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Die ..Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Pfg-, zweinionatlich 84 Psg-, eininoiiatlia) 42 Nig. Einzelne 'Nummern 1V Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchklitz-ZitiiA Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ «erden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der« Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umlshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirttn Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 92. " Dienstag, den 9. August 1898. 64. Jahrgang. — . -----1 ' ' j! !! —- Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Am Freitag unternahmen gegen 60Herren und Damen des Gewerbevereins mit dem Frühzuge eine Exkursion nach dem Plauenschen Grund, wo nach vorher vom Vorstande eingeholter Genehmi gung der Direktion die Sächsische Gußstahlwaarenfabrik in Döhlen besichtigt wurde. Der ruhige, sichere Gang der pochenden Hammtrwerke, deren dröhnende Schläge die weiten Hallen erfüllten, die Walzwerke, zwischen denen die Eisenbarren hindurchgezwängt wurden, bis sie gleich Feuerschlangen als Stabeisen sich hervor wanden, sowie die mechanische Werkstatt, in der Puffer federn gewunden und Eisenbahnschienen gelocht wurden, ganz besonders aber die Gießerei, wo die feurig-flüssige Masse in den Riesenkeffel schoß und wie ein Feuerwerk hoch ausspr'.tzte, erregte gerechtes Erstaunen über die gigantischen Kräfte, die zur Belebung einer solchen Fabrikanlage nöthiq sind. Zum Gegensatz hierzu hatte man in der Sächsischen Porzellanfabrik von Thieme (Inhaber Äuntzsch) in Potschappel Gelegenheit, die Kunst im Kleinen und Zierlichen zu bewundern. Wie in Döhlen, so wurden auch hier von Beamten der Fabrik die Besucher mit den vielfältigen Prozessen der Porzellanmanufaktur in freundlichster und eingehendster Weise bekannt gemacht. Gern verweilte man bei den Porzellanmalern und Formkünstlern, aus deren Händen man prachtvolle Vasen, Tafelaufsätze, Spiegelrahmen und andere Kunstgegenstände hervorwachsen sah, die sich in ibrer künstlerisch reich geschmückten Vollendung in dem Waarenlager ven staunenden Blicken zeigten. Käufer sanden sich freilich nicht unter den Besuchern, die nicht gewöhnt sind, aus Täßchen für 3—4 Mk. zu trinken und ihre Zimmer mit Vasen bis zu 1000 Mk. zu schmücken. Der Mittagszug brachte die Ausflügler nach Dresden, von wo viele die Vogelwiese aufsuchten, andere Parlieen in die Umgegend unternahmen oder auch ihren Geschäften nachgingen. — Trauerfeier zum Gedächtniß des Alt reichskanzler Bismarck. Schon der Hauplgotles- dienst am Sonntag gestaltete sich zu einer Gedächtniß- feier, indem Herr DiakonuS Büchting zu den Vor lesungen und den Schlußworten der Abkündigungen auf den Verstorbenen bezügliche Bibelstellen wählte, besonders aber am Anfang und Schluß der Predigt über 1. CH. 10, 12. 13. unfern Bismarck mit unserm Luther in ihrer Einfachheit, ihrem Kampfes muth, ihrer Liebe. Frömmigkeit und Wahrhaftigkeit verglich und der Gemeinde zu beherzigen gab, daß sie den Kampf gegen die gewaltigen Versuchungen des Lebens nicht in Selbstvertrauen, sondern einzig und allein in Gott vertrauen bestehen können und dieselbe ermahnte, ge treu dem Dreiblatt im Bismarck'schen Wappen und dessen Umschrift: „rubor iu trinitati", in der Drei einigkeit Gottes ihre Stärke zu suchen. Auch der Kirchenchor trug zur Weihe dieser Gedächtnißfeier durch eine Arie mit angepaßtem Texte bei. Nach Schluß des Gottesdienstes bewegte sich ein langer Zug, ge bildet aus den Mitgliedern der königl. und städtischen Behörden, den hiesigen Vereinen, den Müllerschülern und den in den Ferien hier anwesenden Schülern der höheren Lehranstalten, sowie zahlreichen sonstigen Theil- nehmern aus Stadt und Land, unter den Klängen des Chopin'schen Trauermarsches von der Kirche nach dem Bismarckdenkmale, wo die Musikkapelle einen Choral spielte und der Gesangverein das Lied vom „treuen deutschen Herzen" anstimmte. Hierauf ergriff Herr vr. Auerbach das Wort, um in schwungvoller Rede und mit warm patriotischem Gefühl Bismarcks zu ge- denken, dessen Sterbestunde der Abschluß eiucr glanz vollen Periode sei. Redner gedachte des Kanzlers markiger Sprache, seines felsenfesten Gottvertrauens und feiner festgewurzelten Treue. Er sei deutsch ge wesen in Lieben und Haffen und habe Jahrzehnte lang den Mittelpunkt der europäischen Politik gebildet. Zuletzt gab er uns eine schöne Idylle: Bismarck in Mitten seiner Familie. Unsere Aufgabe sei es nun, dem Vermächtnis Bismarcks, dem deutschen Reiche als unserem Heiligthume immer treu zu bleiben und da durch unsere Dankbarkeit gegen den Begründer des Reiches zu beweisen. Nachdem hierauf der Gesang verein das Lied AdamS: „Wie könnt ich dein ver gessen" vorgetragen hatte, wurden an den Stufen des Denkmals Kränze mit Widmungen niedergelegt von Herrn Bürgermeister Voigt namens der Stadt, von Herrn Direktor Ehemann namens der deutschen Müllerschule, von Herrn Etadlrath Mende für den konservativen Verein (Bubenhände haben es sich nicht versagen können, in der folgenden Nacht die Wid- mungsschleise dieses Kranzes arg zu verstümmeln), von Herrn Stadtrath Heinrich für den Gewerbeverein, von Herrn Stadtverordneten Heinrich für die freiw. Feuerwehr, von Herrn Stadtverordneten Schmidt für den Militärverein, von Herrn Turnwart Schieritz für den Turnverein und von einem Schüler und einer Schülerin für die beiden Oberklaflen der Stadtschule. Der Choral „Jesus meine Zuversicht" bildete den Schluß dieser Gedächtnißfeier, welche an die zahlreich Versammelten gewiß ihre tiefempfundene Wirkung nicht verfehlt hat. — Am Montag Vormittag 10 Uhr sand in der Turnhalle die feierliche Einweisung des Herrn Schul direktor Schulze statt. Nach einem Choralgesange hielt Herr Bezirksschulinspektor vr. Lange die Ein weisungsrede, indem er dem neuen Direktor das Marthawort zurief: „Der Meister ist da und rufet dich." Darum möge der Einzuweisende 1. den Heiland zum Führer und Vorbild erwählen, 2. als seinen obersten Herrn und Patron anerkennen und 3. in treuer Nachfolge seine Heiligkeit sehen. Nachdem Herr Bürgermeister Voigt dem neuen Direktor die An- stellungsurkunde überreicht und ihm namens der Stadt herzliche Glückwünsche ausgesprochen hatte, begrüßte Herr Oberlehrer 6. Hellriegel den neuen Vorgesetzten Namens des Lehrerkollegiums, worauf Herr Schul direktor Schulze feine Antrittsrede auf die Stelle im Korintherbrief gründete: „Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe u. s. w." Die Liebe sei die Haupt summe aller Tugenden. Sie müsse bilden das Land, das alle umschlinge, und das Maaß, nach dem alles gemessen werden solle. Choralgesang schloß die Feier. Wir fügen auch unserseits den Wunsch bei, daß es Herrn Schuldirektor Schulze vergönnt sei, recht lgnge segensreich für Schule und Stadt zu wirken. — Mit Rücksicht auf die bevorstehende Ernte ist das Lokomotivpersonal strengstens angewiesen warten, während der Fahrt sämmtliche den Funkenauswurf anregenden oder begünstigenden Vorrichtungen und Maschinentheile außer Funktion zu setzen, um bei der Durchfahrt von bebauten Aeckern Brände durch Funken wurf zu verhindern. — Ein beliebtes Fälschungsmittel, um alten Kar toffeln den Anschein von neuen zu geben, besteht darin, daß die zusammengeschrumpften alten Erdfrüchte in warmem Wasser abgewaschen werden, wodurch sie aufquellen und glatt erscheinen. Alsdann werden sie mit frischem Sand vermischt und geknetet, damit sie die rauhe, leicht lösliche Schale und den frischen Erd geruch erhalten, durch den sich die neue Waare vor- theilhaft unterscheidet. Ausfallend gleichmäßige Größe und farbige Streifen in der Frucht beim Zerscheiden, sind in der Regel Kennzeichen derartig aufgesrischter Kartoffeln. — Die Pilze oder Schwämme werden gegen wärtig mehr als früher als nahrhafte Speise erkannt und genossen. Sie sind ein wirklich gutes, billiges Volksnahrungsmittel und können frisch zubereitet ge gessen oder getrocknet für spätere Zeiten aufbewahrt werden. Das Trocknen derselben geschieht entweder in der Sonne, auf den Herden oder im Backofen. Die kleinen Schwämme werden an eine Schnur ge reiht und aufgehängt; die größeren schneidet man zu nächst in Stücke, legt sie auf Horden oder weiße- Papier, aber niemals aus Kuchenbleche; so stellt man sie in die Sonne oder in den Backofen. Die ge trockneten Pilze müssen in einem trockenen Raume in Gläsern oder in Papierdüten hängend aufbewahrt werden. Will man die getrockneten Pilze verwenden, so muß man sie vor dem Gebrauche wie getrocknete- Obst in lauwarmem Wasser einweichen oder man zer stoße sie zu Pulver und füge dasselbe als Würze zu den Saucen. Manche Hausfrauen zerstoßen die Pilze gleich nach dem Trocknen zu Pulver und bewahren dieses in Gläsern auf. Glashütte. Die Freiw. Feuerwehr zu Glas hütte, welche am 8. Juli 1858 auf Anregung deS verstorbenen Steuereinnehmers Mende gegründet wurde und s. Z. den Namen „Turner-Feuerwehr" erhielt, begeht am 11. September das Fest ihres 40jährigeu Bestehens. Am selben Tage wird der Feuerwehr- Bezirkstag der Amtshauptmannschäst Dippoldiswalde hier abgehalten. Außer den Feuerwehren des Bezirk werden etwa 20 Wehren der nächsten Umgebung ein geladen und jedenfalls erscheinen. Glashütte. Der durchgebrannte Kassirer der Uhrmacher-Krankenkasse Kuhnt ist vorigen Dienstag in Dresden verhaftet worden. Der Fehlbetrag be ziffert sich über 1600 Mark. Kuhnt war bereits 13 Jahr Kassirer. — Die Ernte hat nun auch hier und in der Umgegend begonnen. Es steht alles ausgezeichnet. Lauenstein. Der czechische Handarbeiter Jacob Nod-Ulgohad brachte in der Nacht zum 13. Juli d. I. seinem Landsmann, dem Arbeiter Josef Titera, auf der Müglitzthalstraße bei Lauenstein gelegentlich eine» Handgemenges nicht weniger als 18 Wunden mit dem Taschenmesser im Gesicht, am Kopfe und am Nacken bei. Der inzwischen geheilte Verletzte hat sich nach Böhmen gewandt und konnte als Zeuge nicht ermittelt werden. Das Urtheil des Landgerichts zu Dresden lautet auf 1 Jahr 6 Monate Gefängniß. Dresden. In Gemäßheit einer Verordnung des Königlichen Kultusministeriums hat im Einverständnisse mit dem evang.-luthersschen LandeLkonsistorium in den Volksschulen von Ostern d. I. ab die gedächtnißmäßige Einprägung von 18 Bibelstellen und einer Anzahl Liederverse nicht mehr zu erfolgen. Sie sollen jedoch auch in Zukunft im Religions-Unterrichte gehörig be sprochen und verwerthet werden. — Auch die Mitglieder der konservativen Fraktion der 2. sächsischen Ständekammer haben eine Beile« ds- Ad resse an den Fürsten Herbert Bismarck gesandt. Freiberg. Vom kgl. Landgericht wurde der Expedient Paul Neinhold Holzhöfer, geb. am 27. Sept. 1879 zu Dippoldiswalde, wegen Unterschlagung und Untreue zu 5 Wochen Gefängniß verurtheilt. Mohorn. Mehrere ausländische Arbeiter pflückten am Mittwoch unerlaubter Weise von den von dm Handelsmann Winkler in Grund gepachteten Kirsch bäumen. Winkler beauftragte seinen etwa 20jährigen Sohn, die Diebe zu vertreiben. Als dieser bei den Kirschbäumen ankam, stach ihn einer der Diebe, der vom Baume herabgesprungen war, in die Hand und in den Arm. Zwischen den Leuten, die Winkler zu Hilfe eilten, und den ausländischen Arbeitern entspann sich alsbald em Kampf, in dem die Ausländer derart mit dem Messer umgingen, daß die Feuerwehr zur Unterstützung der Einheimischen herbeigerusen werden mußte. 6 Messerhelden sind in der Nacht noch ding fest gemacht worden. Durch die Gendarmerie wurden am Donnerstag 5 Personen der Behörde ,»geführt. Winklers Zustand erforderte seine Aufnahme im Krankenhause. Frauenhain. Dieser Tage wurden in hiesiger Flur auf einem Felde am Gröditz-Pulsener Wege beim Ackern einige Urnen gefunden. _ Königsbrück. Eine Ueberraschung wurde dem