Volltext Seite (XML)
,Mei-er1tz. Zeitung" erscheint wöchentlich drei- «,al: Dienstag, DonnerS- laq und Sonnabend. — «feiS vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmdnatlich 42 Ma. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- - Kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz-Mms. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserat«, welche beider bedeutenden Auflage de» Blatt«» einp schr^Mirk- fame Bervreiwng-finden, werden mit' 10 Pfg. di« Spaltenzeil« oder der« Raum berechnet. -- Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die SpaltenzÄlr 20 Pfg. > - Amtsblatt für die Königliche UnüshaupLmannschasi, das Königliche Amtsgericht und den Aadtrath zu Dippoldiswalde. Nr. 73. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseiligem „Jllustrirte» Nuterhaltmegttlatt". Mit land, und havSwirthfchastttchrr M«uat>bei1,,e. Sonnabend, dm 25. Juni 1898. 64. Jahrgang. Zum Johannistag 1898. Ein Engel einst zur Erde niederschwebte, Den Blüthenkranz, den Palmenzweig in Händen, Dem Menschenherzen Frieden, Trost zu spenden, Das schwer vom Schmerz getroffen, blutend bebte. Doch eh' er wieder sich gen Himmel wandte, Brach er den schönsten von des Kranzes Zweigen, Zu lassen ihn den Trauernden zu eigen; Der Engel »Pietät" die Blüthen nannte! Und jedes Jahr, wenn neu die Rose blühet, Entfaltet neu sich auch die HimmelSblüthe, Verborgen erst im menschlichen Gemüthe, Bis man im Friedhof die Entfaltung siehst. Auch dies Jahr legt die Liebe ihre Spende, Aus Dankbarkeit aus manchen Hügel nieder, Zu schmücken ihn, ihn auszuzeichnen wieder, An ihm zu falten andachtsvoll die Hände. Ach, daß in Zukunft uns die Sitte bliebe! Ein Trost im Leid, ein Sporn zu gläub'gem Hoffen. Was immer uns an Trübsal hat betroffen: »Euch Heimgegangenen bleibet uns're Liebe!" fokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Aus dem kürzlich veröffent lichten Direktorial-Geschäftsberichte des Wohlthätigkeits- vereinS „Sächsische Fechtschule", welcher dermalen 100 Verbände und 9 Direktorial - Filialen umfaßt, entnehmen wir Folgendes: Die Mitgliederzahl stellte sich im Jahre 1897 auf 36180, wovon auf Dippoldis walde 216 kamen. Auf 2674 Familien entfielen 46148 Mk. 39 Pf. Unterstützungen einschließlich 16696 Mk. für die Hochwassergeschädigten im Juli. Der Verband Dippoldiswalde verthetlte 1897 an 40 Familien 375 Mk. Seit Gründung der „Sächsischen Fechtschule" (1. Oktober 1881) hat das Direktorium zu Dresden inSgesammt 19074 Familien mit rund 240000 Mk. unterstützt. Dippoldiswalde partizipirte mit ca. 300 Familien und 2000 Mk. UnterstützungS- summe. — Die Zahl der die hiesige Stadtschule besuchen den Kinder beträgt gegenwärtig 558 (254 Knaben und 304 Mädchen). In den einzelnen Klaffen (7 Knaben- und 7 Mädch-nkiaffen) befinden sich 33 bis 50 Kinder. Die Fortbildungsschule weist 78 Schüler auf. — An der Mittwoch Nachmittags stand ein furcht bar schweres Gewitter über unsrer Stadt. Der Blitz, der in hohe Bäume des Walksteigs und in der Nähe des Gerberplatzes einschlug, verursachte auch verschiedene Störuügen in der Drahtleitung unserer elektrischen Beleuchtungsanlage, ohne aber irgendwo wesentliche» Schaden anzurichten. Nicht wenig erschreckt wurden zwei hiesige Gutsbesitzer, die währ-nd des Gewitters an dem Grenzwege ihrer Grundstücke einander aegen- überstanden, als ein Blitz in eine» Kirschbaum in der Nähe einschlug. Kreideweiß kamen sie in ihrer Be hausung an, wo sie sich aber bald vom Schrecken er holten. Wegen des Gewitters konnte auch die sür Mittwoch angekündigte erste Aufführung der Za hu schen Theatertruppe nicht stattfinven, sie wird viel mehr mit „Bocksprünge" Freitag, den 24. d. M., stattfinden. Herr Zahn und seine Gemahlin, die mit früheren Gesellschaften hier aufgetreten sind, stehen durch ihr gewandtes, humorvolles und charakteristisches Spiel bet der Einwohnerschaft in gutem Gedächtniß, so daß man zu ihrem selbstständigen Unternehmen das beste Zutmuen haben kann. — Am Mittwoch Abend vereinigten sich in der großen Saalstube des RathhauseS aus Einladung des EchukauSschuß dessen Mitglieder, sowie die des Raths- und Stadtverordnetenkollegiums und die Lehrer der ^Etadt- und der Müllerschule zu einer AbschiedSfeter zu Ehren des Herrn Schuldirektor Rasche. Zunächst dankte ihm Herr Stadtrath Heinrich für seine vielseitige, gewissenhafte und ersprießliche Thättgkeit, die sich wett über den Rahmen seiner Amtspflichten über verschiedene Gebiete der städtischen Angelegenheiten, des gesellschaft lichen Lebens und humanitärer Einrichtungen erstreckte. Am Schluß seiner anerkennenden, warmempfundenen Ansprache überreichte er dem Scheidenden ein Tableau mit den Bildnissen der jetzigen Mitglieder des Schul ausschuß. Nachdem Herr Stadtverordnetenvorsteher Schmidt der Thättgkeit des Herrn Rasche als Stadt verordneter und dessen freimüthigem Urtheil rühmend gedacht und Herr Oberlehrer Kantor Hellriegel den günstigen Einfluß der häuslichen Verhältnisse auf Herrn Schuldirektor Rasche hervorgehoben, sprach diesem Herr Superintendent Meier seinen Dank dafür aus, daß er es in vorzüglicher Weise verstanden habe, in die Herzen der empfänglichen Jugend das Bild des Herrn und Heilands unverlöschlich einzuzeichnen, da durch Johannisdienste an der Kirche zu verrichten und das gute Einvernehmen zwischen Kirche und Schule zu pflegen. Herr Bürgermeister Voigt rühmte an dem Scheidenden, daß dieser sich seiner Bürgerpflichten zum Segen der Etadtgemeinde stets bewußt gewesen, Herr Müllerschuldirektor Ehemann dankte ihm für seine er sprießliche Wirksamkeit im Müllerschulausschuß, und Herr Schuldirektor om. Engelmann gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß er in Herrn Rasche einen zu traulichen Nachfolger gefunden. Aus all den An sprachen ging hervor, daß der Scheidende es in vollem Maße verstanden hat, sich durch gewissenhafte Amts führung, durch kollegtalischen Verkehr und gesellschaft liche Gewandtheit Anerkennung, Zutrauen und Liebe aller Kreise zu erwerben, und wird darum dem all seitig ausgesprochenen Wunsche sür sein Wohlergehen im neuen Wirkungskreise die Verwirklichung nicht fehlen. Sichtlich gerührt dankte Herr Schuldirektor Rasche sür all die freundlichen und anerkennenden Worte und brachte ein Hoch aus auf das weitere Blühen und Gedeihen der Stadt Dippoldiswalde. Nach diesem ernsteren Theile, der mehr der Wehmuth über die Trennung gewidmet war und auch in Ge sängen ebenfalls zum Ausdruck kam, sollte aber auch der Humor nicht fehlen, den Herr vr. Auerbach in einem Trinkspruch auf Herrn Rasche als Stammtisch gast anschlug, der aus musikalischen Bildern über Rasches Lebensgang, von Herrn Oberlehrer Kantor Hellriegel auf dem Klavier ausgesührl, herausklang und in einer Ballade „Dippolda und der ungetreue Emil", gedichtet von O. Schmidt, seinen Gipfelpunkt erreichte. — Aus Kipsdorf schreibt man uns unterm 2l. d. MtS: Eine größere Rüpelei und Unverschämtheit, wie sie jetzt in unserem Kipsdorf seit letzter Zeit g trieben wird, kann sich bald Niemand vorstellen. Am ver flossenen Sonntag Abend wurden von ruchlosen Händen 2 große Stämme zwischen hier und BärenselS quer über den Weg gelegt, und haben sich verschiedene Paflanten aus dem Nachhausewege sehr verletzt, wovon jetzt sogar Einer wegen Knochenhautentzündung am Knie und anderen Hautabschürfungen im Gesicht ärzt liche Hilfe beanspruchen mußte. Es soll vor einiger Zeit schon einmal vorgekommen sein. Auf welche Weise könnte solchen frechen Buben das Handwerk gelegt werden? Wenn man noch erwähnt, daß eS an dem Abend stockfinster war. (Leider passiren auch in DiopoldiSwalde ähnliche Gemeinheiten, so wurden beispielsweise in vorvergangener Woche Nachts ein paar größere Flaschen mit Tinte in den zu unserm Geschäftshaus? gehörigen Garten geworfen, in ver gangener Woche wieder einige ziemlich große Steine. Es ist hier nur zu rathen, die geringsten Anhalts punkte zur Anzeige zu bringen, um dis Bestrafung derartiger Buben herbeizusühren. D. R.) BorlaS. Während de- am Mittwoch, den 22. d. M., über hiesigem Orte und Umgegend sehr heftig austretenden Gewitters fuhr des Abends,8 Uhr esu Blitzstrahl in das mit Stroh gedeckte Seitengebäude des dem Erbgerichtsbesitzer Thomas gehörigen, von dem Oekonom Ehrlich erpachteten Gutes und legte das gedachte Gebäude bis auf geringes Mauerwerk in Asche nieder. Dem genannten Pachter sind die sämmtlichen Heu- und Gekrridevorräthe mit verbrannt ; auch kamen in den Flammen Hühner und Tauben um. Die Mobilien Ehrlichs sind versichert. Außer der hiesigen Ortsspritze erschienen zur Hilfeleistung dtd Spritzen der Gemeinden Spechtritz und Lübaus sowie freiwilligen Feuerwehr von Setfersdorf. Außerdem erschien noch die freiwillige Feuerwehr von Rabenau zur Hilfeleistung, aber ohne Spritze, sowie die Gemeinde» spritze von Höckendorf. Letztere ist gar nicht in Tätig keit gekommen. Nur den vereinten Bemühungen der Löschmannschaften war es zu verdanken, daß sich der Brand nicht auch auf die übrigen 3 Gebäude des ge fährdeten Komplexes erstreckte. Reinhardtsgrimma. Hier wurde dem Wärter und Schweizer Hackspiel auf hiesigem Rittergut durch eine scheu gewordene Kalbe ein Bein zerschmettert. Glashütte. Einen guten Fang machten am Sonnabend zwei hiesige Fischer in der Müglitz beim Forellensang, indem ihnen ein Exemplar von 47 Centt- meter Länge in die Hände fiel, welche- über die größte Breite 12 Centimeter maß. Hermsdorf i. Erzg. Am Mittwoch, den 22. d. M., des Nachmittags gegen 5 Uhr, traf bei dem über den hiesigen Oct ziehenden Gewitter ein Blitzstrahl das Wohnhaus des Gutsbesitzers Göpfert und zündete; eS konnte der Brand infolge rechtzeitiger Hilfe aber noch gelöscht werde« und ist nur der Giebel deS HauseS mehrfach beschädigt worden. Hennersbach bei Börnersdorf. Beim Gutsbesitzer Maul wurde ein Kalb geboren, das in seiner Er scheinung wohl einzig vorkommen dürfte. DaS Thier war sonst völlig ausgebildet und gesund, hatte aber an allen vier Beinen, am Kopfe und Halse keine Haare, stellenweise auch keine Haut. Auf Anweisung des Herrn Thierarzt Müller in Liebstadt wurde das Kalb getödtel. Börnersdorf. Unser Herr Pastor Kramer hat auf Grund einer bei der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig eingereichten Dissertation über „Die äthiopische Uebersetzung des Zacharias" die Doktorwürde erworben und mit dieser seiner Arbeit zugleich eine sehr gelehrte Vorstudie zur Geschichte und Kritik des Septuagietetextes geliefert. Schönfeld. Während des Gewitters, welches an der Mittwoch Nachmittag gegen 5 Uhr über unser Dorf hinzog, fuhr ein Blitzstrahl in das Wohngebäude des Gutsbesitzers Ernst Reichest ohne zu zünden, je doch überall an Decken und Balken seine Spur zurück- lassend. Liebstadt. Ein heiteres Vorkommniß spielte sich gelegentlich der letzten Neichstagswahl in einem be nachbarten Orte ab. Der dorthin entsandte sozial demokratische Stimmzetteloertheiler hatte sich, ermüdet von den Strapazen, in einer Hausflurecke auf einem Stuhle niedergelaffen und war so fest eingeschlafen, daß er die Wähler, welche an ihm vorüber mußten, nicht beinerkte. Ein Witzbold hatte ihm währenddem einige Lotzesche Stimmzettel in die Tasche bugsirt. Al; die Stimmenauszählung erfolgt war und die an. wesenden Wähler, über den Ausfall erfreut, fröh'ich ein Glas Bier tranken, erwachte Genannter und trabte nun mit dem Resultat (60 St. für Lotze und 1 St. für Fischbeck) schleunigst ab. Dresden. Der in Kopenhagen vermißte Bau meister Rassig ist bereit- am Sonnabend zu seiner Familie zurückgekehrt. Der Vermißte hatte sich im Thorwaldsen-Museum verirrt und die geängstigte Gattin haste etwas voreilig der Polizei Anzeige er stattet.