glashütte, 117 von Luchau, 222 weniger als im Vorjahre Die geringe Zahl der Kommunikanten erklärt sich wohl daraus, datz sich die Mehrzahl daran gewöhnt, an den beiden Abend kommunionen und Bußtag und Totensonntag zu kommuni zieren und diese unter der Ungunst des Wetters zu leiden hatten. Dresden, 3l. Dezember. Bei der am gestrigen Abend bei dem Könige stattgefundenen Konsultation der Leibärzte mit dem geh. Medizinalrat Prof. vr. Cursch- mann aus Leipzig bestätigte auch letzterer die auf Influenza gestellte Diagnose und gelangte zu der An nahme, daß alle noch vorhandenen Krankheitserscheinungen auf diese Infektionskrankheit zu beziehen sind. Die katarrhalischen Erscheinungen dauern noch fort. Eine Lungenentzündung ist nicht vorhanden. Das Haupt erfordernis für den hohen Kranken ist regelmäßigste Nahrungsaufnahme und Einhaltung allerstrengster Ruhe. — Die Gewerbekammern Sachsens zu Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zittau haben anläßlich des Rücktrittes des Herrn Ministerialdirektors Geh. Rats Di. b. c. Vodel von seiner Stellung demselben, um ihm für die wohlwollende Unterstützung und hilfreiche För derung, welche er in seiner langjährigen, verdienstvollen Amtsführung dem Handwerk, Gewerbe und Kleinhandel hat angedeihen lassen, ihren Dank zum Ausdruck zu bringen, durch ihre Vorsitzenden und Syndici eine künst lerisch ausgeführte Adresse in Ledermappe überreichen lassen. — Nachdem sich trotz vieler Bemühungen ein frei händiger Verkauf des bankerotten Kummerwerkes zu angemessenen Bedingungen nicht hat erzielen lassen, ist im Jul! d. I. auf Antrag des Vertreters der Inhaber der 4 >/2 proz. (I.) Kummer-Obligationen die Zwangsver steigerung des Werkes, nämlich der im Grundbuche für Niedersedlitz auf Blatt 33, 175 und 315 eingetragenen Grundstücke, eingeleitet worden " - „Der frühere Bürgermeister von Auerbach, Rechts anwalt Eule, ist mit seiner beim dortigen Amtsgericht gegen die dortige Stadtgemeinde anhängig gemachte Klage aus Zahlung rückständiger Pension wegen Unzu ständigkeit dieses Gerichts abgewiesen worden. — Die Otto Ockert'sche Lohnweberei in Glauchau hat den von der Arbeiterschaft geforderten Mindest-Lohn- tarif unterzeichnet. Der Streik der Weber in Glauchau ist damit nun ziemlich beendet. — Ueber die gegenwärtige Lage des Streiks in Meerane selbst ist nichts neues zu melden. Von keiner Seite ist jetzt ein Schritt zu erwarten, der zur Beilegung führen könnte; beide Parteien beharren fest auf ihrem zu Beginn der Lohnbewegung eingenommenen Standpunkt, und so wird der Ausstand währen, so lange die Streik Unterstützung nicht nachläßt. Schönau a. d. Eig. Den Tod in den Fluten des^ Hochwassers fand am Sonnabend der Gutsbesitzer Erner von hier. Genannter kam mit seinem Wagen von auswärts und benützte die bei dem Gasthof „Zur Sonne" befindliche Brücke, um in sein Gehöft zu gelangen. Vor dem Rauschen des Wassers scheute sein Pferd, der Wagen fiel um, Exner fiel ins Wasser und ertrank. Die Leicht des Verunglückten konnte erst den nächsten Tag geborgen werden. Exner ist noch unverheiratet. Oschatz. Nicht allein in Lommatzsch, sondern auch hier machen sich neuerdings wiederholt Straßen senkungen beinerkbar. Nachdem erst vor einigen Wochen am Miltitzplatze eine solche nicht unbeträchtliche Senkung eingetreten war, brach Freitag morgen gegen 7 Uhr ein mit etwa 70 Ztr. Kohlen beladenes Geschirr an der Ecke der Lutherstraße gegenüber der Amtshauptmannschaft, wo hin die Kohlen bestimmt waren, plötzlich in die Straße ein. Im Erdboden entstand ein Loch von je 11/2 Meter Breite und Tiefe und 2 Meter Länge, außerdem ist der Boden noch weiter unterhöhlt. Jedenfalls rührt diese Senkung von Regen und Schneewasser her, die in dem dort befindlichen Kanal nicht Abfluß finden konnten und das Erdreich unterwuschen. Penig. Während seines Dienstes am Postschalt« wurde dieser Tage der hiesige Postassistent Bühling von einem Herzschlage betroffen und starb bald darauf. Leipzig. Der hiesigen Universität gingen in letzt« Zeit zwei wertvolle Geschenke zu, und zwar von Herm Geh. Rat Professor vr. Momsen in Berlin 1000 Mk. zur Erwerbung weiterer Urkunden für die Sammlung der Papyrus-Urkunden des Geh. Hofrats Prof. vr. Mitteis hiersclbst und von der Deutschen Orientgesellschast in Berlin eine größere Zahl sehr wertvoller Fundobjekte für die Aegyptologische Sammlung. Beide Zuwendungen sind hier mit lebhaftem Danke angenommen worden. -7 In «ine gefährliche Lage geriet am Montag Nachmittag beim Transport eines Deserteurs ein preußi- scher Gendarm in der Nähe der Kasernen zu Möckern der Leipzig. Der Beamte benutzte mit dem Deserteur die Straßenbahn. Plötzlich sprang letzterer vom Wagen und nahm Reißaus. Beim Herausziehen des Revolvers blieb der Gendarm mit der Waffe hängen und schoß sich durch, l d'e "pke Hand. Hierauf gab er einen Schuß auf den Flüchtigen ab und traf denselben in ein Bein. Nunmehr -l gelang es, des Deserteurs wieder habhaft zu werden. Olbernhau. Eine Blutvergiftung, die er sich bei einer Operation zugezogen hatte, führte den Arzt Or. Bertrand hier an den Rand des Grabes. Den anf-^