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WkWtz -Mus Dienstag, dm 20. Inin 1899. SS. Jahrgang. Anzeiger für Dippoldiswalde Md Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amishauptmann schäft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadlrath zil Dippoldiswalde. Inserate, welche bei b« bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirb same Verbreitung sinder^ werdm mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — La» bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen» dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeil« SO Pfg. Die „Weißeritz Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. S5 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Ma. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redactmr: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrtrtm Unterhaltungtblatt". Mit land- und hautwirthschastlicher Mouattbeilage. Nr. 69. Nachdem heute der Gutsbesitzer Herr Friedrich Wilhelm Klotz in Johnsbach als stellvertretender Standesbeamter für den zusammengesetzten Standesamtsbezirk Johnsbach, Falkenhain und Dönschten in Pflicht genommen worden ist, wird dies hiermit zur öffentlichen Kennlniß gebracht. Dippoldiswalde, den 10. Juni 1899. Königliche Amtshanptmannfchaft. Nr. 610 v. I. A.: vr. Fischer, Bezirksaffeffor. Freiwillige Grundstücksversteigerung. Auf Antrag der Erben soll das zum Nachlasse des Friedrich Augult Ritzsche in Ober-Johnsbach gehörige Hausgrundstück mit Garten, Fol. 29 des Grund- und Hypothekenbuchs für Ober-Johnsbach, Nr. 30 des Brandkatasters, Nr. 22 a, 22b, 23 a des Flurbuchs, 14,7 Ar groß, mit 19,so Steuereinheiten be legt, auf 900 M. — Pfg. Brandkaffe eingeschätzt und ortsgerichtlich auf 1235 M. — Pfg. gewürdert, Montag, den S«. Juni L8vs, Vormittags 11 Uhr, an Ort «nd Stelle in Johnsbach in der Reichel'schen Gastwirth- schaft öffentlich versteigert werden. Zahlungsfähige Erstehungslustige werden deshalb ersucht, am gedachten Tage an angegebener Stelle sich einzufinden. Die Versteigerungsbedingungen, sowie die Grundstücksbeschreibnng find in der Reichel'scheu Gastwirtschaft inJohn-bach und am Gerichtsbrett ausgehängt. Dippoldiswalde, am 6. Juni 1899. Königliches Amtsgericht. G e u der. Schäfer. Gesperrt wird bis auf Weiteres die sogen. „Bärenstraße" (Privalweg) wegen Brückenbaues. Königliche Forstrevierverwaltung Bärenfels, am 17. Juni 1899. Böttcher. - -Lokales «nd Küchfisches. Dippoldiswalde. Die einzelnen Ausschüsse für das Gauturnsest haben in den letzten Wochen fleißig gearbeitet, um die Vorarbeiten zu bewältigen und dadurch das Gelingen des Festes zu sichern. Nach ungefährer Schätzung wird bei günstigem Wetter der Gau selbst durch ca. 2000 Turner vertreten sein. Der benachbarte Müglitzgau wird als Gast sich mit mindestens 300 Mann betheiligen und auch neun Vereine aus Böhmen, die den hiesigen Turnverein stets einladen und oft schon in liebenswürdiger Weise ausgenommen haben, sind berücksichtigt worden. Im Ganzen 113 Vereine. Da man erfahrungsgemäß außerdem nun auf eben solche Besucherzahl aus nah und fern rechnen kann, find 5000 Festkarten ange fertigt worden. In Anbetracht dieses, für unsere Verhältnisse massig zu nennenden Zuzugs mögen unsere Geschäftsleute, besonders Wirtle, Fleischer, Bäcker und Kaufleute es doch ja nicht versäumen, sich zu rüsten, um den Ansprüchen zu genügen. Die Gast freundschaft der Bürger, die sich zunächst in der Ge währung von Freiquarlieren äußerte, war bisher eine erfreuliche zu nennen, da bereits 400 Mann unter gebracht sind. Man bittet aber noch um weiteres Entgegenkommen und ist auch für die einfachste Nacht herberge sehr dankbar. Trotzdem wird man die Ein richtung eines Maffenquartieres nicht entbehren können. Auch die Vorarbeiten für die Ausschmückung sind im besten Zuge. Zunächst hat der Stadtrath in zuvo.kommenster Meise den Bau von vier Ehren pforten übernommen und wird auch Eichen- und Fichtenreifig, sowie Birkenstämmchen liefern. Sodann haben sich auch die Bewohner von verschiedenen Straßen und Plätzen schon vereinigt, um eine mög- lichst einheitliche Dekoration zustande zu bringen. Für die Festzeitung, die in 1500 Exemplaren erscheint, bittet speziell der hiesige Turnverein dringend alle Ge schäftsleute um ihre Unterstützung durch Inserate, da ein Ueberschuß des Blattes nicht dem Gau, sondern dem hiesigen Turnhallenbavsond zusällt. — Am verflossenen, schönen Sonntag wurde unsere Stadt von mehreren auswärtigen Gesellschaften und einzelnen Touristen durch Bahn oder Omnibus besucht, sodaß die 'Restaurationen und Säle gut besetzt waren. — Wie wir hören, find Buchstaben von unserem Bismarckdenkmal bei zwei Knaben aus Reichstädt ge sunden worden. Der Vater des einen Knaben hat diesem in sehr handgreiflicher Weise die Ungehörigkeit seiner Handlung fühlen lassen und die Buchstaben wieder an hiesige Polizeistelle zurückgeschickt. — Die Alpensonderzüge werden in diesem Sommer wie folgt abgelaffen: am 1. Juli von Leipzig mit Fahrkartenausgabe in Dresden und mit spätester Abfahrt 12 Uhr 20 Min. Mittags vom Hauptbahn hof, am 14. Juli 6 Uhr Abends (Gerichtsfertenzug), am 15. Juli 1 Uhr 25 Min. Mittags (große Schul ferien) und am 14. August 6 Uhr Nachmittags (zweiter Gerichtsferienzug). Am 14. Juli wird voraussichtlich nach ein weiterer Sonderzug, und zwar 1 Uhr 25 Min. Mittags vom Hauptbahnhof nach München verkehren für die Theilnehmer an dem in München vom 15. Juli stattfindenden großen Deutschen Mdfahrerbundes- tage. — Die Generaldirektion der sächsischen Staats eisenbahnen hat sich bereit erklärt, den Theilnehmern am Landesfeuerwehrtag in Annaberg — 15. bis 17. Juli d. I. — auf einfache Fahrkarte freie Rückfahrt zu gestatten. — Die nächste Ziehung der kgl. sächs. Landes - lotterie findet am 10. und 11. Juli statt. — Das den ungebetenen tschechischen Gästen gegen über schon lange zu hörende energische „Rraus" scheint nunmehr auf Erfüllung rechnen zu können, da das königl. sächs. Ministerium des Innern laut einer der Prager „Bohemia" zugehenden Meldung Ermittelungen vornehmen ließ, in welcher Weise der Zuzug tsche chischer Industriearbeiter nach Sachsen einzuschränken, eventuell zu verhindern ist, um den bedrohten deutschen Charakter der Grenzorte gegen die Gefahr allmähliche: Slavisirung schützen zu können. Der Anfang wäre also gemacht! — Von einem unserer Herren Korrespondenten erhalten wir folgende, uns ausdrücklich als wahr ver bürgte Notiz. „Hühnerverstand oder Instinkt? In einem Dorfe des Erzgebirges wünschte eine Frau eine brütende Henne. Da aber unter ihren eigenen Hühnern keine Henne Lust hatie zur Vermehrung des Hühnerstalles beizutragen, bat die Frau eine Freundin für sie eine Henne zu setzen. Dies geschah. Nach 21 Tagen war die schwere und langweilige Arbeit geschehen. Fünfzehn gelbe Vögelchen piepten munter unter den Flügeln der alten Glucke. Dis ganze lebende Familie wird nun zusammengepackt und der neuen Besitzerin übergeben. Fünf Wochen werden die kleinen Hiihnerchen von der alten Henne mit mütter licher Sorgfalt behütet, bewacht und erzogen. An demselben Tage, an welchem die Henne in das fremde Gehöft eingezogen war, nur fünf Wochen später, ver läßt sie ihre Kinder und eilt ihrem alten Stalle und Gehöft zu und ist nicht zu bewegen, dasselbe wieder zu verlassen. Sie wußte, sie hatte ihre Kinder nun soweit erzogen, daß ihre Pflege nun überflüssig war." (Hm, hm! Kinder, Kinder, wie soll das erst in den Hundslagen werden! Die Red.) — Um dem in Sachsen bestehenden Lehrer mangel weiter zu steuern, sind gutem Vernehmen nach die Vorarbeiten für Erbauung eines neuen Seminars zu Stollberg im Erzgebirge im Gange. — Eine Zählung aller Fuhrwerke und Fahrräder auf allen fiskalischen Straßen deS Königreichs Sachsen hat dieser Tage begonnen. Die Zahltage wiederholen sich wöchentlich bis zum Herbst, wobei die Zählstellen wiederholt wechseln. Das Zählergebniß soll als werth- volle statistische Unterlage für Beurtheilung der Leb haftigkeit des Fährverkehrs auf den einzelnen Straßen strecken und für Bemessung des Verhältnisses zwischen der Verkehrsmevge und den baulichen Unterhaltungs kosten der Staatsstraßen dienen. Die letzte derartige Zählung fand Anfang der siebziger Jahre statt. Kipsdorf. In den nächsten Jahren ist hierorts die Erbauung einer Kapelle geplant und find die gepflogenen Verhandlungen mit den zuständigen Be hörden dem Projekte durchaus günstig. Das Gottes haus wü-.de wahrscheinlich eine Filiale der Parochie Schellerhau werden. Kreischa. Nach vielfachen Versuchen ist nun end lich eine ausreichende Quelle für unsere Wasser leitung gefunden worden. Die Quelle ist in Quohren und soll nach vielfachen Messungen in trockener Zeit täglich gegen 500Kbmtr. Wasser geben, während fie jetzt bei dem Regenwetter das dreifache giebt. Die Arbeit wird jetzt mit aller Kraft in Angriff genommen, und hofft man, die Leitung zur rechten Zeit fertig zu stellen. Dresden. Ueber die Arbeiten des im Herbste zusammentretenden Landtages wird dem „Vater lande" von wohlunterrichteter Seite geschrieben: „Die wichtigste Obliegenheit der Ständekammern ist die Prüfung des von der Regierung aufgestellten Etats, oeS Voranschlages über die Einnahmen und Ausgaben der nächsten 2 Jahre, und sie wird deshalb mit einer ihrer Bedeutung entsprechenden Sorgfalt und Gewissen haftigkeit vorgenommen werden. Der außerordentliche Etat enthält auch Heuer wieder eine Reihe von For derungen zum Bau neuer Bahnlinien und der damit in Verbindung stehenden Hochbauten, Zufahrtsstraßen u. s. w. Auch zur Errichtung verschiedener Dienst gebäude, unter denen das für die neu zu errichtende Kreishauptmannschaft Chemnitz obenan steht, wird die Genehmigung der Ständekammern eingeholt werden. Ferner wird aller Voraussicht nach an den Landtag eine Vorlage, betreffend den Neubau eines Ministeriums drS Innern, gelangen, weil die Räumlichkeiten deS an der Seestraße gelegenen Hauses den vorhandenen Bedürfnissen in keiner Weise genügen. Weiter werden die Kammern sich zu beschäftigen haben mit einem allgemeinen Landesbaugesetz, mit einem ExpropriationS- gesetze, einem Gesetzentwurf, betreffend die Verwaltungs rechtspflege, der bereits in der vorigen Tagung vorlag, aber kein- Annahme fand, mit der Uebernahme der AlierSzulagen für die Volksschullehrer auf die Staats kassen, die gleichfalls dem letzten Landtage vorgelegen hatte, und den Einf.ihrungsgesetzen zum Bürgerlichen Gesetzbuchs. Endlich vermuthet man, daß die Re gierung mit einer zeitgemäßen Umarbeitung des Pen sionsgesetzes für die Staatsbeamten hervortreten werde. Ob dasselbe aber bereits in der nächsten Tagung zur Berathung gestellt wird, scheint noch ungewiß zu sein. — Dem Vernehmen nach wird dem Landtage eine Vorlage wegen Vermehrung der Landgendarmerie zugehen. Die Regierung würde damit einer von