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Mchmtz-ZitiW Nr. 46. Donnerstag, den 21. April 1898. 64. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: DäUl Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem „Jllustrirten Unterhaltu«g»blalt". Mit land« nnd hanSwirthschastlicher Menatrbeilag». Die ,W«ißeritz-Zeitung" scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich tt-i Psg., einmonatkch 42 Ata. iAnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- Nalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei da bedeutende» Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshauplmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Ktadtralh zu Dippoldiswalde. -Lokales und Sächsisches. t Dippoldiswalde. Sowohl am Sonntage, als auch am Montage hatte der Ostermarkt eine große Menge Schau- und Kauflustiger in die Stadt herein gelockt, die nicht nur bei fremden Verkäufern, sondern «uch tn hiesigen Geschäften ihren Bedarf zu decken suchten. Außer zwei Karussell sorgte die Holzhösersche Echießhalle und ein Panorama der neuesten historischen Ereignisse und eine Eingspielgesellschaft im „Stern" für Unterhaltung, und zuguterletzt konnte sich jeder durch Schneklpholographie sein vergnügtes Gesicht zum ferneren Andenken mit nach Hause nehmen. — Von Er. Maj. dem König ist Herrn Bürger meister Voigt hier das Ritterkreuz 1. Klaffe vom Albrechtsorden verliehen worden. — Unserm derzeitigen Bezirksosfizier Herrn Haupt mann Thiele wurde der Charakter als Major ver liehen. — Dem veröffentlichten Festprogramm für unsre Stadt ist noch hinzuzusügen, daß auch das Abbrennen von Freudenfeuern geplant ist. Die Herren Sekretär Henke und Assistent Pommer haben den Ge -danken ins Leben gerufen und werden ihn unter Bei hilfe patriotisch gesinnter Geber (Material) verwirk lichen, so daß Sonnabend bei Beginn des Fackelzuges drei Feuer auf dem Neichstädter-Berreuther Höhenzuge aufflammen werden. — Das neue Schuljahr hat begonnen. An der Stadtschule wurde nach gemeinsamer Morgen andacht in der Turnhalle der Unterricht am Dienstag wieder ausgenommen, nachdem die Schuljugend am Montag noch die Freuden des Jahrmarktes hatte ge nießen können. Für den neuen Hilfslehrer, Herrn Lehmann, bedeutete der Schulanfang auch zugleich den Anfang seiner Thäligkeit tn seinem Berufe überhaupt. Er wurde von Herrn Direktor Rasche tn sein neues Amt eingewiesen, indem er nun zunächst hier drei Jahre lang und zwar in der fünften und vierten Mädchenklaffe thätig wirken soll. Möge ihm dazu Gottes Segen immer reichlich Kraft verleihen. Um 9 Uhr desselben TageS erfolgte die Ausnahme der -neuen Schüler ebenfalls in feierlicher Weise unter Herzlicher Ansprache durch den Direktor, in der Turn halle. 37 Knaben und 3l Mädchen wurden ihrer ersten Bildungsstätte zugeiührt, eine etwas geringere Zahl von Schülern, als vor Ostern dieselbe verließen. -Endlich versammelte sich um 11 Uhr das Lehrer kollegium nochmals im Konferenzzimmer, um den neuen Hausmann, Herrn Lohse, durch den Direktor ein „Glück aus" zu seinem neuen Dienste an unsrer Schule zuzurufen und ihn mit seinen Obliegenheiten besonders in Hinsicht der Disziplin im Schulhause be kannt zu machen. Möge auch ihm Gottes Gnade mit der für feine Stellung nöthigen Kraft immer ausrüsten. — Zur Ergänzung zu dem Bericht von der Ver trauensmänner Versammlung für die Wahl Andrä sei erwähnt,- daß der betreffende Ausschuß tHeils aus Mitgliedern deS konservativen Vereins, theils aus ^solchen deS Bunde- der Landwtrlhe besteht. — Da- Sonntagschieben der hies. Schützen- Gesellschaft wird am 8. Mai seinen Anfang nehm.-n. — Der sog. Theatersonderzug wird nicht nur in der Nacht vom heutigen Mittwoch zu Donners tag und vom Sonntag zam Montag, sondern auch noch in den Nächten vom Freitag zum Sonnabend und vom Sonnabend zum Sonntag verkehren, wo durch der Besuch der Festlichkeiten in Dresden sehr erleichtert ist. — Behuf- Feststellung des garantirten Kohlen- verbraucheS fand am vergangenen Donnerstage und Freitage eine Prüfung der von der Zwickauer Maschinen fabrik für da« hiesige städtische Elektrizitätswerk gelieferten Dampfmaschine und de« von F. Guttsche in Crimmitschau gelieferten Dampfkessel« statt. Al« Sachverständige wohnten der Prüfung, zu welcher die erwähnten Firmen drei Ingenieure entsendet Hatten- Herr Stadtrath Mende und Herr Ingenieur Niekert von hier bei. Außer Herrn Bürgermeister Voigt waren noch einige hiesige Interessenten erschienen. Maschine und Kessel dürften voraussichtlich der ge gebenen Garantie entsprechen. — Montag Abend wurde der in der Rosengaffe wohnhafte Tagearbeiter F. erhängt auf dem Boden seiner Behausung aufgesunden. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeil gelegentlich des Brandes der Borchardtschen Mühle in Dittersbach am 18. Februar d. I. hat die König!. Brandverstcherungs-Kammer der Spritze der Gemeinde Burkersdorf 30 Mk. Prämie bewilligt. — Auf Grund des 8 22 der vom Bundesrath unterm 14. März d. I. beschlossenen Bestimmungen über den Geschäftsbetrieb der Auswanderungs-Unter nehmer und Agenten wird Folgendes vorgeschrieben: Die Auswanderungs-Agenten sind verpflichtet, tn allen Fällen, in welchen ihre Vermittelung zum Abschluß von Beförderungsverträgen von Auswanderungslustigen in Anspruch genommen wird, binnen 24 Stunden der Ortspolizeibehörde der letzteren davon schriftliche An zeigen zu machen. — Als neues Mittel gegen Keuchhusten, das sich vorzüglich bewährt haben soll, wird in der „Pharm. Ztq." das Cypreffenöl bezeichnet. Schon wenige Tage nach Anwendung deS Mittels tritt bei dem Patienten eine Linderung deS Hustenreizes ein, und der Verlauf der Krankheit ist, falls keine besonderen Komplikationen eintreten, schnell und mild. Angewendet wird das Cypreffenöl, indem man einige Tropfen desselben auf das Kiff n des Patienten träufelt und im Kranken zimmer häufiger Zersteubungen vornimmt. Klingenberg. Am Sonntag Vormittag fand aus hiesigem Rittergut die Prämiirung von sieben treuen Knechten und Arbeitern durch den Sekretär des land- wirthschaftlichen Kreisvereins zu Dresden, Herrn v. Ltttrow, statt. Den Prämiirten, die 10-21 Jahre ununterbrochen bei Herrn Rittergutsbesitzer Wolde in Klingenberg in Arbeit standen, wurde je ein Ehren diplom für treue und langjährige Dienste überreicht. Dem Kutscher Ferdinand Opitz wurde außerdem noch die goldene Medaille verliehen. Auch Herr Wolde spendete diesen treuen Leuten ansehnliche Geldbeträge. Die Ausgezeichneten sind folgende: Kutscher Ferdinand Opitz Tagelöhner Adolph Börner, Wächter Karl Richter, Tagelöhner und Brenner Ernst Kluge, Tage löhner Hermann Zimmermann, Knecht Carl Berthold und Schirrmeister Carl Berger. Schönfeld. Beim hiesigen Gutsbesitzer Hermann Waller ist eine Kalbe umgestanden, welche nach be- zirkSthierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver des Thieres ist daher mit Kalkmilch übergossen vorschriftsmäßig vergraben und sind gegen Wetteroerbreitung der Seuche alle sonstigen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Herr Walter besitzt noch 12 Rinder, welche durchgängig einer Unter suchung unterworfen wurden und gegenwärtig inS- gesammt gesund erschienen. Dre-den. Ein 25jährigeS Jubelfest feiert im laufenden Jahre nicht allein Sachsen« hochverehrter König als Regent, sondern auch sein erlauchter Bruder Prinz Georg, und zwar als kommandirender General de« köntgl. sächs. (XII.) Armeekorps, am 9. November, an welchem Tage vor 2ö Jahren der Prinz den Ober befehl über die sächsischen Truppen an Stelle seines am 29. Oktober 1873 zur Regierung gelangten Bruders übertragen erhielt. Er hatte den Oberbefehl bereits im deutsch-französischen Kriege geführt, und zwar vom 19. August 1870, dem Tage nach der Schlacht bei St. Privat, bis zum II. Juli 1871, dem Tage de« Truppeneinzugs in Dresden. — Die Erste Kammer verhandelte am 18. April über die auf Erbauung von Eisenbahnen und Er richtung von Haltestellen rc. bezüglichen Petitionen und beschloß allenthalben nach den Deputations anträgen. Die Zweite Kammer bewilligte die Kapitel 20, 21, 104, 105 und 106 des Staatshaushalts-Etat für 1898/99, Direkte Steuern, Zölle und Verbrauchssteuern, Finanzielles Verhältniß Sachsens zum Reiche, Reichs tagswahlen und Vertretung Sachsens im Bundesrathe betreffend, nach der Vorlage und beschloß, die Petition des Bezirksvereins „Königreich Sachsen" im Deutschen Fleischerverbande wegen Erhöhung des Gewicht« steuer freier Kälber, sowie eine verspätet eingegangene Petition, die Abschaffung der Schlachtsteuer noch in dieser Session betr., auf sich beruhen zu lassen. Ueber die Titel 4, 5 und 9 des außerordentlichen StaatshauS- Halts-Etats für 1898/99, Errichtung einer neuen Irrenanstalt in Großschweidnitz bei Löbau, Erbauung eines Wohnhauses, Krankenhauses rc. bei der Anstalt Hochweitzschen und Erbauung einer neuen Frauenklinik in Dresden betr., berichtete für die Finanzdeputalion A Herr Abg. Schubart. Die Titel wurden nach den DevutationSanträgen bewilligt. Loschwitz. Das Projekt einer elektrischen Bahnverbindung Loschwitz-Copitz nimmt jetzt greif bare Gestalt an. Den Bemühungen einflußreicher Personen ist es gelungen, eine größere Elektrizitäts gesellschaft zu der verpflichtenden Zusage zu bewegen, im Laufe eines Jah.es das Projekt auf ihre Kosten zur Ausführung zu bringen, bezw. die Bahn betriebs fähig herzustellen. Ein bezügliche« Schriftstück ist bereits dem Ministerium, sowie Herrn Gemeinde vorstand Legler als Vertreter der zwischen Copitz und Pillnitz gelegenen Ortschaften zugegangen. Schandau. Einen eigenartigen Tod hat vor etwa 5—6 Wochen, anscheinend ein Tourist, in den nahen Waldungen bei tem elbaufwärts gelegenen Schmilka gesucht und gesunden. Dort fanden am Sonnabend Mittag die mit dem Pflanzen junger Bäumchen beschäftigten Frauen einen stark angekohlten männlichen Leichnam. Wie eS der Thatort bekundete, hat der Lebensmüde, ehe er sich am Baume aufgeknüpst, unter dem Standorte ein Feuer angebrannt. Wer der Selbstmörder gewesen, war nicht festzustellen. Hingegen hat die Forstbehörde eine Uhr, einen goldenen Ning, ein Medaillon rc. vorgesunden. Dec etwa in Milte der 30er Jahre stehende Mann soll rolhblonden Bart besessen und den besseren Ständen angehört haben. Schandau. Wie man aus einem Einarmigen einen Zweiarmigen machen kann, das bewies jetzt unser Rathswachtmeister, der einen einarmigen Fecht bruder auf der Poststrabs beobachtete. Seiner Pflicht gemäß hielt er den Bettler an, fixirte ihn nach kurzem Verhör scharf und rüttelte ihn alsdann recht herzhaft an der armlosen Seite. Siehe da, in kurzer Zeit er hielt der einarmige Fechtbruder einen zweiten Arm, den er unter einem zweiten Jackett mit Anstrengung hervorbrachte. Dieser Vorfall erweckte große Heiterkeit unter den Passanten, den Fechtbruder aber führte der findige Wachtmeister in „Nummer Sicher". Radeberg. Das benachbarte Augustusbad geht bekanntlich in anderen Besitz über, doch wird nicht das ganze Bad den OctSkrankenkaffen zur Ver fügung gestellt, insbesondere bleibt das Bad auch anderen Kurgästen geöffnet und das sogenannte PalaiS- Hotel steht nur den nicht in Ortskrankenkassen befind lichen Kurgästen offen. Zeithain. Am vergangenen Sonnabend wurden seitens eines Detachements Pionieren die noch stehen gebliebenen Häuser deS zum hi-stgen Truppenübungs platz geschlagenen Dorfes Gohrisch gesprengt. Gohrisch ist nunmehr vollständig von der Bildfläche verschwunden. — Beim Bau der Bahn Röderau-Zeilhain herrscht jetzt eine fieberhafte Thätigkeit. Die Bahn dürfte bereits in den nächsten Tagen fertiggestellt werden.