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MHmtz -Ikitilllg Die „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 85 Psg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Nia. Einzelne Nummer» 16 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Amtsblatt für die Königliche AnüssMplnmnnschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrach zu Dippoldiswalde. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung sinder^ werden mit 10 Pfa. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet.—Ta bellarische und complicirte Inserate niit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Maul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtsritige» .Hllirftrirterr UnterhaltnngSblatt". Mit land« und hauSveirthschaftlicher MvnatSbeilag«. Nr. 61. Donnerstag, dm 26. Mai 1898. 64. Jahrgang. -Lokales und Sächsisches. — Ueber das Unwetter am Sonntag Nachmittag, den 22. d. M, geht uns noch die weitere Mittheilung zu, daß ein Blitzstrahl auch die dem Gutsbesitzer Max Hering in Berthelsdorf gehörige, mit Heu und Stroh gefüllte Feldscheune traf und fammt Inhalt in Asche legte. Der Kalamitose hat die Vorräthe beim Feuerschäden - Privat - UnterstützungSverein „an der oberen Müglitz" versichert. Ein weiterer Blitzstrahl fuhr in den südlichen Giebel der Scheune des Guts besitzers Otto Steinich in Hirschbach, zersplitterte einen Dachsparren und richtete am Dache fraglicher Scheune auch sonst noch mehrfachen Schaden an. — Im „Reichsanzeiger" werden von Zeit zu Zeit Bekanntmachungen des Reichskanzlers veröffentlicht, in welchen eingeschriebenen HilsSkaffen eine Bescheinigung ertheilt wird, daß sie ven Anforderungen des am 1. Januar 1893 in Kraft getretenen Krankenversichc- rungsgesetzes genügen, d. h. daß sie ihren Mitgliedern im Krankheitsfalle mindestens diejenigen Leistungen gewähren, welche von den Gemeinden, in deren Be zirk die Verstcherungspflichtigen beschäftigt sind, ge währt werden. Diese Bescheinigungen haben für die freien Hilfskaffen insofern großen Werth, als erst, wenn sie diese Bedingungen erfüllen, ihre Mitglieder von der Verpflichtung, der Gemeindekrankenversicherung oder einer nach Maßgabe des Krankenversicherungs gesetzes errichteten Krankenkaffe anzugehören, befreit sind. In neuester Zeit sind nun auch im „ReiclS- anzeiger" Bekanntmachungen erschienen, in w-lchen einzelnen Hilfskaffen die Bescheinigung der Erfüllung der betreffenden Forderungen des Krankenversicherungs gesetzes wieder ertheilt wird. Solche Maßnahmen sind daraus zu erklären, daß die betreffenden Hilfskaffen ihre Statuten geändert hatten. Nach dem Gesetze müssen alle solche Statutenveränderungen von Amts wegen daraufhin geprüft werden, od die Kaffe den Anforderungen des Gesetzes auch fernerhin genügt und nach dem Ausfallen dieser Prüfung ist die Bescheinigung von neuem zu ertheilen oder zu widerrufen. Die Kaffen, denen die Bescheinigung im „Reichsanzeiger" von neuem ertheilt wird, brauchen also nicht früher einmal ihre Satzungen so geändert zu haben, daß ihnen infolge besten zunächst die Bescheinigung ent zogen war, die Wiederbescheinigung erfolgt vielmehr auch nach jeder Satzungsänderung, die sich in den vom Gesetze gezogenen Grenzen hält. — Von den Hasen hat sich der erste Satz sehr gut entwickelt, auch der zweite Satz erweckt Hoffnung. Weniger gut gedeihen die Rebhühner, da die viele Nässe des Brutgeschäst der Alten gestört hat. — Als ein Zeichen der Zeit ist aus Döbeln zu berichten, daß jetzt über ein dortiges Möbelgeschäft, besten Inhaber ein Tischlerlehrling Emil Richard Martin ist und noch unter väterlicher Gewalt steht, der Konkurs eröffnet worden ist. Als Echulknabe war er vor einigen Jahren „Geschäftsinhaber" ge worden. Schmiedeberg. Bei Gelegenheit der Ausschüttung der hiesigen Dorsstraße vor dem Gasthofe hat man jetzt tagtäglich mehrmals Gelegenheit, zu beobachten, wie schwer beladene Wagen in den ausgeschütteten Steinen stecken bleiben. In der brutalsten Weis« werden dann die armen Zugpferde mit Fluchworten und Brüllen und Peitschenhieben solange trakttrt, bis sie nach langen vergeblichen Versuchen die Last endlich über die Steine zerren. Diese Handlungsweise muß entschieden das Gefühl jedes vernünftigen Menschen tief verletzen. Es ist zum Erbarmen, wenn man dies immer und immer wieder mit onsehen muß. Dabei kann man allerdings recht deutlich die vernünftigen und geschickten Geschirrsührer, die etwas auf ihre Pferde halten, von den haarsträubend ungeschickten und unvernünftigen unterscheiden. Was können denn die armen Lhiere dafür, wenn die Straße momentan in einem derartigen Zustande sich befindet, daß sie die Last, die sie sonst bequem ziehen, absolut nicht soct- zubewegen im Stande sind? Schon unmittelbar nach dem Hochwasser konnte man hier solche Thierquälereien massenhaft beobachten. Damals ließen sich dieselben gewissermaßen noch entschuldigen, heute aber nicht mehr. Könnte man nicht Vorspann nehmen, oder ließe sich nicht ein anderer Modus der Straßen ausschüttung anwenden? Es wäre wirklich am Platze, wenn sich hier die Thierschutzvereine ins Mittel schlügen, da sonst niemand Rath zu schaffen scheint. — (Gehört denn zu einer Anzeige erst ein Thierschutz verein? D. Red.) Niederpöbel, 24. Mai. Eine angenehme Ab wechselung in der Fülle der in der näheren Umgebung veranstalteten öffentlichen Darbietungen brachte gestern das von der Kapelle des König!. Sächs. Jägerbataillons Nr. 13 im hiesigen Gasthose gegebene Militärconcert. Mit demselben hat sich der neue Dirigent dieser in hiesiger Gegend ja schon rühmlichst bekannten Kapelle, Herr Helbig, sehr gut eingeführt. Das bewies der reiche Beifall der wider Erwarten sehr zahlreich er schienenen Zuhörer. Derselbe steigerte sich bei dem großen Jäger-Potpourri von Schreiner geradezu zum Enthuastasmus. Lauenstein. Am Freitag Nachmittag gegen 3 Uhr kamen 9 Offiziere, die von Königstein aus einen Uebungsritt unternommen hatten, hier an. Die Herren übernachteten mit ihrer militärischen Bedienung hierselbst im Hotel „Stadt Teplitz" und brachen am anderen Morgen in der 9. Stunde wieder auf, um nach Königstein zurückzureiten. Frauenstein. Bei dem am Sonntag Nachmittag über unsere Stadt ziehenden Gewitter schlug auch ein Blitzstrahl in die Schloßruine. Dresden. Die neue Garnisonkirche an der Heerstraße in der Albertstadt ist bereits soweit im Bau vorgeschritten, daß diese Woche mit dem Aussetzen des Dachstuhles begonnen werden konnte. Auch der Thurmbau ist bis zur zweiten Galerie über dem Glockenboden gediehen. — Wie alljährlich, so unternahm auch jüngst die Dresdner Hosschauspielerin Pauline Ulrich eine Gastspielreise durch Sachsen. Aber bald nach ihrem Auftreten in Ebersbach sind die weiter geplanten Gast spiele in der Oberlausttz plötzlich abgesagt worden, an geblich weil Fräulein Ulrich von der Jndendantur zurückberusen worden sein soll. Das erscheint sehr glaubwürdig, denn diese Ga spiele der genannten Künstlerin sind von der Presse vielfach scharf verur- theilt worden, w il Fräulein Ulrich mit den denkbar unzulänglichsten Kräften zusammenspielte und dadurch nicht nur ihren eigenen künstlerischen Ruf, sondern auch den des Dresdner Hostheaters schädigte. Freiberg. Am vergangenen Sonnabend wurde die ledige Handarbeiterin Emilie Pauline Schubert, geboren den 23. November 1864 in Quohren, z. Z. in Kleincarsdorf wohnhaft, vom königl Landgericht wegen betrüglicher Urkundenfälschung zu 6 Wochen Gesängniß verurtheflt. Weißenborn. Am Sonnabend wurde von einem Fabrikarbeiter im Berthelsdorfer Gemeindewalde eine Kreuzotter gefangen und getüdtet. Der Arbeiter öffnete die Schlange wegen ihrer ausfallenden Stärke und da zeigte sich, daß dieselbe 13 Stück ziemlich entwickelte Junge im Leibe hatte. Das gefährliche Reptil wurde an die Behörde abgeliefert. Pillnitz. Vor etwa 100 Jahren sandte der da malige Kaiser von China drei Kamelienbäumchen nach Europa, und zwar je ein« nach Petersburg, Frankfurt a. M. und Pillnitz. DaS in Frankfurt ist etngegangen, während die beiden anderen noch be stehen, und besonders das in Pillnitz gedeiht ganz prächtig und zwar im königlichen Schloßgarten. DaS Bäumchen ist in den 100 Jahren zum Baume ge- worden, der eine Höhe von 8,5 in und einen Umfang von circa 21 rn hat. Im Winter erhält er ein dicht verschlossenes, mit Fenstern versehenes Bretterhaus, das entsprechend geheizt wird, da die Temperatur nicht unter -f-5» L. sinken darf. Großenhain. Der PrioatuS Apitz und dessen Ehefrau begingen kürzlich im Kreise von 7 Kindern, 33 Enkeln und 23 Urenkeln die Feier derdtaman» tenen Hochzeit. Im Auftrage des evangelischen LandeskonstistoriumS wurde dem Jubelpaar eine Pracht bibel mit sinniger Widmungsschrift überreicht. Riesa. Beim Kaiserlichen Postamt werden dem nächst nicht unter 18 Jahre alte Mädchen und event. auch kinderlose Wittwen in der Fernsprech- und Tele- graphenabtheilung eingestellt. Die detr. Aspirantinnen müssen gesund sein und über eine gute Schulbildung verfügen, auch in Riesa möglichst Familienanschluß haben. Strehla. In seiner letzten Sitzung erklärte sich unser Gemeinderath mit den Bestimmungen des Ver trages wegen Errichtung eines Elektrizitätswerkes hier von Seiten der Elektrizitätsgesellschaft Zwickau einverstanden, forderte aber vor Abschluß desselben bindende Erklärungen für eine Straßenbahnoerbindung nach Riesa. Nossen. Aus dem Kirchspiel Raußlitz wird der seltene Fall mitgetheilt, daß von 6 Ehepaaren, welche im Mai und Juni 1848 in der dortigen Kirche ge traut worden sind, nicht weniger als vier das Ziel des goldenen Ehejubiläums erreicht haben, während ein fünftes im vorigen Jahre durch den Tod getrennt wurde. Roßwein. Zwanzig Jahre sind verflossen, seit eine von den unheilvollsten Folgen begleitete wirth- schastliche Katastrophe über unsere Stadt dadurch hereinbrach, daß am 20. Mai 1878 der hiesige Vor schubverein, eingetragene Genossenschaft mit un beschränkter Haftpflicht, seine Insolvenz anzeigen mußte. Weit über Roßweins Mauern hinaus zog der Sturz dieses Instituts seine Kreiie, und mehrere Kredit genossenschaften ln Sachsen mußten damals in Li quidation treten in Folge deS überall eingetretenen, theils begründeten, theils unbegründeten Mißtrauens. Drohte doch in Roßwein durch die Schuld weniger Personen einer ganzen Reihe von Familien der wirth- schaftliche Ruin, da die ersten amtlichen Mittheilungen sogar von dem ungeheuerlichen Defizit von 2135 000 Mark sprachen, welche, da sämmtltche Mitglieder für die dargeliehenen Kapitalien solidarisch Haft zu leisten hatten, von den Mitgliedern gedeckt werden sollten. Stellte sich nun auch in der Folge das Defizit wesent lich niedriger, so waren die Verluste, welche die Mit glieder betrafen, doch so tiefgehend, daß sie Jahre hin durch in unserem Handel und Wandel schwer empfun den wurden. Von den Schutzeinrichtnngen, die da mals getroffen wurden, um die schwersten Folgen des Konkurses von der Stadt abzuwenden, wurde erst im April 1890 der letzte Rest beseitigt, der allerdings seit längerer Zeit nur noch formell bestanden hatte. Am 25. April 1890 kam nämlich die Firma Aktien» schutzverein zu Nobwein in Liquidation, welcher Verein schon seit November 1883 in Liquidation gestanden hatte, endlich im Handelsregister zur Löschung. Den in jener trüben Zeit am stärksten geprüften Opfern der Vorschußvereinskatastrophe wurde damals gleich zeitig in dieser Sache ganz unerwartet noch ein Licht blick zu Theil, indem an diejenigen Genossenschafts mitglieder, welche außer der Abschätzungssumme noch zu weiterer Nachzahlung heranqezogen worden waren, eine Rückzahlung von 16,84 Pcoz. erfolgte. Roßwein hat sich schon seit Jahren wieder völlig erholt und erfreut sich gegenwärtig der besten Fortentwickelung seiner mannigfaltigen gewerblichen Thäligkeit mehr als je zuvor.