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..Weißeritz Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: DisnStag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. -5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, emmonatlrch 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WHmtz-Milllg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei b« bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirb« sam« Lervreitunä findettz «erden mit 1» Psa. di» Spaltenzell« oder verwr Raum berechnet. — Ta bellarische und complieiti» Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag. — Sing»- sandt, im redaktionell« Theile, die Spaltenzell« SO Pfg. Amtsblatt für die Königliche AmtShauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde Verantwortlicher Redactmr: Paul Ithnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirteu Unterbattungsblatt". Mit land- und haubwirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 114. Dienstag, den 3. Ottoker 1899. 65. Jahrgang. Reichstagswahl vetr. Bei der am 26. dieses MoaatS stattgesundenen engeren Mahl eines Ab geordneten zum Deutschen Reichstage im 8. Wahlkreise des Königreichs Sachsen find nach der heute stattgesundenen amtlichen Ermittelung des Wahlergebnisses von inSgesammt abgegebenen 25916 giltigen Stimmen 13309 auf den Mörtelfabrikanten Lotze und 12607 auf den Töpfer Fräßdorf gefallen. ES hat hiernach der Müctelsabrikant Karl Friedrich Lotze in Dresden ulS gewählt zu gelten. Pirna, am 30. Sptember 1899. Der Wahlkommiffar für den 8. Sächsischen Reichstagswahlkreis. Frhr. von Teubern, AmtSliauptmann. Bekanntmachung. Nachdem an Stelle des in Ruhestand getretenen Herrn Etadtwachtmeister Johann Gottlob Ullman» der bisher als Schutzmann zu Hainichen thätig gewesene Herr Friedrich Karl Burkhardt vom unterzeichneten Stadtrath als Etadtwachtmeister gewählt und am heutige« Tage in Pflicht genommen worden, wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntuiß gebracht. Dippoldiswalde, am 1. Oktober 1899. Der Stadtrath. Voigt. Englands Weltmachtspolitik und die südafrikanische Frage. ES verlohnt sich schon lange nicht mehr der Mühe, zwischen den streitenden Parteien in Südafrika, den Engländern und Ausländern in Transvaal auf der einen Seite und den Boern und Afrikandern auf der anderen, den Rechtsstreit klar zu legen, denn immer mehr stellt sich heraus, daß der englische Minister Chamberlain durch eine Reihe hinterlistige Mani pulationen die Boeren politisch und diplomatisch kalt stellen und dann mit Ruhe in den weiten englischen Schuppsack stecken oder durch Kriegsdrohungen und nötigenfalls durch Krieg der englischen Herrschaft unterwerfen will. Scheinbar hätten ja die Engländer ein Recht, sich in die inneren Verhältnisse der Boern- Republik einzumischen, weil die Boern den in ihrem Lande wohnenden Ausländern, zumal den zahlreich dort wohnenden Engländern, die Erwerbung der politischen Rechte verweigern. Aber an sich hat doch wahrhaftig jeder Staat das Recht, eingewanderten Leuten fremden Stammes das Bürgerrecht zu ver weigern. Die Boern haben nur den großen Fehler begangen, daß sie so vielen Engländern das Nieder- laffungsrecht in ihrem Lande gestatteten, denn daraus kann in Hinblick auf den Umstand, daß England be reits in den Jahren 1881 und 1882 durch einen Handstreich die Transvaal-Republik erobern und in eine englische Kolonie verwandeln wollte, nur Schlimmes für die Boern entstehen. Im Interesse seiner Welt- machtspolttik, seines Handelsmonopols und seines Beute- machenS in überseeischen Länder« will aber England keinen selbstständigen Staat in Südafrika dulden. Es kommt dazu, daß die in den letzten Jahren in der Transvaal-Republik entdeckten großen Goldlager und Diamantenfelder die Eroberungslust der Engländer kolossal reizen. Schätze sammeln, bequeme Beute in werthvollen überseeischen Ländern machen, das Hal schon seit dreihundert Jahren, während die Deutschen, Franzosen, Schweden, Dänen, Ruffen und Türken sich gegenseitig blutig bekämpften, d-n Engländern ge fallen, und das reiche Gold- und Dtamantenland Transvaal soll nun auch ihre Beute werden. Um dieses Ziel zu erreichen, will England sogar aus dem Mutterlands 50000 Soldaten nach Südafrika schicken. Wenn sich die Boern den englischen Forderungen nicht fügen, wird es daher ohne Zweifel zum blutigen Kriege in Südafrika kommen, und die Welt wird nun bei England und bei Amerika die ränkevolle, schmäh liche EroberungS- und BeuKmachepolttik sehen, welche man früher bei den Franzosen unter den Napoleons» so sehr verabscheut hat. Humanität, MenschenhoheitS- rechle, Freiheit und Kultur wird im Munde geführt, um die Eroberungspläne zu verschleiern. Natürlich wenn die Boern Republik besiegt ist, dann wird Eng- land auf den Leichen der für ihre Selbstständigkeit und Freiheit gefallenen Boern schon Ordnung und Recht nach englischem Muster schaffen. Man stehl daraus, daß trotz aller Fortschritte der menschlichen Kultur immer noch die Macht über das Recht in der politischen Welt triumphir', es sei denn, daß Gott den Boern in Transvaal und ihren Bundesgenossen, den Boern in dem Orange-Freistaate, Wunder der Tapfer keit vollbringen und die Engländer schlagen läßt, oder daß ein Aufstand in Englisch-Indien den Boern zu Hilfe kommt und Englands Kräfte lhsill. «Lokales und KSchstfches. Dippoldi-walde. Bei der hiesigen Sparkaffe wurden im Monat Sept. d. I. 802 Einzahlungen im Betrage von 57 849 Mk. 27 Pf. gemacht, dagegen er folgten 314 Rückzahlungen im Betrage von 37 004 Mk. 23 Pf. — Geschäftsbericht des Vorschuß-Vereins für Dip poldiswalde und Umgegend per September 1899. Einnahme: 67,50 M. Geschäftsantheile, 11,20 M. Ein trittsgelder, 18139 M. zurückgezahlte Vorschüsse, 9566 M. Spareinlage, 424 M. Provision, 930 M. Zinsen. Ausgabe: 18,345 M. Vorschüffe, 7122 M. zurückgezogene Spareinlage, 24 M. Dividende. — Verlauf der Hochfluth am 13. September 1899. Waffermeßsielle „Klappermühle". 12. Sept., Norm. Nachm. 13. Sept., Vorm. Nachm. // 14. Sept., Vorm. Der höchste Wafferjtand ist 1200mm--22,s« 8so.-obm gegen 6 Uhr Abends am 13. Sept, gewesen. — Am 30. September trat Herr Stadtwacht meister Ullmann, der seit dem 2. Oktober 1862 seines Amtes treu und gewissenhaft gewaltet hat, in den Ruhestand. Vor seinem Wegzuge nach Dresden- Striesen veranstalteten die städtischen Beamten am Sonnabend im hiesigen Rathskeller eine Abschiedsfeier, wobei Herr Sparkassenkassirer Kunzmann herzliche Ab schiedsworte an den Scheidenden richtete und ihm ein Rauchservice als Geschenk der Beamten überreichte. Herr Bürgermeister Voigt, der auch dieser Feier bei wohnte, übergab am Sonntag Namens der städtischen Kollegien Herrn Ullmann eine goldne Uhrkette. — Der Ausschuß des hiesigen König!. Sächs. MtlttärvereinS ehrte den Herrn Stadtwachtmeister Ullmann bet seinem Weggange von hier dadurch, daß er ihm ein werthvolles Geschenk (Bierservice) widmete, welches ihm unter herzlicher DankeSbezeugung für stets bewiesene treue Kameradschaft und mit innigen Wünschen für sein ferneres Wohlergehen durch zwei AuSschußmitgsteder in den letzten Tagen vergangener Woche überreicht worden ist. Dem auf solche Weise Geehrten war es vergönnt, der erwähnten Körperschaft über 30 Jahre als Mitglied anzugehören. — Aus den vorläufigen sächsischen Landtagswahl* resultaten ergi?bt sich, daß in keinem Kreise, in welchem Ergänzungs-Wahlen stallstnden, ein sozialdemokratischer Kandidat siegen dürfte, sondern daß nur Kandidaten der Ordnungsparteien aus den am 10. Oktober statt* findenden Abgeordnetenwahlen als gewählt hervor* gehen werden. — Ueber Ernte- und Eaatenstand im König» reich Sachsen berichtet die „Sächs. Landw. Zeitschr.": Die Witterung in der Berichtszeit — 15. August bis 15. September — stand unter dem Zeichen der Nieder« schlüge. Während der ganzen Dauer derselben waren nur einige Tage in der zweiten Augusthälfte ganz regenfrei, warm und sonnig. Ganz trostlos war das Wetter in der letzten BerlchtSwoche (7. bi» 14. Sept.), in der es täglich regnete, am 12. und 13. ununter« brachen Tag und Nacht mit einer Regenmenge von 80 bis 90 Milimeter in diesen zweimal 24 Stunden, das ist der siebente bis achte Theil des jährlichen Landesdurchschnitt-. Infolge dieser Niederschläge traten vielfach Hochwaffer und Ueberschwemmungen ein, so in der AmtShauptmannschast Auerbach, der Frankenberger Gegend und ganz besonders in den Niederungen der Mulde in der AmtShauptmannschast Glauchau, wo der Fluß in diesem Jahre bereits zum vierten Male austrat und bedeutende Schäden an Feld und Wiesen, Wegen und Stegen verursachte. Infolge dieser Witterung wurde das Abernten der zum Theil noch anstehenden Halmfrüchte sehr ver zögert, vielfach ganz unmöglich gemacht. Am Ende der Berichtszeit stand in einigen Bezirken des oberen Erzgebirges noch etwas Winterroggen in Puppen, ebenso lagen fast die ganzen Eommerhalmfrüchte auf dem Felde, dem täglichen Regen ausgesetzt; im ganzen Vogtlands liegt mit wenigen Ausnahmen der größte Theil deS Hafers und des SommerkornS gemäht auf dem Felde, keimt aus und verdirbt; auch in den übrigen Landestheilen ist zum Theil der Hafer noch nicht vollständig eingebracht. In der Güte erleiden alle diese Früchte stacke Einbuße, der Hafer bis zur Unverkäusltchkeit. Sehr beeinträchtigt wurde infolge der andauernden Niederschläge die begonnene Grummet ernte. Die Wiesen waren schön bestanden und ver sprachen reichen Ertrag, aber nur in einigen wenigen Bezirken konnte die Gesammternte trocken geborgen werden, während in den übrigen Landestheilen nur der vielte Theil bis die Hälfte der Wiesen, zum Theil noch gar nichts eingehsimst ist. TheilS gemäht, theil» noch auf dem Halme stehend, verdirbt da» Grummet ginzlich oder wird doch stark mtnderwerthig; viel Futter wurde weggeschwemmt, auch wurden die Ntederungswiesen an der Mulde verschlämmt. Der Stand der Kartoffeln, welcher zu Beginn der Berichts zeit schon manches zu wünschen übrig ließ, hat sich allenthalben verschlechtert; der gewünschte Regen kam zwar, war aber von zu langer ununterbrochener Dauer; infolgedessen ist mit wenigen Ausnahmen das Kartoffel kraut vorzeitig abgestorben, sodaß die Knollen zumeist klein geblieben find. Hierzu gesellt sich «och fast 10.5° 55 mm Ueberfall 6. -° 408 „ „ 7. °° 472 „ „ 8. -° 525 „ „ 10.-- 645 „ „ 1 «» 785 4.«° 970 „ „ 7.°° 1050 „ „ 9. -° 880 „ 6.'° 670 „