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. Die ^Wrihrritz - Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstaq, Donners tag und ÄlMnnbend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfff., zweimonatlich St Pfg., einnionatlich 42 Pfg. Einzelne Siunimern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie Vie Agenten nehmen Be stellungen an. Mchrritz-Miiiig. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welch« bei der bedeutenden Auslage deS Blattes eine sehr wirk same Perbreitung finden, werde» mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate niit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redactionellen Theile, die SpattenzeU« 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umlshailptmamlfchaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Aedarkeur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Untrrhaltnngsblatt". Mit land- und hauswirthschastlicher Monats-Beilag«. Nr. 133. " Sonnabend, den 17. November 1900. 66. Jahrgang. sr. Der unterzeichnete Amtshauptmann ist Montag, den 26. dieses Monats, Nachmittags von 1—2 Uhr , im Hotel „Stadt Teplitz" in Lallenstein in dienstlichen Angelegenheiten zu sprechen. Dippoldiswalde, am 15. November 1900. ' Königliche Amtshauptmannschast. Lossow. 8IeiWWn Slhiitz kl miiml« AM ist kk Uänij les »M KM« Mariss. Zwar ist der neue deutsche Zolltarif noch nicht im Reichstage berathen, und es wird noch gute Weile haben, «he dies geschehen wird, aber in einer scharfen Polemik der offiziösen Berliner Politischen Nachrichten gegen die Forderungen der Freihändler wird festgestellt, daß das Programm der deutschen Handelspolitik und des neuen Zolltarifs nur die Tendenz haben kann, die deutsche Arbeit gleichmäßig zu schützen, also das gesummte Ge schäfts- und Wirthschaftsleben des deutschen Reiches jeden falls mit einer Erhöhung der Getreidezölle und auch einer Erhöhung vieler Jndustriezölle rechnen muß. Tatsächlich kann eine Erhöhung der Getreidezölle ja auch nur durch «ine entsprechende Erhöhung gewisser Industriezölle als wirthschaftlich gerecht und ausglcichend bezeichnet werden, denn wenn die Landwirthe einen besseren Schutz für den einheimischen Markt verlangen und bekommen, so haben die Vertreter der Industrie dazu das gleiche Recht. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben zu der Frage: Seit dem Abschluß der Berathungen des Wirthschaftlichen Aus schusses über den Zolltarif ist die freihändlerische Oppo- sition bemüht, mit allen Kräften das Zustandekommen «ines solchen Tarifs auf der Grundlage gleichmäßigen Schutzes der nationalen Arbeit zu verhindern. Man wünscht sich mit den Sozialdemokraten zu verbinden, um im Verein nut diesen durch lärmende Kundgebungen auf den Bundesrath und Reichstag zu wirken, beschränkt sich aber keineswegs auf die außerparlamentarische Agitation, sondern es ist auch schon die Parole ausgegeben worden, mit allen Mitteln das Zustandekommen des Zolltarifs in der kommenden Reichstagssession zu verhindern und nötigenfalls auch zu diesem Ende vor Obstruktion nicht zurückzuschrecken. Mit wie leidenschaftlichem Eifer aber auch die freihändlerische Opposition zu Werke gehen mag, wird sie keinerlei Aussicht auf Erfolg für ihre Bestrebungen haben, sofern nur die Regierungen und die starke schutz- zöllnerische Mehrheit des Reichstages fest Zusammengehen. Gegenüber einer so starken Phalanx, wie sie die schutz- zöllnerischen Elemente im Reichstage und außerhalb des Reichstages bilden, wird und muß, sofern sie nur einig und geschlossen ist, jeder gegnerische Ansturm vergeblich sein. Gefahr droht daher trotz der Anstrengungen der Gegner der Politik des Schutzes der nationalen Arbeit nur, wenn die Einigkeit und Geschlossenheit in den eigenen Reihen in die Brüche gehen, und nicht nur unter den verschiedenen Gruppen in der schutzzöllnerischen Reichstags mehrheit, sondern auch zwischen einem Theile derselben und den Regierungen Uneinigkeiten und Meinungs- verschiedenheiten hervortreten sollten. Solche Gefahr könnte der Natur der Sache nach nur dann erwachsen, wenn innerhalb der schutzzöllnerischen Mehrheit bei Theilen derselben Bestrebungen sich geltend machen sollten, welche «inseitig Sonderinteressen ohne Rücksicht auf die Interessen des Ganzen verfolgen und durch Uebertreibungen der Tendenz des Schuhes der nationalen Arbeit sich in Wider spruch mit den Interessen und Lebensbedingungen wichtiger Zweige des heimischen Erwerbslebens stellen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Wildsaison steht jetzt auf der Höhe, da mit Mitte November auch die Jagd auf Krammetsvögel oder Ziemer, die nebst dem weiblichen Rehwild und Rebhühnern die längste Schonzeit genießen, beginnt und nunmehr alle Sorten des Haar- und Feder wildes abgeschossen werden dürfen. In kurzer Zeit je doch wird diese volle Jagdberechtigung auf sämmtliche Wildarten wieder eine Einschränkung erfahren, indem vom 1. Dezember ab sowohl in Sachsen, als in allen Pro vinzen Preußens die Rebhühner nicht mehr erlegt werden dürfen und am 16. Dezember auch das weibliche Rehwild aufs neue in die Schonzeit tritt. Dresden. Neuester Bestimmungen zufolge wird das Königspaar am heutigen Sonnabend von Sibyllenort aoieder in Dresden eintreffen. Lichtentanne. Von hier werden durch die Ge meindebehörden fünf schulpflichtige Kinder im Alter von 7—12 Jahren nach Berlin geschickt, um dem Institute für Infektionskrankheiten zur ärztlichen Behandlung über geben zu werden. Sämmtliche Kinder sind von einem Tollwuth sehr verdächtigen Hunde gebissen worden. Buchholz. Die mit der Erneuerung des hiesigen Rath Hauses verbundenen umfänglichen Vauarbeiten gehen nunmehr ihrer Vollendung entgegen. Der stilvolle Bau lenkt die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich. Be sonders sind die Wappen und Embleme der vorderen Ansicht zu nennen, die in glücklicher Weise auf die Ge schichte der Stadt Bezug nehmen. Das Rathhaus wird in einigen Wochen seiner Bestimmung übergeben werden. Zwickau. In eine gefährliche Lage gerieth im Werke der hiesigen elektrischen Straßenbahn ein Monteur, welcher eine elektrische Leitung berührte, von welcher er annahm, daß sie noch ohne Strom sei. Doch kaum hatte er mit beiden Händen die Leitung berührt, als er laute Schmerzensschreie ausstieß und nicht mehr im Stande war, die Hände vom Leitungsdraht loszubringen. Nur der Geistesgegenwart eines auf dem Reparaturwagen be findlichen Arbeiters hat es der betreffende Monteur zu verdanken, daß er hierbei sein Leben nicht einbüßte. Mutzschen. Mit Rücksicht auf die anhaltenden Ein- lagen-Kündigungen bei der hiesigen Sparkasse und auf die ungünstige Lage des Geldmarktes im Allgemeinen wird der Zinsfuß für Spareinlagen vom 1. Januar 1901, vorbehältlich aufsichtsbehördlicher Genehmigung, auf 33/4 Prozent erhöht. Leipzig. Vor längerer Zeit wurde die Tochter des Leipziger Schuldirektors Eichhorn, Marie Elisabeth Eichhorn, jetzt verehelichte Mayen, vom Köngl. Land gerichte Hierselbst wegen Urkundenfälschung und Betruges am 9. März 1896 zu mehrmonatiger Gefängnißstrafe verurtheilt, die sie auch verbüßt hat. Sie hatte mit einer gefälschten Liste und im vorgeblichen Auftrage der Inneren Mission Gelder gesammelt und im eigenen Interesse ver wendet. Der Vater nahm sich kurz nach ihrer Verhaftung das Leben. Vor einiger Zeit ist nun auf Betreiben des jetzigen Ehemannes der Verurtheilten das Verfahren wieder ausgenommen worden, und zwar mit dem Erfolge, daß die letztere nachträglich freigesprochen worden ist, da sie die That in unzurechnungsfähigem Geisteszustände be gangen hat. Seidau. Wenig erfreuliche Schulzustände bestehen nach dem „Bautzener Tageblatt" in unserem Ort. Die jüngste Mädchenklasse wird Nachmittags von >/24 bis 1/26 Uhr unterrichtet und zwar bei — Stearin-Beleuchtung. Jedes Schulmädchen hat ein Stearinlicht mitzubringen, welches der den Unterricht haltende Lehrer bei Eintritt der Dunkelheit den Kindern anzündet, so daß es dann aussieht, als wenn das Schulzimmer illuminirt sei. Die Schulmädchen der armen Eltern, welche den Kindern kein Licht mitgeben können, müssen nun sehen, daß dieselben von den Mitschülerinnen etwas Licht bekommen. Tagesgeschichte. — Die Krupp'sche Germaniawerft in Kiel, welche jetzt 3000 Arbeiter beschäftigt, wird bis zum Jahre 1903 jährlich 1000 Arbeiter neu einstellen, so daß in diesem Jahre der Arbeiterbestand dauernd 6000 Mann be tragen wird. Bekanntlich wird die jetzt in Tegel befind liche Maschinenbauanstalt bis zu diesem Zeitpunkte voll ständig nach Kiel übersiedelt sein. Oesterreich-Ungarn. Das ungarische Abgeordneten haus genehmigte am Dienstag den Gesetzentwurf, betr. die morganatische Ehe des Thronfolgers Erzherzogs Franz Ferdinand in der Spezialdebatte mit großer Mehr heit. Der Versuch der ungarischen Chauvinisten, aus dieser Angelegenheit politisches Kapital für sich zu schlagen, ist demnach gescheitert- — Der Präsident des Prager Landesgerichles theilte sämmtlichen Vorsitzenden des Senates mit, daß nunmehr bei allen weiteren Amtshandlungen einzig und allein die deutsche Sprache als innere Amtssprache angewandt werden muß. Kein Senatsvorsitzender hat Widerspruch Erhoben. Italien. In Genua sind dort wettere 25 aus dem Diebstahl im Vatikan herrührende Rententitel be schlagnahmt worden, die wiederum von dem verhafteten Advokaten Pesci verkauft waren. Die geraubte Summe soll sich nach dem Ergebniß der bisherigen Recherchen auf weit über eine Million belaufen. Belgien. Seitdem König Leopold ll. und die öffent liche Meinung das Ministerium wegen der Heeresreform- frage, d. h. wegen Einführung des persönlichen Heeres dienstes an Stelle des bisherigen mittelalterlichen Loskauf systems in die Enge treiben, sinnt die Regierung fort gesetzt nach neuen Verschleppungsmitteln. Das letzte, das sie entdeckte, ist die Einsetzung eines außerparlamentarischen Ausschusses zur „Vorberathung" der Heeresreformfrage. Dieser Ausschuß, welcher vorläufig aus 33 Mitgliedern besteht, aber noch erheblich vergrößert werden kann, ist aus so zahlreichen Anhängern und Gegnern verschiedenster Militärsysteme bunt durcheinander gewürfelt, daß sich aller Voraussicht nach für kein Militärsystem eine Mehrheit ergeben wird, abgesehen davon, daß die Berathungen der Kommission sich jedenfalls, dem belgischen Gebrauche gemäß, Jahre lang hinausziehen werden. Die Regierung hat also wieder einmal Zett gewonnen und die Heeres reformfrage auf die lange Bank geschoben. Thatsächlich wiedersetzen sich die Bischöfe, welche nach wie vor die ganze innere Politik des belgischen Staates beherrschen, der Beseitigung des militärischen Loskaufsystems, und so lange dieser Widerstand nicht gebrochen ist, erscheint die Heeresreform in Belgien völlig aussichtslos, es wäre denn, daß die öffentliche Meinung endlich eine Sprache spricht, die man in den bischöflichen Palästen nicht mißverstehen kann. Von der ultramontanen Regierung aber die Lösung der Heeresfrage zu erwarten, die den Bischöfen mißfällt, verräth eine völlige Unkenntniß der hiesigen politischen Verhältnisse und Herr Detmet de Naeyer mag wohl in seinen Bart lachen, wenn er liest, daß ein Theil der auswärtigen Presse die von ihm aufgeführte Ausschuß-Komödie als den „ersten Schritt" zur Lösung der belgischen Heeresresorm- frage begrüßt. England. Der englische Schatzkanzler Hicks-Beach erklärte in einer zu Bristol gehaltenen politischen Rede, es sei keine Aussicht auf eine Verminderung der gegen wärtigen englischen Steuern vorhanden. Weiter ließ er durchblicken, daß es mit Hilfe der Goldminen Transvaals der englischen Negierung möglich sein werde, den größten Theil der Ausgaben für den südafrikanischen Krieg zu decken. Schweden. Schweden geht jetzt an eine durch greifende Reform sein.r Heeresordnung. Die be treffende Vorlage, welche die jährlichen Kosten für die in zwölf Jahren durchzusührende Reform auf 45 338000 Kronen veranschlagt, ist dem Reichstage bereits zuge gangen. Rußland. Die „Politische Korrespondenz" meldet, daß das russische Kaiserpaar wegen des gesegneten Zu standes der Kaiserin den Aufenthalt in Livadia mög lichst lange, womöglich bis zu Ende dieses Jahres aus dehnen werde. — Einer Mittheilung des Ministers des Kaiserlichen Hauses, Baron Fredericks, zufolge, nahm bei dem Kaiser die Influenza am 13. November einen typhösen Charakter an. Ein ausgegebcnes Bulletin besagt, die Diagnose habe Unterleibstyphus ergeben mit bisher befriedigendem Verlauf. Spanien. Bei einem in Peedregner in der Provinz Alicante abgehaltenen Stierkampf, bei welchem Frauen die Rollen der Toreros übernommen hatten, brachen die Tribünen zusammen. Dabei wurden 12 Personen ge- tödtet und 200 verletzt. Serbien. Eine pikante Nachricht will der Pariser „Rappel" ausBelgrad erhalten haben: Die vielgelicbteKönigin Draga soll schon vor einigen Tagen von einem kräftigen Knäblein entbunden worden sein, aber die Geburt des „Thronerben" werde noch geheim gehalten, weil die romantische Ehe der Königin mit dem König Alerandcr erst seit 4 Monaten besteht. Die Königin soll übrigens