Volltext Seite (XML)
Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Die „SeißetttzSettyng" erscheint wöchentlich drei Dal: Dienstes Donner tag und Sonnabend. Prei« vierteljährlich 1 M. 26 Pfg., zweimonatlich >4 Pfg., einmonatlich 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Me Postan- Palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welch« bet d« bedeutenden Auflage dB Blatte« eine sehr wirb» sam« Berbreitung^sindeD werden mit 10 Pfg. die Spaltemeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirt» Inserate mit entspreche» dem Aufschlag. — Einge sandt, im-redaktionelle« Thcil«, die Spaltmzetl« 20 Pfg. Amtskfatt für di« Königliche Umt-hauptm-nnschast. das Königliche Htmtsgercht und den Ktadlraih zu Mpvoldiswalde Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehne in Dippoldisfl-lde. Mit achtseittg.« „Jllustrirt.n UnterhaltuugSblatt^-. Mit land- und h^swirthschastlich-r MouatSbeilage. dk. 151. Sonnabend, den 31. Dezember 1898. 64. Jahrgang. Gruß zum Neujahr L8Sv. Da« Jahr ist nun vergangen, Gin neue« angefangen, Auch diese« wird vergehn. Die Sorgen und die Klagen, Den Jammer und die Plagen, Gott half fie alle übersteh». Rur Sonnenschein und Regen Bringt wahren HimmelSsegen, Drum habe nur Geduld; E« wird auch nach dem Weinen, Die Sonne wieder scheinen, Vertraue Gotte« Baterhuld. Vergiß nur nicht zu danken, Steh fest, ohn alle« Wanken, Der Herr ist unser Schild! In Freuden und in Röthen Vergiß niemals da« Beten: Du bist ja Gotte« Ebenbild. Ist Vir Dein Her, betrübet, »eil Dir, wa« Du geliebet, Der Lod geraubet hat: So «eine Deine Thränen; Ein unnennbares Sehnen Stillt endlich Deine Thränensaat. Hast Du vhvfft vergehens Zeit Vein« ganze« Leven«, Perlier die Hoffnung nicht: Wvz heut nicht war, kqnn morgen All Deine Herzeuösorg^n Vertuen Dir km ros'gen Licht! Uyd komme» j«Nt Jahre, Wo weiße Silbers «re Einst krönen auch m Haupt: Laß nur 1 , thöricht Sorge», Die Nacht >ht, und der Morgen Schenkt Dir Dein Herz hat geglaubt. Drum auf, mein Herz, und finge, Sei froh und guter Dinge, Der Herr ist unser Stab! Wir ruhn in seinen Händen, Er mag e« führ'» und «enden, Er führt zum Licht durch« dunkle Grab! Da» walte Gott! — Run treten Mit Singen und mit Beten Wir ein in» neue Jahr. Im Glauben, Lieben, Hoffen Steht un« der Himmel offen — Und uns führt Gotte« Engelschaar! K. L I 6. Dezember zugegen war, wird von dw Ausführungen. i mit welchen der beredte Mund des erstellen Redner- Barmherzigkeit Neujahr. An der Grenze e neS neuen Jahre« find wir an gelangt. Juvelad und hoffnungstrunken setzen un- zäültge Menschen im Sprunge hinüber, und der Zeit geist, dieser Tyrann der abhängigen Geister, führt den Reigen. Vorwärts auf der Jagd nach Glück und Gewinn! Kein Sleheuble-ben, kein Rückwärtssehen, vor Allem kein Nachdenken! Das ist die Losung derer, die „essen und trinken", und die so lange leben, bis sie todl find, so tovt, wie ein Thürnagel, sagt Dickens. Christen könnten diesen Sprung ins neue Jahr viel getroster mnmachen, als jene, weil fie wissen, daß auch die Zukunst des Herrn ist, und sie könnten noch viel weiter hineinsprtngen, weil fie sich nicht fürchten, wenn der Horizont der Ewigkeit vor ihnen auftaucht, aber heute lieben wirs nicht, es zu ttun, um desto deutlicher zu zeigen, wie abhold wir allem Sylvesterunsug und NeujahrSleichtstnn sind. Heute wollen wir rückwärts gehen. Noch halten wir die Erinnerung ans alte Jahr mit Pietät fest und durchwandern noch ein Mal in der gebrängten Kürze des Gedankenlebens die Wege, die wir darin gegangen. Scherben und Meiden bringt Weh, aber es bringt auch T winn, va eS zum ernsten Nachdenken und zur Eckenntniß der Vergangenheit führt. Das alte Jahr scheidet, aber eine neue Frucht, die uns am Baum der Erkenntntß reist, soll uns seinen Verlust ersetzen. Rückwärts also! WaS war das alte Jahr? Eine lange Strecke, aufwärts und abwärts, j-der Tag eia Schritt näher dem Tode, dem alles Fletsch dahin welkt. Der, der mächti i ist zu sprechen: Kommt wieder, Menschenkinder, setzte unserm Leden gnädig zu dis pieherl Das ist die Erkenntntß: Wir erkennen den .Hüter unsres Lebens! Darum: „Gott sei gelobt!" Was war das alte Jahr? Arbeit, schwere Arbeit! Aber Gott krönte fie mit Segen und heiligte unser täglich Brot mit seinem Wort. Das ist die Erkennt- ntß: „Dem Herrn die Ehre!" Was war das alte Jahr? Ein Jahr, wie die vorigen, wo der Herr der Welt der Sonne ihre Etrahlenkrone aussetzt, den Mond die stille Welt be scheinen läßt und aller Kreatur mit Macht und Weis heit gebietet. Ader wir erfuhren seine Güte. Mr waren Ihm mehr als de« Grase» Blume, die aus ihrem Staube aufgeht und morgen welk wird. Manches Blatt auS unsrer inner» LebenSgeschtch'e, wenn wir «ine Haden, erscheint un« am Schluffe des Jahres leserlicher als vordem, wir lesen vor allem den theuren Balernamen Gottes und ipüren, wie er durch Dunkel- cheiten zum L,cht geführt. Da« ist die Eckenntniß: „Herr, ich bin viel zu geringe aller und Treue!" Was war da« alte Jahr? Geh« hinaus und siehe die goldnen Sterne, die dem Wanderer leuchten. So haben un» die schönen Feste, die Gedächtnißtage der Liebe Gottes, die in Jesu unS zu Schafen seiner Weide gemacht, durchs vergangene Jahr geleuchtet zum ewigen Licht, und gepredigt Huld für Schuld, Leden für den Tod! Lieber L-ser und Freund, „weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet?" «nv Kächstfches. Dippoldiswalde. Jahreswenden sind Marksteine, die zu prütender Rück und Ausschau mahnen. DaS Jahr, das nun zur Rüste geht, war hart und herbe, sonnenarm und wolkentrübe. Im Nebel kamS, im Nebel rüstet sichs zur Reise. Wie viele Hoffnungen hat eS vernichtet, wie viele Lücken gerissen, wie viele Lasten ousgebürdet! Wie ost haben sehncnde Äugest vergebens die Sonne gesucht, wie oft hat die blasse Sorge trüben Auges in die Fenster geschaut und stumm am Tische gesessen! , Gar wenige von Denen, die heute und morge den Abschluß machen, und das Erworbene mit dem Verlorenen vergleichen, werden zu dem Ergebnisse kommen: Es war ein gutes Jahr! Für r-cht Viele >st es nur ein Schritt weiter gewesen zum drohenden Ende! Wohl hastet der Verkehr aus den eisernen Bahnen, wohl gleißt des Reichlhums Glanz prahlend und trügend in den großstädtischen Gaffen, wohl ist auch Heuer Gold zu Golde gerafft und gescharrt worden: aber dürren Fußes geht die Noch durchs Land, und unter ihrem Tritt wirds starr und todt. Wie lange noch? So seufzt die sorgenmürbe Seele. Und doch, — und doch: auch das scheidende Jahr hat seine Sonne und seinen Segen gehalst. Noch ist dein Arm markig und kraftvoll, — und so lange du arbeiten kannst, bleibt der Hunger vor der Thür; noch gleiret dein Blick über blühende, herzlieve Kinder, — und wie unendlich reich bist du bei allem Mangel an solchem Besitze! Ueber den Wolken walt t der al!e Gott; er hält und Hilst, ob auch seine Wege wundersam scheinen. Und wenn du sinnend zurückschaust, hat das Jahr nicht manchen Druck von dir genommen, manche Last leichter und manche Nacht lichter gemacht? Hätte e« nicht schlimmer sein können? Hat eine starke Gnadenhand nicht manches Veihängntß avgewandt? Wenig Sonne, — aber doch Sonne! Viel Sorgen; — aber auch Segen! Höckendorf. Nächsten Sonntag, den 1. Januar, wird Heir Missionar «mor. Just aus Dresden von Abend» H8 Uhr an im hiesigen Wegbrodschen Gast- hosLsaale einen dritten und letzten Vortrag halten. Wer auf der vorigen EvangelisattonSversammlung am unserem Christenglauben das Wort gendet hgt, einen ganz besonders wohlthuenden EindrrL empfangen haben. Wie trefflich wußte er doch der verbreitetet» Rede de» Unglaube» unserer Tage zu begegnen, » welcher erst Thatsachen sehen und mit dm äußeren Sinnen wahrnehmen will, ehe er sich glaubt Cit der heiligen Schrift und ihrem Evangelium befremden z« können. Herr Missionar Just wie» darauf hin, in» wiefern solche Forderung wohl berechtigt sei, wie man aber in dieser Beziehung doch auch die Zett d« Pflanzung deS ChriitenihumS in der Welt von dn , Zeit seiner weiteren Entwickelung und seine» Wach«-:"! thums unterscheiden müsse. Dennoch an Thatsachmv fe lt es auch in dieser Zeit de« Ausbreitung dtt» christlichen Wahrheit durchaus nicht. Und nun führte M uns Herr Missionar Just hinaus auf das Mission»» 1 gebiet und zeigte die überzeugenden Thatsachen und ' Erfahrungen der Missionsarb-tt, welche die Wahrheit und die innere Lebenskraft des christlichen Glauben» so deutlich bestätigen; und gerade damit, daß die Ver kündigung des Evangeliums den Kampf mit de« Sündenleben der H.iden so erfolgreich führt, muß auch der heimischen Christenheit selbst, die die MtsfionSarbeit in selbstloser Liebe aufnimmt und betreibt, der Werth und die unerschütterliche Wahrheit der in Christo ge- offenbarlen Religion zur gläubigen Gewißheit werden. — Wir wünschen auch der bevorstehenden Eoangeli- sationS Versammlung einen recht zahlreichen und auf» m rksamen Besuch von hier und der Umgegend. Der Eintritt ist für Jedermann frei. Reinhardtsgrimma. Das Weihnachtsfest hat auch hi-r der Nächstenliebe erneutem Anlaß gegeben, Aermeren eine rechte Christfreude zu bereiten. Bei kinsacher Christseier im Schlosse wurden von der RtttergutSherrschaft am Freitag Abend an über SO Kinder ihrer Arbeiter ansehnliche Weihnachtsgeschenke vertheilt. Der hiesige Frauenverein hielt am ersten Feiertag Abend eine erhebende Chrtstfeter mit Be- scheerung an würdige Arme des OrteS im ErbgertchtS- gasthof ab und eine ebensolche Feier wird am Abend des I. Januar im Saale de» Gasthofs zum goldnen Hirsch vom hiesigen Verband der „Sächsischen Fecht schule" sür einige dreißig bedürftige Personen ver anstaltet. Auch von anderen hiesigen Vereinen find anläßlich des Christfestes Geldbeträge an Arme ge spendet worden. Außerdem fand an den Feiertagen die AuStheilung der Zinsen mehrerer Legate an hiesige Arme statt. — Am 2. WeihnachtSseiertag fand beim Vor« mittagSgotteSdienst in der Kirche die feierliche Ein» Weisung der zufolge der am 30. November statt.