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Die ,Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlrch 42 Via. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- slalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchentz -Ikitililz. Anzeiger für DippoMswalde und Umgegend. Inserate, welche bei da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«» Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmarmschaft, das Königliche Amtsgericht und dm AadtratH zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungtblatt".Mit land- und hautwirtbschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 94. Sonnabend, den 13. August 1898. 64. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit dem Setzen des Gestänges für die Telephonverbindung mit Dresden ist man be reits bis an die Stadtgrenze vorgerückt und wird man mit den Arbeiten innerhalb der Stadt in den nächsten Tagen beginnen. Die Eröffnung der An lage soll, wie bereits mitgelheilt, wenn nicht am 15. September, so doch am 1. Oktober erfolgen. — Vor wenigen Tagen hat sich in Dorfhain das Gerücht verbreitet, die zwölf Jahre alte Frieda Fleischer in Klein-Dorfhain sei am 28. vorigen Monats an den Folgen der Wiederimpfung verstorben. Nachdem bereits durch die vom Königlichen Bezirksarzt vor genommene Erörterung und die Besichtigung der Kindesleiche die Grundlosigkeit dieses Gerüchtes fest gestellt worden war, wurde, da die Angehörigen nicht Beruhigung faßten, auf Antrag des BezirkSarzteS am 2. d. M. die gerichtliche Leichenöffnung vorgenommen. Bei derselben ergab sich, daß Frieda Fleischer infolge eines Blasenwurms im Gehirn verstirben ist, demnach ein Zusammenhang zwischen Impfung und Tod des Kindes nicht bestand. Reinhardtsgrimma. Von einem ernsten Unfall wurde der hiesige Fuhrwerksbesitzer Herr Thomas am Mittwoch Abend betroffen. Bet einer Arbeitsverrich- lung im Stall wurde derselbe von einem seiner Pferde derart an die Brust geschlagen, daß er besinnungslos von seinen Angehörigen aus dem Stall getragen werden mußte. Glashütte. Am 9. d. Mts. waren es 30 Jahre, daß der städtische Brandmeister und Hauptmann der sreiw. Feuerwehr, Herr Hermann Göhlert, Mitglied dieses Instituts ist und wurden demselben Geschenke von der Feuerwehr und der Gemeinde überreicht, als auch von der Wehr ein Fackelzug gebracht und ein Kommers zu Ehren desselben abgehalten. Andern Tags feierte er mit seiner Gattin die Silberhochzeit, wo ihnen von allen Seiten Aufmerksamkeiten zu Theil wurden. — Das am 8. d. Mts. Abends in der 10. Stunde hier auch mit Schloßen ausgelroffene Gewitter hat in Johnsbach und Faikenhain an den Feldsrüchten etwas Schaden verursacht. Altenberg. Die idyllisch im Walde gelegene Sommerfrische Schellermühle hat sich auch in dieser Saison eines zahlreichen Zuspruchs zu erfreuen, und es scheinen die daselbst wohnenden Sommer frischler sich ihren Aufenthalt zu einem recht behag lichen zu gestalten. Nachdem dieselben am vorver gangenen Sonntage ein durch Ueberraschungen ver schiedener Art unterbrochenes Feuerwerk abgebrannt hatten, folgte am Freitag Nachmittag ein von der Dippoldiswalder Stadtkapelle unter persönlicher Leitung ihres Dirigenten Jahn ausgesührteS Konzert, welches poy Nah und Fern ziemlich zahlreich besucht war. Bereits der nächste Abend brachte neue Ueberraschungen. W wurden unter vortheilhafter Benutzung der vor handenen romantischen Waldbühne lebende Bilder arrayglrt, denen als Grundidee die Huldigung an Alldeutschland und die Trauer desselben um seinen Heimgegangenen Altreichskanzler vorlag und bei denen in der Hauptsache die in der Pension anwesenden Kinder gelungenste Verwendung fanden. Geising. Bei den am Montag Abend schwer auftretenden Gewittern schlug Nachts >/,12 Uhr der Blitz in eine unmittelbar am Grundstücke deS Herrn Mühlenbesitzer Voigt hier stehende Pappel, sprang, glücklicherweise ohne zu zünden, auf den 2 Meter entfernt stehenden Wagenschuppen über, riß einige Seitenbretter ab, demolirte Plane und Sitze zweier darin befindlicher Kutschwagen und gelangte hierauf, Pen Erdboden und die Mauer der gegenüberliegenden Schuppenseite durchschlagend, in da» Wasser des seit lich fließenden Mühlgrabenbaches. Dresden. Bei der Hauptverwaltung der königl. sächs. StaatSetsenbahnen gehen grobe Verände rungen vor sich, die den Beginn der Neuorganisation im EtaatSeisenbahnbetriebe im Königreich Sachsen bilden. In erster Linie soll jetzt die Zweckmäßigkeit der Aenderungen erprobt, gleichzeitig soll aber auch beobachtet werden, ob noch weitere Vereinfachungen bez. Erleichterungen des Dienstes möglich find. Da mit in Verbindung sind die vielen Versetzungen von Beamten der Staatsbahn zu bringen. Die zur Zeit bestehenden Betriebskrankenkassen sollen zu einem großen Ganzen vereinigt werden, und zwar derart, daß am 1. Januar kommenden Jahres die Satzungen der Eisenbahnbetriebskrankenkassen R aufgehoben sind und in Dresden eine Zentrale gebildet wirdj, die, ein selbstständiges Hauptverwaltungsbureau bildend, mit einem Vorsteher an der Spitze der Generaldirektton direkt untersteht. Die Veränderungen der Arbeiter penstonskaffe stehen mit dieser Neuerung im Zusammen hänge. Bis jetzt unterstand dieselbe der Hauptbuch - halterei, vom 1. Januar 1899 ab wird sie selbst ständig und bekommt einen nur von der königlichen Generaldirektton abhängigen Vorstand. Tharandt. Die Stadtverordneten beschlossen, das Sturmläuten bei innerhalb des Stadtbezirks auS- brechenden Schadenfeuern wieder einzuführen. Weiter faßte man den Beschluß, sich zu dem Gesuche der Firma Aug. Schmidt in Wilsdruff wegen Erbauung einer elektrischen Bahn Meißen-WilSdruff-Tharandt zustimmend zu verhalten. Freiberg. ES liegt in der Absicht der Regierung und auch des Landtags, den staatlichen Silberberg bau um Freiberg soviel als möglich zu beschränken, da er ganz erhebliche Zuschüsse erfordert. Man hat daher allein in den letzten beiden Jahren dort über 700 Arbeiter entlasten oder bei sonstigem Abgang nicht wieder ersetzt und auch in diesem Jahre die Beleg schaften wieder erheblich verringert. Um den Silber bergbau aufrecht zu erhalten, hatte der Staat im vorigen Jahre einen Zuschuß von 2,» Mill. Mark zu leisten. Schandau. Die längst geplante Straße von hier durch Postelwitz nach Schmilka soll schon im nächsten Frühjahre in Angriff genommen werden. Die kürzlich in Schmilka und hier verweilende Re- gierungSkommisston, die lediglich wegen dieses Straßen baues erschienen war, stellte an die Gemeindevertretung von Schmilka die Bedingung, daß die bei diesem Straßenbaus in Mitleidenschaft kommenden Grund stücksbesitzer das nöthige Terrain unentgeltlich her geben, welchem Wunsche jedenfalls nachgekommen wird. Zu gleicher Zeit wird auch am Ende respektive am Ausgange der Postelwitzer Brüche von Seiten der königlichen Forstverwaltung ein Holzablagerungsplatz geschaffen, der mit der Hauptstraße verbunden wird, die von Schmilka aus zur Höhe des großen Winter- bergeS, anderntheks nach der Elbleithenstraße führt. Großenhain. Im Keller eines Grundstücks aus dem Kirchplatze war man Dienstag mit dem Legen einer Gasrohrleitung beschäftigt. Abends gegen 7 Uhr machte sich ein intensiver Gasgeruch bemerkbar, weshalb sich ein mit dem Legen beschäftigter Gehilfe mit einer brennenden Lampe daran machte, die undicht gewordene Stelle der Leitung auszusuchen. Er knieete zu diesem Behufs nahe dem Kellerfenster nieder und im selben Moment erfolgte im Keller eine heftige Explosion, durch welche die Kellerlhür zertrümmert und auch sonst mannigfacher Schaden an den Wänden angerich'et wurde. Der Gehilfe erlitt Brandwunden im Gesicht, die sich glücklicher Weise als nicht allzu erheblich er wiesen. Dahlen. Die Ausführung der Bohrversuche auf Kohle ist dem Bohrmeister Schmidt aus Naunhof übertragen worden. Bei den bereits vorgenommenen Bohrungen unterhalb deS Burgberges ist in einer Tiefe von 20—23 Meter ein Kohlenlager von ca. 3 Meter Mächtigkeit, ohne den Durchbruch beendet zu habe», gefunden worden. Nach den Versicherungen des ge nannten Bohrmeisters soll dasselbe vollständig abbau fähig und dem Grimmaer ganz gleichwerthig sein. Oederau. Das hiesige „Wochenblatt" schreibt: „Es scheint sich zu bestätigen, daß das im Chemnitzer Walde aufgefundene menschliche Gerippe von einem jungen 17jährigen Burschen Namens Jähnig von hier, herrührt, welcher seit längerer Zeit verschwunden ist." Döbeln. Auf dem Platze, auf dem das dritte Wettin-BundeSschießen in nächster Woche ab gehalten wird, herrscht jetzt reges Leben. Die lange Schießhalle mit 17 Schiebständen, sowie die 17 Scheibenanlagen, von denen 13 auf 175 Meter und 4 auf 300 Meter Abstand angeleit sind, sind nun mehr fertig. Am 7. d. M. fand bereits das Probe schießen statt. Auf der Wiese sind der Königspavillon und die Festhalle im Entstehen begriffe«. Die An meldungen zum Schießen laufen aus allen Theile» des Vaterlandes zahlreich ein. Waldheim. Bei der Waldheimer Bank, Filiale der Döbelner Bank, präsentirte am Dienstag Nach mittag ein unbekannter Mann von etwa 30 Jahren, der sich Berger nannte und sich für den Neffen des hiesigen Sattlermeisters Berger auSgab, einen Wechsel über 500 Mk. zum Diskont. Die Summe wurde ihm abzüglich Spesen rc. ausgezahlt. Hinterher er wiesen sich die Angaben als unwahr und der Wechsel als gefälscht. Der Schwindler war von mittlerer Statur (längliches, hageres Gesicht mit schwarzem Schnurrbart) und war mit schwarzem Rock-Anzug be kleidet. Oschatz. Zu blutigen Schlägereien zwischen Militär und Zivil ist es in der letzten Zeit in Oschatz wiederholt gekommen. Kürzlich hatten sich Abends ungefähr 60 -80 Ulanen versammelt und auf 6 oder 7 Zivilisten eingeschlagen, so daß diese in ein Restau rant flüchten und die Thüre verriegeln mußten. Von den Ulanen wurden mehrfache Versuche gemacht, die Thür von außen mit Gewalt zu öffnen. Erst dem energischen Eingreifen des Polizeiwachtmeisters gelang es, Ruhe zu stifte«. Einen geradezu gefährlichen Charakter aber nahmen die Massenversammlungen der Ulanen am Abend des nächsten Tages auf dem Markte und in den anliegenden Straßen an. In Trupps von 10—20 Mann hielten die Ulanen die Straßen besetzt, und der geringste äußere Anlaß seitens des Zivils wäre jedenfalls Veranlassung zu neuen Ausschreitungen gewesen. Die Anwohner, welche durch die wiederholten Ansammlungen und Ausschreitungen des Militärs ernstlich beunruhigt worden find, wollen sich beschwerde führend an das Kriegsministerium wenden. Wurzen. In der Nacht zum Montag ist hier aus dem Polizeigefängniß der daselbst inhaktirte Stein- metzgehilfe Joseph Grimm, geboren am 8. Januar 1867 zu Lengefeld in Hessen, gewaltsam -ausge brochen und flüchtig geworden. Grimm hat den in der Zelle befindlichen festen Kachelofen abgetragen und dann einen eisernen Gitterstab ausgewuchtet. Pausa. In der Nähe des durch seine vortreff lichen Moorbäder und heilkräftigen Mineralquellen bekannten Bad Linda bei Pausa kommt ein Bastard von Heidel- und Preißelbeere vor. Diese Zwischen form erregte das Aussehen der Pflanzenkundigev, weil man sie bisher noch an keiner anderen Stelle des Vogtlandes gesunden hatte. In den Niederungen Sachsens kommt diese Bastardirung öfters vor, weil daselbst die Differenz in der Blüthezeit der beiden Pflanzen geringer ist, als im Vogtlands. Hier be trägt sie 14 Tage. Die Möglichkeit der beobachteten Bastardirung liegt vielleicht darin, daß die Zwischen form aus Kieselschieferboden auftritt, der so erwärmt wird, daß die Differenz der Blüthezeit zwischen Heidel- unv Preißelbeeren in einem zeitigen Frühjahr ver mindert wurde. Der Bastard der beiden Beeren-