Volltext Seite (XML)
Die ,,WeiSeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Wg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- sialten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- stellungm an. Wchmtz-Mms. Anzeiger für DippoMswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umtstzauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. MU -aUs-U,«.-. „Nu,Ur,.« Un„ri°ttu««.dl-,.". MU !««»- »°d „-«.»IE»-«»»-- Nr. 78. DomerStag, dm 7. Juli 1898. 64. Jahrgang. Lokales und Sächkfches. Dippoldiswalde. Nach langjähriger, höchst er sprießlicher Thätigkeit als städtischer Branddirektor hat Herr StadtgutSbesttzer Müller nunmehr genanntes Amt ntedergelegt. Eines seiner Hauptziele in dem selben war eS, die Pflichtfeuerwehc immer besser zu organisiren und ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen, und eine verdiente Genugthuung muß es ihm beim Scheiden aus diesem Amte sein und bleiben, daß es ihm vergönnt war, gerade dieses Ziel mit Hilfe seiner Führer glänzend zu erreichen. Als Nachfolger Herrn Müllers wählte der Stadtrath He'rn Lehrer Adner, während zu Adjutanten die Herren Fabrikant Teicher und Lehrer Unger gewählt worden sind. — Vierzehn Schüler der Stadtschule hauptsächlich der 7. Mädchenklasse angehörig, müssen gegenwärtig dem Unterrichte wegen Erkrankung an den Masern fern bleiben. Auch in einzelnen umliegenden Land gemeinden soll diese Kinderkrankheit zur Zett epidemisch auftreten. Die Sommerserien an der Stadtschule beginnen Montag, den 17. Juli, und schließen mit Sonnabend, den 6. August. — Die Gartenstrabe, früher Schloßmauer, führt ihren Namen mit immer größerer Berechtigung, denn noch in diesem Herbste wird Herr Fleck, der bisherige Pächter der Göflelschen Gärtnerei, welche Herr Philipp gekauft hat, eine neue Gartenanlage aus der an der Schloßgartenseite gelegenen Wiese erreichten. Sein Verkaufslokal dagegen wird er in einen Laden am Markte verlegen. Dippoldiswalde. Der verhältnißmäßig gute Be such der Versammluug des Gewerbevereins am Mon tage ließ erkennen, daß die Tagesordnung von größerem Interesse war, galt es doch, ein Komitee zu der für's nächste Jahr geplanten Ausstellung gewerblicher^»»!» landwirthschastlicher Erzeugnisse zu wählen. Es wurden «ns der Milgliederzahl 16 Herren auserlesen, die mit dem Gesammtvorstande das Komitee für die Gewerbe - ausstellung bilden sollen, das in nächster Zeit seine Thätigkeit beginnen wird. Darauf entspann sich eine längere Aussprache über allgemeine Gesichtspunkte be züglich der Ausstellung. So kam besonders der Wunsch zum Ausdruck, daß in erster Linie eigene Erzeugnisse »und in zweiter erst Handelsartikel zur Ausstellung zu gelassen werden möchten. Ferner wurde beschlossen, Anfang August dieses Jahres eine Excursion zu unter nehmen, und der Vorstand beauftragt, Erkundigungen Darüber einzuztehen, in welchen Etablissements des Plauenschen Grundes ein Besuch gestattet sei. — Verlebt ein Sachse oder Thüringer, überhaupt ein Mitteldeutscher mehrere Jahre in ländlichen Be zirken Norddeutschlands, so vermißt er fast schmerzlich zwei ihm liebgewordene, einen Bestandtheil seiner ge- müthlich gesellschaftlichen Bedürfnisse bildenden Volks feste, das sind in den Dörfern die Kirmessen und in Den Städten die Vogelschießen. In Gleichmäßigkeit And Eintönigkeit gehen die Tage und Wochen des Jahres dahin und drücken ihr abgeflachtes Gepräge uuch den Gemüthern und der geistigen Regsamkeit der großen Masse der Bewohnerschaft aus. Kurzsichtigkeit möchte vielleicht meinen, das sei dem Wohlstände der Bevölkerung nur zum Vortheil, denn da würde mancher Groschen nicht unnütz auSgegeben. Aber, schlecht ge rechnet, mein Lieber! Welcher Thaler bringt mehr Nutzen, der wohlverwahrt im Geldsack ruht, oder der jenige, der von Hand zu Hand rollirt und dadurch seinen Segen verzehn-, ja verhundert- und vertausend facht? Allerdings sind wir weit davon entfernt, dem Leichtsinn und der Verschwendung das Wort reden -u wollen., Aber wohler fühlt sich doch ein Volk, in dem bei aller Hochhaltunq des Ernsten und Heiligen auch Beherzigung findet das Lied: „Freut euch des Leben» rc.I" Von diesem Standpunkte aus begrüßen wir auch die» Jahr das nahende Vogelschießen der hiesigen Echützengesellschaft, da» nächsten Sonntag seinen Anfang nehmen wird. Schon hat sich zum größten Gaudium der Jugend das Karussell eingesun den, dem in diesen Tagen noch vieles Andere folgen wird, das der Kauf- und Schaulust Gelegenheit bieten wird. Daneben werden die Wirlhe im Schützenhaus, in der Halle und im Zelte mit erfrischenden Getränken und feinen Speisen aufwarten und den Aufenthalt auf unsrer grünen Aue zu einem angenehmen machen, während das junge Volk, wie Schiller die jungen Damen und Herren zu nennen beliebt, zum Tanze fliegen können. Die verschiedenen Deputationen der Echützengesellschaft sind in rühriger Thätigkeit, dem Festplatz durch festliche Dekoration und Illumination ein äußerlich prächtiges Gewand zu verleihen, und vor Allem wird auch der Vergnügungsausschub auf dem Festplatz durch ein Museum mit allerlei seltenen und lehrreichen Sehenswürdigkeiten, ganz besonders aber durch einen zeitgemäßen, glänzenden Aufzug am Montag das Publikum zu unterhalten und zu erfreuen bestrebt sein, wie auch die gern gekaufte und noch lieber gelesene Bogelwiesenzeitung mit ihren heiteren Erzählungen und harmlosen Scherzen wieder zum Abonnement zu dem spottbilligen Preise von jährlich IS Pf. einladet. Den Schluß- und Knalleffekt wird wie üblich am Dienstag ein Brillantfeuerwerk bilden, abgebrannt von Weber-Löbtau, uno ist nur noch zu hoffen und zu wünschen, daß den Schützen und ihren Gästen, den Wirthen und den Verkäufern die Fest freude nicht zu Wasser werde. — Der Betriebsleiter des hiesigen Elektrizitäts werkes, Herr Felix Sommer, verläßt am 1. August d. Js. unsere Stadt, um eine Jnspektorstelle bei dem städtischen Elektrizitätswerke in Dresden zu übernehmen. Reinhardtsgrimma. Zum Direktor des hiesigen Sparkassen-Verbandes mit Nachbarorten ist an Stelle des verstorbenen Herrn Ortsrichter Schreiber in Rein holdshain dessen Pflegesohn, Herr Otto Kästner, z. Z. in Dippoldiswalde, gewählt worden. Kreischa. Mit banger Sorge schauten am Sonn abend unsre Kinder und deren Eltern nach dem un freundlichen Himmel und kaum wagte man noch zu hoffen, daß unser Schulfest am nächsten Tage zur Ausführung kommen konnte. Um so größer war aber die Freude, als sich am Sonntag früh der Himmel mehr und mehr klärte und ein kräftiger Wind die düstern Wolken verjagte. Gegen 2 Uhr bewegte sich der Festzug nach der Jahrmarktswiese, die von Herrn von Zenker freundlichst zur Verfügung gestellt worden war. Der Tag hatte für die Schulgemeinde und für die Schuljugend eine besonders freudige Bedeutung, da die neue, vom Männergesangverein gestiftete Fahne geweiht werden sollte. Aus dem Festplatze stellten sich Schuljugend, Festjungsrauen, Deputationen der Vereine auf und um das errichtete Podium, und nach dem Festgesang von C. v. Gluck für gemischten Chor und dem allgemeinen Gesänge: Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren, weihte Herr Pastor Hempel in trefflichen Worten die neue Fahne und wies auf die Bedeutung der Farben, deS Bildnisses und des Eichenkranzes hin. Die Fahne ist von der Firma Hedwig Fttzau-Dresden außerordentlich schön und sauber gestickt und aus bestem Material hergestellt. Auf weißem Grunde ist das Brustbild unseres geliebten Königs in bunter Handstickerei und auf der anderen Seite steht die Widmung: Gewidmet der Schule zu Kreischa als Jubiläumsgabe am 23. April 1898. Herr Braumeister Göhler, z. Zt. Vorsteher des Männer- Gesangvereins, übergab nach der Weihe die Fahne, die sodann noch durch S prächtige Fahnenbänder ge schmückt wurde und zwar von den Festjungsrauen, von dem Militärverein, von der freiwilligen Feuer wehr, vom Turnverein und vom Kasinoverein unter entsprechenden Worten. Zum Schluffe dankte Herr Kantor Heunig allen Denen, die in so opferfreudiger Weise für die Anschaffung der Fahne sowohl als auch für das Schulfest eingetreten waren. Zum ersten Male wurde die neue Fahne dem stattlichen Feftzuge durch den ganzen Ort vorangetragen. Das Fest ver lief in gewöhnlicher Weise bei Spiel, Gesang. Reigen u. s. w. und nahm Abends 8 Uhr sein Ende. All gemein ist die Freude über die prachtvolle JubiläumS- gabe. Die Firma Hedwig Fitzau-DreSden hat für den verhältnißmäßig geringen Preis (235 Mk.) eine Fahne geliefert, die derselben zur hohen Ehre gereicht. Poffendorf. Am Freitag feierte Herr Kantor Helm hier sein 25jährtgeS Organisten-Jubiläum. Dem Jubilar wurden von allen Seiten Zeichen der Ver ehrung, Glück- und Segenswünsche entgegengebracht. Geising. Ja Aßmann's Gasthof ist dieser Tage durch einen daselbst wohnenden czechischen Arbeiter aus einem Zimmer, in welches der Dieb wahrscheinlich mit Hilfe eines Nachschlüssels gelangt ist, eine goldene Uhr mit Kette, sowie ein Posten Cigarren entwendet worden. Beim Durchsuchen der Kammer deS Thäter» fand man außer den vermißten Sachen eine ganze Anzahl aus früheren Diebstählen herrührender Gegen stände. Der Spitzbube wurde verhaftet. — Ein herbes Schicksal betraf die hiesige Schützen gesellschaft bei ihrem am 26. Juni abgehaltenen Schießen. Der Schützenkönig, ein strammer Grenadier, mußte TagS zuvor zur Uebung eintreffen. Anstatt des ScepterS hat er das Gewehr zu tragen und statt KönigSfrühstück ist ihm CommiSbrod beschieden! Laueusteiu. Herr AmtSthierarzt Augst hier ver öffentlicht in der „Sachs. Landw. Zeitschrift" einen längeren Artikel über „die Ziegenzucht im obere» Müglitzlhale", welcher viele interessante Winke über den regelrechten Körperbau, über die LebenSgewohn- heilen, die nöthige Pflege, Veredelung und den viel fachen Nutzen der Ziege, dieses so nützlichen HauS- thiereS, enthält. Wörtlich sagt der Verfasser: „Die Ziege versteht es, auf der Weide sich nur die besten Kräuter und Gräser herauSzusuchen, während sie alles andere (die schlechten und nachtheiligen Wiesenkräuter) unbeachtet läßt. Diesem gesunden und den Thieren außerordentlich zuträglichen Weidegange entspricht leider die Stallhaltung iu den weitaus meisten Fällen nicht im Entferntesten. Die Ställe sind niedrig, schlecht gelüftet und finster, ^a sogar in Kisten werden die Ziegen gehalten. Im Kuhstalle muß die Ziege in der Regel mit dem schlechtesten und finstersten Plätzchen sürlieb nehmen. Für sie ist eben das Schlechteste gerade noch gut genug! Würde diese schlechte Stall haltung nicht durch den Weidegang einigermaßen aus geglichen, so dürften die Ziegen bald verkommen. Also lasse man auch diesem nützlichen HauSthiere eine angemessene Pflege zu Theil werden, denn wenn man sagt: „Die Ziege ist die Kuh des kleinen ManneS", so besteht dies vollständig zu Recht. Frauensteiu. Im Eisenwaarengeschäft von Paul Mühle hier verübte ein frecher Bursche am Sonnabend einen Diebstahl. In der 10. Stunde Vormittag verlangte er Stellmacherbohrer zur Ansicht. Als die Gattin des Besitzers eine Anzahl vorgelegt hatte, suchte der diebische Kunde unter Mitnahme zweier Bohrer schleunigst oas Weite. Obwohl man sich als bald zur Verfolgung des Diebes aufmachte, gelang es demselben doch, sich in Reichenau in der Nähe der Friesenmühle auf kurze Zeit den Blicken der ihn Ver- folgenden zu entziehen und in der Richtung nach Ammelsdorf zu zu entkommen. Dem Vernehmen nach ist man dem Diebe aus der Spur und wird eS Hassent- sich gelingen, denselben bald hinter Schloß und Riegel zu bringen. Dresden. In der Landwirthschasts-Ausstellung zu Dresden bemerkte man am Sonntag, daß das Windrad der großen Rotherschen Turbine plötzlich nach "orn überfiel und dann hängen blieb, worauf man sich sofort daran wachte, das Rad herabzunehmen und zu untersuchen. Hier zeigte es sich nun, daß von