Volltext Seite (XML)
Mchmtz -Minis Die ,.Wei-erttz.Zeitung" erscheint möchentüch drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend, --- Preis vierteljährlich 1 Ni, Lk Psg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatllch 42 Via. Einzelne Nummern 1V Pfg. — All- Postan- stqlten, Postboten, sowie vtk Agenten nehmen Be- stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend M die Migüche Amtshauptmamschast, das Königliche Amtsgericht und den Ktadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, welche bet d» bedeutenden Auflage de« Bl«tk< eine sehr wstE« same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltkeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redactmr: Paul Ichllt in Dippoldiswalde. gg Donnerstag, dm 25. August 1898. 64. Jahrgang. fokales und SäÄstscheü. Dippoldiswalde. Aus Anläß rechtzeitigen Er scheinens am Brandplatz und erfolgreicher Löschthätig- teit gelegentlich des Brandes in Oberbobrttzsch am 2. Juli d. IS. hat die Känigl. Brandversicherungskammer den Spritz n der Freiwilligen Feuerwehr Pretzschen dorf und der Gemeinde Burkersdorf Prämien nach Höhe von 30 Mk. und 2S Mk. bewilligt. — Am Montag hielt die Bauhandwerker- Jnnung eine außerordentliche Versammlung ab, in welcher Herr Schloffermstr. Weinert — Dresden, Vor standsmitglied des Sächsischen JnnungSverbandeS, in längerem, klaren Vortrage die Vortheile der Zwangs innungen hervorhob, sowie deren Rechte und Pflichten einander gegenüberstellte. Nach lebhafter Aussprache beauftragten die anwesenden Meister ihre Vorstand schaft, die erforderlichen Schritte zur Umwandlung der Vereinigung in eine Zwangsinnung vorzunehmen. — Die warmen Eommerabende benutzend ver anstaltete Herr Musikdirektor Jahn am Dienstag ein Eoncert im Gartenrestaurant des Etetnbruchs, dessen herrliche Grotten von dem Besitzer aufs Glänzendste illumtnirt waren und dem zahlreichen Concertpublikum einen angenehmen Aufenthalt boten. — Am Montage bewilligte der Gewerbeverein 1200 Mk. zu dem Ausstellung« - Garantiesond. Der stellvertretende Vorsteher, Herr Lehrer Buckel, machte die Mitglieder mit den bis jetzt unternommenen Schritten zur Verwirklichung der Ausstellung bekannt, erklärte dann zur Unterhaltung der Anwesenden den Bau des AugeS, zeigte dann an einer optischen Bank die Ab normität der Kurz- und Weitsichtigkeit und deren Ab hilfe durch passenoe Brillen. — Auf Bahnhof Klingenberg stürzte am Don nerstag Nachmittag eln schon zu ziemlicher Tiefe ab geteufter Brunnen in sich zusammen. Glücklicherweise war der darin beschäftigte Arbeiter eben an die Ober fläche gestiegen, als die Balken und Bretter nachgaben, zerbarsten und sammt dem nachfolgenden Boden in der Tiefe verschwanden. Kreischa. Unsere Parochie wurde seither von 2 Hebammen bedient, welche ihren Wohnsitz hier hatten. Nach neueren Bestimmungen wird Kreischa einen Be zirk für sich, die übrigen Ortschaften, Hermsdorf, Lungwitz, WittgenSdorf, Saida, Gombsen, Rittergut Zscheckwitz, sowie Groß- und Kleinkautzsch, zusammen einen zweiten Bezirk bilden. Demnach wird derselbe für sich eine bestimmte Hebamme zu wählen haben. Reinhardtsgrimma. In hiesiger Mittelmühle spielten am Sonntag Nachmittag mehrere Kinder trotz strengen Verbotes an der in der Backstube stehenden Teigteilmaschine herum, wobei dieselben auch den eisernen Deckel der Maschine aufgeklappt hatten. Beim Niederschlagen des Deckels wurden dem im 4. Jahr stehenden Töchterch-n deS Besitzers drei Finger der rechten Hand fast ganz aSgequelscht. Es ist zweifel haft, ob die oberen Glieder der Finger dem armen Kind erhalten bleiben. Possendorf. Einen recht schönen Verlauf nahm am vergangenen Sonnabend der Familienabend des unter Leitung des Herrn Lehrer Exner-Wtlmsdorf stehenden hiesigen Turnvereins. Nach vorausgegange nem Festzug vom Brühl'schen Restaurant aus wurden im Saale deSEchumann'schen Gasthofes die turnerischen Uebungen auSgesührt, welche volle Anerkennung fanden. Im Verlaufe des Abend- hielt Herr Apotheker Lr. Bräutigam eine Ansprache, in welcher er auf die Ziele des Turnens und auf das nationale Bewußtsein der Turner hiywieS. Am Schluffe forderte der Redner kämmtltche Anwesende auf, mit einzustimmen in das Lied „Deutschland, Deutschland über Alles". — Infolge der schönen Witterung geht die dies jährige Getreideernte sehr rasch von statten und dürfte bei fortdauernd schönem Wetter in hiesiger Gegend in 8 Tagen beendet sein. Ueber den Ertrag an Körnern und Stroh spricht man sich allgemein sehr befriedigend aus. Dresden, 22. August. Im Kgl. Oberhosmarschall- amt langte heute Abend '/s8 Uhr aus Wachwitz die Nachricht ein, daß die Prinzessin Friedrich August von einer kur, nach der Geburt verstorbenen Prinzessin entbunden worden ist. Dresden. Nicht weniger wie 59 Bäckermeister wurden hier, wie die „DreSdn. Rundsch." mitthetlt, bei einer Revision im vorigen Monat wegen Un sauberkeit in ihren Betrieben von Seiten der Wohl fahrtspolizei zur Anzeige gebracht. — Auch hier ist eS in einer Gerichtsverhandlung vorgekommen, daß ein Zeuge unter Berufung auf seine Eigenschaft als Jude die Erlaubniß des Gerichts vorfitzenden erbat und erhielt, während der Eides leistung die Kopfbedeckung zu tragen. Seit einer Reihe von Jahren ist ein derartiger Fall bei dem hiesigen Strafgerichte nicht vorgekommen und scheint es, daß sich der Zeuge das analoge Verhalten einiger seiner Glaubensgenossen bei auswärtigen Gerichtshöfen zum Muster genommen hat. — Am 22. August, früh gegen 4 Uhr, wurde in der Nähe des ZweiggeleiseS von Bienert in Plauen ein wahrscheinlich dem Arbeiterstande angehöriger Mann überfahren und sofort getödtet. Döhlen. Aller Wahrscheinlichkeit nach durch Stehenlaffen eines Lichtes, wodurch Speck Feuer fing, entstand Sonnabend früh in den Fleischniederlags räumen des Eiskellereigebäudes der Döhlener Brauerei ein Brand, der erst in den Nachmittagsstunden bemerkt und unterdrückt wurde. ES ist viel Fleisch verdorben worden und auch ein großer Theil Eis, das dieses Jahr so wie so schon selten ist, geschmolzen. Die massive Bauart des Eiskellers verhinderte ein größeres Schadenfeuer. Freiberg. Am 23. d. M. konnte der königliche Medtzinalrath und Bezirksarzt vr. meä. Reinhard hier auf eine 25jähr. bezirksärztliche Thä.'igkeit zurückbltcken; vor Beginn derselben war Reinhard 10 Jahre lang Bürgermeister in Frauenstein. Wehlen. Das auch von uns erwähnte Verbot des hiesigen Bürgermeisters, betreffend die Aufnahme von Touristen u. s. w. seitens Privater vor Besetzung sämmtlicher Gasthofszimmer, bezieht sich nur auf das Uebernachten für eine Nacht; ein derartiges Verbot existirt auch anderwärts. Pirna. Der hiesige „Anzeiger" schreibt unterm 23. d. M.: Zu einem Aussehen erregenden Tumult kam eS am gestrigen Nachmittage gelegentlich des Brandes in Rottwerndorf auf dem dortigen Ritterguts hofe. AIS die ersten Alarmsignale ertönten, da eilten zu den vielen Hunderten von Zuschauern auch etwa 200 EteinbruchSarbeiter aus den nahen Cottaer Stein brüchen herzu und nahmen auf dem Rittergutshofe Aufstellung. Da es noch an Hilssmannschaften mangelte, wurden auch diese Leute zur Thätiykeit auf- gefordert, doch gefielen sich die zumeist aus Tschechen und Böhmen Bestehenden in der Rolle der müßigen Zuschauer. Es war deshalb der Wunsch deS Besitzers nach Räumung des Hofes ganz gerechtfertigt. Der Rottwerndorser und der Pirnaer Bezirksgendarm unter nahmen eS infolgedessen, diese Leute vom Hofe zu »er weisen. Doch trafen sie dabei auf unvermutheten Widerstand, der zu einem unangebrachten Entrüstungs sturm ausartete, in dessen Verlaufe die beiden Beamten vollständig umringt und mit den gemeinsten Ausdrücken wie „Lumpenhunde" und dergl. beschimpft wurden. Sehr bald kamen aber noch andere Gendarmen, Po lizeibeamte und Feuerwehrleute hinzu, deren vereinten Bemühungen es dann gelang, die johlende, schreiende und schimpfende Menge mittel» eines gezogenen Seiles aus dem Hofe zu drängen. Am tollsten benahm sich der Tscheche Josef Echak aus Libttz bet Prag, der u. A. auch die Hofthore zuzumachen versuchte, um die Hinaus» treibung seiner Landsleute zu verhindern. Er wurde festgenommen und heute dem Pirnaer Amtsgerichts- gefängniß zugeführt, während ein anderer gleichfalls Verhafteter Abends wieder in Freiheit gesetzt wurde. Bis zum späten Abend hielt eine größere Zahl der Exzedenten den Eingang zum Hofe noch besetzt. So benimmt sich da» tschechifchr Gelichter bei UNS! — Ein Eeitenstück zu dem bekannten Rosegger- schen Erlebniß auf dem Prager Bahnhofe — der be liebte Volksdichter hatte dort, nachdem vom Kellner- personal Niemand Deutsch verstehen wollte, ebenfalls den „Kannitverstan" gespielt und durch das Unter lassen der Bezahlung für den ihm gebrachten Kaffee den czechischen Ganymed sofort gesprächig gemacht — spielte sich auf dem Bahnhofe zu Schandau ab. Zwei czechische Herren fuhren von Bodenbach nach Schandau, um bann nach Sebnitz umzusteigen. Auf Czechisch stellten dieselben nun in Schandau Fragen über Ab fahrt, Stand und Ankunft des Zuges, wobei sie vom Schaffner nätürlich nicht verstanden wurden. Derselbe bemühte sich aber, durch Gestikulationen, als Gebrauch der Finger u. s. w., den Wenzelssöhnen die begehrte Auskunft zu geben. Da plötzlich, al» sich der Dresd ner Zug bald in Bewegung setzen wollte, bemerkte der eine der Herren, daß er im Coupee seine Tasche liegen gelassen habe. Er eilte schnell zum Zug zurück und rief in gut verständlichem Deutsch dem Schaffner zu, daß er seine Tasche aus dem Coupee herauSholeu möchte. Ein in Schandau stationirter Bahnbeamter, der Zeuge des ersten Vorganges betreffs der ver langten AuSkunftSertheilung war, unterließ eS er freulicherweise nicht, den beiden Herren au» Czechien den Standpunkt entsprechend klar zu machen. Dohna. ES war zu Anfang des vorigen Jahr hunderts, als in unserem freundlich gelegenen Oertchen ei» ungemein rühriger Etellmachergeselle seinen Wohn sitz aufschlug, Christian Gottlob Schubert. Vom Schwarzwald kommend, allwo er längeren Aufenthalt gehabt und wo er mit offenem Auge die so bedeutsame Etrohflechterei und ebenso die nicht minder wichtige Strohnäherei gesehen und gelernt, nahm er sich als bald vor, hier die im Schwarzwald kennen gelernte Industrie zur Einführung zu bringen. Nachdem er die nette und brave Tochter seines ehrsamen und geschätzten Meisters zum Weibe bekommen, fing er an, den Frauen uvd Mädchen von Dohna das Stroh flechten zu lehren. Gleichfalls gab er ihnen gut« An leitung im Nähen von Strohhüten und anderen Dingen, und in kurzer Zeit wurde die Kunst nicht nur in Dohna und nächster Umgebung allgemein gepflegt, sondern auch oben auf dem Gebirgskamme rührte man fleißig die geschickten Hände in der neuen Fertigkeit. Die vielen Vorräthe, die sehr bald zum Ausstapcln kamen, wurden durch die Regsamkeit Schuberts in die ent ferntesten Orte geliefert; es wurden sogar schon im Jahre 1730 Exportgeschäfte angeknüpft. Ungefähr 1'/- Jahrhundert bereits hat die einfache und meist anspruchslose Gebirgsbevölkerung die erwähnte Industrie betrieben. Wenn auch nie ein besonders hoher Lohn gezahlt worden ist, so ist doch manche Sorge durch diesen Nebenverdienst van Frau und Kindern beseitigt worden. In manchen Häusern rühren die Mutter und 4 oder 5 Kinder täglich 4 und mehr Stunden fleißig die Hände. Mit dem Lohne steht eS ähnlich, wie in unserer Gegend mit dem Lohne für Stuhlflechterei. Wie fleißig die Frauen und Kinder im Müglitzthale sind, das muß einer sehen; eS ist dies geradezu rührend. Stundenlang sitzen sogar schon vorschulpflichtige Kinder im traulichen Stübchen am kleinen Fenster oder bei schöner Witterung vor der Thür des Hauses oder auch im schattigen Garten und „rühren ohn' Ende die fleißigen Hände". Was fängt man nun mit den vielen Geflechten an? Die meisten versendet man z. B. nach Dresden, Berlin rc. Die Strohhutfabrikanten kaufen sie und bringen sie dann zur Verarbeitung. Das er-