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Sonnabend, den 14. Juli 1900. 66. Jahrgang. Nr. 80. Verantwortlicher Vedartrur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Irhne m Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Untechaltungrblatt".Mit land- und hauswirthfchastlicher Nenatr.veilage. »> > -:",^MZWN^.7Mr»M»cM«W'WWWWM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegmd Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. DU ,.«eid«id- «scheint wöchentlich drei- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich l M. 2b Psg-, zweimonatlich -84Pfa., einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan- Palten, Postboten, sowie .die Agenten nehmen Be stellungen an. MHelih-Irijung. Z ! M M Theile, die Spaltenzeil« 20 Psg- Auf Ansuchen der Direktion des Königlichen meteorologischen Instituts zu Chemnitz wird die Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern vom 2. Juni 1885 Erhebungen über den Zug der Hagelwetter betreffend — Seite 50 des Gesetz- und Verordnungsblattes vom Jahre 1885 — hiermit in Erinnerung gebracht» nach welcher den Ortsbehörden — Herren Bürgermeistern, Gemeindevorständen und Gutsvorstehern — die Verpflichtung obliegt, die ihnen vom gedachten Institut zuzustellenden und nach Bedarf rechtzeitig zu beziehenden Fragerarten eintretenden Falles mit thunlichster Beschleunigung auszufüllen und an das fragliche Institut zurückzusenden, wie auch die vom letzteren in Bezug auf die Hagelwetter erbetenen Mittheilungen an dasselbe ohne Verzug gelangen zu lassen. Dippoldiswalde, am 7. Juli 1900. Königliche Amtshauptmannschaft. 1075 S. Lossow. D. Versteigerung. Dienstag, den 17. Juli 1900, Vormittags 11 Uhr, sollen in Falkenhain im Hause Nr. 9 das anstehende Gras, 5 Ctr. Heu, 1 Petroleum-Stander, 1 Sopha, 1 Dezimalwaage mit Gewichte, 1 Kiste mit Porzellan geschirre, Tabak, Cigarren, verschiedene Flaschen mit Essenzen, 1 Parthie Christbaumschmuck u. Zuckerwaaren, Spiegel, Cylinder, Photographierahmen, Taschenmesser, Kaffee, Seife, Wichse, Lederfett, verschiedene Gewürze, volle und leere Fässer mit Holzhähne in verschiedenen Größen, Schulbücher, Wagenkerzen, Barchentrester, Unterhosen, Pantoffel, wollne Tücher, Strümpfe und Verschiedenes mehr gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Altenborg, am 12. Juli 1900. Der Gerichtsvollzieher beim Königl. Amtsgericht. A.-G.-Wachtmeister Thiele. Bekanntmachung, die Abhaltung einer Pferdemusterung betreffend. Unter Hinweis auf die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft hier von: 7. d. M., die Pferdcmusterung betr. — Wcißeritz-Zeitung Nr. 78 — wird hierdurch nochmals bekannt gegeben, daß diese Musterung für den Stadtbezirk Dippol diswalde Freitag, den 20. Juli, Vormittags 11 Uhr, auf der sogenannten Aue hier abgehalten wird. Sämmtliche Pferde müssen der vorschriftsmäßigen Aufstellung wegen bis spätestens Vormittag '/rll Uhr zur Stelle gebracht sein. Die Vorführung hat ohne Geschirr und an der Trense mit 2 Zügeln zu erfolgen. Pferdebesitzer, welche ihre gestellungspflichtigen Pferde nicht rechtzeitig oder nicht vollzählig vorsühren, haben nutzer der gesetzlichen Strafe zu gewärtigen, datz auf ihre Kosten eine zwangsweise Herbeischaffung der nicht gestellten Pferde vorgenommen wird. Ferner wird den Pferdebesitzern noch bekannt gegeben, datz die Hufe der vorzu führenden Pferde zur Musterung zwar zu reinigen, nicht aber auch zu schmieren sind. Dippoldiswalde, am 12. Juli 1900. Der Stadtrath. Voigt. Bekanntmachung. Die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden hat Fräulein Cäcilie Dose in Dresden, Winkelmannstratze l,II, als weibliche Vertrauensperson für die Gewerbeaussicht im Regierungsbezirke Dresden bestellt und am 9. d. M. in Pflicht genommen, was für den hiesigen Stadtbezirk hier durch zur Kenntnitz gebracht wird. Dippoldiswalde, am 13. Juli 1908. Der Stadtrath. Voigt. — Holzversteigerung auf dem Schmiedeberger Staatsforstreviere. Restauration „zur Post" in Schmkedeberg Donnerstag, den 19. Juli d. I., Vormittags '/-IO Uhr, 501 w. Stämme, 9164 w. Klötzer, 4867 Hdrt. w. Derb- und 178,70 Hdrt. w, Reis stangen, Nachmittags 2 Uhr: 10>/2 rm w. Brennscheite, 48 rm w. Brennknüppel, 51/2 rin w. Zacken, 631/2 rm w. Aeste, 2,50 Wllhdrt. w. Reisig. Schläge in Abth. 90/91. Durchforstungs- u. Einzel hölzer in Abth. 1, 21, 23 bis 25, 33 bis 37, 39, 41 bis 44, 82 bis 85. Kgl. Forstrevierverwalttmg Schmiedeberg und Kgl. Forstrentamt Frauenstein, am 12. Juli 1900. I. V.: von Egidy. Krause. Zur Lage. In der von der Presse mit einer gewissen Lebhaftig keit behandelten Frage, ob der Reichstag wegen der Er eignisse in China einzuberufen sei oder nicht, hat die Reichsregierung nach offiziösen Andeutungen ihre Ent schließung in letzterem Sinne gefaßt. Wenigstens vor läufig ist eine Einberufung des Reichsparlaments aus ge nanntem Anlaß nicht geplant, da, wie offiziöserseits ver sichert wird, die hierüber gepflogenen Erwägungen zu Lein Ergebniß geführt haben, daß zu einer derartigen Maßnahme einstweilen kein Bedürfniß vorliege. Hinzu gefügt wird noch, daß sich zur Zeit die Zweckmäßigkeit einer etwaigen Einberufung des Reichstages nicht voraus sehen lasse. Mit dieser ihrer Stellungnahme in der er wähnten Frage hat die Reichsrcgierung unzweifelhaft Las Richtige getroffen, denn zunächst haben sich die Dinge im fernen Osten und die Betheiligung Deutschlands hieran noch keineswegs soweit entwickelt, um nun gleich eine «mßerordentliche Reichstagssession nothwendig zu machen. Die nächsten Maßnahmen zur Wahrung der deutschen Ehre und der deutschen Interessen in China sind ja Dank Lei raschen und energischen Initiative unseres Kaisers Lereits getroffen worden, die hierdurch verursachten Kosten sind aber sicherlich nicht derartig hohe, um einen sofortigen Zusammentritt des Reichstages als unumgänglich erforder lich erscheinen zu lassen. Wenn jetzt vorwiegend in den sozialdemokratischen Preßorganen Propaganda für eine unbedingte Einberufung des Reichstages gemacht wird, so weiß man schon, was dahinter steckt, nämlich die Sucht nach agitatorischer Fruchtbarmachung der gegen wärtigen Wirren von sozialdemokratischer Seite aus der parlamentarischen Bühne, aber ganz gewiß nicht konstitu tionelle und patriotische Erwägungen. Aber allerdings würden die verbündeten Regierungen die Herbeiführung eines Einvernehmens mit dem Retchsparlament nicht gut umgehen können, wenn der Krieg in China eine un vorhergesehene Ausdehnung erlangen und eine weitere militärische Kraftaufwendung Deutschlands erfordern sollte; für jetzt jedoch erscheint ein solcher Schritt noch keineswegs als unvermeidlich. Uebrigens hat ja der Bundesrath- Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten am 11. Juli eine Feriensitzung abgehalten, die wohl zweifellos der Stellungnahme Deutschlands zu den chinesischen Wirren galt; man irrt vielleicht nicht in der Annahme, daß hier bei auch die Frage einer Einberufung des Reichstages mit zur Sprache gekommen sein wird. Jedenfalls darf das deutsche Volk das feste Zutrauen zu seiner Regierung hegen, daß dieselbe militärisch wie diplomatisch und politisch alles Erforderliche thun wird, um der unläugbar ihre Schwierigkeiten ausweisenden Stellung Deutschlands im chinesischen Kriege nach jeder Richtung hin gerecht zu werden. Für die Bedächtigkeit und Vorsicht, mit welcher deutscherseits bei aller Energie des militärischen Austretens das chinesische Problem diplomatisch-politisch behandelt wird, zeugt schon der Umstand, daß die Reichsregierung bislang davon abgesehen hat, dem chinesischen Gesandten in Berlin seine Pässe zuzustellen. Die Möglichkeit, daß die Mächte in den jetzigen Wirren in China nicht der bisherigen Regierung, sondern nur dem Empörerthnm und der Anarchie gegenüberstehen, ist trotz der zweideutigen Haltung der Regierung der Kaiserin-Wittwe in der Borerbewegung keineswegs ganz ausgeschlossen, und aus diesem thatsäch- lichen Zustande hat die deutsche Regierung die einzig richtige Konsequenz dadurch gezogen, daß sie ihre offiziellen Beziehungen zu der chinesischen Gesandt schaft in Berlin bis auf Weiteres aufrecht erhält. Völlig korrekt ist auch der Standpunkt, welchen Deutschland in der Frage der Ucbertragung eines europäischen Mandats an Japan zur Wiederherstellung der Ordnung in China einnimmt. Die deutsche Regierung will sich einer solchen den japanischen Jnselreiche zu ertheilenden Vollmacht, für welche hauptsächlich England ist, nicht widersetzen, wenn alle übrigen Mächte, in erster Linie aber Rußland, ein willigen. Die deutsche Regierung will eben vor Allem die Einigkeit der Mächte bei der Aktion in China ge wahrt wissen, was ja auch der japanischen Negierung aus ihre direkte Anfrage in Berlin klar und bündig er widert worden ist, mit dieser so nothwendigen Einigkeit aber wäre es sofort vorbei, falls auch nur van einer Seite ernstlicher Widerspruch gegen ein europäisches Mandat an Japan erhoben wird. Zuversichtlich steht zu erwarten, 'daß die deutsche Regierung auch in den weiteren Phasen des so plötzlich aufgerollten chinesischen Problenis eine Stellung bekunden wird, wie sie neben der Wahrung der deutschen Interessen der Erhaltung des Weltfriedens entspricht. Lokales und Sächsisches. — Schulferien. An unserer Schule ist der Beginn der Sommerferien auf Sonnabend, den 21. Juli, fest gesetzt. Die Ferien werden eine dreiwöchige Dauer haben und demnach mit Sonnabend, den 11. August ihr Ende erreichen. — Die von der Sächsischen Staatseisenbahn-Ver waltung im vorjährigen Sommer versuchsweise getroffene Einrichtung der Ausgabe von Ferienkarten wird in diesem Jahre wiederholt. Die Ferienkarten werden in Gestalt von Monatskarten und Monatsnebenkarten verabfolgt und gelten vom 20. Juli bis mit 19. August. Zur Erlangung der Nebenkarten ist eine Bescheinigung der Ortspolizeibe hörde oder des Gemeindevorstandes unter Verwendung des vorgeschriebenen Vordruckes darüber beizubringen, daß die Personen, für welche die Nebenkarten beantragt werden, zu dem betreffenden Hausstande gehören. Es können gelöst werden: Ferien-Monatskarten in der Zeit vom 20. bis mit 31. Juli, Ferien-Nebenkarten in der Zeit vom 20. Juli bis mit 19. August. Jni klebrigen werden die im Personen- und Gepäcktarife der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, Theil II, vom I. Januar 1900 ent haltenen Bestimmungen für Monatskarten und Monats nebenkarten auch aus die Ferienkarten angewendet. Altenberg i. Erzgcb. Wie auf den meisten ländlichen Ortschaften hiesiger Gegend, so ist auch im nahen Berg flecken Böhmisch-Zinnwald der Nachtpolizeidienst derart eingerichtet, daß die männlichen Einwohner der Reihe nach diesen Dienst verrichten müssen. Von dieser Anordnung hat sich nun auch der Bürgermeister nicht ausgeschlossen, sondern verrichtet ebenso wie alle die anderen Gemeinde mitglieder, wenn die Reihe an ihn kommt, seinen Nacht polizeidienst. Dresden, I I. Juli. Das Befinden des Königs ist befriedigend. Die täglichen Ausfahrten werden sort- gesetzr. Dresden. König Albert empfing am 12. Juli Vormittags den Staatsminister v. Mehsch in der Strehlener Villa zum Vortrag.