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Wcheritz-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Kmishauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. 66. Iahrgang. Dienstag, den 27. März 1900. Nr. 35. Ghlr. 43b O. und Sg. 41 y c. Eg. 209 430 201 250 776130 661810 ist er- an 31 Kriegswirren und Flüchtlings-Schaaren aufrecht zu er halten. Mark »» »k der Ortsbehörden und Leichenfrauen sorgfältig zu überwachen ist, werden mit Geldstrafe bis zu 100 Mark, beziehentlich im Unvermögen mit entsprechender Hast bestraft. Dippoldiswalde, am 19. März 1900. Königliche Amtshauptmannschast. J.V.: l)r. Fischer, Bez.-Ass. Dir „Melberitz - Zewm," erscheint wöchentlich drei- mal: Dienstag. Donners« laa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1M. L> Ptg ' zweimonaUich «4 Pfg., einmonatlich 42 Psa. Einzelne Nummern ,0 Pfg. — All- Postan- sialten, Postboten, sowie die Ag-nten nehmen Be stellungen an. Bekanntmachung. Gemäß der Beschlüsse der städtischen Kollegien sind zur Deckung der Fehlbeträge bei den städtischen Kassen für das Jahr 1900 15 Pfennige für die Grundsteuereinheit als Anlage vom Grundbesitz Verankworklicher Aedacteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mtt achtsettigem „Jllustrirten llnterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschastlkcher Monats-Beilage. Ergangener Verordnung zufolge wird hiermit wiederholt daran erinnert, daß alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen der Fäulniß wahrnehmbar sind, nicht über den 4. Tag (4mal 24 Stunden) von der Stunde des eingetretenen Todes an im Sterbe haus zu belassen, sondern aus dem letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeit frist zu entfernen sind, um entweder beerdigt oder den Todtenhallen übergeben zu werden. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung, deren genaue Befolgung von selten Der Bnrenkrieg und die deutsch-afrika nischen Interessen. Es ist bisher wenig Werth darauf gelegt worden, die deutsch-afrikanischen Interessen iin Burenkriege be sonders zu betonen, aber das ist auch kaum nöthig, denn jeder Deutsche fühlt es, daß Deutschlands afrikanische Interessen von dem Ausgange des Burenkrieges im All gemeinen und im Besonderen beeinflußt werden müssen. Zunächst ist es ganz unbestreitbar, daß die vollständige Niederwerfung und Eroberung der beiden Buren- Republiken durch die Engländer den überwiegenden Ein fluß Englands in Südafrika zu einem herrschenden machen würde, während der Sieg der Buren Englands Stellung in Südafrika erschüttern, ja vielleicht vernichten würde. Die vielfach in deutschen Kreisen vorhandene Anschauung, daß die Burensiege und eine etwaige Befreiung Süd afrikas vom englischen Joche unbedingt den deutsch afrikanischen Interessen großen Vortheil bieten müßten, kann indessen nicht ohne Weiteres bejaht werden, denn ein großes Burenreich in Südafrika brauchte sich noch lange nicht auf die Dauer als Freund Deutschlands zu eigen. Dazu kommt, daß die Buren fanatische und ein seitig urtheilende Republikaner sind, in deren Augen jede kaiserliche oder königliche Regierungsgewalt etwas Ab stoßendes, Feindliches ist. Haben die Buren doch bereits in, jetzigen Kriege Beweise ihrer hartnäckigen Einseitigkeit gegeben und sind sogar den deutschen Offizieren, weil sie ehemals in monarchischen Diensten standen, mit Miß trauen entgegengekommen. Unsere menschliche Theilnahme für die so tapfer für ihre Freiheit kämpfenden Buren und unser Aerger über das hinterlistige und beutegierige England haben uns eine Zeit lang vergessen lassen, daß die Buren keine Mustermenschen sind und den Erbfehler der holländischen Abstammung, das Mißtrauen gegen Deutschland, im Blute haben. Natürlich hat jetzt dieses Mißtrauen keinen feindseligen Charakter, aber im poli tischen Jnteressenkampfe kann es stets einen solchen be kommen. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist nun aber mit der Einverleibung der Burenrepubliken in das englische Kolonialreich und einer verstärkten Einwirkung des englischen Einflusses in Südafrika zu rechnen, und da wird es Deutschlands Aufgabe sein, ruhige, friedliche, sachliche Politik wie bisher zu treiben und einen ein seitigen Zusammenstoß mit England zu vermeiden. Hält es England später für nothwendig, im Interesse seiner Weltherrschaft mit Deutschland Händel anzufangen, nun so wird England wohl Deutschland nicht allein auf dem Plane finden, denn auch Rußland und Frankreich dürsten dann zu der ersehnten Abrechnung mit England schreiten. Die wichtigste Aufgabe der deutschen Politik muß also diejenige sein, englische Ränke in Europa zu bekämpfen, denn der größte Vortheil wäre es für England, wenn etwa Deutschland und Rußland sich mit einander ver feindeten. Neben dieser allgemeinen Jnteressenbeeinflussung ist vom Burenkriege noch eine besondere in Bezug auf das an die Transvaal-Republik grenzende Deutsch-Südwest- Afrika zu erwarten. Aufständische Buren aus dem nörd lichen Kaplande können in dieser deutschen Kolonie Zu flucht suchen, und bedrängte Transvaal-Buren können ebenfalls dort eindringen, und es ist zu wünschen, daß die deutsche Regierung und Schutztruppe dort mächtig Henug ist, um Neutralität und Ordnung gegenüber — Zu Ostern gelten im Bereiche der sächsischen Staatsbahnverwaltung die am 3. April d. I. und an . den folgenden Tagen gelösten gewöhnlichen Rückfahr karten von tarifmäßig kürzerer Dauer bis zum 27. April d. I. einschließlich. Die Vergünstigung erstreckt sich sowohl auf die Rückfahrkarten und Rundreisekarten im sächsischen '' Binnenverkehre, als auch auf die Rückfahrkarten im Ber- . kehre mit Stationen der meisten außersächsischen, ins besondere der preußischen Bahnen. Das Nähere ist au« den Bekanntmachungen zu ersehen, die auf den Stationen angeschlagen sind. — Für die Landgendarmen wird demnächst neben den jetzt gebräuchlichen Mänteln noch ein leichterer wasser dichter Regenmantel zur Einführung gelangen. — Als Unikum darf es bezeichnet werden, daß in diesen Tagen auf einer Station der Glauchau—Geraer Eisenbahn der Frühzug nicht einfahren konnte, weil da» dienstthuende Personal noch im Schlafe lag. Ein Ar beiter, dem das Wecken oblag, hatte dies versäumt, di« Lokomotive mußte mit langem schrillem Pfiffe das Ver säumte nachholen. Zum Glück war ein Arbeiter am Platze, der das Stationspersonal aus den Federn holte, worauf dann möglichst schnell das verspätete Zeichen zum Einfahren des Zuges gegeben wurde. Es war Morgens um die 6. Stunde. Schmiedeberg. Vorigen Sonntag fand hier das diesjährige Konzert des hiesigen Männer- und Chor gesangvereins bei vollständig gefülltem Saale von Zu hörern im hiesigen Gasthofe statt. Sämmtliche Nummern des prächtig gewählten Programms wurden in ausge zeichneter Weise durchgeführt. Das Stimmenmaterial wie auch Tertaussprache und Nuancirung waren tadellos und bewiesen, daß die Direktion in den besten Händen liegt. Ernste wie heitere Vorträge erfreuten sich ungetheilten Bei falls. Möge der Verein unter dieser tüchtigen Leitung weiter blühen und gedeihen. Altenberg. Am 16. d. fand in Dresden die ordent liche Generalversammlung der Altenberger Zwitterstocks gewerkschaft statt. Aus den, erschienenen Geschäftsbericht ist auszugsweise zu erwähnen: Bei einer Belegschaft von 43 Mann wurden rund 387,96 Ctr. Zinn und 71/3 Ctr. Wismuthmetall gewonnen. Die Einnahme betrug 44 455 Mark für 351,54 Ctr. Zinn und 7139 M. für 12,7 Ctr. Wismuth bei einem Durchschnittspreise von 126,17 M. für den Ctr. Zinn und 11,73 M. für das Kilo Wis muth. Die Gesammtsumme der Einnahme für Metalle und Gesteine und sonstiger Erträgnisse beläuft sich auf 66 725 M. 63 Pf. und die Gesammtsumme der Ausgabe auf 62431 M. 65 Pf., sodaß ein baarer Kassenbestand von 4293 M. 98 Pf. am Jahresschlüsse 1899 verblieb. Burkersdorf, 23. März. Der Gutsauszügler Karl Weise feiert heute in voller Rüstigkeit seinen 92. Geburts tag. Gegenwärtig leben hier 3 Personen im Alter von über 90 Jahren. Possendorf. Herr Lehrer Adam hier, welcher nach dreijähriger Wirksamkeit an hiesiger Schule Ostern d. I. seine bisherige Stellung verläßt, ist vom Stadtrach zu Nossen einstimmig als ständiger Lehrer an die mittlere Bürgerschule daselbst berufen worden. Dresden. König Albert gedenkt Mentone am 29. März Abends zu verlassen und Sonnabend, den 31. März, früh wieder in Strehlen einzutreffen. — Wiederholt wurden hier in den letzten Tagen Inserat-, welch« bei he« ,tz bedeutenden Auflage da« Ä Blattes eine sehr «db- q sanie Verbreitung finde«, f werden mit 10 Pfa. hie j Spaltenzell« oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complieüte : Inserate mit entspreche»- » dem Aufschlag. — EinPe- sandt, im redactionefiM , Theile, die Spaltenz eile ' 20 Pfg- Bekanntmachung. Der Ziegeleibesitzer Herr Earl Emil Freudenberg in Hausdorf beabsichtigt, seinen Ringziegelofen, Nr. I 6 des Brandversicherungskatasters für Hausdorf, durch einen vorzunehmenden Anbau zu vergrößern. In Gemäßheit Z 17 der Reichsgewerbeordnung wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf be- sonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Er- scheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Dippoldiswalde, am 21. März 1900. Die Königliche Amtshauptmannschaft. I. V.: vr. Fischer, Bezirksassessor. 15 Zehntheile des im Anlagenregulative festgesetzten einfachen Anlägen- satzes als Anlage vom Einkommen zu erheben und zu den auf den Aulagenzetteln ersichtlichen Terminen an unsere Stadt- : lasse abzuführen. Dippoldiswalde, am 24. März 1900. Der Stadtrath. Voigt. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auf laufendes Jahr sind I5l7 Personen mit einem Einkommen von aus Grundbesitz, „ Kapitalzinsen, Renten ic., „ Gehalt, Lohn rc., „ Handel und Gewerbe 1 848 620 Mark, abzüglich 144 780 „ Schuldzinsen 1 703 840 Mark eingeschätzt worden. Darauf sind 22259 Mark Staatseinkommensteuer und (rund) 27 500 Mark Gemeindeanlagen vom Ein kommen zu entrichten, das entspricht dem 15fachen An lagentarifsatze und gegenüber der Einkommensteuer einem Prozentsätze von 123,s. An Anlagen vom Grundbesitz sind (rund) 8500 Mark aufzubringen, d. i. auf die Ein heit 15 Pfg. (Zu vergl. übrigens auch die stadträthliche Bekanntmachung in heutiger Nummer.) — Morgen Dienstag, Abends nach 8 Uhr, findet im Rathhaussaale zu Ehren des nach Plauen i. V. Ende dieses Monats übersiedelnden Herrn vr. pkil. Auerbach ein Abschiedskommers statt. Einladungen zu demselben werden zwar nicht ergehen, doch wird es mit Freuden begrüßt werden, wenn sich recht viele Freunde des Scheidenden einfinden. — Die öffentlichen mündlichen Osterprüfungen an der hies- Stadtschule beginnen Sonntag, den 1., und dauern bis Mittwoch, den 4. April, und umfassen die Handels-, die Volks- und die Fortbildungsschule. Das schriftliche Eramen, in AUfsatz, Diktat und Rechnen bestehend, bereits beendet. Die Entlassung der Konfirmanden folgt Sonnabend, den 7. April. 60 Kinder verlassen diesem Tage die Schule, während 68, und zwar Knaben und 37 Mädchen, wieder angemeldet sind. — Nach einer soeben ergangenen Entscheidung des Reichsversicherungsamtes können Unfälle, von denen Arbeiter während einer Essens- oder sonstigen Arbeits pause bei dem ihnen gestatteten Aufenthalte in den Be triebsräumen betroffen werden, grundsätzlich nur dann als Betriebsunfälle angesehen werden, wenn sie durch eine Betriebseinrichtung verursacht oder sonst auf eine dem Bekiebe eigenthümliche Gefahr zurückzuführen sind. Mit dieser Begründung sind vom Reichsversicherungsamte die Entschädigungsansprüche einer Arbeiterin abgewiesen worden, welche in der Mittagspause beim Kaffeekochen durch überlaufenden Spiritus erhebliche Brandwunden erlitten hatte. Die Klägerin ist nicht einer Betriebsgefahr, sondern lediglich einer Gefahr des täglichen Lebens zum Opfer gefallen. — Vom I . April an werden in gleicher Weise, wie bei den preußischen Staatsbahnen seither, auch bei den Kgl. Sächs. Staatsbahnen besondere Zugkontrolleure in Thätigkeit treten, die hauptsächlich berufen sind, durch unvermuthete Revisionen festzustellen, ob die Züge nur von Reisenden mit gütigen Fahrkarten und in den durch die Fahrkarten bescheinigten Wagenklassen benutzt werden. Daneben liegt ihnen auch die Mitüberwachung der Zug schaffner und der Ordnungsmäßigkeit des Personenzug dienstes überhaupt ob.