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Wchmtz -ZtitW Sonnabend, der? 4. Juni 1898. 64. Jahrgang. Nr. 64. Verantwortlicher Redakteur: PäUl Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhattnngsblatt". Mil land, und hanSwirthschastlicher Menattbrilag». Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsklätt für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Die ..Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Mg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen« dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Gedenktage für 1898. Zum 70. Geburtstag und 25jahr. Regierungsjubiläum König Alberts von Sachsen. 4. Juni. 1875. Militärische Besichti^un^srei^e König Alberts in Sachsen. 1875. König Albert besichtigt den Kasernenbau in Möckern. 8. Juni. 1836. Tod des Königs Anton des Gütigen zu Pillnitz. Das Ausgleichsproblem in Oesterreich-Ungarn. Zum dritten Male soll nun der 1867 vom Grafen Beust zu Stande gebrachte wirthschastliche Ausgleich zwischen den beiden Retchshälsten der habsburgischen Doppelmonarchie erneuerr werden, aber obwohl die Verhandlungen hierüber bereits zu Ausgang des Jahres 1896 begonnen haben, so befindet sich der neue Aus' gleich selbst jetzt noch lange nicht unter Dach und Fach. Allerdings haben sich Oesterreich und Ungarn inzwischen über fast alle Einzelsragen des Ausgleichs werk geeinigt, aber gerade hinsichtlich des Hauptpunktes desselben, der künftigen Quote, ist man von einer Einigung noch weit entfernt. Die Quote, der Beitrag, welchen die beiden Partner zu den gemeinschaftlichen Ausgaben des habsburgischen Gesammtstaates leisten, wurde bei dem ersten Ausgleich 1867 aus 30 Prozent für Ungarn und auf 70 Prozent für Oesterreich fest gesetzt, und hieran ist bei den zwei bisherigen Er neuerungen des Ausgleichs nicht viel geändert worden, lediglich wurde die ungarische Quote etwa um 1b, Prozent erhöht, während die österreichische Quote eine entsprechende Erniedrigung erfuhr. Diese kleine Er höhung konnte den Ungarn nur mit Mühe abgerungen werden, es erscheint daher begreiflich, wenn jetzt die Forderung der österreichischen Quotendeputation auf Erhöhung der ungarischen Quote bis zu 42 Prozent jenseits der Leitha den energischsten Widerstand findet und daß man dort von einer verhältnißmäßig so be trächtlichen Hinaufschnellung des prozentualen Matri- kularbeitrages Ungarns durchaus nichts wissen will. Dennoch würde eine derartige veränderte Festsetzung der Quote nm den veränderten Verhältnissen zwischen Österreich und Ungarn entsprechen, denn eigentlich war die ursprüngliche ungarische Quote von 30 Proz. schon 1867 für die wirthschastliche Leistungsfähigkeit Ungarns zu niedrig bemessen. In den seitdem ver flossenen 30 Jahren hat aber die letztere ganz er staunlich zugenommen, womit die wirthschastliche Ent wickelung Oesterreichs nicht gleichen Schritt hielt, eine stärkere Heranziehung Ungarns zu den gemeinsamen Lasten mit Oesterreich, nämlich zu den Ausgaben für Heer, Flotte, die Verwaltung Bosniens und der Her zegowina u. s. w., wäre demnach ganz gerechtfertigt. Dies erstrebt auch die österreichische Quotendeputation, aber zäh verwahren sich Regierung wie Parlament in Ungarn gegen eine Erhöhung der ungarischen Quote über 32 Proz. hinaus, und da die österreichische Re gierung sich scheut, die Empfindlichkeit der Magyaren herauszufordern und auch ihrerseits eine namhafte Erhöhung des ungarischen Beitrages zu verlangen, so ist das ganze Ausgleichsproblem zunächst aus einem tobten Punkt angelangt. Nun soll der österreichische Ministerpräsident Graf Thun bei den jüngsten ge meinsamen Mtnisterkonferenzen in Pest dem Minister präsidenten Baron Banffy und den anderen anwesen den Vertretern der ungarischen Regierung gegenüber die bestimmte Versicherung abgegeben haben, er werde die Ausgleichsvorlagen im österreichischen Parlament bis zum Herbst durchdrücken. Wie weiter kolportirt wird, rechne Graf Thun hierbei auf die Hilfe der Deutschen, ohne welche die Ausgletchsvorlagen freilich auch nicht die erforderliche Zwei-Dritlel-Mehrheit erhalten würden; er wolle, um sich diese Hilfe zu sichern, die den Deutschen verhakten Sprachenverordnungen des Barons von Gautsch, bis zum Herbst zurückziehen. Wenn es jedoch richtig ist, das Graf Thun wirklich eine solche Ausgleichspolitik einschlagen will, dann erscheint es nur auffällig, dab er die Sprachenverordnungen nicht ichon jetzt aufhebt, noch eigenthümlicher sogar muß im jetzigen Moment die Maßregelung des gut deutsch ge sinnten Grazer Gemeinderaths durch die der Thun- schen Negierung doch untergeordnete Grazer Statt halterschaft berühren — das wäre ja eine recht sonder bare Weise, die deutschen Parteien im österreichischen Parlamente für die Thunsche Politik in dem Aus gleichshandel mit Ungarn gewinnen zu wollen! Im Uebrigen stünde es jedoch noch keineswegs fest, ob die deutschen Abgeordneten selbst bei Zurückziehung der Sprachenverordnungen für den Ausgleich zu haben wären, falls derselbe keine Erhöhung der ungarischen Quote stipuliren sollte, und dasselbe gilt von den polnischen, czechischen u. s. w. Abgeordneten, sie alle sind genöthigt, auf die finanziellen Interessen ihrer Wähler Rücksicht zu nehmen. Leint aber das öster reichische Parlament die Thun-Banffyschen Ausgleichs vorlagen ab, so wird sich das hierdurch bedingte Scheitern des Ausgleichswerkes zu einer hochernsten Krisis für den österreichisch-ungarischen Gesammtstaat gestalten, die auch auf dessen auswärtige Beziehungen nicht ohne Nachwirkungen bleibe» könnte. -Lokales und Sächftsches. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Kgl. Amts- hauptmannschasl sind mit Beginn dieses Monats einige Veränderungen vorgekommen. An Stelle des zur Kgl. Amtshauptmannschast Leipzig versetzten Herrn Negie- rungsaffessors von Kiesenwetter, welcher der Amts hauptmannschast 8 Jahre lang als Bezirks-, bez. als Negierungsassessor angehört hat, ist Herr 0r. Fischer, zeither Polizeiaffeffor in Dresden, als Bezirksasseffor getreten. Der seit einigen Monaten mit der Kassen- Verwaltung betraute, bis jetzt nur auf Kommando hier weilende Sekretär Herr Enders aber ist vom 1. d. M. ab definitiv an die hiesige Amtshauptmannschast versetzt worden. - Das Kommando sowohl der Pflicht- als auch der Freiwilligen Feuerwehr wird in kurzer Zeit voll ständig wechseln. Nachdem schon die Adjutanten beider Wehren ihre Posten im Laufe des verflossenen Halb jahres nietergelegt, haben auch der Branddirektor so wie der Hauptmann neuerdings gekündigt, während der stellvertretende Hauptmannsposten durch Todesfall verwaiste. Auf Veranlassung des Stadtrathes machen zur Zeit zwei Feuerwehrleute, einer von der Pflicht- und einer von der Freiwilligen Feuerwehr, den Führer kursus in Chemnitz mit durch. — Am ersten Feiertage wurden von der hiesigen Bauhandwerker-Jnnunq unter Vorsitz des Ober meisters Herrn Klempnermeister Philipp, aus Grund ihres gut ausgesührten Gesellenstückes, sowie wegen Fleißes-und gesitteten Betragens in der Fortbildungs schule wie im Meisterhause folgende Lehrlinge, nun mehr Gesellen, je mit einem Diplom prämiirt: Die Tischler Baldauf und Lorenz-Sadisdorf, sowie Schmidt- Dippoldiswalde (letzterer bei Meister Weinhold), die Schlosse: Junker-Dippoldiswalde (Meister Schmidt) und Näke-Kreischa, sowie endlich Maler und Lackirer Böhme-Dippoldiswalde (Meister Beutel). — Alpenfahrten. Zur Erleichterung des Be suchs der Bayerischen, sowie der Tyroler und Schweizer Alpen wird die Sächsische Staatsbahnverwaltung im Verein mit der Bayerischen Staatsbahn wieder die beliebten Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreise» nach München, Salzburg, Bad Netchenhall, KSrsstein und Lindau verkehren lassen. Der erste Sonherzug wird voraussichtlich am 2. Juli nur von Leipzig, Bayerischer Bahnhof, aus abgehen, während die weiteren Züge am 14. und 16. Juli, sowie am 13. August je von Dresden, Chemnitz und Leipzig aus zur Abfertigung kommen. Von Leipzig aus erfolgt die Abfahrt am 2. und 16. Juli, Nachmittags 3'/, Uhr, am 14. Juli aber sowie am 13. August 9 Uhr Nachmittags; von Dresden-Allst. aus am 14. Juli und 13. August um 6 Uhr 5 Min. Nachm., am 16. Juli aber Nachm. 1 Uhr 25 Min., und von Chemnitz aus am 14. Juli I und 13. August Nachm. 8 Uhr 55 Min. und am I 16. Juli 5 Uhr 25 Min. Nachm. Von München aus finden die Züge Fortsetzung nach Lindau sowie nach Kufstein uno Salzburg. Die Fahrpreise, ebenso die sonstigen Bestimmungen werden in einer gegen Ende Juni erscheinenden Ueberstcht von der Sächsischen Staatseisenbahnverwaltung bekannt gegeben. Die Ueberstcht ist unentgeltlich von den Stationen der Sächsischen Staatseisenbahnen, ferner von den Aus gabestellen für zusammenstellbare Fahrscheinhefte in Leipzig (Dresden r Bahnhof), in Dresden-Altstadt (Wiener Straße Nr. 2 ?art.) und in Cyemnitz (Bahn hofsvorplatz, Albertstraße 4) zu beziehen. Brieflichen Bestellungen sind 3 Pfg. Porto in Marke beizusügen. Schmiedeberg. Bei der Gemeindeverbands- Sparkasse wurden im Monat Mai d. I. 98 Ein zahlungen im Betrage von 5907 Mk. 23 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 45 Rückzahlungen im Betrage von 5093 Mk. 6 Pf. Kreischa. Aus unbekannten Gründen hat sich am Mittwoch, den 1. d. M., eine hiesige Wittwe im Schilsteiche des Rittergutes mit ihren beiden Kindern im Alter von 4 und 2 Jahren ertränkt. Frauenstein. Die hiesige Schützengesellschaft feierte mit ihrem diesjährigen Pfingstschießen ohne be sondere Festlichkeiten auch das 350jährige Jubiläum ihres Bestehens. Vom Balkon deS RathhauseS aus hielt Herr Bürgermeister Göhler eine längere Ansprache an die Schützengilde, worin er u. A. auf die frühere Bedeutung und Pflichten derselben hinwieS. Die Rede klang aus in ein dreifaches Hoch auf die^Schützen- gesellschaft. Dresden. Die Rückkehr des Königspaares aus Sibyllenort wird etwa Mitte dieses Monats er folgen. Die Majestäten werden sodann in Schloß Pillnitz residirev. Am 25. Juni gedenken die Maje stäten nach Bad Elster zu reisen und am 3. Juli trifft Köniz Albert zum Bundesschieben in Leipzig ein. Freiberg. In der Nacht zum Dienstag stürzte ein spät nach Hause gekommener Klempnergeselle die Treppe herab und zog sich so schwere Verletzungen zu, daß er bald nach der Aufnahme im Krankenhause verstarb. Mügeln. Nach einem vorausgegangenen Streite mit ihrem Geliebten lief am 2. Psingsifeiertag Nachts ein junges Mädchen aus Zschachnutz vom Tanzsaale des L.schen Gasthofes in Mügeln weg und ertränkte sich in dem vorbeifließenden Mühlgraben. Die Un selige wurde bald ans Land gebracht, doch war leider der Tod schon eingetreten, so daß die Wiederbelebungs versuche des sofort herbeigerufenen Arztes ohne Erfolg blieben. Ob das Mädchen wirklich die ernste Absicht eines Selbstmordes gehabt oder dem Geliebten nur einen Schreck hat einjagen wollen, darüber sind die Meinungen getheilt; jedenfalls scheint das schnelle Hinscheiden mehr durch die vorangegangene Aufregung und das Ausschlagen des Körpers, an dem sich geringe Verletzungen zeigten, als durch Ertrinken erfolgt zu sein. Aus der Lößnitz. Während in den letzten Tagen bereits vereinzelte reife Erdbeeren geerntet worden waren, brachte am Dienstag der Händler Gustav Mohn in Niederlüßnitz den ersten größeren Posten dieser aromatischen Frucht zum Versandt nach Leipzig. Der Preis der Beeren ist naturgemäß noch ein sehr hoher. Radeberg. Das Grabdenkmal, das Freunde und Kollegen dem auf hiesigem Friedhöfe ruhenden lang jährigen Mitglied der Zweiten Sländekammer, Brauerei direktor Gustav Philipp, in dankbarer Erinnerung ge stiftet haben, ist am Sonnabend aufgestellt worden.