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Die ..Wet-eritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drkk- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabmd. — Preis vierteljährlich 1 M. ZK Pfg,, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Via. Einzelne Nummern Iv^stfg. — Alle Postan- palten, Postbotm, sowie die Namtm nehmen Be stellungen an. WHklitz -Kitilllg. Anzeiger für DippoNswalde und Umgegend. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung finden werdm mit 10 Pfg. die Epaltmzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge- 'andt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsötatt für die Königliche UmLshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den SLadtrath zu Dippoldiswalde Verantwortlicher Redacteur: Paul Irhnt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllu strikten UnterhaltuugSblatt".Mit land- und hautwirthschaftlicher Monattbeilage. Nr. 106. Sonnabend, dm 10. September 1898. 64. Jahrgang. totales und Sächsisch«. Dippoldiswalde. Das Erntedankfest in hie«. Parochie wird Sonntag über 8 Tage, am 18. Sept., gefeiert werden, das Kirchweihfest aber am Montag, den 10 Oktober. — Am 10. September vorigen Jahres waren die durch das Julihochwasser hervorgerufenen Zerstörungen an unserer Bahn beseit'gt und am genannten Taae wurde der volle Betrieb auf derselben wieder aus genommen. Im Laufe der Zeit sind viele schlechte und gute Witze über unser „Bimmelbähnchen" gerissen worden, wie sehr sie aber für unsere Gegend ein Be- dürfniß geworden und wie sehr sie uns fehlte, daß haben wohl Aste am besten in jenen 6 Wochen kennen gelernt, in denen ein Betrieb nicht möglich war. Manch Einer amüstrte sich am Vogelschieben des Zähre« 1897 königlich über die alte Postkutsche, die auf der Aue herumsuhr, wie war er wenige Wochen später froh, in derselben einen Platz nach Dresden glücklich erobert zu haben, und wie athwete er aus, als es hieß, am 10. September früh wird der Ver kehr nach HainSberg von Kipsdorf wieder ausgenom men! Heule denkt wohl Niemand an jene schlimme Zeit zurück. — Angesichts der bevorstehenden Einstellung von Rekruten wird darauf hingewiesen, daß alle Rekruten verpflichtet sind, vor ihrer Einstellung ein etwa gegen sie schwebendes Gerichtsverfahren der zuständigen Militärbehörde anzuzeigen. Sie werden gegebenen Falls nicht eher eingestellt, als bis die Strafsache ein schließlich der Strafvollstreckung erledigt ist. Unter lassen sie die rechtzeitige Anzeige, so werden sie bet einer gegen sie erfolgenden Berurtheimng behufs Ver bübung der Strafe wieder entlassen, gleichviel, wie lange sie alsdann bereits gedient haben. Im nächsten Jahre werden sie alsdann erneut ausgehoben, ohne daß ihnen die voraufgegangenr Dienstzeit angerechnet wird. — Ebenso seien die demnächst zu ihren Truppen teilen abgehenden Rekruten darauf aufmerksam ge macht, daß sie, sofern sie der JvvaliditätS- und Alters versicherung unterliegen, bei der V rwaltung der Orts krankenkasse ihre Quittungskarte abzuholen haben. Diese ist beim späteren Wiedereintritt in eine ver sicherungspflichtige Beschäftigung an den Arbeitgeber abzugeben und deshalb sorgfältig aufzubewahren. Wer dies unterläßt, hat sich entstehende Nachtheile selbst zuzuschretben. Ruppendorf. Ein ebenso interessanter als zeit gemäßer Vortrag wird nächsten Sonntag den Mit gliedern deS hiesigen Militäroereins geboten. Der Vorsteher, Herr Kirchschullehrer Burgardt, gedenkt über „die französische Fremdenlegion" zu sprechen. Da dieselbe aus mehr als SO Proz. Deutschen besteht, die zum größten Theile sich ihren Verpflichtungen im deutschen Heere entziehe«, um dann aus Unkenntniß in französischem Solde unter furchtbaren Entbehrungen und unmenschlichen Grausamkeiten 5 Jahre und noch länger zu dienen und dann meist siech und gebrochen <m Leib und Seele in ihre deutsche Heimath zurück- zukehren, so kann gar nicht genug davor gewarnt werden. Besonders in Milttärveretnskreisen dürste man der artigen Vorträgen Interesse und Verständniß entgegen bringen. Möge zahlreicher Besuch die aufgewandte Mühe lohnen! Glashütte. Am 8. Sept, feierte der Mechaniker Ernst Holz Höfer sein 25jähr. ArbeitSjubiläum bet der Firma Otto Ltndig. Nachdem ihm schon früh ein Ständchen gebracht worden war, beglückwünschte ihn bei seinem Erscheinen in der Fabrik der Prinzipal, Herr Alfred Lindig, und überreichte ihm iw Gegen wart des gesammten Personals eine goldene Uhr mit «utsprecheüder Widmung. Von seinen Arbeitskollegen, die ihm auch seinen Arbeitsplatz geschmückt hatten, wie auch von verschiedenen anderen Seiten erhielt der Jubilar hübsche und werthvolle Geschenke. Tief b.-- wegt dankte der Geehrte. Gegen Abend wurde im Hause des Jubilars noch eine kleine Schlußfeier ver anstaltet, zu der sich sowohl der Arbeitgeber, wie auch sämmtliche Arbeitskollegen eingefnnden hatten; diese kleine Feier wird jedem Theilnehmer unvergessen bleiben, zeigte sie doch auch hier wieder, das in heutiger Zeit so seltene gute Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Poffendorf. Der Eemeinderath hat beschlossen, auch in hiesiger Gemeinde der Frage wegen Beschaffung einer Hochdruck-Wasserleitung näher zu treten. Die Genehmigung der Kirchenverwaltung, sowie das Uebereinkommen mit Herrn Rittergutsbesitzer Böhme vorausgesetzt, hofft man eine Leitung schaffen zu können, welche allen Anforderungen genügen würde, ohne die finanziellen Kräfte zu sehr anzustrengen. Die Nachbar gemeinde Welschhufe beabsichtigt ebenfalls eine Leitung mit Hochdruck herzustellen. Frauensteiu. Der Zugverkehr auf der am IS. September zur Eröffnung kommenden, 19,7 Kilometer langen Schmalspurbahn Frauenstein-Kltngenberg mit den Haltestellen Burkersdorf, Oberbobritzsch, FriederS- dorf, Pretzschendorf, Niederpretzschendorf, Obercolmnitz wird durch täglich in jeder Richtung verkehrende 4 Züge ausrecht erhalten werden. Von Frauenstein werden diese Züge 5 Uhr Vormittags, 8 Uhr 55 Min. Vormittags, 1 Uhr 55 Min. Nachmittags, 7 Uhr 15 Minuten Nachmittags abgehen, in Klingenberg 6 Uhr 6 Min. Vormittags, 10 Uhr 5 Min. Vormittags, 3 Uhr 5 Min. Nachmittags, 8 Uhr 25 Min. Nachm. anlangen. Von Klingenberg verkehren die Züge 7 Uhr 25 Min. Vormittags, 10 Uhr 40 Min. Vormittags, 4 Uhr Nachmittags, 8 Uhr 55 Min. Nachmittags und treffen in Frauenste n 8 Uhr 35 Min. Vormittags, 11 Uhr 50 Min. Vormittags, 5 Uhr 10 Min. Nachm. und 10 Uhr 5 Mm. Nachmittags ein. Die Züge führen sämmtltch II.—III. Wagenklasse. Dresden hat zu seiner Ausdehnung und Er weiterung bis jetzt die Gegend nach Osten gewählt, und es ist dort hinaus allerdings ein Ostend entstanden, wie es schöner kaum gedacht werden kann. Nachdem neuerdings auch dem Westen Dresdens mit seinen zum Theile unbebauten großen Flächen ein erhöhtes Interesse, besonders durch die Anlegung einer Halte stelle der Staatsbahn, zugewendet worden ist, ist dort die Neuanlage zu erwarten, welche als „Westend" in Zukunft mit dem „Ostend" in Wettbewerb treten wird. Augenblicklich entsteht bereits in den Feldern bei Radebeul ein grober Neubau, der schon sehr weit vor geschritten ist. ES ist der Schulneubau Trachaus. Unweit der Schule ist der Bau einer Kirche geplant. — In der Mittagsstunde des Mittwoch hörten Passanten in der Nähe des JohanneumS drei kurz hintereinander abgefeuerte Schüsse. In der Töpfer straße hatte man einen Mann angehalten, der ver- muthlich aus Eifersucht dreimal mittelst Revolvers nach einem Mädchen geschossen hatte. Die näheren Erkundigungen ergaben folgenden Sachverhalt. Die aus Böhmen gebürtige, im 20. Lebensjahre stehende Weißnäherin Rosa Klier, die bei ihrem einen eigenen Hausstand führenden Bruder aus der Töpferstraße wohnt, unterhielt mit dem etwa 24jährigen Zimmer polier Wilhelm Niewald ein Liebesoerhältniß, das aus zunächst nicht bekannten Ursachen von Seiten des Mädchens gelöst wurde. Um genannte Zeit hatte Niewald das Mädchen an ihrem Arbeitsplatz an der Zinzendorfstraße erwartet, es nach Hause begleitet und von ihm schließlich die Geschenke (Uhr, Ring rc.) zurück gefordert. Das Mädchen sagte ihm die Rückgabe zu, verlieb ihn und schritt der Thür ihres Wohnhauses zu. Sofort feuerte Niewald drei Schüsse aus einem hervorgezogenen Revolver in kurzer Entfernung auf die Klier ab und verletzte sie am Kopfe, an der linken Seite und am Nück-n, in der Hauptsache durch Schrot munition. Er wurde von einem Kriminalschutzmann und einem Anwohner sofort festgenommen uno dein Polizeigewahrsam zugesührt. Das verwundete Mädchen wurde verbunden und in das Stadtkrankenhaus ge bracht. Pirna. In verletzten Sitzung des BezirkSauSschuffeS der Königlichen Amtshauptmannschaft wurde eine Ver ordnung des Königlichen Ministeriums des Inner« vorgetragen, laut welcher dieses entschlossen ist, dem überhandnehmenden rücksichtslosen Radfahren zu steuern. Zu diesem Zwecke wurde eine vom Etadt- rathe in Leipzig erlassene Radfahrer-Verordnung zur Nachahmung empfohlen, nach welcher alle Radfahrer ein weithin sichtbares Schild mit einer ihnen zuzu- ertheilenden Nummer und dem Orte ihres Wohnsitzes zu tragen haben. Der Bezirksausschuß pflichtete ein- müthig der gedachten Maßnahme bei, zumal gerade in unserem Bezirke nicht allein der Radfahrsport, sondern auch die durch ihn verursachten Unglücksfälle in erheblichem Maße zugenommen haben. Nossen. Die schon seit langer Zeit geplante Er richtung einer Stadtfernsprechstelle, welche aber ungenügender Theilnahme wegen immer wieder fallen gelassen werden mußte, scheint sich nunmehr zu ver wirklichen. Die jetzt von der kaiserlichen Oberpost- direklion Dresden aufgestellten Bedingungen find wesentlich günstiger geworden. Während früher 20 bis 25 Anschlüsse verlangt wurden, genügen jetzt 10 bis 15. In einer am Dienstag adgehaltenen Ver sammlung meldeten sich elf Theilnehmer; auch waren auf hiesigem Rathhause bereits drei Anmeldungen nieverlegt. Demnach kann nun die Errichtung einer Fernsprechanlage mit dem Anschlüsse nach Meißen und Roßwein-Döbeln als gesichert gelten. Roßwein. Der Bäckermeister Friedrich Et.. . der Eigenthümer des am Sonntag niedergebrannten Hauses im Tiefengrund, wurde im Verdacht der Brandstiftung verhaftet und in das AmtSgerichtS- gesängniß überführt. Burkhardt-dorf. Auf Grund der neuen Be stimmungen, die zur Gewerbeordnung gegeben worden sind, haben sich die Mitglieder der hies. S trumpf- wtrkerinnung geeinigt, ihre Verbindung aufzu lösen. Dieser Beschluß ist so recht geeignet, den Wandel darzulegen, den die Strumpfwirkerei in unserem Orte erfahren hat. „Bald nach Bekanntwerdung dieser Manufaktur in dastgen Gegenden" war, wie eS in einem Aktenstücke des HauptstaatSarchiveS heißt, auch in „BurkhardSdorff" der Erwerbszweig eiogesührt worden, sodaß eS im Jahre 1763 20 Meister hier gab, 1760 hatte sich die Zahl schon verdoppelt. Ob wohl sich diese Vertreter des Handwerkes bald zu einer „JNnnng unter sich" zusammengeschloffen hatten, ward ihnen doch die Vereinigung nicht behördlich be stätigt. Vielmehr wurden die Burkhardtsdorfer Wirker 1764 gezwungen, der 1755 erstandenen Chemnitzer Innung beizutreten. Ja vielen ausführlichen Eingaben wendeten sie sich zwar gegen die angebliche Vergewal tigung — aber vergebens. So ist denn die Ver bindung mit Chemnitz auch geblieben bis zum Jahre 1848. Da lösten sich — wenn wir genau unterrichtet sind — neben denen von Burkhardtsdorf noch die Strumpfwirker von Neukirchen, Klaffenbach und Stelzendorf aus dem Verbände und gründeten eine neue und selbständige Innung, 1864 aber, gerade 100 Jahre nach dem Anschluß an die Chemnitzer Innung zerfiel auch diese Vereinigung und die Burkhardtsdorfer Strumpfwirker errichteten eine „Zunft" für sich. 317 Meister gab es damals hier. Ein großer Aufschwung des Strumpfwirker gewerbes war demnach erfolgt. Aber eS währte nrcht lange, bis ein Niedergang des JnnungswesenS kommen mußte. War die Ertheilung der Gewerbe freiheit schon ein Grund für den Rückgang der Innung, so ward ihr Absterben besiegelt, als seit 1873 das Fabrikwesen im Betriebe der Etrumpswirkerei hier be ständig an Ausdehnung gewann. In Folge dessen wurden der „Meister", d. h. der selbständigen Unter-