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Die ^Weiber itz > Zeitung" erscheint wöchentlich dttk- >,nal: Dienstag, Donners» <ag und Sonnabend. --- Preis vierteljährlich 1M. 2ü Pfg., zweimonatlich «4 Pfg., eimnonatlich 42 Pfg. Einzelne Nunnnern !0 Psg. — Alje Postan- Nalten, Postboten, sonne -je Agenten nehme» Be stellungen an. Mßeritz-Mung. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr merk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta- bellarischeund complicirt« Inserate intt «ntsprechen- deül Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spa'ltenzeile 20 Psg. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und deir "Stadtrath zu Aippoldiswat-e. Verantwortlicher Vedarkenr: Paul Johne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde'. Mit achtseltigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- «nd hanswirthschastlicher Monats-Beilage. Nr. 139. ' Dienstag, den 4. Dezeniber 1900. 66. Jahrgang. Mn M in WrikMk Kliki kickn? Der ehrwürdige Führer der Buren, Präsident Krüger, dem soeben auf seiner Rundreise durch Europa überall ein begeisterter Empfang zu theil wird, hat den Ausspruch gethan, das; der Krieg in Südafrika nicht eher zu Ende sein wird, als bis der letzte freie Bure todt sein wird. Einen gröberen Entschluß todesmuthiger Aufopferung giebt es für kein um seine Freiheit und Selbstständigkeit ringendes Volk, und während alle für wirkliche Gerechtig keit und Freiheit begeisterten Männer und Frauen mit tiefem Mitleide und sittlicher Entrüstung das traurige Schicksal des Burenvölkleins verfolgen, kämpfen thatsächlich die letzten Reste der Burenhelden wie einst der Spartaner könig Leonidas gegen die Perser und der Gothenkönig Tejas gegen die Römer den letzten Todeskampf. Einen gütlichen Frieden, einen Vergleich giebt es nicht, denn der in Gottes freier Natur ausgewachsene Bure, der sein Staatswesen seiner eigenen Kraft und Arbeit verdankt, erkennt nur Gott als seinen Herren an, sonst aber Nie manden auf der ganzen Welt, am allerwenigsten die Engländer, die bereits seit Jahrzehnten mit List und Tücke die Gewalt in den Vurenstaaten an sich reißen, und sich so in den Besitz der Goldlager und Diamantenfelder setzen wollten. Aber der südafrikanische Krieg ist auch noch nicht zu Ende und kann noch in neue gefährliche Stadien eintreten. Die großen geschlossenen Heerhaufen der Buren sind zwar alle theils geschlagen, theils gefangen, theils zersprengt, aber in kleinen tollkühnen Schaaren wuchsen und wachsen die Burenheldcn im. Oranje-Freistaat und in Transvaal immer wieder aus der Erde vor, und selbst in Mengen von 800 bis 1000 Mann sind sie schon wieder aufgetreten und haben den Engländern Nieder lagen beigebracht und Munition und Lebensmittel ent rissen. Das ist ein schöner Sieg für die Engländer, wenn sie keine Meile weit in Südafrika marschiren können, ohne einen Ueberfall seitens der Buren befürchten zu müssen. Da die Engländer die ganze südafrikanische Kriegsbericht erstattung und alle südafrikanischen Zeitungen in den Händen haben, so erfahren wir natürlich die reine, nackte Wahrheit über die Lage in Südafrika und den Zustand des englischen Heeres nicht. Aber die soeben gemeldete "Nachricht, daß der englische Oberkommandirende in Süd afrika, Lord Roberts, 50 000 Mann neue Truppen wünscht, läßt darauf schließen, daß der Aufstand der Buren größere Dimensionen annimmt, oder daß der Zustand vieler eng lischer Regimenter in Südafrika ein derartiger ist, daß sie von frischen Truppen abgelöst werden müssen. Jahr und Tag in einem tückischen Klima, in einem beschwerlichen Terrain und gegen einen unermüdlichen Feind kämpfen zu müssen, kann ja auch die besten Truppen kampfunfähig machen. Nun ist in der südafrikanischen Frage aber ein neues kritisches Moment aufgetaucht. Englisch-afrika nische Blätter melden von einer zunehmenden Erregung der Kap-Holländer, das sind die in Kapland lebenden Buren, welche an Zahl die dort lebenden Engländer weit übertreffen. Sollte angesichts der brutalen und schänd lichen Thatsache, daß die Engländer im Oranje-Freistaat And in Transvaal wie die Mordbrenner Hausen und das ganze Eigenthum der Buren zerschlagen und verbrennen, den Kap-Buren das Gewissen für die nicdergetretenen Brüder schlagen und ihr Zorn zu einem Aufstande gegen die Engländer noch entflammt werden?!? Dann wäre der südafrikanische Krieg erst in sein furchtbarstes und neues verhängnißvolles Stadium getreten, denn man schätzt die Kap-Buren auf mehr als 150000 streitbarer Männer. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Binnen wenig Tagen wird nach dem Ergebniß der gegenwärtig stattfindenden Volkszählung bekannt gegeben werden können, welche Einwohnerzahl unsere Stadt aufzuweisen hat. Das Ergebniß wird mit Spannung erwartet und jeder treue Bürger hofft, unsere Stadt werde nicht von konkurrirenden Orten, wie Wilsdruff u. a., übertrumpft werden. Aus den Resultaten der Zählung wird aber nicht zu ersehen sein, welche Bewegung, sei es durch Zuzug oder durch Wegzug, in unserer Bewohner schaft vorgcgangen ist. Der Prozentsatz der hiesigen Ein wohnerschaft, vernicht seßhaft ist, ist höher als man gewöhnlich vermuthet. Ein kleiner Fingerzeig zum Aufschluß in dieser Hinsicht mag die Mittheilung sein, daß, abgesehen von der all jährlich zu Ostern stattsindenden Aufnahme und Entlassung, im Laufe der letzten 7 Monate dieses Jahres 35 Kinder an unserer Stadtschule neu angemeldet wurden, während 41 Kinder in Folge Wegzuges dieselbe verließen. — Im Monat November haben in hiesiger Stadt 166 Hotelgäste und 181 sonstige Fremde übernachtet. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monate November d. I. 604 Einzahlungen im Be trage von 45 420 M. 64 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 334 Rückzahlungen im Betrage von 4I 539 Mk. 48 Pf. Schmiedeberg. Bei hiesiger Gemeinde-Verbands- Sparkasse wurden im Monat Novemober dss. Js. 64 Einzahlungen im Betrage von 2543 Mk.. 80 Pfg. ge leistet, dagegen erfolgten 19 Rückzahlungen im Betrage von 1930 Mk. 45 Pfg. Glashütte, 1. Dezember. Ein Unglücks fall, der für einen Geschirrführer aus Reinhardtsgrimma die schlimmsten Folgen haben konnte, ereignete sich gestern gegen Abend auf der Müglitzthalstraße in der Nähe des Gasthofes „Stadt Dresden". Der Geschirrführer hatte seine Pferde unbeaufsichtigt vor einem der dort sich be findlichen Häuser, an welchen der Schienenstrang un mittelbar vorüberführt, stehen lassen. Durch das Heran kommen des 6 Uhr-Zuges scheuten die Pferde und rannten direkt auf den Zug zu, wobei sie mit der Maschine derart carambolirten, daß die Deichsel und eine Laterne an der Lokomotive vollständig, sowie .der Wagen durch das plötz liche Umdrehen der Pferde theilweise zerschmettert wurde. Die durchgehenden Pferde wurden bald aufgchalten. Liebenau. Die alljährlich hierselbst gebotenen Christ spiel-Aufführungen werden auch in der nunmehr be gonnenen Adventszelt wieder trotz der Berufung .des Leiters derselben, Pfarrer l)r. Müller daselbst, nach Bur kersdorf, Bez. Dresden, in Szene gesetzt werden. Dresden. Am 30. November Nachmittags begab sich König Albert nach der Kreuzkirche und nahmunter Führung des Superintendenten Oberkonsistorialrath vi. Dibelius den inneren Neubau des GotteBhauses in Augen schein. — Zu der Ucberreichung des Jnterimsfeld- marschallstabcs an den König, den der Kaiser durch seinen Flügeladjutanten Oberst Grafen v. Moltke, Kom mandeur des Leib-Kürassierregimentes „Großer Kurfürst", am Mittwoch überbringen ließ, dürfte darauf hinzuweisen sein, daß der Kaiser dem Könige Albert, der seit dem Tage des Einzuges der Truppen des 12. (sächsischen) Ar meekorps in Dresden im Jahre 1871 preußischer General feldmarschall ist, am 22. Oktober 1893, dein „Erinnerungs tage einer zurückgelegten 50jährigen militärischen Dienst zeit, einen Feldmarschallstab in Brillanten widmete als ein ganz besonderes Zeichen vollkommenster Hochachtung und wahrer Freundschaft". — Unheimliche Gerüchte durchschwirrten am Mittwoch und Donnerstag Kötzschenbroda und Nieder! ößnitz. Ein Dieb sollte einen Mordversuch begangen, aber fest genommen und geschlossen nach Dresden überführt worden sein. So schlimm ist es nun lange nicht gewesen und können die erschreckten Gemttther sich vollständig beruhigen. In der 'Oberschänke in Kötzschenbroda hatte sich am Dienstag Abend in der Kammer, in der 5 Frauen, die den Jahrmarkt besucht, schliefen, ein Mann unter ein Bett versteckt. Beim Ausziehen wollte eine der Frauen einen heruntergefallenen Rock aufheben, als sie auf ein mal einen Männerstiefel erfaßte. Dies fühlen, einen Schrei ausstoßen und fortlaufen, war eins; ihr folgten natürlich schleunigst die anderen, so daß der entdeckte Dieb ohne angehalten zu werden, durch ein Fenster entwischen konnte. Als am Mittwoch Mittag dem Gendarmen ein Arretirtcr entwischte und er denselben verfolgte, hieß cs natürlich sofort, daß dies der Dieb aus der Oberschänke sei, und Alt und Jung betheiligte sich an der Jagd. Er wurde auch bald wieder festgenvmmen und nach Dresden transportirt. Der Festgeuommene ist aber mit dem Dieb durchaus nicht identisch. — Seit Wochen klagen die Dresdner Geschäfts-In haber über sehr stockenden Geschäftsgang. In früheren Jahren war zu Ende des Novembermonats ein weit flotterer Umsatz, als es jetzt der Fall, zu verzeichnen. Man erwartet eine Verschlimmerung der Krisis und nach Weihnachten eine Zunahme der Konkurse. Auch die Ver» gnügungslokale sind z. Z. nur schwach besucht. In voriger Woche kam zur Abendzeit ein aus Plauen i. N. ausgcwiesenerMann zu seiner in der Schustergasse dortselbst wohnenden, sich und ihr 2jähriges Kind durch Waschen und Scheuern ernährenden Ehefrau und schlug das Kind ohne alle Veranlassung mit der Hand ins Ge nick, so daß es laut aufschrie. Alsdann würgte der Mensch seine Frau und schlitzte ihr den Leib auf. Die sehr lange Wunde mußte vom Arzte zugenäht werden. Als die Frau ihren Mann anflehte, sie doch loszulassen, er solle doch nur sehen, wie das Blut schon bis vor an die Thüre ge flossen sei, anwortete er: „So will ich's haben!" Der Unmensch ist nach vollbrachter That entflohen. — Anläßlich der letzten Jagd in Borna b. Barnitz hat sich leider ein tiefbedauernswerther Unglücksfall er eignet. Einer der Jagdtheilnehmer, Herr Tischlermeister Schneider, hatte seinen Lehrling mitgebracht, und derselbe hielt sich gerade in der Nähe des Baches auf, als ein Rehbock durchs Gebüsch geprasselt kommt und im nächsten Moment den armen Jungen auch schon überrennt. Leider traf er hierbei den Lehrling mit einer Geweihspitze so schwer ins Auge, daß dasselbe sofort auslief und der ver letzte junge Bursche nach Leipzig ins Krankenhaus über führt werden mußte, wo zur Rettung des anderen Auges das Menschenmöglichste veranlaßt werden wird. — Ein frecher Raub ist Sonnabend Nachmittag im Gebäude der Reichsbank verübt worden. Der 19 Jahre alte Kommis der Firma Schneider in Gohlis wollte die Summe von 647 M. für einen Wechsel einzahlen, als ein Mann ihm das Geld entriß und entfloh. Glücklicher weise kam der Räuber, als er die Straße erreicht hatte, zinn Fallen, sodaß ihn ein Schutzmann festnehmen konnte. Seine Person wurde als die eines 27jährigen Zuschneiders aus Groß-Schierstedt ermittelt, der verheirathet in Magde burg wohnte und erst hier zugereist war. -- Cotta. Ein entsetzlicher Unglücksfall hat sich am Sonnabend früh hier ereignet. Der in der zweiten Etage des Hauses Bergstraße Nr. 12 wohnhafte Maurer Bahl war seit einiger Zeit krank und hat sich in einem Fieber anfalle aus dem Fenster gestürzt. Hierbei fiel er so un glücklich auf eine Latte des das Hansgrundstück um gebenden Zaunes, daß die Latte theilweise die Brust durchbohrte, außerdem schlug Bahl mit dem Kopfe auf das Straßenpflaster auf, sodaß er sich auch hierdurch sehr schwere Verletzungen zuzog. Die erste ärztliche Hilfe ließ dem Schwerverwundeten l)r. Krüger hierselbst angedeihen, der dann seine Ueberführung nach dem Dresdner Kranken- hguse anordnete. Bahl ist 24 Jahre alt und hat sich em kürzlich verheirathet. An seinem Wiederaufkommen wird gezweifelt. Meißen. Wie weit von Saalbesitzern den Ver einen Lei Abhaltung von Vergnügungen entgegengekommen wird, zeigt eine Bekanntmachung des Ball-Etablissements „Alberthof" hier, in welcher den Vereinen nicht nur der Saal, sondern auch eine Musikkapelle von acht Mann un entgeltlich zur Verfügung gestellt wird. Lommatzsch. In der im Umbau begriffenen hiesigen Stadt kirche wurde ein Brandherd entdeckt, welcher bereits Balken »nd Dachlatten ergriffen hatte und bei größerer Luftbewegung für das Gotteshaus gefährlich werden konnte. Das Feuer war durch ein Loch in der Esse entstanden, welche man daraufhin geprüft hatte, ob sie genügend Zug für die Feuerung besitze. Rabenstein bei Chemnitz. Die Entscheidung einer Frage, deren Bedeutung weit über das Weichbild unseres Ortes hinausreicht, will der hiesige Gemeinderath her beiführen. Ein Gemeingcrathsmitglied, das noch vier Jahre zu anttiren hätte, schied aus und in dies? frei- werdcnde Stelle hatte der nächste Ersatzmann einzurücken. Da aber dessen Mandat mit Ende dieses Jahres erlischt, so beschloß der Gcmeinderath, diesen Ersatzmann über seine Wahlperiode hinaus und zwar auf die verbleibenden vier Jahre des Ausgeschiedencn Mitwirken zu lassen. Auf ein gelegte Beschwerde hat die Königliche Amtshauptmann schaft Chemnitz entschieden, daß der Beschluß des Ge- meinderathes aufzuheben sei. Letzterer will nun, wie verlautet, die Entscheidung des Königlichen Ministeriums des Innern nachsuchen. Zwickau. Im König Albert-Werk (Eisenhüttenwerk) ist ein Arbeiter in die Schlackenmühle gestürzt und in viele Theile zerrissen worden. Die einzelnen Stücke des Körpers mußten erst gesammelt werden. Zwickau. Wegen eines Hausschlüssels hat der un bestrafte Gutsbesitzer Karl Hermann Clauß aus Kirchberg, geboren 1869 in Saupersdorf, einen Meineid ge schworen. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, den falschen Eid in einer Diebstahlssache gegen den Vauunter- nehmerPetzold vor der hiesigen Strafkammer geleistet zu haben.