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..Weißeri-. Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. «8 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlrch 42 Pfg. Einzelne Nummern jü Pfg. — Alle Postan- «alten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserat«, welche bei d« bedeutenden Auflage d«S BlatteS eine sehr wirk same Verbreitung findery werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche UmLshaupimannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirtru Unterhaltung»«««". Mit land- und hauSwirthschattlicherMouatSbeilage. Nr. 80. Sonnabend, den 15. Juli 1899. 65. Jahrgang. — — ' i -s— ! Die Laudtagswahlen in Bayern. Die in Deutschland eingetretene politische Sommer- Me ist durch die stattgefundenen Neuwahlen zur bayerische« Abgeordnetenkammer in ziemlich bemerkens- weither Weise vorerst wieder unterbrochen worden. Obwohl es sich zunächst nur um die am 10. Juli vollzogenen Urwahlen handelt und demnach erst noch die Wahlen der Abgeordneten selbst abgewartet werden muß, ehe ein abschließender Neberblick über da« Ge- sammtergebniß der bayerischen Landtagsmahlen möglich ist, so haben die Wahlen vom 10. Juli doch schon die Entscheidung gebracht. Dieselbe aber geht klar er kennbar dahin, daß die bayerische Zentrumspartei und die mit ihr verbündete Sozialdemokratie auf Kosten der Liberalen und der Bauernbündler Sieger im Wahl- seldzuge geblieben sind, und daß in Fols,e besten das Zentrum die absolute Mehrheit in der bayerischen Volksvertretung, die es seit dem Sturze des Mini steriums Hohenlohe im Jahre 1868 bis zum Sommer 1893 besaß, jetzt höchstwahrscheinlich wiedererlangen wird. Aus den Einzelheiten des bisherigen Wahl ergebnisses ist vor Allem der vollständige Verlust dec Hauptstadt München für die Liberalen hervorzuheben. Eie besaßen bislang noch die sünf Landtagsmandate 4eS WahlhkeiseS München I, während München II Hch schon seit Jahren im Besitz der Sozialdemokratie befindet; durch das Ecgebniß der Urwahlen sind aber nun die sämmtlichen fünf Landtagssitze von München I von den Liberalen an das Zentrum und die Sozial demokratie verloren worden, so daß Bayerns Haupt- Hadt im Landtage künftig klerikal-sozialdemokratisch vertreten sein wird. Auch in den größeren Provinzial städten ist der Wahlkampf theilweise zu Ungunsten der Liberalen verlaufen. So gelang es ihnen nicht, Nürnberg, die zweitgrößte Stadt des Bayernlandes, der Sozialdemokratie wieder zu entreißen, anderseits wußten die Mandate für Fürth, Regensburg, Weiden, Speyer u. s. w. theilS ebenfalls an die Umsturzpartei, »heil« ans Zentrum abgegeben werden. Im Allge meinen wird der liberale Verlust aus 12 bis IS Mandate geschätzt, während der Bauernbund, soweit bekannt, Passau an das Zentrum verloren hat; es wird demnach letzteres voraussichtlich wiederum die unbedingte Mehrheit in der Kammer erhalten, während Tägliche Erinnerungen. 17. Juli: '1689. Ein furchtbarer Bergsturz zerstört die Johannisvorstadt von Salzburg und tövtet 500 Menschen. 1763. Joh. Jak. Astor geb., berühmter Geldmann. 1897. Max Oertel, der Erfinder ves Laryngostroboskops und Entdecker des Diphtheritisbazillus, gest. 18. Juli: 1870. Verkündung des Unfehlbarkeitsdogmas auf dem Vatika nischen Konzil in Rom. 1876. Karl Simrock gest. 1V. Juli: 1810. Königin Luise vou Preußen gest. 1870. Kriegserklärung Frankreichs an Preußen. SV. Juli: 1304. Francesco^Petrarca, der größte lyrische Dichter Italiens, geboren. 1646. Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen wegen Hochverraths in die Reichs acht erklärt. 1866. Seeschlacht bei Lissa: Sieg der Oesterreicher unter Teget- hosf über die Italiener. 1870. Albrecht von Gräfe, der berühmteste deutsche Augenarzt der Neuzeit, gest. 21. Juli: 1831. Brüssel wird Hauptstrdt des neuen Königreichs Belgien; Einzug Leopold I. 1886. Der Maler Karl v. Piloty gest. 82. Juli: 1812. Wellington siegt bei Salamanca über die Franzosen. 1823. Ferdinand von Schmidt Dranmor geb. 23. Juli: 1532. Religionssriede zu Nürnberg. 1562. Götz von Berlichingen gest. 1884. Begründung deutscher Kolonien: Das Deutsche Reich nimmt Kamerun an der Westküste Afrikas unter seine Schutzherrschaft. die sozialistische Kammergruppe eine Verdoppelung ihrer bisherigen Stärke, nämlich von 5 Köpfen auf 10 oder 11 Köpke, erfahren dürste. Sondetlich über raschen kann dieses Ergebniß der bayerischen Land- tagswahlen allerdings kaum. Der hauptsächlich in Betracht kommende Wahlsieg des Zentrums wurde einerseits schon durch die Uneinigkeit, die vielfach zwischen den Nationalliberalen und den Freisinnigen in Bayern herrscht, anderseits durch die Spaltung im Lager des Bauernbundes begünstigt, welche der Zen trumspartei günstige Konjunktur von ihr denn auch durch eine intensive und zielbewußte Agitation kräftigst ausgenutzt wurde. Doch zweifellos würde der klerikale Wahlsieg nicht ein durchschlagender geworden sein, wenn hierbei nicht das zwischen Zentrum und Sozial- demokratie abgeschlossene Bündniß wesentlich mit ein- gewirkt hätte, von welcher Allianz man auf Seiten der Liberalen b>S zum Vorabend der Wahlschlacht kaum eine Ahnung gehabt zu haben scheint. Vom politisch-praktischen Standpunkte aus erscheinen die heftigen Angriffe, welche die liberale Presse Bayerns gegen das Zentrums wegen seines Zusammengehens mit den „Rothen" bei den Landtagswahlen richtet, allerdings kaum gerechtfertigt, kann doch das Zentrum zur Rechtfertigung seiner Wahlbrüderschaft mit der Partei des Herrn v. Vollmar darauf Hinweisen, daß namentlich bei den Reichstagswahlen auch andere poli tische Parteien mit der Sozialdemokratie skrupellos Geschäfte zu machen pflegen, wie z. B. dis freisinnige Partei und die Volkspartei. Auch sollte man doch gerade in Süddeutfchland daran gewöhnt sein, daß sich Zentrum und Sozialdemokratie nicht selten gegen seitige Wahlunterstützung leihen, die ja auch erst wiederum bei den Reichstagswahlen des vorigen Ja reS in umfassender Weise stattgksunden hat. Gleichviel aber, wie man über das Bündniß des Zentrums und der Umsturzpartei bei den jetzigen bayerischen Land tagswahlen denken mag, es hat doch seine praktische Wirkung nicht verfehlt und dem Zentrum seine frühere ausschlaggebende Stellung in dem neuen Abgeordneten haus« wieder verschafft, und mit diesem Umstande wird vor Allem die bayerische Regierung selber wohl oder übel rechnen müssen. Schon in der letzten Zett sind mehrfach Anzeichen dafür hervorgetreten, daß im Ministerium Crailsheim eine klerikalistrende Strömung vorhanden ist, und daß dieselbe noch stärker hervor treten wird, wenn nun die ZentcumSpartei abermals in der bayerischen Volksvertretung die entschiedene Oberhand gewinnt, daran dürfte kaum zu zweifeln sein. Jedenfalls kann man der Entwickelung der Dinge im zweitgrößten deutschen Bundesstaate nach dem Zentrumswahlstege außerhalb der b'au-wetßen Grenzpfähle mit Interesse entgegensehsn. -LoLakes und SSchstsche». Dippoldiswalde. D'e großen Ferien be ginnen am heutigen Sonnabend. Wie uns das Wort Ferien zurückversetzt in die Tage der Jugend, als das Leben noch heiter und sonnig vor uns lag. Nur wurde dazumal die Freude ein klein wenig gedämpft. Die Herren Lehrer waren nämlich einstimmig der Meinung, daß es gut sei, wenn die Erinnerung an die Schule stets milde niederdrückend auf die Freiheits stimmung wirken könne. Deshalb bekam man so viel Ferienarbeiten zu machen, daß man jeden Tag bequem seine drci bis vier Stunden zu arbeiten halte, wenn man Werth daraus legte, als Musterknabe seinen Mitschülern zum leuchtenden Exempel vorgehalten zu werden. Man muß aber verstehen, eS gab damals diese Musterknaben nur ganz vereinzelt, manche Klaffen waren sogar musterknabenrein. An die Ferienarbeiten wurde erst in den letzten drei Tagen gedacht, dann ging eS allerdings Volldampf voraus, und sie wurden auch danach. Heutzutage denkt man in den maß gebenden Kreisen anders über die Ferien, Sott sei Dank! Sie sollen wirklich ihren Beruf erfüllen. sollen Körper und Geist erfrischen, damit beide wieder gestählt sind gegen die Anstrengungen, die der kommende Herbst und Winter bringt. Und das ist ein ganz vernünftiger Standpunkt. Wirft doch auch der Kaufmann, der Bureaukrat, der Offizier, alle Sorgen und Lasten von sich, wenn er auf Urlaub in die Sommerfrische geht. Da will ein Jeder mal sein eigener freier Herr sein, will auch einmal nach Herzens lust faul sein dürfen. Und in diesem Sinne möge jeder dec Faulheit aus dem Fundament fröhnen und sich erquicken in Gottes herrlicher Natur. So find die Ferien angewandt, wie sie angewandt werde» sollen. Und nun glückliche Reise und — fröhliche Heimkehr! — Da am bevorstehenden Sonntage Nachmittag» in Reichstädt ein Fest zur Heidenmisfion gehalten wird, so findet in hiesiger Kirche die Unterredung für die weibliche Jugend an diesem Tage nicht statt, sondern wird um 8 Tage verschoben. — Bei dem Brande des Noackschen Wohnhauses in Wilmsdorf am vergangenen Dienstag waren zur Hilfeleistung erschienen außer der OrtSspritze von Wilmsdorf die freiwillige Feuerwehr von Poffendorf, sowie die Gemeindespritzen von Börnchen und Hänichen. Letztere ist gar nicht in Thätigkeit getreten. — Die Gehalte der Lehrer haben im Ver laufe der letzten 7 Monate ungefähr 80 Gemeinden in Sachsen neu regulirt. Fast alle bewegen sich zwischen 1500 Mark AnsangSgehalt und 3000 Mark Endgehalt. Nur ganz wenige gehen um ein geringe- unter diese Zahlen, dagegen eins Anzahl darüber. Alle diese neuen Staffeln find von kleineren und oft ärmeren Schulgemeinden geschaffen worden. Große Städte sind bet dieser Zahl nicht betheiligt. — Die vor einigen Wochen von uns gebrachte Notiz, daß für Eisenbahnneubauten in Sachsen bis zu 85 Millionen Mark von dem bevorstehenden Landtage gefordert werden würden, bestätigt jetzt da» „Vaterland" in vollem Umfange. Das Blatt giebt als Zahl 82 Millionen an, läßt aber die Forderungen, welche nachträglich noch kommen werden, außer An satz. Bei dieser Gelegenheit glauben wir mittheilea zu können, daß wegen der Zusammenlegung der meisten Bahnhöfe Leipzigs zu einem großen Central bahnhose dte Verhandlungen wegen Ausführung de» Baues und der eng damit zusammenhängenden Fragen die Verhandlungen mit Preußen wieder ausgenommen worden sind. Da di» Verhältnisse, wie sie in Leipzig liegen, zu einem definitiven Abschlüsse drängen und da im Laufe des nächsten Landtages auch Mittel zur Bereitstellung wegen Vornahme der Vorarbeiten ge fordert werden müssen, so werden die diesbezüglichen Verhandlungen beschleunigt. — Das Gerücht, nach welchem das Oschatzer lllanenregtment nach Dresden verlegt und an Stelle desselben zwei Kavallerieregimenter (man spricht von Dragonern) in Oschatz garnisonirt werden sollen, tritt mit immer größerer Bestimmtheit auf. Schmiedeberg. Tausend fleiß'ge Hände rege» sich, um zu dem am morgenden Sonntage hier statt findenden Gruppenfeste der Grupps Dippoldiswalde vom Sachs. Elbgausängerbunde den lieben Sanges» brüdern sowie einem hochgeehrten Publikum den Aufenthalt nach besten Kräften behaglich zu gestalten. Besonders herrschte auf dem Festplatze am Gasthofe während der ganzen Woche eine ununterbrochene Thätigkeit. Das vom Männergesangvereine errichtete, gegen Regen und Wind geschützte Sängerpodium nimmt sich ganz stattlich aus. Auch hat Herr Schenk den geräumigen Festplatz vollständig überdachen lassen, so daß bei event. eintretender ungünstiger Witterung das Konzert auch auf dem Festplatze abgehalten werden kann. Auch sonst ist man allenthalben eifrigst bestrebt, den Häusern, Straßen und Plätzen ein festliches Se- präge zu verleihen und dadurch den eintreffenden