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Die ..Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — «reis vierteljährlich 1 M. Ä Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg,, einmonatlich 43 Mg- Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- stellungm an. Wchekitz-Zkltmr. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche beide» bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr »in fame Verbreitung stndeu, werden mit 10 Pfg. dis Spaltenzeile oder per« Raum berechnet. — Lae bellarische und compliciktp Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Anae- sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für di- Königliche Umtshauptmannschafi, das Miglich- Amtsgericht und dm Städtisch zu Mpxoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem „Jllustrirten UuterhaltungSblatt". Mit land- und hauswirtbschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 87. Donnerstag, den 28. Juli 1898. 64. Jahrgang. -Lokales und KLchstfche«. Dippoldiswalde. Zu der im nächsten Jahre hier abzuhaltenden Ausstellung sind in letzter Zeit weitere einleitende Schritte gethan und liegt gegenwärtig die Arbeit bei mehreren Ausschüssen. Ueber das Fort schreiten der Arbeiten werden wtr unsere Leser stets unterrichten. — Nachdem im Vorjahre mit den Obstbau skursen für Lehrer bei uns in Sachsen ein glück licher Anfang gemacht worden ist, werden auch in diesem Jahre dergleichen Kurse in Bautzen, Leipzig und Waldenburg stattfinden, und zwar während der Som merferien vom l. bis 13. August. Die bereits wenig stens von Bautzen aus versandten Arbeitspläne lassen uufS Neue die außerordentliche Sorgfalt erkennen, mit welcher man von Seiten der betr. Lehranstalten bestrebt ist, durch weise Verbindung von Theorie und Praxis das entgegengebrachte Interesse der Theilnehmer recht fruchtbringend zu gestalten und so neue Pioniere für den Obstbau zu gewinnen. Voriges Jahr konnten von 68 eingeaangenen Anmeldungen (aqs hiesigem Bezirk 5) nur 25 (von hier 3) berücksichtigt werden; gewiß rmrd auch tn diesem Jahre der so wohlgeplanten Sache dasselbe Inter, sse enlgegengebracht werden. — An der Obst und Gartenbauichule in Bautzen beginnt auch ein neuer Kursus für junge Leute, die sich dem Obst- und Gartenbau widmen wollen (Wo nung und Beköstigung vierteljährlich 85 Mk.) Nicht an studen tisches Auftreten, sondern an Arbeitsamkeit und Ein fachheit in den Ansprüchen werden dieselben dort nach eigener Anschauung gewöhnt, und ist ihnen nach Ao- solotrung des Lehrkursus außerdem Gelegenheit ge boten, in die dasige Gartenwirlhschast als Gehilfe vei einem Monatsgehalte von 50—60 Mk. behufs prak tischer Weiterbildung einzutreten. — Mit Rücksicht auf den von sachkundiger Seite erfolgten Hinweis darauf, daß der Beiunv in den beim Umbau von Kirchen rc. geöffneten älteren Grüften oftmals von Wichtigkeit für di. AlterthumS- und Volkskunde sein kann, spricht sich das evangelisch- lutherische LandeSkonststorium in einer Verordnung dahin aus, daß auch diesen Interessen gegenüber daran fest gehalten werden muß, daß zur O-ffnung -und Durchforschung von Grüften gelegentlich eines Umbaues einer Kirche nicht ohne Noth und nament lich nicht bloß um solcher Interessen willen verschritten -werden darf, und daß, wenn es zum Oeffnen einer Gruft kommt, die Särge, die Leichenttberreste, die Leichenbekleidung rc. mit größter Schonung zu be handeln sind. Zur Wahrung der obenerwähnten In lereffen ist aber bet Oeffnung von Grüften jedenfalls die Anwesenheit eines sachverständigen Vertreters der Alterthums- und Volkskunde als erwünscht zu be zeichnen, und es empfiehlt sich, den Vorstand des Königlich sächsischen AlierlhumSoerein möglichst recht zeitig hiervon zu benachrichtigen, außerdem aber den nächsten ortSgeschichtltchen Verein tn K.nntniß zu setzen. Handelt eS sich um Schmucksachen, so würde auch der Direktor des Königlichen Grünen Gewölbes, Geh. Hosrath vr. Erbstein, zur Besichtigung bereit sein. Da« LandeSkonststorium spricht die Erwartung ÄUS, daß Geistliche und Kirchenvorstände eS sich gern angelegen sein lassen werden, obige Interessen gewahrt -u sehen, erwartet aber auch, daß die Rücksicht auf die Beigesctzten und ihrer Familien niemals hintan gesetzt und um jener Interessen willen der Bau jeden falls nicht unnöthig aufgehalten werde. 1" Wie alljährlich, finden auch Ende dieses Sommer- semesterS.wiederum größere Tekrainausnahmen seitens -er Etudirenden der König!. Sächsischen Technischen Hochschule zu Dresden unter Leitung des Herrn Prof der Geodäsie Pattenhausen und seines Assistenten des Herrn Dozent Ehnert, statt. Als Gebiet für diese Vermessungsarbeiten ist die Gegend zwischen Welsch. Hufe, Hähnichen, Goldne Höhe, Poffendorf und WilmS dorf gewählt worden, also in der Hauptsache das Poisenthal. Die Aufgabe lautet: es soll behufs Pro- jektirung einer Eisenbahn das Poisenthal im Anschluß an Punkte, deren rechtwinklige Koordinaten in Bezug auf den Koordinatenursprüng der König!. Sächsischen Landesaufnahme (33 Großenhain), beziehentlich Höhen über (Normal-Null) gegeben sind, ausgenommen und im Maßstabe 1 : 1000 kartiert werden. Durch Koordinatenlinien im Abstand von 500 in ist die ge- sammte Fläche, welche dieses Jahr zur Vermessung gelangt, in sieben quadratische Sektionen zerlegt worden. Es nehmen gegen 40 Studirende an diesem geodätischen Praktikum theil, sodaß jede Sektion etwa sechs Theilnehmer zählt. Vom Luchberge. Daß „Berge weichen und Hügel hinsallen", scheint sich nun auch, wenn auch noch nicht so bald, so doch in nicht mehr allzuferner Zeit, an dem Wahrzeichen unsrer hiesigen Gegend, dem Luchberge, bewahrheiten zu sollen. Nachdem man ichon seit einigen Wochen mit AbräumungS- und Wegebauarbeiten begonnen hat und dieselben auch noch längere Zeit in Anspruch nehmen werden, ist in diesen Tagen zwischen den Unternehmern und den Vertretern der fiskalischen Straßenverwaltung Vertrag über das zu liefernde Straßenmaterial geschloffen worden, da die Untersuchung des bereits angebrochenen eigentlichen Basaltselsens vorzügliche Beschaff mheit des Gesteins ergeben h-tte, gleichwerthig mit dem seither am Wilisch gebrochenen Eine Arbeiterschaft von 22 Mann geht jetzt bereits dem „alten Knaben" rüstig zu Leibe, um vielleicht vom Herbste ab jährlich wo möglich noch über 5000 Kubikmeter Wegebaumaterial nur an Staatsstraßen liefern zu können. Der Berg wandert ins Th^l, und gar bald dürften dann auch die seither rothen Chausseen unseres Weißeritz- und MüglitzthaleS „blau anlaufen". Alter, trauter Freund, hätte es sich wohl dein Berggeist in deiner Jugend, wo dir noch als Schornstein des unterirdischen Götter schmieds Vulkan das Innere in flüssiger Gluth ent quoll, träumen lassen, daß Dein nun altbemostes F-lsenhaupl auch dem Nützlichkeitsprinzlp der später geborenen Menschenkinder fallen soll? Hirschbach. Vorigen Sonnabend, den 23. Juli, konnte bas Schiertzsche Ehepaar Hierselbst das goldene Ehejubiläum sei-wn. — Am frühen Morgen wurde dem noch geistig und körperlich rüstigen Jubelpaar durch den Gesangverein ein Ständchen gebracht. Im Laufe des Vormittags überreichten unter Ansprache und Beglückwünschung der Herr Gemeindevocstand und Vertreter des Gemeinderathes die vdn der Gemeinde gestifteten, ansehnlichen Geschenke. Auch vom Herrn VorwerkSbesitzsr Voigtländer Tetzner ist das Braut paar in hochherziger Weise reichlich beschenkt worden. Am Nachmittage wurde das Paar unter zahlreicher Bethetltgung der Gemeinde in der Wohnung abgeholt und nach dem Gasthofe geleitet, woselbst die durch Herrn Gemeindeoorstand Hultsch von der Feier in Kenntniß gesetzten Verwandten dasselbe erwarteten. Hier im Saale empfing Herr Pastor Hoffmann-Rein hardtsgrimma das Jubelpaar, hielt demselben eine feierliche Ansprache mit nochmaliger Einsegnung und überreichte hieraus eine vom Königl. Hohen Landes- Konsistorium gestiftete Prachtbibel. Einige Stunden fröhlichen Beisammenseins schloffen diese Feier. Es ist tn einem Zeiträume von 5 Jahren bereits die dritte goldene Hochzeit, die in unserm freundlichen Dörfchen tn gleicher Weise gefeiert werden konnte. Kreischa. In unserm Ort hat man bereits mit oem Roggenschnitt begonnen. Hier und da prä- sentiren sich vor unseren Augen Puppen. Es fehlt nur recht warme Witterung. Hoffentlich tritt diese bald einmal ein, denn in 6 Wochen beginnt unser Jahrmarkt, und das Erntedankfest ist da gewöhnlich schon vorüber. — Auf dem Wege von der Hummelmühle bei Kreischa nach Kautzsch wurde tn voriger Woche an der in den sechziger Jahren stehenden Wittwe Wolf auS KleinkarSdorf ein grobes Sittlichkeitsverbrechen verübt. Der Unhold hatte seinem Opser den Mund mit einem Taschentuche zugestopst, sodaß die Frau keinen Hilferuf von sich geben konnte. Der Ver brecher, welcher anständig gekleidet gewesen sein soll, ist leider entkommen. Lauensteiu. Am 22. ist auf Anordnung der Kgl. Staatsanwaltschaft der hiestge Bürgermeister Schwenke wegen Verdachts von Unregelmäßigkeiten in seinem früheren Amte in GerSdorf b. Zw. in Unter suchungshaft genommen worden und hat vorher sein Ami als Bürgermeister niedergelegt. Ob und inwie weit dieser Verdacht begründet ist, wird die Unter suchung ergeben. Attenberg. Von Sr. Maj. dem König ist dem Handarbeiter Friedrich Wilhelm Kaiser und dessen Ehefrau aus Anlaß deren fünfzigjährigen Ehejubiläums aus dem EtistungSfonds für hilfsbedürftige und würdige Jubelehepaare eine Unterstützung von 90 Mk. Allergnädigst bewilligt worden. Tharandt. Frau Hegewald, die bei dem Brande in de: Sonntagsnacht schwere Verletzungen erlitten hatte, ist noch am selben Tage im Stadtkrankenhause zu Dresden verstorben. — Wie man uns mittheilt, ist am 25. Juli Abends der Bauunternehmer Kramer und am 26. Juli früh der Arbeiter JunghanS als der Brandstiftung verdächtig, gefänglich eingezogen worden. Die Entdeckung der Schuldigen soll durch eine größere Quantität Petroleum erfolgt sein, die im Konsumverein gekauft wurde und über deren Verbleib keine genügende Auskunft gegeben werden konnte. Dresden. Die gegenwärtige Erneuerung deS Zwingers erweist sich als eine ebenso umfangreiche als zeit raubende und schwierige Ausgabe für die drei damit betrauten Künstler. Die Sandsteinarchitekturen und Bildhauerarbeiten sind bereits in früheren Jahren schon einmal mit Oelfarbe gestrichen worden, um der Ver witterung vorzubeugen, und schon damals hat sich diese Manier als sehr zweckmäßig gezeigt. Die Er neuerung des prächtigen Bauwerkes geschieht jetzt tn folgender Weise. Zunächst werden alle Ornamente mit Natronlauge abgewaschen, worauf Bildhauer und Maurer die schadhaft gewordenen Stellen wieder er setzen. Diese Arbeit ist ganz besonders umfangreich, denn die Verwitterung hatte an manchen Stellen schon beveutende Fortschritte gemacht. Nun werden alle mit Cem nt verputzten Stellen mit Salzsäure bestrichen, um den im Cement enthaltenen Salpeter zu beseitigen, woraus alle diese Stellen gefirnißt werden. Dann folgt ein zweimaliger dünner Ueberzug mit OelwachS- färbe und zum Schluß ein einmaliger Anstrich mit Wachsfarbe, um den matten Sandsteinton zu erzielen. ES werden hierzu nur chemisch ganz reine Materialien verwendet, und die Arbeiten selbst stehen unter der täglichen Aussicht deS Herrn Landbaumetster Reichelt. Die bereits fertiggestellten und wieder abgerüsteten Theile lassen übrigens erkennen, daß die eigenartigen und charakteristischen Formen des ganzen Baues durch diese Erneuerung nicht im geringsten gelitten haben. Freiberg. Das hiesige umfangreiche Alter- thumsmuseum befindet sich jetzt im zweiten Stocke des Rathskellergebäudes in viel zu engen Räumen, so daß viele der dort aufgestapelten kostbaren Alter- thümer infolge Mangels an Licht und Platz nicht die genügende Beachtung finden können. Deshalb steht der Alterthumsverein, welcher Eigenthümer der werth vollen und sehr sehenSwerthen Sammlung ist, wegen Ankaufs eines alten Hauses in Unterhandlungen, die demnächst zu einem günstigen Resultate führen dürften. Das HauS soll dann entsprechend umgebaut werden und außer dem AlterthumSmuseum auch noch den Bilderschatz deS Freiberger Kunstoereins und die Sammlung aus der Knabenschule auftiehmsn, wodurch den Fremden die Besichtigung der werthvollen Samm-