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Die ,.Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners-. tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Ai Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Wg. Einzelne Nummern 10 Pfg- — Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Weißelltz-ZitM Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegmd. Inserate, welche bet d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Berbreitunä finden werden mit II) Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile A) Pfg. Mf«sisasf für di« MiM- Umtsh-Uptmamschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadlrath zu DiPpoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Mnstrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauSwitthschastlicherMonatS^l^^^^ 144. Dienstag, den 13. Dezember 1898. 64. Jahrgang. -Lokales und KLchstfche« Dippoldiswalde, 8. Dezember. Sestern Abend feierte der landwirthschaftltche Verein für hier und Umgegend unter zahlreicher Belh-iltgung seiner Mitglieder, sowie lieber Gäste im Gasthof zum Stern das öSjährige Stiftungsfest. Während der Tafel wurden, nachdem der mit Begeisterung ausgenommen« Trinkspruch auf unseren hochverehrten und allgeliebten LandeSvater verklungen war, den von Seiten des landwtrthschaftltchen KreiSvereinS Dresden mit dem Ehrendiplom ausgezeichneten S Personen durch Herrn Kreissekrelär von Littrow unter herzlichen, anerkennenden Worten die betreffenden Urkunden überreicht, während an die vom Verein selbst prämirten beiden Dienstboten Herr Pfarrer Schädlich-Reichstädt die Güte hatte, eine längere, ebenso gemüthvolle als herzliche Ansprache zu richten. Es wurden prämirt mit dem Diplom des KreiSvereinS das Ehepaar Grumpelt für 37- und 38jährtge und das Ehepaar Grimmer für je 18jährige Dienstzeit auf dem Rittergute Naundorf, sowie Christiane Ernestine Gärtner, welche sich 33*/, Jahre bei Herrn Lohgerbermeifter Karl Ulbrich, hier, in Arbeit befindet. Von Seilen des Vereins erhielten Diplome, sowie entsprechende E nträge in die Dienstbücher Max Lebe recht Walther aus HermSdorf, welcher fest 5 Jahren auf dem Molkeretgute Reinholdshain, sowie verw. Brühl aus Taubenheim, die gleichfalls 5 Jahre bei Herrn VorwerkSbesttzer Melde, Oberhäslich in Diensten stehen. Außerdem wurde sämmtlichen Prämirten noch je ein von ihren derzeitigen Dienstherrschaften, zu welchen außer d^n bereits erwähnten noch die Herren RiltergulSbesitzer Bterling auf Naundorf und Graf von Königsdorf Reinholdshain gehören, gespendeter Geldbetrag durch den VereinSkassurer, Herrn Raths- mühlenbesttzer Heise, üderre-cht. Der sodann fröhlich weiter verlaufenden Tafel schloß sich ein flotter Ball an, welcher die meisten der Festtheilnehmer bis t die Morgenstunden zusammenhielt. Vorliegenden Bericht aber schließen wir mir einem sicher zeitgemäßen Verse des bei der Tafel gesungenen Liedes, welcher lautet: „Mag Mancher auch witzeln, Was unbedingt der Fall, — daß „nothletdend" feiern — Wir heute EltslungSball. — Nun, immer zu. — Wies in der Welt so geht, — ES schwatzet eben Jeder — Wie ers versteht. — Die Rückfahrkarten von Dresden-A. Haupt bahnhof nach Glashütte gelten bekanntlich zur Rück reise auch von Schmiedeberg, die Rückfahrkarten von Dresden S. Houptbahnhof nach Schmtedeberg zur Rück« reise auch von Glashütte. Diese Einrichtung wiro vom IS. Dezember an auch auf die gleichen Rückfahr karten von Dresden Wetttnerstraße ausgedehnt. Kreischa. Um für spätere Zetten etwaigem Wasserma gel für unseren Ort vorzuoeugen, ist durch hiesige Gemeinde von Gutsbesitzer Stenker diese Woche aus seinem Grundstück ausreichendes Wasser er worben worden. Laueastei«. Der bsisige 35 Jahre alte frühere Bürgermeister Johann Carl Heinrich Schwanke hatte sich am 7. Dezember vor dem Schwurgericht Zwickau wegen Unterschlagung im Amte zu ve> antworten. Der Angeklagte halte in seiner früheren Stellung als Ge- metndekasftrer in GerSdors in einer größeren Anzahl Einzetsällen Gelder im Sesammtbetrage von 11 SOS Mark, die er in amtlicher Eigenschaft empfangen und in Gewahrsam hatte, unte> schlagen, in Beziehung auf diese Unterschlagung auch die Eintragung und Kontrole der Einnahmen oder Ausgaben bestimmten Rechnungen, Register oder Bücher unrichtig geführt, verfälscht oder unterdrückt und unrichtige Beläge zu denselben vorgelegt. Schwenke bestritt seine Schuld, weshalb sich eine umfänglichere Beweisaufnahme er forderlich machte, so daß die Verhandlung, die Vor mittags 10 U>r begonnen hatte, erst Abends 8 Uhr >hr Ende erreichte. Die Geschworenen billigten dem Angeklagten theilweise mildernde Umstände zu und verurteilten ihn wegen schwerer Unterschlagung im Amte zu 3 Jahren 6 Monaten Sefängniß und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 5 Jahren. Von der Gefängnißstrafe wurden 3 Monate als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt er- achtet. Dresden. Das König!. Ministerium des Innern hat mittels Verordnung vom 4. Mat 1898 unter Aufhebung der früheren, den Gebrauch von Dampf - pfeifen betreffenden Verordnungen bestimmt, daß Gewerbetreibenden, welche Dampfkesselanlageu besitzen, an sich ein Recht auf Verwendung von Dampfpfeifen nicht zustehl, die Anwendung solcher Dampfpfeifen vielmehr von einer besonderen Erlaubniß seitens der zuständigen Polizeibehörde abhängig ist. Die erbetene Erlaubniß wird nur dann crtheilt, wenn die Signals der Dampfpfeifen eine Belästigung des Publikums nicht herbeisühren. In der Nähe der Eisenbahnen wird zur Vermeidung von Unzuträglichkeiten für den Eisenbahnbetrieb in der Regel überhaupt keine Er- laubniß zur Abgabe von Signalen mit Dampfpfetfen gegeben werden. — Auf dem Kreuzkirchenbaue hat man bereits das Richtfest abhalten können, denn der eiserne Dach stuhl ist dieser Tage vollständig aufgestellt und mit dem üblichen Zeichen, einem Hebebaume, geschmückt worden. Nun wird die Abdeckung nicht lange auf sich warten lassen. — Die Eröffnung der Schmalspurbahn Nossen- Wilsdruff wird am 15. Januar nächsten Jahres, nicht, wie man gehofft, Mitte Dezember d. I. stattfinden. — Prof. Röntgen, der Entdecker der X-Strahlen, der einen Ruf an die Leipziger Universität erhalten, hatte, leistet demselben keine Folge. — Der Rath in Chemnitz hat dem jüngst zum Stadtverordneten gewählten Bezirksschullehrer Gelfert die Bestätigung versagt. Meißen. In der Schulgaffe stürzte am 8. Dez. Mittag ein Schornsteinsegerlehrltng vom Dache des dreistöck^en Opitzschen Hauses herab und schlug mit dem Körper auf einen im Hofe befindlichen Kaninchen stall auf. Trotz der Höhe des Absturzes erlitt der verunglückte Lehrling nur einen doppelten Armbruch und mehrere Verletzungen im Gesicht. Der Ver unglückte wurde sofort nach dem städtischen Kranken hause gebracht. Pirna. Bei dem vorjährigen groben Hochwasser ist es als ein empfindlicher Mangel empfunden wor den, daß die hiesige Freiwillige Feuerwehr nicht im Besitze von Kähnen war, um so weit als thunlich den Verkeur zu vermitteln, bezw. Rettung bei auSbrechen- dem F uer bringen zu können. AuS diesem Grunde haben die städtischen Kollegien Pontons angekauft, um die Feuerwehr für einen etwaigen Nothsall damit auszurüsten. Um i.» Gebrauche derselben geübt zu sein, haben bereits einige Proben mit jenen Pontons auf der Elbe stattgefunden, worauf nunmehr in nächster Zett eine Hauptübung bet den Steinavlade- plätzen in Aussicht genommen ist, mit der sich die Uebergabe der Pontons verbinden soll. Au» der sächsische« Schweiz. Die alte Sitte des WeihnachtsstngenS kommt auch dieses Jahr in den benachbarten böhmischen Ortschaften, in HerrnS- krelschen und Umgegend zur Geltung. Bereits seil drei Tagen ziehen die Sänger und Sängerinnen, meist größere Schulkinder, in den Ortschaften von Haus zu Haus und finden ob ihrer Darstellungen überall günstige Ausnahme. Hauptpersonen sind der Heilige Christ, Petrus, der Knecht Ruprecht, die Maria u. s. w. Sie singen bald einzeln, bald im Chor und sind kostümirt. Berlin. Wie die „A. A. Z." hört, ist der Ge setzentwurf, betreffend die Errichtung eines bayerische« Senats beim RetchSmilttärgertchtShof, fertig gestellt. Wann und in welcher Gestalt der Entwurf dem Reichstage zugehe, lasse sich gegenwärtig noch nicht sagen. Der Entwurf habe noch vier Stadien durchzumachen, er unterliege zunächst der Begutachtung des Kaisers, dann des Prinzregenten, worauf er nach Annahme seitens des preußischen EtaatSministeriumS dem BundeSrath vorzulegen sei. Soweit das genannte Blatt unterrichtet ist, dürfte sich der Entwurf noch im ersten der genannten Stadien befinden. — In bestimmten Kreisen spricht man davon, daß England und die Vereinigten Staaten von ihrem Protektorate über Samoa, das sie bisher mit Deutsch land gemeinsam hatten, zurücktreten werden und Deutschland den Gesammtschutz des Landes übernehmen wird. Diese Verschiebung zu Gunsten Deutschlands soll dem Dankgefühl der beiden Nationen entspringen, die sich für die wohlwollende Neutralität der deutschen Nation gelegentlich des spanisch amerikanischen Krieges einerseits und das Verhalten Deutschlands in der Delagoa Bai-Frage andererseits revanchtren wollen. — Nach den für das Rechnungsjahr 1899 ge planten Organisationsänd^rungen würde sich die EtatS- stärke des deutschen Heeres auf 33739 Offiziere, 79873 Unteroffiziere, 491836 Gemeine, 3155 Militär ärzten, 1039 Zahlmeister u. s. w., 659 Roßärzte, 1014 Büchsenmacher und Waffenmeister, 93 Sattler und 101065 Dienstpferde belaufen. — Die Wiedereinführung der französischen Sprache in den elsässischen Volksschulen ist vom Ministerium jetzt endgiltig abgelehn' worden. Diese Ablehnung wird jedenfalls den Anlaß zu einer Debatte im Reichs tage bieten. — Neu sind in Berlin die Frauen-RestaurantS, die jetzt in verschiedenen Stadltheilen, nach Art der längst bestehenden Damen-C'föeS, welche sich gut be währen, eingerichtet werden. Männer haben dort keinen Zutritt. Flensburg. Das Amtsgericht Norburg als Ober- vormundschastSgericht ,hat die dänisch gesinnten Eltern seines Bezirks, deren Kinder Schulen in Dänemark besuchen, ausgefordert,^hre Kinder sofort zurückzurufen, widrigenfalls ihnen oas Erziehungsrecht entzogen würde. Stettin. Die beiden auf der Schiffswerft deS ^Vulkan" im Bau befindlichen großen Reichspostdampfer, welche für die Hamburg-Amerika-Linie bestimmt sind, und mit welchen diese Gesellschaft ihre Bethetligung an der Ausführung des deutschen Reichspostdienstes nach Ostasten beginnt, haben die Namen „Hamburg" und „Ktautschau" erhalten. Spanien. Der Friedensvertrag zwischen Nordamerika und Spanien ist endlich in der am Donnerstag abgehaltenen Sitzung der amerikanisch spanischen FriedenScommtsston in Paris völlig fertig gestellt worden. Pariser Meldungen zufolge besteht der Vertrag aus 14 oder 15 Artikeln. In den ersten Artikeln wird die Abtretung C'lbaS, Porto Ricos und der Philippinen seitens Spaniens behandelt, auch werden die politischen und administrativen Folgen dieser Abtretung gezogen. Die wetteren Artikel regeln die EigenthumS- und Rechtsverhältnisse auf den ge nannten Inseln nach deren Abtretung, ebenso das handelspolitische Regime auf denselben. Ueber die cubantsche Schuldsrage ist im Vertrage nichts enthalten. Für die Abtretung der Philippinen setzt letzerer eine Entschädigung Spaniens mit 30 Millionen Dollars fest; für die Ratifikation des Vertrages durch die beiderseitigen Parlamente wird eine sechsmonatige Frist vorgesehen. Von einem Ankäufe der Carolinen durchs die Vereinigten Staaten ist im FriedenSoertrage nicht» erwähnt. Am Schluffe der DonnerStagsfitzung verla»