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Die ..Weißeritz. Zeitung" scheint wöchentlich drei- -inal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. HS Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlio) 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- -«alten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Mchklitz -Jeitms. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche beider bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk» same Verbreitung finden werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzelle SO Pfg. für die Königliche Umtsh-Uptmamschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadlralh zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Pälli Jehnc in Dippoldiswalde. Mit achtteilige« ,M«strirt« U-terhaltimgttlatt". Mit land» «ud h°«,N,tr1hfch°stlicher Nr. 74. . Dienstag, dm 28. Juni 1898. 64. Jahrgang. ' . . Gedenktage für 1888. Zum 70. Geburtstag und SSjiihr. Regierungsjubiläum König Alberts von Sachsen. 28. Juni. 1855. Eröffnung der Dresden-Tharandter Eisenbahn. 29. Juni. 1866. Gefecht bei Gitschin. Die Sachsen hatten einen Ver lust von 27 Offizieren, 587 Mann. fokales unv SääMches. Dippoldiswalde. In echt christlicher Demuth ge denkt der Deutsche dann am meisten der Trauer, wenn es ihm am wohlsten geht. In dieser Gesinnung feieit auch unsre Kirchengemeinde seit einer Reihe von Jahren am Anfang des Sommers das Johannissest in der Friedhofskirche mitten unter den Tobten, deren auch sonst wohlgepflegte Grabhügel am Freitag wieder frisch geschmückt waren mit den lebenden, jung ent sprossenen Kindern der sommerlichen Flora. Als Ge burtstag des Täufers JohanmS ist das Johannisfest auch der feierliche Ausdruck der christlichen Demuth und des festen Glaubens, und darum stellte Herr Diakonus Büchting in seiner Gedächtnißrede auf Grund des Ev. Matth. 3, l. 2. den Tod als Bubprediger und die uns vorangegangenen Tobten als unsre Herolde vor Gottes Thron dar, die unsre Trauer in Helle, lichte Freude verwandeln. Aber nimms ernst, mein Christ, und thue Buße! Nach Schluß des Gottesdienstes trug der Kirchenchor im Kirchhofe noch «inen Trauer- und einen Ostergesang vor, während die Kirchenbesucher die Gräber der Ihrigen und Be kannter besichtigten. — Das Theater-Ensemble des Herrn Theater direktor Julius Zahn zeigte am Freitag in der No vität „Bocksprünge", die auch den verstocktesten Sauer topf zum Lachen bringt, daß sie es versteht, dem hie sigen Publikum während der kurzen Zeit ihres hiesigen Auftretens recht amüsante Abende zu verschaffen. Bei tadellosen, ja feinen Kostümen und den räumlichen Verhältnissen nach schmucker Dekoration war jede Rolle von der richtigen Person besetzt, so daß die vom Stücke erheischte Charakterverwandlung oft in frappan tester Weise heroortrat. Die Hauptpointe des Abends lag, obwohl eigentlich alle Personen als gleiche Fak toren zum Gelingen beitrugen, in dem urkomischen Spiel deL Herrn Zahn und in der reizenden, an- muthigen und gewandten Schauspielkunst seiner Frau Gemahlin, wie auch die Frl. Geißler, Sandow, Stange und Meier gleich den übrigen Damen und Herren dem Spiel durch Anmuth und Geschick zum flotten Ganzen verhalfen. — Unter sehr zahlreicher Betheiligung seitens der Mitglieder der Bezirksvereine fand am Sonntage im hiesigen RathhauSsaale die Hauptversammlung der Miliiäroereine deS Bundesbezirkes Dippoldiswalde statt. Die Versammlung wurde durch die Anwesenheit hoher und werther Gäste, nämlich der Herren Amts hauptmann Lossow, Bezirkskommandeur Oberstlieutenant Bech-Pirna, Major Dietrich, der aus weiter Ferne herbeigekommen, Major Thiele und anderer hochge schätzter Offiziere, ausgezeichnet. Der Herr Bezirks vorsteher Neumerkel-Altenberg gab nach Eröffnung -der Sitzung der lebhaften Freude der Kameraden über «die Gegenwart der genannten Gäste mit beredten Worten Ausdruck. Herr Oberstlieutenant Bech dankte für den ihm gespendeten Willkommensgruß und ver sicherte, daß er den Militärvereinen sein wärmstes Interesse entgegenbringe. Der Herr Amtshavptmann Lossow gewann sich sofort die Herzen der Kameraden durch eine freundliche Ansprache, welche daraus hin deutete, daß sie in ihm einen neuen Freund und Förderer ihrer-Bestrebungen gesunden haben. In feierlicher Weise wurden durch den Vorsitzenden die meugewählten Vereinsvorsteher Srumbt - Seifersdorf, Heyne-DitterSbach, Putziger-Bienenmühle und Böhme- Höckendorf verpflichtet. Aus dem vom Vorsitzenden verfaßten und von Kamerad Lindig-Glashütte zu Gehör gebrachten Jahresberichte sei Folgendes erwähnt: Zu der Huldigung des König!. Sächs. Militärvereins- BundeS am 24. April, vor Er. Majestät in Dresden, welche von dem Präsidium, den Bezirksvorstehern, deren Stellvertretern und den Vertretern von 365 Vereinen mit 76 Fahnen und Standarten dargebracht wurden, sind vom hiesigen Bezirke nach einer An weisung durch das Bundespräsidium 1 Fahne und 6 Mann gestellt worden. Die an der Huldigung Be- rheiligten sind durch die Leutseligkeit Sr. Majestät hocherfreut worden. — Die Sammlung in den Ver einen für die durch Ueberschwemmung im vorigen Jahre heimgesuchtcn Kameraden hat die Summe von 452 Mk. und 70 Pf. ergeben, die zur Vertheilung gelangt ist. — Der Bezirk zählt zur Zeit 36 Vereine mit 3093 Mitgliedern, der jüngste Verein ist Ditters bach. — Ausgezeichnet worden sind die Vorsteher Seyfert-Seifersdorf und Kneisel-Poffendorf bei ihrem Scheiden aus ihren Vereinen durch Anerkennungs schreiben, sowie die Kameraden Zimmermann und Müller-Reichstädt und Reichelt-Hennersdorf für ihr 25jähriges Wirken als Vorstandsmitglieder durch Ehrentafeln. Neben der Hauptbezirksversammlung am 27. Juni 1897 in Schmieveberg, wurde eine Bezirks- auSschußsitzung am 29. August in Altenberg abgehalten, während die Unterbeztrksversammlungen ausfallen mußten wegen Erkrankung des Bezirks-Vorsteher. — An Unterstützung erhielt der Bezirk aus der BundeS- kaffe auf 3 Gesuche 70 Mk., aus der Wtlhelm-Augusta- Stiftung auf 5 Gesuche 75 Mk. — Der Jahresbericht schloß mit einer Danksagung an die Vereinsvorstände für treue Arbeit und an die Behörden für thatkräftige Förderung der Zwecke der Vereine. — Hierauf er folgte Mittheilung der Tagesordnung zu der am 9. Juli in Dresden stattfindenden 25. ordentl. Bundes- Generalversammlung. 5 Anträge verschiedener Ver eine, welche während derselben zur Verhandlung kom men werden, wurden, zum Theil unter reger Aus sprache, in Vorberathung genommen. Einen lebhaften Meinungsaustausch veranlaßte auch ein vom Verein Poffendorf eingebrachter, die Beerdigung von Selbst mördern seitens der Vereine betreffender Antrag, des gleichen einige aus den zur Verlesung gebrachten „Be stimmungen zu dem Grundgesetz der Geschäftsordnung in den Vereinen des Bezirks Dippoldiswalde". Er schien die Stimmung während der letzten Gegenstände hier und da beengt, so fand Lust und Freude wieder freien Raum, nachdem Herr Major Dietrich in innigen Worten bezeugte, wie treu er den Vereinen des Bezirks seine Anhänglichkeit bewahrt und wie sehr er von den besten Wünschen für das Gedeihen der selben beseelt ist. So fand die Versammlung einen erquicklichen, die Herzen erhebenden Abschluß. — Am Sonnabend verabschiedete sich das Lehrer kollegium der hiesigen Stadtschule von Herrn Schul direktor Rasche durch einen SchulaktuS, an welchem die 6 oberen Schulklassen theilnahmen. Herr Ober lehrer 0. Hellriegel sprach innigsten Dank aus dafür, daß Herr Direktor Rasche seinen Lehrern ein milder Vorgesetzter und theilnehmender Freund gewesen, dem das Wohl der Schule und seiner Lehrer am Herzen gelegen. Der Erste von den Knaben überreichte unter kurzen Abschiedsworten das Klaffenbild der II. Klaffe, worauf Herr Direktor Rasche seinen Dankgesühlen in freundlichen Worten Ausdruck gab und Gottes reichsten Segen aus Lehrer und Schüler erflehte. Dippoldiswalde, den 26. Juni. Eines der inter essantesten, aber allerdings auch schwierigsten Uebungs- objekte für unsere Feuerwehren ist der Thurm der Stadtkirche und deshalb doppelt nöthig, daß in nicht zu langen Zeitabschnitten, so wie es geschieht, eine Uebung an demselben vorgenommen wird. Das war auch heute wieder von Seiten der Gesammtfeuerwehr der Fall. — Der gegebenen Disposition zufolge war es nöthig, das Wasser bis in die sogenannte Laterne des Thurmes zu fördern, während mit Hilfe der neuen mechanischen Leiter das Kirchendach gleichfalls unter Wasser zu halten war. Beide für Mannschaft und Geräth nicht ungefährlichen Hauptaufgaben wurden ruhig und besonnen gelöst. Wenige kleinere, sich bei der Uebung als zweckmäßig ergebende Ergänzungen in »er Ausführung des Angriffs werden leicht und bald durch Spezialübung der betreffenden Abtheilungen nachzuholen sein. In der Zeit von 30 Minuten war die Uebung beendet und mit derselben der Beweis er neuert, daß unserLöschwesen, welches sich ja fortdauernd regster Fürsorge der städtischen Kollegien erfreuen darf, im Falle der Nolh auch derartig schweren Aufgaben, wie der heute geprobten, gewachsen sein wird. Wie einerseits der Besuch und die Arbeit der Feuerwehren offenbar ein guter, pünktlicher, sowie die letztere eine befriedigende wohl zu nennen war, hatten dieselben gleichzeitig anderseits die Freude, sowohl Herrn Bürger meister Voigt und die übrigen Herren RathSmttglieder, als auch die Spitzen des Stadtverordnetenkollegiums mit augenscheinlichem Interesse ihren Arbeiten folgen zu sehen. — Eine scharfe Form deS politischen Kampfes der geschäftliche Boykott, scheint man auch im Leisnig- Döbelner Kreise, dessen Städte überwiegend national liberal wählten, üben zu wollen. In den Blättern erscheint immer von Neuem folgendes Inserat: „Land- wirthe! Wenn Ihr Maaren in der Stadt einkauft, seht Euch die Geschäftsleute genau an, unterstützt stets Eure Freunde! Ein Landwirth im Auftrage seiner BsrufSgenoffen." Aehnliches, nur von umgekehrter Sette, geschieht in OelSnitz i. V. Ein grober Theil der Butteroerkäufer — d. h. .ländliche — konnte die Butter weder am Markte, noch, trotz Bittens, in den Häusern los werden, weil die ländlichen Wahlberech tigten des 23. Reichstagswahlkreises für den Kandidaten der Ordnungspartei gestimmt haben. OelSnitz ist sozialdemokratisch-freisinnige Hochburg. — Nach den gesetzlichen Bestimmungen ist ein Ehemann nicht verpflichtet, den ihm von seiner Ehe frau mit in die Ehe eingebrachten Kindern den Unter halt zu gewähren. Aus Anlaß eines besonderen Falles hat aber das Ministerium des Innern in Uebereinstimmung mit der vom vormaligen Ober- appellationSgericht Dresden vertretenen Ansicht sich dahin entschieden, daß nach den zur Zeit in Sachsen giltigen gesetzlichen Bestimmungen der Ehemann sich nicht wehren könne, die ihm von seiner Ehefrau zu gebrachten Kinder, so weit sie noch nicht selbstständig sind, wenigstens in seine häusliche Gemeinschaft mit auszunehmen. — In Sachsen sind die sozialdemokratischen Stimmen seit 1893 um 23000 gewachsen. Unter 600000 Wählern stimmen 299000 sozialdemokratisch. — Der „Pirn. Anz." schreibt: Vor einiger Zeit konnten wir mittheilen, daß das preußische Handels ministerium die Initiative ergriffen hätte, die Schuh macher-Innungen zur Erwägung von Maßnahmen behufs Abwehr der Einfuhr von amerikanischen Schuhwaaren, so genannten Schleudersorten, anzuregen. Wie wir nun weiter hören, ist die sächsische Regierung in ähnlichem Sinne oorgegangen. Es läßt sich daraus schließen, daß es sich bei diesen staatlichen Anordnungen um eine Maßnahme handelt, die sich auf das ganze Reich erstreckt. — Der Plan der Deutschen Landwirthschasts Ge sellschaft, in Gemeinschaft mit dem sächsischen LandeS- Obstbauverein bei der diesjährigen Hauptversammlung in Dresden eine Prüfung von Obstweinen und Obst schaumweinen zu veranstalten, hat in den Kreisen der Obstweinproduzenten eine weitgehende Unterstützung gefunden. Aus fast allen Theilen Deutschlands ist eine erhebliche Zahl von Proben eingegangen, im Ganzen etwa 200 verschiedene Sorten, woran die Apfelweine, die süßen Beerenweine und die Schaum»