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Amtsblatt für die Königliche Knüshauptmannfchaft, das Königliche Amtsgericht und den StadtraLH zu Dippoldiswalde. 66. Jahrgang. Donnerstag, den 12. Juli 1900 Nr. 79 und M. a 4 Theile, di« Spaltmzetl» 20 Pfg. Frühreife in schönstem Lichte zeigt. Am Abend Besichtigung beendet. Französischer Schwindel. „Stellen jeder während der Pariser Weltausstellung werden ! nunmehr vollständig aufgehellt, der Mond schien lächelnd auf den Festplatz herab, auf dem sich bis spät noch fröh liche Festbummler umhertummelten. Wohlbekomm es Allen! — Beim Frühstück am Montag wurde für die Suppenkolonie gesammelt, und ergab die Sammlung 28 M. IO Pfg. — Damenturnen. Die ungerechtfertigte und eigentlich unverstehbare Ansicht einer früheren, aber noch nicht weit hinter uns liegenden Zeit, datz das weibliche Geschlecht von den Leibesübungen auszuschlietzen sei, ver schwindet glücklicherweise immer mehr und mehr. Das Damenturnen nimmt von Jahr zu Jahr zu, schlittschuh laufende, radelnde und rudernde Frauen werden nicht mehr naserümpfend angestaunt oder gar verurtheilt in ihrem Thun. Und liegt es nicht auch auf der Hand, sagt es nicht der gesunde Menschenverstand, datz bei den Bestrebungen, dem Vaterlande ein kräftiges, wehrfähiges Volk heranzubilden, gerade in erster Linie dem sogen, schwächeren Geschlechte aller Klassen die nöthige Erstarkung ihres Körpers möglich gemacht werden mutz. Hat der Arzt doch vielfach jederzeit nachgewiesen, datz mangelhafte körperliche Verhältnisse der Jugend und des Volkes in erster Linie auf die mangelhafte Körperbeschaffenheit des weiblichen Menschen zurückzuführen ist! Es gereicht daher dem hiesigen Turnvereine zur Ehre, diese richtige An schauung voll erfatzt zu haben, indem er das Damen turnen pflegt und fördert. Die Leitung liegt in den Händen einer Persönlichkeit, die sich durch Geschick, Takt gefühl und sittlichen Ernst ganz besonders zur Führung eignet. Darum Frauen und Jungfrauen, wieder einmal der Rus: Auf zum Turnen und Spielen! — Eine grötzere Anzahl Studenten der thierärztlichen Hochschule zu Dresden besichtigte am letzten Sonnabend Nachmittag die Simmenthaler Zuchtviehherde des Herrn Rittergutsbesitzers Bierling in Naundorf bei Schmiede berg. Die vorhandenen Thiere, von denen die Bullen und ein großer Theil der Kühe direkt aus Oberbaden importirt sind, zeichnen sich durch ihre Rassereinheit und vorzüglichen Formen aus. Ebenso vortrefflich ist die Nachzucht, die die bei uns in Sachsen angestrebte Wüchsig- keit und war die Branche auch solchen Personen vermittelt, die keine Kenntnitz der französischen Sprache haben", so heitzt es in einem In serat, das ein Pariser Institut zur Zeit in deutschen Zeitungen veröffentlicht. Wer sich daraufhin meldet, wird ersucht — 10 Mk. einzusenden, wofür ein Offertenblatt geliefert werden soll. Nun aber theilt der deutsche Hilfs verein in Paris mit, datz gar nicht daran zu denken ist, datz derartige Personen in der Ausstellung Beschäftigung finden, da selbst Deutsche, die das Französische geläufig sprechen, zu vielen Hunderten beschäftigungslos in Paris umherlaufen. Das Pariser Institut hat es also nur aufs Geld abgesehen, darum Taschen z»! — Der frühere sozialdemokratischeLandtagsabgeordnete August Colditz und seine Ehefrau, die unter dem Verdachte der Hehlerei verhaftet worden waren, sind wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Das Verfahren soll wieder eingestellt sein. — Das „Frankenberger Tageblatt" schreibt: Ein Ständchen durch Telephon brachte das Döbelner Stadt musikchor am Dienstag Vormittag dem Mühlenbesiher Am Ende in Greusnig dar. Das ist doch etwas Neues und zeigt, datz die Döbelner Stadtmusiker auf der Höhe der Zeit stehen. In Döbeln hielt jetzt dort die Schützengesellschaft ihr Preis- und Königsschietzen ab. Der neue König (Mechaniker Eduard Rühle) hatte zu seinen Ministern u. A. auch den Am Ende gewählt. Nach alter Sitte wurden den Offizieren der Gilde und den neuen Würden trägern von der Stadtkapelle Ständchen vor ihren b) der Gartennahrung Blatt 4 des Grundbuchs und Nr. 3 des Brand-Kal. für Burgstädtel mit 5 Acker und 290 s^R. Fläche, auf 10800 M. g«- würdert und mit 141,72 Steuer-Einheiten belegt den 27. Juli 1900, Vormittags 10 Uhr, in dem Fischer'schen Gasthofe in Burgstädtel öffentlich versteigert werden. Die Bedingungen der Versteigerung sind aus den an der Gerichtstafel hier und im genannten Gasthofe aushängenden Anschlägen zu ersehen. Pirna, am 28. Juni 1900. Königliches Amtsgericht. vr. Klaar. Lokales und Sächsisches. — Der Vogelschietzmontag litt unter der Unbill der Witterung fast ebenso wie der Tag vorher, so datz der Besuch von auswärts nur gering war. Von dem Wetter gar nicht beeinträchtigt wurde die Gemächlichkeit und Heiterkeit bei dem von den Königen der Schützengesell schaft gegebenen Frühstücke im Schützenzelt. Ein Tafel lied vom Herrn Vorsteher Hellriegel und ein Gedicht von Herrn Baumeister Schmidt, die Unverwüstlichkeit und die Poesie der Schützen verherrlichend, sowie manch launiges Wort, dazu die Klänge der Stadtkapelle und einige humoristische Vorträge der Grotzer'schen Singspielgesellschast trugen wesentlich zur Steigerung der Launigkeit bei, so datz ein Häuflein schwarzgekleideter Mitglieder in dem Wohlgefühl ihrer Frühstückseristcnz und aus Scheu, die weinfarbige Laune könne durch den Sprühregen zu schnell verwaschen werden, gar versäumten, sich an dem Auszuge zu betheiligen, und es vorzog, denselben an sich Vorbei gehen zu lassen. Den Glanzpunkt des Zuges bildete ein mit Blumen geschmückter Triumphwagen, auf dem die Königin der Blumen mit ihren Feen thronte, gefolgt von einer stattlichen Schaar von munteren Gärtnern und schmucken Gärtnerinnen. Nach Ankunft des Zuges von dem ersten Vorsteher begrüßt, wußten die redegewandten, niedlichen Mädchen ihre Blumen gar bald und zu hohem IPreise zu Gunsten der Vergnügungskasse an den Mann, vielmehr an die Männer oder Herren zu bringen. Darauf dursten sie sich auch am Arme ihrer Burschen im Schützen haussaale nach den Tanzweisen drehen und schwingen. Am Abend war der Platz wieder von der kundigen Hand des Herrn Lommatzsch sen., der bei dieser Arbeit vor 50 Jahren zum ersten Male geholfen hat, aufs Schönste illuminirt, nur schade, datz die naßkalte Witterung ein Genietzen derselben ohne Frösteln fast unmöglich machte. Die Besucher der Vogelwiese konzentrirten sich meist in den Schankstätten, und mancher meinte, er habe Schank- Hausdienst und müsse am Schlüsse erst Polizeistunde ge beten, bis doch endlich der Hausschlüssel in der Tasche seine magnetische Zugkraft ausübte. Dabei folgte man dem Beispiele eines fidelen Schützenbruders, der sich über die Gefahr einer etwaigen Gardinenpredigt damit hinweg zutäuschen suchte, datz er vorgab, seine Frau habe in den Frühstunden Osterwasser geholt und dürfe darum nicht sprechen. Am Montag war es nicht gelungen, den Vogel herunterzubringen, und erst am Dienstag, der zwar kalt, ober wenigstens trocken blieb, fiel der Rumpf dem Blei des Herrn Hotelier Haubold und zwar auf die Nummer des Herrn Lippmann in Odessa, während Herr Ziegel decker Schmidt aus den Schützen als Marschall hervor ging. Die Würde eines Scheibenkönigs, bez. Marschalls erwarben sich die Herren Privatus Gruner und Schirm fabrikant L. Reichel. Besonderes Glück und Geschick hatte Herr Bäckermeister Baumgarten, der am Sonntag, noch in der Würde des Vogelkönigs, sich auch bei der Feuerwehr zum König schoß. Bei Beginn der Dunkelheit stellte man sich zum Einzug in die festlich beleuchtete Stadt, wo auf dem Markte Herr Stadtrath Heinrich in einem Schluß wort Allen, die das Fest verschönern halfen, ini Namen der Schützen gesellschast Dank sagte. Inzwischen hatte sich eine große Menge Publikuni auf der Technikumallee und aus dem Wege nach Aulhorns Hause zu postirt, denn in diesem Jahre sollte das Feuerwerk auf der Anhöhe der Böhme'schen Wiese abgebrannt werden, und in der That, der Versuch ist geglückt, die von Herrn Heller-Dresden gestellten Feuerwerkskörper waren nach allen Seiten sicht bar und funktionirten auch sehr gut. Große Heiterkeit er regte der aus Feuerwerkskörpern hergestellte Turner, ver schiedene Sachen am Reck aussührend, und der Feuerbaum mtt drehender Krone. Nur eins war zu vermissen, was das Feuerwerk früher imposanter machte, aber nicht in der Hand des Pyrotechnikers liegt, das ist das kräftige Echo vom 'Berreuther Berge. Der Himmel hatte fich Freiwillige GrimSstiickSversteigcrmig. Auf Antrag der Erben des Herrn Heinrich Gustav Adolf Zocher in Burgstädtel Lei Lockwitz soll besten Grundbesitz, bestehend in: s) dem Einhalbhufengut Blatt 6 des Grundbuchs Nr. 5 des Brand-Kat. für Burgstädtel nebst Wald- pnd Feldgrundstück Blatt 21 desselben Grund buchs, zusammen 16 Acker 42 s^R. Fläche enthaltend, auf 28,800 M. gewürdert und mit 339,18 Steuer-Einheiten belegt, nebst lebendem und todtem Inventar, Vrrsnkworllichrr Vrdarkeur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem „Jllustrirten llnterhaltungsblatt". Mit land- und hauswlrthschastlicher Aouato-Beilage. k ' Di.' ..Ascherttz - Jettung" erscheint wöchentlich drei mal; Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1M. 2"> Psg-, zweimonatlich Z4Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern ;0 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wohnungen dargebracht. Bei den Anstrengungen, die das Schützenfest den Musikern auferlegt, war es ihnen zu viel, zum Zweck des Ständchens bis nach Greusnig zu marschiren, da erinnerten sie sich an den Zauber des Telephons. Es mutz zwei hübsche Genrebilder gegeben haben. Das eine, wie die Döbelner Musiker in der Schützenfeststimmung ins Telephon bliesen, das andere^ wie Am Ende und die Seinigen das telephonische Ständchen anhörten: „Nu ich ein Kitzchen, nu Du ein bitzchen rc." Die übliche Bewirthung wurde den Musikern vielleicht auch per Telephon geschickt. So ging alles elektrisch zu. — In Sachsen ist die Errichtung eines Militär genesungsheimes ins Auge gefotzt. Der Kriegsminister weilte kürzlich in Grünbach bei Falkenstein zur Besichtigung des alten Schulgebäudes behufs Ankaufs desselben zu einem Militärgenesungsheim. — Aus Hohenleuben ist ein Dienstmädchen ver schwunden, nachdem es seiner Herrschaft eine Kassette mit Werthpctpieren im Betrag von 40 000 Mark gestohlen hat. — Seit elf Wochen hat sich der von Reichenbach i. V. gebürtige und in Brunndöbra als Hilfslehrer thätig gewesene Paul Diliner von dem Orte seiner Wirk samkeit ohne Hinterlassung der geringsten Spur entfernt. Die Ursache des Verschwindens dieses jungen Mannes soll keine derartige gewesen sein, datz irgend eine harte Bestrafung für ihn zu gewärtigen gewesen wäre, und darum ist der Schritt, den derselbe unternommen hat, um so räthselhafter. Datz er sich ein Leid angethan hat, er scheint weniger glaubhaft, nachdem bis jetzt nichts un versucht geblieben ist, um irgend eine Spur dovon auf zufinden. Seine Ausweispapiere, die ihm nach Befinden als Legitimation dienen konnten, hatte er am Tage des Verschwindens mitgenommen, es bietet auch dieser Um stand einen Anhaltspunkt dafür, datz Dillner möglicher Weise sich im Auslande aufhält. Dresden, 9. Juli. Im Befinden Se. Majestät des Königs ist eine stetig fortschreitende Besserung unverkennbar. Schlaf, Appetit und Allgemeinbefinden sind gut. Dresden, IO. Juli. Eine gestern unternommene längere Spazierfahrt ist Sr. Majestät dem König gut be kommen. Dresden. Wie sehr Rauchern aus der Stratzenbahn Vorsicht anzuempfehlen ist, beweist ein bedauernswerther Unfall, der sich Sonnabend Mittag gegen 12 Uhr auf der Strecke Arsenal—Bahnhof zutrug. Beim Umsteigen des Publikums an der Annenkirche stietz ein Soldat seine brennende Zigarre dem Schaffner in das linke Auge, so datz er sofort dienstunfähig wurde. — Der Naturprediger Johannes Guttzeit, der im vorigen Jahre in Loschwitz wohnte und jetzt mit seiner Familie nach St. Peter bei Görz übergesiedelt ist, wurde am Freitag Abend wegen eines Vortrages verhaftet, den er in Breslau über Unsinn und Unmoral im alten Testament hielt. Zeulenroda. Die 15jährige Diebin Elsa Jakob, die am Sonnabend früh aus dem Dienst bei Herm Pfarrer Dietrich in Hohenleuben entlaufen ist und aus der Wohnung ihres Dienstherrn eine Kassette mit 40000 Mark gestohlen hatte, ist nicht weit gekommen. Auf der Station Loitsch bei Weida ist sie durch einen Amtsdiener vom Amtsgerichte Hohenleuben festgenommen worden. Die Kassette hatte das Mädchen versteckt. Borna. Zu der Verhaftung des inuthmatzlichen Mörders des Brauers Haase sei noch ergänzend erwähnt, datz die Festnahme nicht in Penig, sondern in Schlunzig bei Glauchau erfolgte. Borna. Neuerdings wird gemeldet, datz der ver haftete „Mörder" wieder auf freiem Fuße sich befinde, da sich seine Schuldlosigkeit herausgestellt habe. Frankenberg. Zu unserem Heimathsfeste am Sonntag waren über 1000 auswärtige Personen er schienen. Inserat«, «eich« hei der bedeutenden Auflage de» Blattes ein« sehr wirk same Nerbreituag finden, werden mit lv Pfa. hie Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und compliettte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Ei-me- sandt, im redactionew» Mitzkli Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend