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Die ,Weißer«--Zeitung" erscheint wöchentlich drei» «al: Dienstög, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 85 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlia, 42 V?n. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-ZkitW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bet da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung findet^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder derm Raum berechnet. — Ta» bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den! Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Lmf«fiM für die Königliche Umtshauptm-nnsch-ft, das Königliche Amtsgericht und den Ktadtraih zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redactmr: Paul Jehnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigrm -m-Nri-tm UnterhaltungSblatt". Mit land- und haulwirthschaftlicher MonatSbeilage. Nr. 89. Dienstag, dm 2. August 1898. 64. Jahrgang. Friedrichsruh. In den späten Nach mittagsstunden deS 30. Juli verbreiteten sich von Friedrichsruh aus wieder sehr be unruhigende Gerüchte über das Besinnen des Fürsten Bismarck. Namentlich plagte der Husten, an welchem der Patient schon länger litt, den Fürsten während der Nächte, sodaß die Nachtruhe öfters unterbrochen war. — In der Umgebung des Fürsten hatte man jedoch von einer schlimmen Wendung keine Ahnung, wes halb auch Graf Wilhelm Bismarck noch am 30. Juli von Friedrichsruh abreiste und Prof. Echwenninger, der daselbst ab wesend war, erst am Abend wieder dahin zurückkehren wollte. Das Befinden des Fürsten besserte sich aber nicht, und am Abend des 30. Juli um 11 Uhr rst er gestorben. — Das gesammte deutsche Volk steht trauernd an seiner Bahre; was ihm Bismarck gewesen, steht unauslöschlich in den Blättern der Geschichte, unverwischbar in den Herzen aller Deutschen geschrieben. Gedenktage für 1898. Zum 70. Geburtstag und 25jühr. Regierungsjubiläum König Alberts von Sachsen. 2. August. 1869. Großes Grubenunglück auf dem Segengottesschacht im Plauenschen Grund; 274 Bergleute verloren ihr Leben. 3. August. 4872. Eröffnung der Eisenbahn Annaberg-Weipert. Pas MW Chaos in Werreich.' Gras Thun, der österreichische Ministerpräsident, ist mit seiner Regierungskunst nun ebenfalls glücklich aus dem „todten Punkt* angelangt, wie vor ihm schon Graf Bavent und Freiherr von Gautsch. Denn der erfolgte Schluß des bislang vertagt gewesenen ReichSrathS beweist zur Genüge, daß auch der jetzige leitende Staatsmann Oesterreichs in den stetig wachsen den inneren Nöthen des buntscheckigen Kaiserstaates nicht mehr ein noch aus weiß, daß er den Versuch, mit dem ReichSrath zu einer Verständigung über die wichtigste innerpolittsche Frage, die Sprachenfrage, zu kommen, als hoffnungslos aufgegeben hat. Natürlich ist mit dem allerhöchsten Orts verfügten formellen Schluß der ReichSrathssession auch die parlamenta rische Erledigung der Vorlagen betreffs des Ausgleichs mit Ungarn unmöglich geworden, und es wird nun die Fortführung des Ausgleichs wieder auf provtsori- Ichem Wege bewirkt werden müssen, vorausgesetzt, daß man in Pest hierein willigt, was noch sehr abzu warten bleibt. Jedenfalls ist aber Gras Thun mit seinem politischen und parlamentarischen Latein einst weilen zu Ende und somit steckt man in Oesterreich von Neuem im schönsten polnischen Chaos drin. Wie der schon seit Taaffe's Zeiten gründlich verfahrene österreichische EtaatSkarren aus besagtem Sumpf her- auSkommen soll, da» ist vorerst noch ein Gehetmniß seines Lenkers. Einen bestimmten Entschluß scheint der Graf Thun noch nicht gefaßt zu haben, eS heißt, daß sich in den Wiener Regierungskreisen zwei Strö mungen bekämpfen, die eine soll dafür sein, daß bis auf Fernere» unparlamenlarisch, lediglich mit Zuhilse- nähme de« AllerweltSparagraphen 14 der österreichi schen Verfassung regiert, d. h. also, daß einfach nach berühmtem Muster „fortgewurstelt* werde. Die zweite Strömung dagegen dränge, wie weiter verlautet auf eint radikale Lösung der vorhandenen Schwierigkeiten hin, deren Kernpunkt darin bestünde, ein neues Se- sammtabgeordnetenhaus für Oesterreich auf direktem Wege durch die einzelnen Landtage wählen zu lasten. Ein auf solche Weise zu Stande gekommenes Parla ment würde, wie von den Vätern deS Planes viel leicht nicht unrichtig spekulirt wird, die Lösung der Sprachenangelegenheit einfach dem Landtage zuschieben, seinerseits selber aber das AusgleichSprovtsorium mit Ungarn beschließen, womit der Regierung nach beiden Richtungen hin geholfen wäre. Vorerst möchte in dessen noch zu bezweifeln sein, ob die Thua'sche Re gierung wirklich den Muth haben würde, den letzteren Weg einzuschlagen, also den Reichsrath aufzulösen, das bisherige Wahlrecht zu suspendiren und den neuen ReichSrath durch die Kronlandtage wählen zu laffen, ihn demnach von letzterem abhängig zu machen. Wahrscheinlicher ist es, daß Graf Thun ein so bedenk liches politisches Experiment vorerst aufstecken und sich dafür mit dem erwähnten § 14 der Verfassung, der ja die provisorische Jngangerhaltung der Staats- Maschinerie auch ohne Parlament ermöglicht, behelfen wird, eine Methode, die zudem vortrefflich in das von den jeweiligen leitenden Persönlichkeiten des Kaiserstaates schon längst beliebte Rezept deS „Fort- frettenS" paßt. Wahrscheinlich werden die öster reichischen Deutschen bei dieser Politik des Leben» von der Hand in den Mund wiederum, wie schon bislang, die Zeche bezahlen müssen, dadurch, daß die Regierung den slavischen Völkerschaften weitere Zu geständnisse auf dem einen oder dem anderen Gebiete gewährt. In solcher seit dem Taaffe'schen Regierung eingerisienen steten Bevorzugung des Deutschthums liegt aber die Grundursache der heutigen haltlosen Zustände in Oesterreich, denn die Deutschen beginnen sich natürlich immer energischer und rücksichtsloser ihrer Haut zu wehren und so hat sich denn der politische Kampf der Nationalitäten unter einander wie theil- weise auch gegen die Regierung entwickelt, der in Oesterreich nun jchon durch Jahre hindurch an der „Tagesordnung* ist. Derselbe kann jedoch nicht ohne Einfluß auf die auswärtigen Beziehungen Oesterreichs, speziell zu seinen Verbündeten Deutschland und Italien, bleiben, denn die fortdauernden Wirren in Oesterreich müssen schließlich denn doch auch dessen Aktionsfähig keit nach außen schwächen und hi rmtt seine Be- werthung als Dreibundsmacht herabdrücken. Im Be sonderen ergiebt sich für Deutschland aus den inneren Kämpfen in Oesterreich wegen der hierbei zu Tage tretenden fast systematischen Zurücksetzung und Drang- salirung deS Deutschthums eine immer schwierigere Stellung. ES ist geradezu widersinnig, wenn das deutsche Reich ein inniges Schutz- und Trutzbündniß mit Oesterreich unterhält, während in letzterem Staats wesen immer sichtlicher eine deutschfeindliche Strömung in der inneren Politik zum Durchbruch kommt; eS steht darum zu befürchten, daß an dieser Klippe das deutsch-österreichische Bündniß eines Tages zerschellen wird, falls nicht bald ein Umschwung in der inneren österreichischen Politik eintritt. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Der unter der Leitung seines Vorsitzenden, Herrn Stadtrath Reichel, unermüdlich arbeitende Verkehrsausschuß hielt am Sonnabend im Bahnhofshotel wieder eine Sitzung ab. In der selben handelte eS sich diesmal um eine Angelegen heit, welche nicht nur für die Stadt sondern auch für einen größeren Theil unseres Gebirges von höchster Bedeutung ist, nämlich um die Erlangung einer nor malspurigen Eisenbahn „Niedersedlitz-LandeS- grenze*, welche Linie außer anderen Vortheilen be sonders auch die Ausschließung deS „Wilden Weißerttz- thaleS" zu Gute käme. ES waren deshalb auch Ein ladungen an viele Gemeinden und Besitzer größerer Grundbesitze u. s. w. ergangen, worauf folgende Ort schaften, viele durch mehrere Herren vertreten waren: Ammelsdorf, Hirschbach, Hausdorf, Hermsdorf, Henners dorf, Hartmannsdorf, Häslich, Kreischa, Lockwitz, Niederpöbel, Pretzschendorf, Pöbelthal, Reinhardt-» grimma, Röthenbach, Reichenau, Reichstädt, Reinholds hain, Schönfeld, Steinbrückmühle und Eeyde. Der ebenfalls eingeladene Herr AmtShauptmann Lossow war leider abgehalten zu erscheinen, hat aber seine solle Unterstützung der Angelegenheit versichert. Mit grober Freude nahm die Versammlung von dieser wohlwollenden Gesinnung Kenntniß. — Die Sitzung selbst nahm einen raschen und außerordentlich be friedigenden Verlauf. Nach einer kurzen, herzlichen Begrüßung, sprach der Vorsitzende sich nochmals über den Zweck der Sitzung, eine Bahn „Niedersedlitz- LandeSgrenze* zu erlangen, aus und betonte besonders, daß ein Zusammenschluß aller Interessenten und un bedingte Einigkeit nöthig sei. Eine Zersplitterung da gegen, wie leider seither vorhanden, versetze die Aus sicht auf eine Bahn überhaupt wieder in nebelhafte Ferne. Darauf schilderte Herr Stadtrath Mende den Lauf der geplanten Linie eingehender und bittet eben falls um festen Zusammenschluß, da eS von größtem Vortheile sei, wie auch der Herr Vorsitzende schon be tont hatte, dem Landtage eine annehmbare fertige Linie vorlegen zu können. Die nun erfolgten Aus sprachen verschiedener Herren darauf, enthielten die Erklärung des Einverständnisses mit den Ausführungen der genannten Vorredner, Das auch zur Sprache kommende Projekt „Pöbelthal* findet nur mäßige Unterstützung, da man wissen will und glaubt, daß dasselbe viel weniger Aussicht auf Verwirklichung habe, als ersteres. Besonders weist man darauf hin, daß diese kurze Strecke wohl kaum normalspurig gebaut werden würde, woran aber gerade die Versammlung für ihr Projekt festzuhalten gewillt ist, nachdem be sonders vom Vorsitzenden auf die llebelstänve der Schmalspur wiederholt aufmerksam gemacht worden war. Die nunmehr vom Vorsitzenden nach diesen Aussprachen vorgenommene Abstimmung ergiebt, daß sich von 55 Anwesenden 50 für die erwünschte Bahn „Ntedersedlitz-LandeSgrenze* erklären und dies durch ihre Unterschrift bestätigen. Auch ein Appell des Vor sitzenden an die Opferwilligkeit der BetySiligten einen Beitrag jetzt oder später zur Bestreitung der Kosten der nötigsten Vorarbeiten zu zeichnen, hatte sogleich einen guten Erfolg. Nachdem endlich die anwesenden Herren noch besonders darum gebeten worden waren, ür die nun aufzustellende Petition zu wirken und Unterschriften zu sammeln, schloß der Vorsitzende, Herr Stadtrath Reichel, die Sitzung mit einem „Glück auf" aufs Gelingen dieses gemeinnützigen hochwichtigen Unternehmens. — Dem So mm er fest des FechtvereinS war die Witterung soweit noch günstig, daß es zwar im Freien etwas kühl, aber doch trocken blieb, und nach und nach füllte sich auch der Schützenhausgarlen mit Fest- theilnehmern, die sich an den Klängen der Stadtkapelle erfreute, am Glücksrad verschiedene Süßigkeiten er hofften., bezw. gewannen, in einer Schiebhalle ihre Treffsicherheit prüften und dem weltberühmten Edison- schen Phonographen lauschten. Liebliche Blumen verkäuferinnen schmückten die Käufer mit den Kindern der Gartenflora, während ein beilschwingender Indianer häuptling zunächst zum Schrecken der Kinder, dann aber, als alter Bekannter erkannt, zur Belustigung derselben seine wilden Sprünge unternahm oder auf dem Zweirad fahrend die Jugend wie der Komet seinen Schweif hinter sich folgen ließ. Auf der Galerie des Saales waren die 350 am Montag nachm. 6 Uhr zur Verloosung kommenden Gewinne zur Besichtigung aus gestellt. Im Lause des Nachmittags gingen die letzten von den 1100 Loosen reißend ab. Am Abend fand ein Festball statt, der zwar nicht überfüllt, aber um so gemüthlicher verlief. — Vom Vorstand des Gewe rbeverein» ztrkulirt eine Einladung zu einem Ausflug nach Potschappel, wo am Freitag Vormittag eine Sußstahlwaaren- und