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Wcheritz-MtW 64. Jahrgang DimStag. dm 22. November 1898 Nr. 135 SS worunter um >/»8 von der »u Fuß sich die an Maschinenkcästen vorhanden sein, als wie in Dresden, nachdem die beiden Dresden-Neustädtor Maschinenstationen, durch die BahnhosSverhältnifle geboten, eingeschränkt worden sind. Das mehrerwähnte neue MaschtnenhauS wird neben den Räumen für das Maschinenpersonal über 30 Lokomotiven Unter» kunftSraum bieten. — Ebenso raschen Fortgang nehmen die Arbeiten an den VahnhofSumbauten in Dresden» Neustadt. Dort erhebt sich an der rechten Seite der Großenhainer Straße schon das Wohngebäude für die Staatsbahnbeamten, und die Grundarbeiten für ein ausgedehntes Dienstgebäude sind nahezu vollendet. Das Dtenstgebäude wird nach der Fertigstellung die Eisenbahndirektion Dresden-Neustadt, sowie die Bau inspektionen und die Maschineninspektion in sich auf» nehmen, also alle diejenigen Bureaus, welche gegen wärtig interimistisch auf dem Leipziger Bahnhofe in Dresden-Neustadt mit untergebracht sind. Der alte Schlesische Bahnhof ist in der Hauptsache abgebrochen worden und nur einige Ruinen, sowie Berge von Steinen, in der Nähe gelagert und zu ieinem Wieder aufbau bestimmt, zeugen noch von ihm. — Die zwölfte Brücke Sachsens über die Elbe geht langsam ihrer Vollendung entgegen, so daß die selbe jedenfalls binnen Jahresfrist wird bekahren werden können. Diese tritt an die Stelle der bisherigen Marienbrücke in Dressen, die von dem genannten Zeitpunkte in städtischen Besitz übergeht. Der Bahn verkehr zwischen Leipzig und Dresden, sowie zwischen Schlesien unv Dresden wird dann über die neue (fünfte) Brücke Dresdens geleitet. Die neue Brücke in Dresden ist nächst der Marienbrücke, welche mit ihren Fortsetzungen am Lande 1742 Meter Länge aufwsist, die längste Brücke Sachsens, denn sie mißt zwischen den Widerlagern 461 Meter. Die alte Augustusbrücke in Dresden hat gegenwärtig eine Länge von 402 Meter. Von den anderen sächsischen Brücken sind folgende Maße bekannt: Eisenbahnbrücke bei Niederwartha 351 Meter, Elbbrücke bei Riesa 349 Meter, Carolabrücke-Dresden 327 Meter, die Blasewitz- Loschwitzer Brücke (blaues Wunder) 323 Meter, Eisen bahnbrücke bei Meißen 320 Meter, Albertbrücke 316 Meter, Brücke bet Pirna 281 Meter, Brücke bei Schandau 26k Meter, die alte Brücke bei Meißen 220 Meter. Ende der 40er Jahre gab eS in Sachsen nur 3 Brücken, und zwar die Dresdner Augustus brücke, die Brücke in Meißen und die Brücke in Riesa für die Dampfwagenzüge der Leipzig Dresdner Eisen bahn und für Fußgänger. — Das dritte sächsische BundeSkegelfest findet im Juli nächsten Jahres in Radeberg statt. Als Fest platz ist der dortige Schützenhof gewählt. Die Einzel- auSschüsfe zur Vorbereitung des Festes haben sich bereits gebildet. — Eine Berliner Gesellschaft hat sich bereit er klärt, die Erbauung einer Bahn Meißen-Riesa in die Hand nehmen zu wollen. — Ein geradezu unerhörter Fall von Kur pfuscherei ist kürzlich in Pethau vorgekommen und wird viel besprochen. Einer in Schmitts Spinnerei arbeitenden Böhmin ging vor einigen Tagen ihr künst liches Gebiß entzwei, wobei sie «in on demselben be findliches Häkchen unversehens verschluckt zu haben glaubte. Der Kaffenarzt fand nichts, weshalb die Kranke sich an einen Heilgehilfen wendete. Nach Art des Doktor Eisenbart machte derselbe zu beiden Sei!en des Halses Einschnitte, ohne jedoch den angeblich ver schluckten Gegenstand zu finden. Die Schnitte waren direkt lebensgefährlich und eiterten bereits, so daß eS der ganzen Mühen eines Zittauer Arztes bedurfte, die Kranke wieder herzustellen. Grund. Als am Dienstag Abend vorige Woche wr Arzt vr. Schellhorn aus Mohorn durch Grund ühr, kam ihm in der Nähe des hiesigen Gasthofes das an einen Wage» gespannte, vurchgegangene Pferd Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem ..Mustrirten Unterhaltung»«»«". Mit land- und hau-wirthschaftlicher MonatSbeilage Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Der am 4. Oktober dS. IS. im Alter von 58 Jahren verstorbene Kaufmann Herr Bernhard Böhme in Dresden, ein Sohn des früher hier wohnhaften Weißgerbers und Senators Johann Gottlob Böhme, hat seiner Vaterstadt Dippoldiswalde ein Legat von 5000 Mk. ausgesetzt, dessen Zinsen zu wohlthätigen Zwecken verwendet werden sollen. — Der Monat November theilt sich dies Jahr in 2 Hälften. Die erste kann man die gesellschaft liche nennen. Sie wird auSgefüllt auf dem Lande von den Kirmessen, und in der Stadt von den Stif tungsfesten und Schmäusen. So hat z. B. der Männergesangoerein am 8. d. M. sein Stiftungs fest abgehalten, an dem sich 150 Personen betheiligten, und die Schützengesellschast hat ihre Martinsgans ver- schmaust, wobei auch der Mahnung gehuldigt wurde: „Brich dem Hungrigen Dein Brod!" denn eine Samm lung für die Suppenkolonie brachte 30 Mk. und eine Anweisung auf Vtktualien ei». Die zweite Hälfte ist die kirchliche, mit Bußtag und Todtenfest. Daß nicht nur der gesellschaftliche, sondern auch der kirch liche Sinn in unserer Kirchgemeinde reg« ist, zeugt, daß an beiden Tagen annähernd 700 Personen das heilige Abendmahl genoffen haben, und das ist sehr erfreulich. — Am Sonntag Vormittag wurde in dem einen der hinter Berreuth gelegenen sogen, schwarzen Teiche ein Ertrunkener, dessen Persönlichkeit bisher nicht fest gestellt werben konnte, gefunden. Der Leichnam wurde in die Leichenhalle nach Dippoldiswalde geschafft. — Das zweite Preisausschreiben des König!. Ministeriums des Innern für Ansichtspostkarten aus dem Königreiche Sachsen halte 393 Einsendungen mit 1139 Entwürfen veranlaßt. Bei der PreiSvertheilung am 14. November gelangten 12 erste Pr«ise zu je 100 Mark und 12 zweite Preise zu je 50 Mark zur Vertheilung. Unter den letzteren befindet sich auch unter Nr. 191 b, einer für Frauenstein, von Lehrer Ewald Hiemann, Gohlis-Leipzig. — „Somm-r im Winter" klagt der „Konfektionär", und thatsäch.ich sind unsere Geschäftsinhaber in Heller Verzweiflung darüber, daß die Saison vorübergeht, ohne ihnen den erhofften Umsatz zu bringen. Der liebe Golt kanns eben Niemand recht machen, und so freut sich der Eine über den „Sommer im Winter", während den Andern das schöne Wetter zur Ver zweiflung bringt. Hoffentlich giebts wenigstens gute Weihnachten. HainSberg. Ein schwerer UnglückSsall er eignete sich Sonnabend Nachm. 4 Uhr auf der Staats straße zwischen Eckersdorf und dem benachbarten Coß- mannsdorf. Der Schneidermeister Klosterknecht, ein schon bejahrter Herr von hier, fuhr in einem Geschirr die abschüssige Straße in vollem Trabe hinunter. Kurz vor der oberhalb deS nach CoßmannSdorf abzweigenden Weges sehr scharfen Kurve verlor der Kutscher die Herrschaft über sein Gefährt und dasselbe stürzte mit fammt seinen Insassen und der Ladung in den über 3 Meter tiefen, überbrückten Abgrund hinunter, Bord steine und B ücksngeländer mit sich in die Tiefe reißend. Der Wagen war vorher noch mit einem von Hainsberg kommenden Geschirr zusammengerannt, wobei letzteres die Deichsel einbüßte. Schwerverletzt wurden beide Verunglückte ausgehoben und an Ort und Stelle mit Nothverbänden versehen. Mittelst Siechkorbes brachte man Herrn Klosterknecht in seine hier befindliche Wohnung, in der er nach kürzer Zeit von seinen Qualen durch den Tod erlöst wurde. Der Kutscher, dem u. Pl. beide Beine gebrochen sind und der auch anscheinend bedenkliche innere Verletzungen davonretragen hat, wurde in das Stadtkrankenhaus nach Dresden übergesührt. Der Wagen ist vollständig zertrümmert, während das Pferd merkwürdiger Weise mit heiler Haut davongekommen ist. Tharandt. Anläßlich der am Sonnabend hier stattgefundenen Hosjagd wurde Er. Majestät dem König Albert in Hinblick auf das staltgesundene 25jährige Negierungsjubiläum seitens der Bewohner schaft TharandlS eine sehr schön gelungene Ovation dargebracht. — Früh bei der Fahrt Er. Maj. zur Jagd prangte die ganze Stadt in Flaggenschmuck. — Nachmittags kurz nach 5 Uhr, als der König mit hohem Gefolge nach dem Albert - Salon zum Jagd- Diner fuhr, erstrahlten die Ruine, Kirche, sowie die Höhenzüge in bengalischer Beleuchtung und Böller schüsse oröhnten durch die Thäler. — Während deS Diners nahmen nun alle Vereine und viele sonstige Theilnehmer vom Albert-Salon bis zum Bahnhof links und rechts der Straße theils mit Fackeln, theils mit Lampions Aufstellung. — Nach Besichtigung der Jagdstrecke von zusammen 15 Stück Wild, ein kapitaler Vierzehnender, legte Se. Maj. Uhr den Weg nach dem Bahnhof, geleitet hiesigen Fackeln tragenden Studentenschaft, zurück. — Vor dem Bahnhofsportal, wo städtischen Kollegien versammelt hatten, richtete sodann Herr Bürgermeister vr. Schauer eine kurze Ansprache an den König, die in ein dreifaches Hoch aus Se. Maj. ausklang, welches begeisterten Wwerhall fand. Se. Maj. sprach dem Herrn Bürgermeister seinen Dank für die ihm bereitete Freude aus und bestieg unter den Klängen der Sachsenhymne den bereitstehenden Hoszug, um nach Strehlen zurückzukehren. Dresden. Auf Veranlassung des Rathes zu Dresden steht die Gemeinde Tolkewitz, welche etwa eine Stunde außerhalb der Stadtgrenze liegt, mit dem Rathe wegen ihrer eventuellen Einbezirkung zu Dresden bereits in Unterhandlung. Der Erfolg dieser Unterhandlungen dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Aehnliche Unterhandlungen schweben gegenwärtig auch mit den Gemeinden Gruna und Räcknitz. Durch diese Einbezirkungen würden die Grenzen Dresdens weit hinausgeschoben ^und der sächsischen Residenz würde dann viel Bauland zur Verfügung stehen. — Zu einer am Sonnabend vor 8 Tagen in Chemnitz abgehaltenen militärischen Sanitäts-Uebung war von Dresden aus ein Sanitätswagen entsandt, der die Bezeichnung trug: „XVIII. Armeekorps (2. sächsisches)". Hiernach scheint die dem Reichstag zu gehende Militär-Vorlage !n der Thal auch eine Theilung derjenigen Armeekorps vorzusehen, die in Folge der Truppen-Vermehrungen so gewachsen sind, daß sich ihre taktische Führung als schwierig erwiesen Hal. Für Sachsen würde die Bildung eines 2. Armee korps mit dem Sitze des Kommandos in Leipzig eine Vermehrung von vier Brigade-, zwei DioistonS- und einem Armeekorps-Stab bedeuten. — Die für die Bertillonsche Gliedermeffung zur Jdentifizirung von Verbrechern ausgebildeten Kriminal beamten Sachsens sind zur Zeit in Dresden ver sammelt, um einen Kursus über das jetzt vereinfachte Verfahren durchzumachen. — Die anhaltend angenehme Witterung begünstigt im Allgemeinen auch die Bauthätigkeit in se'tener Weise. Besonders auffällig ist der Fortschritt im Bau des neuen Maschinenhauses nahe der Zwickauer Straße in Dresden-Altstadt. Dieser Bau ist trotz seiner außer gewöhnlichen Ausdehnung in wenig Wochen bis zur Bedachung beendet worden. Wie groß sein Umfang ist, zeigen nachstehende Zahlen recht deutlich. Der Flächeninhalt des Gebäudes beträgt bei einem äußeren Umfange von rund 170 Meter nahezu 3600 Quadrat meter, wovon vom Heizraume über 3400 Quadrat meter, vom Keffelhause nahezu 150 Quadratmeter und von den Fundamenten der beiden hohen Schornsteine je rund 25 Quadratmeter bedeckt werden. Im ganzen sächsischen Staatsbahnbetriebe giebt es kein zweites Maschinenhaus mit solchen Größenverhältniffen; es wird aber auch wohl nirgends ein so großer Bedarf Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat- zu Dippoldiswalde. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung sinder^ werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—- Einge sandt, im revaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Die ,. Weißerttz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Psg., zweimonatlich 84 Psg., einmonatlw- 42 Mg. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an.