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MkWH-MiW Dienstag, den 29. März 1898 Nr. 37 64. Jahrgang. s- ! -! „Ausblick aus die Ausstellung" gab Herr Kreissekretär o. Littrow auf Grund eines gedruckten Planes die Anordnung der einzelnen AuSstellungSgruppsn bekannt und bemerkt dabei, daß überhaupt 2369 Stücken Vieh, außer Geflügel, zur Ausstellung gelangen werden, darunter 295 Pferde und 1060 Rinder. — Nachdem auch noch der „Fragekasten" erledigt worden war, sprach der Vorsitzende des hiesigen landwirthschaftltchen Vereins, Herr Stadtgutsbesitzer O. Müller, zunächst seine Freude über das Zustandekommen dieser Bezirks' Versammlung aus und brachte dem neuen Vorsitzenden des KreiSoereinS, sowie Herrn v. Littrow den Dank für ihre Bereitwilligkeit und Bemühungen dar. Hier auf erfolgte der Schluß der Versammlung durch Herrn Andrä mit dem Wunsche, daß dieselbe auch ihren Theil wieder betgetragen habe, die Landwirthschast zu fördern und nutzbringend zu machen. — Außerdem sei noch erwähnt, daß Herr Maschinenfabrtkant Schnabel in Verbindung mit dieser Versammlung eine kleine Ausstellung von Entrahmungs-Maschinen der 4 besten Systeme entriert halte, die vor und nach der Sitzung von ven Landwirthen fleißig ia Augenschein genommen wurde. Muß man doch diese sogen. Separator mit zu den Maschinen rechnen, die in Zukunst in keiner Landwirthschast mehr fehlen werden und fehlen dürfen. — Als Nachfolger des Hrn. Amtshauptmann vr. Uhlemann wird jetzt Hr. v. Lossow, z. Z. in Zwickau, und als Tag von dessen Amtsantritt der l. Mat genannt. — Die Einladung des hiesigen Kirchenvorstandes zu dem Vortrag des Herrn Missionar a. D. Just am 29. dss. MtS. gilt ebenso den Männern wie den Frauen. — Nachdem am vergangenen Sonntag eine Aus stellung oer Schülerarbeiten der Deutschen Müllerschule stattgefunden, die sehr zahlreich besucht war, erfolgte am heutigen Montag der Schluß deS Wintersemesters, bei welchem Herr vr. Auerbach den Scheidenden ein herzliches Lebewohl zurief und ihnen beste Erfolge für ihren ferneren Lebensweg wünschte. DaS erste Mal gelangten für die Abgehenden besondere Auszetchnungs- diplome zur Verthcilnng und war Hr. Auerbach in der erfreulichen Lage, für hervorragende Leistungen solche den Herren Kluge, Waldesdühl und Schönrock überreichen zu können. KipSdorf. Durch ei e am Sonnabend Mittag in der zwölften Stunde ausgetretene Windhose sind hier, sowohl im Thals als an dem Hange nach Bären fels zu, am Holzbestande fürchterliche Zerstörungen angerichtet worden. Die schönsten Stämme liegen wie Streichhölzer geknickt übereinander und bieten ein trost loses Bild dar. Fürstenwalde. Am 1. April wird in unserem Orte eine Posthilfsstelle errichtet werden und wird diese Erleichterung des PostsachenoerkehrS mit Freuden begrüßt. Löweuhain. Wie in Fürstenwalde, so wird auch hierorts am I. April eine Posthtlfsstelle eröffnet. Beide Hilfsstellen gehören zum Landbestellbezirke des K. Postamts Lauenstein. Dresden. Die Erste Kammer beschloß am 25. März dem mit dem künigl. Dekrete Nr. 33 vor gelegten Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des allgemeinen Berggesetzes und des dazu ergangenen Adänderungsgesctzes oom 18. März 1887 unverändert anzunchmen, und bewilligte nach der Vorlage die Kap. 1 bis 4 des ordentlichen sowie Tit. 35 des außer ordentlichen EtaatshauShaltS-EtatS für 1898/99 vte Forsten, Domänen und Jntraden, Kalkwerke, Wein berge und Kelleret sowie die Erweiterung des oberen Bahnhofs Reichenbach t. V. betreffend. Die Zweite Kammer bewilligte die Titel 26, 33, 48, 37, 22 und 92 des außerordentlichen StaatS- hauShaltSetatS für 1898/99, Umbau und Erweiterung der Bahnhöfe Kieritzsch, Borna, Meuselwitz und Wüsten ¬ brand sowie Herstellung eines RangierbahnhosS bei Hilbersdorf und Bau einer normalspmigen Nebenbahn von Chemnitz durch das Chemnitzthal nach Wechselburg. Ferner beschloß die Kammer zu Titel 46 desselben EratS übereinstimmend mit dem Beschlüsse der Ersten Kammer, die Petition des Gewerbevereins zu Bautzen, die Verbindung des Stationsgebäudes mit der Güter expedition auf dem Bahnhofe Bautzen betreffend, der König!. Staatsregierung zur Kenmnißnahine zu überweisen. Auf Antrag der Finanzdeputation A be willigte die Kammer nach der Vorlage die Titel 10, 11 und 12 des außerordentlichen Staatshaushalts etats für 1898/99, Neu- und Erweiterungsbauten an der Universität Leipzig und der Technischen Hochschule zu Dresden betreffend. — Der Landtag wird seine Osterferien auf acht Tage beschränken. Die letzte Sitzung vor den Ferien findet Dienstag, den 5. April, statt, die erste nach den Ferien Mittwoch den 13. April. — Gegenüber der neulichen Notiz über die Lie ferung von Körnerfrüchten an die kgl. Proviant ämter theilt der Vorsitzende der Oberlausitzer landw. Ein- und Verkaufs-Genossenschaft, e. G. m. b. H., zu Ziltau mit, daß dem könig!. Proviantamt zu Pirna seitens der Oberlausttzer Landwirthe durch die ge nannte Genossenschaft unausgesetzt Angebote von Roggen und Hafer, und zwar nur in bester Waare, wie solche von vorjähriger Ernte dort überhaupt nur zu finden sei, und in beliebigen Mengen gemacht worden seien. Der Ankauf der betreffenden Waare sei jedoch tn diesem Falle mit dem Bemerken abgelehut worden, daß dieselbe den zu stellenden Anforderungen nicht genüge. In gleichem Sinne berichtet ein Land- wirth aus der Umgcgenv von Stolpen. Ein in der AmtShauptmannschaftDippolriswaldeansässtgergrößerer Landwirth bringt aus dem gleichen Anlaß zur Kenvtniß, daß von ihm dem königl. Proviantamt zu Dresden angebotener Roggen mit der Begründung zurück gewiesen worden sei, daß derselbe zu viel Auswuchs habe. Ec halte jedoch den betreffenden Roggen für vollständig backfähig und gut, eine Ansicht, die da durch unterstützt werde, daß die dortigen Müller nur inländischen, im Bezirk Dippoldiswalde erbauten Roggen verarbeiteten und sehr schönes Brod lieferten. Mehrere weitere Landwirthe haben Schreiben des Dresdener königl. Proviantamts erhalten, laut welchen der Bedarf in Folge überreichlicher Zufuhren voll ständig gedeckt ist. Der Landeskulturrath wird nicht verfehlen, der königl. Intendantur hiervon Kenntniß zu geben. — Im Königreich Sachsen giebt es in 2170 Fortbildungsschulen 107376 Fortbildungsschaler, das find 2,8 Prozent der Einwohnerzahl. Dagegen existiren in Sachsen nur 25 Mädchen-Fortbildungs schulen mit 4041 Schülerinnen. — Neue Uniformen werden für Stabshoboisten Stabshornisten und Stabstrompeter eingeführt. Sie unterscheiden sich von den bisherigen durch neue Schulterstücke, durch eine Leibbinde und dadurch, daß die Waffe am Unterschnallkoppel getragen wird. Auch wird den bezeichneten Chargen gestattet, EigenthumS- Anzüge im Dienst zu tragen. — In einem der westlichen Vororte Dresdens sollte vor einigen Tagen ein junges Pärchen vor den Traualtar treten und alles war für die Hochzeit vor bereitet. Nun leo im selben Ort aber einsam und zurückgezogen noch ein Anbeter der Braut, der nicht müde wurde, auf daS vor der Trauung stehende Mädchen gleichfalls Ansprüche zu erheben. Alle Ab weisungen blieben erfolglos und man fürchtete, daß der TrauungSakt durch den beharrlichen zweiten Freier eine peinliche Störung erfahren könnte. Der Gemeinde vorstand wußte aber Rath. Er bestellte den gefürch teten FreierSmann um die Zeit, wo die Trauung staltfand, nach seiner Amtsstube und wußte dem Bor- Verantwortlicher Redactmr: Paul Jehne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigrm »Hllustrirtm UnterhattungSblatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher Msnatlbellng». Lokales ««- Sächsisches. Dippoldiswalde. Die am Sonntage in der „Reichskrone" stattgesundene Bezirksversammlung deS landwirthschastlichen Kreisvereins war recht gut besucht und wurde vom Vorsitzenden, Herrn Andrä- BraunSdorf, mit der Begrüßung der Anwesenden und einem Hoch auf Se. Majestät den König eröffnet. Den ersten Punkt der Tagesordnung tiidete der Vor trag dks Herrn Dozent Lungwitz, Beschlaglehrer an der Kgl. Thierärztl. Hochschule, über „Husbeschlag". Die Wahl dieses Themas entspricht einem Wunsche deS Ministeriums, da bei der Pferdemusterung häufig die Wahrnehmung zu machen war, daß der Husbeschlag sehr Vieles zu wünschen übrig läßt. An der Hand der großen Abbildungen, sowie einer Sammlung wirk licher Hüfe und Eisen, besonders aber auch durch die vielen trefflichen, mit wahrem Schnellzeichnertaient im Nu hergestellten Zeichnungen an der Tafel, gewann dieser an sich schon ausgezeichnete Vortrag noch be deutend an Klarheit und Interesse, so daß die Zu hörer demselben mit größter Spannung bis zu Ende folgten. Herr Lungwitz leitete seine belehrenden Aus führungen mit dem Hinweis- ein, daß der Husbeschlag nicht nur ein Handwerk, sondern auch eine Wissen schaft sei, die einige phistologische wie chirurgische Kenntnisse deS Ausführenden verlange. Der Zweck des Beschlages besteht darin, den Huf vor Abnutzung zu schützen, damit das Pferd stets, besonders auch im Winter, seinen Dienst verrichten kann, auch habe er den Nutzen, daß man durch ihn auch Pferde mit un normaler Betnstellung oder fehlerhafter Hufbildung zur Arbeit dienlich machen kann. Es folgte nun die - Belehrung über einen richtig/n Hufbeschlag, bei dem es zuerst auf das regelrechte Beschneiden des Hufes a «komme, denn schon hierbei werde unendlich viel ge sündigt. Am meisten sei darauf zu achten, nicht zu viel Huf wegzunehmen, ganz besonders bei Flachhüfen. Weiter kamen die 4 Arten von Eisen (Griffeisen, .Stolleneisen, flache und geschloffene Eisen) mit ihren Vortheilen und Nachlheilen zur Besprechung, wobei besonders vor dem plötzlichen Uebergange vom über- chaupt wenig praktischen Etolleneisen zum Flachetsen gewarnt wurde. Bei der Erklärung über das Auf passen und Aufnageln deS Eisens mußte Redner eben falls warnen, und zwar vor dem unaufmerksamen Ge« brauck e der ost fehlerhaften Fabrikeisen, insbesondere den holbfertigen, deren Hauptmangel in der falschen Löcherftellung (verlachte Eisen) bestehen. „Da« Eisen muß sich nach dem Hufe, nie aber der Huf nach dem Eisen richten!" Auch rügte Herr Lungwitz die falsch angebrachte Sparsamkeit beim Husbeschlage. DaS zu lange Ltegenlaffen (nicht über 5 Wochen), daS an den -Schmied gestellte Verlangen, die Eisen nur zu wechseln von einem Fuße aus den anderen, recht große Griffe aufzuschweißen, sowie auch eine schlechte Bezahlung für den Beschlag seien als solche zu betrachten. Weiter giebt er die Merkmale an, um zu erkennen, ob ein Pferd richtig beschlagen sei und macht endlich zum Schluß darauf aufmerksam, daß das Schmieren der Hüfe nur dann einen Nutzen habe, wenn der Huf vorher durch Wasser elastisch gemacht worden sei. — Durch lautes Bravo und Erheben von den Plätzen dankte man dem Herrn Dozenten einmüthig und auf richtig. Zu Punkt 2 der Tagesordnung „Technische 'Fortschritte auf dem Gebiete des Landwirthschaflsbe- triebeS" verbreitete sich der Herr Vorsitzende er läuternd und erschöpfend über eine Reihe solcher Hortschritte, wie die Bekämpfung deS Rostpilzes mach Frank« Verfahren, die Hccksche Impfung gegen Maul- und Klauenseuche, die Nobbesche Nitrogen- dünguug u. s. w. und theilt zugleich den Beschluß des KrelSauS chuffeS mit, auftauchende Neuheiten von Each- -verständigen prüfen zu lassen, diese Gutachten auszu bewahren und sie de« einzelnen landwirthschastlichen i Vereinen als Stoff zu Besprechungen zur Verfügung zu stellen. — Beim 3. Punkt der Tagesordnung > ^-scheint wöchentlich drei, mal: Dienstag, Donners laa und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. S6 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatkch 42 Ma. Einzelne Nummern »0 Pfg. — Alle Postan- ktalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. M ? «» Inserate, welche bei der " bedeutenden Auflage d«S Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung stndew werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complieirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg.