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MHrrih-Mung 66. Jahrgang. Donnerstag, den 26. April 1900. Nr. 47. Verantwortlicher Ardarieur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jelznv in Dixpoldisivalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unierhaltungsblatt". Mit land- und hanswirthschastlicher Monats-Beilage. Theile, die Spaltenzeile Inserat«, «elche bet H« dedeutenden Auflage d«U Blattes «ine sehr nchG- sam« Verbreitung finden, werden mit 10 Psa. di» Spaltenzeil« oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und coinplictrte Inserate mit entspreche» Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannfchaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Die./ - Melkerin - Aeitmra" 7rAwt^ch-Echdrei- m-N Dienstag, Donner», Ma und Sonnabend. — Preis vierteljährlich l M. Pjg., zweimonatlich 84Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10Pfg. — Me Postan stalten, Postboten, sowie :dic Agenten nehmen Be stellungen an. Der Plan über die Errichtung einer oberirdischen Telegraphenlinie an der Tell- koppenskaße in Kipsdorf liegt bei dem Postamte in Kipsdorf aus. Dresden, 18. April 1900. Kaiserliche Ober-Postdirektion. I. V.: Danziger. Gerichtstag Mittwoch, am 2. Mai 1900, von Vormittags 9 Uhr an, im Pietzsch'schen Gasthofe zu Possendorf für die Orte Pofsendorf, Hänichen, Wilmsdorf, Kleincarsdorf, Wendischcarsdorf, Quohren und Börnchen. Damit die etwa benöthigten Akten mitgebracht und die Betheiligten benachrichtigt werden können, ist vorher an hiesige Gerichtsstelle rechtzeitig Nachricht zu geben. Dippoldiswalde, den 23. April 1900. Königliches Amtsgericht. Geuder. Schäfer. Bekanntmachung. Das Verzeichnis; der zur land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft ge hörigen Betriebsunternehmer in der Stadt Dippoldiswalde nebst Heberolle für hiesigen Bezirk liegen vom 26. April d. I. ab zwei Wochen lang an Rathserpeditionsstelle zur Einsicht aus, uni den Betheiligten Gelegenheit zu geben, die Beitcagsberechnung für das Jahr 1899 auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Wir bringen solches hierdurch zur Kenntnis; der Betriebsunternehmer mit dem Bemerken, das; nach Beschlich der Genossenschaftsversammlung vom 24. März 1900 der Beitrag auf das Jahr 1899 auf 2,75 Pfennig von jeder beitragspflichtigen Steuer einheit festgesetzt worden ist und dah die Einhebung dieser Beiträge in den nächsten Tagen von hier aus erfolgen wird. Einsprüche der Unternehmer gegen die Höhe der Beiträge, sowie gegen Veranlagung der Betriebe im Unternehmer-Verzeichnisse sind direkt an die Geschäftsstelle der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschaft (Dresden, Wiener Straße 13) zu richten und innerhalb 2 Wochen vom 26. April d. I. ab dort anzumelden, der ausge worfene Betrag ist jedoch ungeachtet des Einspruchs vom Unternehmer in voller Summe zu zahlen. Dippoldiswalde, am 24. April 1900. Der Stadtrath. Voigt. Bekanntmachung. Bei dem unterzeichneten Stadtrath ist die Stelle eines Hilfs - Nachtschutzmannes zu besetzen. Geeignete Personen, welche die zur Verwaltung dieses Dienstes erforder liche Befähigung, Körperkraft und Umsicht besitzen, werden hiermit aufgefordert, sich bis spätestens zum 1. Mai d. I. persönlich an Rathserpeditionsstelle (1 Treppe) zu melden. Dippoldiswalde, am 24. April 1900. Der Stadtrath. Voigt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die Feier von Königs Ge burtstag fand bei uns in der gewöhnlichen Weise statt. Nachdem die übliche Reveille stattgefunden, ver sammelten sich die Schulkinder nebst vielen Ehrengästen zum Aktus in der Turnhalle, über den wir schon in letzter Nummer berichtet haben. — Am Nachmittage versammelten sich gegen 50 Herren zu einem Festmahle im Rathhaus saale, bei welchem Herr Bürgermeister Voigt den einzigen Toast, den auf Se. Majestät, ausbrachte, an welchen sich dann der Gesang der Sachsenhymne anschloß. — Vom Königlichen Ministerium des Innern ist der bei der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft seit dem Jahre 1878 thätige Bureau-Assistent Semig zum Sekretär bei dieser Behörde befördert worden. — In der am Dienstag erfolgten Aufnahme der Ostern schulpflichtig gewordenen Kinder wurden der Stadtschule dreißig Knaben und vierzig Mädchen zu geführt. Die offizielle Aufnahme der neuen Schüler und Schülerinnen in den Verband der Anstalt vollzog nach herzlicher Begrüßung Herr Schuldirektor Schulze, während Herr Lehrer Unger seiner darauf folgenden Ansprache die zwei Fragen zu Grunde legte „Was hat das Haus vor der Schule in geistiger Hinsicht an den Kindern zu thun?" und „Wie haben die Eltern nun die Schule mit zu unter stützen?" Mögen die innigen Segenswünsche, in denen auch diese begrüßenden Worte ausklangen, an den Kindern in reichem Maße sich alle erfüllen! — Am Dienstag feierte die freiwillige Feuerwehr in dem Saale der Reichskrone durch Abendessen und Ball ihr 35. Stiftungsfest, zu welchem auch die Herren Bürger meister Voigt, Stadtrath Heinrich und Branddirektor Eidner erschienen waren, um ihre Glückwünsche für ferneres Gedeihen dieses segensreich wirkenden Vereins darzubringen. Dabei wurden die Mitglieder für nächsten Sonnabend eingeladen zur Theilnahme an der feierlichen Überreichung von Anerkennungsurkunden. — Die 5. Klasse der 137. königl. sächs. Landes lotterie wird vom 7. bis 28. Mai gezogen. — Das Reinigender Nistkästen ist eine zwingende Nothwendigkeit. Ein Bewohner von Bad Elster nahm dieser Tage dieses Geschäft vor und fand in dem einen Kasten die Gerippe einer ganzen Brut junger Staare (5 Stück) vor, die wahrscheinlich im vorigen Sommer von Mauerschwalben (Thurmseglern) getödtet worden waren. In zwei anderen Brutstätten fanden sich die Gerippe je eines Staares und in zwei weiteren Staarenkästen lagen vollständig noch im Federkleid befindliche todte Mauer schwalben. Da wundert sich mancher Naturfreund, wes halb die schon vor Jahren aufgehängten Nistkästen nicht bewohnt werden! Man reinige nur regelmäßig die Nistkästen, dann werden die gefiederten Bewohner nicht ausbleiben. — Liebliches Pökelfleisch überschreibt die „Deutsche Tages-Zeitung" einen Artikel, in dem sie sagt, daß das in Pökelfässern zu uns hereinkommende Auslandsfleisch das schlechteste und minderwerthigste aller importirten Fleischsorten sei. Was im Auslande an Vieh krepirt, wandert in die Pökelfässer und gelangt dann zum Eiport. Oberhäslich. Am Sonnabend Vormittag entstand in einer Leutestube des hiesigen Vorwerkes ein Stuben brand, der aber von den Bewohnern glücklicherweise noch im Entstehen unterdrückt werden konnte. Reinhardtsgrimma. Am Montage, einem herrlichen milden Frühlingstage, der so recht das Bibelwort „Gott läßt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse" be- thätigte, fand die feierliche Bestattung der in so grauen hafter Weise aus der Mitte der Ihren gerissenen Frau Gutsbesitzer Walther statt. Nicht nur das ganze Dorf be zeugte dabei der kauernden Familie seine aufrichtige Theilnahme, sondern auch aus der nahen und weiteren Umgebung waren Viele herbeigecilt, um der Dahin geschiedenen die letzte Ehre zu erweisen. Die Mitglieder des Militärvereins trugen die irdische Hülle der Gattin ihres Kameraden zur letzten Ruhestätte, der tiefgebeugte Gatte mit den sieben meist erwachsenen Kindern folgten zunächst dem Sarge und ein langer, langer Zug Trauern der schloß sich ihnen an. Nachdem der Geistliche, Herr Pastor Ludwig, die sterbliche Hülle der Erde überwiesen, ihre unsterbliche Seele aber dem allmächtigen und all- liebenden Gotte in tiefinnigem Gebete empfohlen, hielt der treue und geschätzte Seelsorger im Gotteshause der das selbe füllenden Trauerversammlung eine herzandringende, tröstende, ernste und Alle tiefergreifende Trauerrede. Noch einmal schilderte er das Entsetzliche der verübten Mord- that, die fast im Schatten des lieben Gotteshauses be gangen und die das stille, friedliche Dorf in beängstigende und größte Aufregung versetzt habe. Er gedachte des stillen, segensreichen Waltens der treuen Gattin und Mutter, ihres wohlthätigen Handelns, des gottergebenen Sinnes der geprüften Dulderin in schwerem Leide, immer in seinen Ausführungen das Wort des Apostels heran ziehend : „Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden." Die Bitte zu Gott, Licht in das über der Blutthat noch herrschende Dunkel zu breiten, sprach er aus, nicht aus dem Ver langen, daß den Thäter die Rache treffe, sondern damit der Alp, der die Gemüther bedrückt, gehoben werde. Das Grab der Ermordeten aber solle einen Jeden mahnen, zu verzeihen, vor Allem aber auch mahnen, an die eigene Brust zu schlagen und demüthig Gott zu bitten, in aller Versuchung dem Schwachen beizustehen und ihm helfen zu überwinden. Es waren Worte, die tröstend lindernden Balsam in die Herzen der Leidtragenden tropften und die bewiesen, welch wohlthuende, beruhigende Macht das Gotteswort, schlicht und ernst ausgelcgt, über das Menschen herz auszuüben imstande ist auch in den Tagen schwersten Leides und tiefster Bekümmerniß. Hilschbach. Auch in unserm Orte wurde Sonntag Abend als Vorfeier zum Geburtstage Sr. Maj. unseres allgeliebten Königs ein Familienabend ^7m Kreise von ver- heiratheten Einwohnern abgehalten, wobei vom Lehrer Herrn Knebel mit den Kindern seiner ersten Klasse ver schiedene patriotische Gesänge und Aufführungen zum Vortrag gebracht wurden, wofür demselben für Alle die vielen Bemühungen und Aufopferungen von Seiten der Theilnehmer aufrichtiger Dank dargebracht wird. Möge auch fernerhin in unserer kleinen Gemeinde diese patriotische Gesinnung uns erhalten bleiben. Kreischa. Am Montag Nachmittag ertränkte sich im hiesigen Schilsteich der Gutsbesitzer Zönnchen von hier. Der Grund zu diesem Selbstmord ist unbekannt. Kautzsch. An der Berglehne bei der zur hiesigen Flur gehörigen Brandmühle hat in voriger Woche eine Bodensenkung bezw. ein Bergrutsch stattgefunden. Auf einem Halbkreis von etwa 100 Metern hat sich der Boden zum Theil bis zu einem Meter tief gesenkt und an der Lehne einen weithin sichtbaren Rißrand verursacht. Unten kitt Wasser zu Tage. Worauf die Senkung zurückzu führen, ist noch nicht genau erklärlich. Am richtigsten dürste wohl die Annahme sein, daß bei der Nässe eine durch Unterspülung verursachte Veränderung im Erdreich vor sich gegangen ist. Die Senkung ist noch nicht ganz zum Stillstand gekommen. Bis zu den Gebäuden der Brandmühle selbst dürste sie sich aber kaum erstrecken. Hänichen. Die aus Anlaß des Geburtstages Sr. Majestät des Königs Albert von den evangelischen Ar beitervereinen zu Possendorf und Kaitz am vergangenen Sonntag auf der Goldenen Höhe abgehaltene Vorfeier gestaltete sich in allen ihren Theilen zu einer überaus würdigen und schön-patriotischen. Nach einer packenden Begrüßungsansprache unseres hochverehrten Herrn Diak. Arland-Possendorf und vorzüglich ausgeführten Gesangs vorträgen des Männergesangverein „Arion"-Possendorf hielt Herr Oberlehrer Meyer-Dresden die Festrede. Am Schlüsse forderte der Redner alle Anwesenden auf, mit einzustimmen in den allen Sachsen theuersten Ruf: Se. Majestät, unser König Albert, er lebe hoch! Jubelnd stimmten alle in die Hochrufe ein und sangen dann ftr begeisterter Stimmung: Den König segne Gott! Nach darauffolgenden Gesängen des „Arion" und eingelegten deklamatorischen Vorträgen des Herrn Stöcker-Dresden in Lausitzer Mundart sprach Herr Diakonus Knospe-Kaitz das Schlußwort, in welchem er ermahnende Worte an die evangelischen Arbeitervereine richtete und allen Betheiligten und den Mitwirkenden den herzlichsten Dank abstattete. Diese erhebende Feier hat dazu beigekagen, den evangel. Arbeitervereinen nicht nur neue Freunde zuzuführen, sondern sie wird auch allen Betheiligten eine schöne Er innerung bleiben. Ruppendorf. Im Saale des hiesigen Gasthofes vereinigten sich die Mitglieder unsres Königlich Säch sischen Militärvereins nebst zahlreichen Angehörigen vorigen Sonntag Abend zu einer Vorfeier des Geburts tages Sr. Majestät unsres geliebten Königs Albert. Die ganze Feier, in Form eines gemüthlichen Familien- Abends, wurde umrahmt von allgemeinen patriotischen Gesängen. Den Höhepunkt erreichte die festliche Stimmung