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Mchmh-MW Sonnabend, den 12. März 1898. Nr. 30. 64. Jahr-anz. Verantwortlicher Redakteur: DäUl Ikhnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem .Hllustrirten UuterhaltungSblatt". wiit land, und handmirthschaMcher MonatSbeüage. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsölalt für die Königliche Umtshauptmamischast, das Königliche Amisgerich! und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Inserate, welche bet die bedeutenden Auflage bei Blattes eine sehr wirk same Verbreitung findew werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionell«, Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die .Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I Ai. Ab Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Via. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. -Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Gewevbeverein. Unter Vorführung großer, deutlicher, farbiger Bilder mittels Skioptikon, begleitete Herr Kaffenkontroleur Schubert am Montag die zahlreich Anwesenden in einem Vor trage auf der seit 1879 unternommenen Nordpol expedition eines Delong, der von New Jork aus mit -em Schiff „Jeanette" nach dem Eismeere segelte. Herr Schubert schilderte und v.ranschaulichte die großen Gefahren und den Untergang dieser Unter nehmung, indem das Schiff durch die Eismassen zer drückt wurde. Sodann berichtete er von dem Ver dienste des Norweger Nansen, der mit seiner „Fram" am weitesten nach Norden vorgedrungen ist. Schließ lich gab der Vortragende in Wort und Bild eine aus führliche Beschreibung von der Ausrüstung des Lust- ballon „Adler", mit dem Andröe im vorigen Jahre aus einem bisher ungewöhnlichen Wege die nordischen Regionen zu erforschen gewagt hat. Laute Dankes bezeigung bekundeten Herrn Schubert, daß seine Zu hörer gern und aufmerksam seiner Führung gcsolgt waren. Bei Eröffnung der Versammlung empfahl Herr Stadtrath Heinrich als Vorsitzender den viel seitig gehegten Wunsch nach einer Gewerbeaus stellung im nächsten Jahre den Mitgliedern zur Erwägung. — In der am 10. März stattgesundenen General versammlung des hiesigen Vorschubvereins wurde Herr Bürgermeister Voigt einstimmig als Direktor uno die 3 Mitglieder des Auisichtsrathes: Herr Stadtrath Mende, Herr M. Lommatzsch und Herr Stadtkassirer a. D. Könitzer mit den meisten Stimmen wiedergewählt. Der Gesammtumsatz beziffert sich auf 615661 Mk. Einnahme und 598786 Mk. Ausgabe. Die Aktiva 340904 Mk., die Passiva 337204 Mk., sodaß 3699 Mark Reingewinn erzielt wurden, welche eine Dividende von 8 Proz. zu verkheilen gestattet. — Der Reserve fond wächst von 29182 Mk. auf 29 656 Mk. — Mitgliederstand 550. — Der Verein hat 80500 Mk. eigenes Vermögen und 290442 Mk. fremdes; der das eigene verhält sich zum fremden wie 1 zu 3'/,. — Um seine UnterftützungSkasse zu kräftigen, wird der hiesige Fechtverein nächsten Sonntag in der „Reichskrone" ein Concert veranstalten, das letzte vor der geschloffenen Zeit. Die Hauptnummer im Pro gramm wird das Theaterstück „Elses Traum" sein. In Anbetracht des guten Zweckes, den der Verein verfolgt und auch schon seit Jahren erfüllt hat, ist feiner Veranstaltung ein voller Saal zu wünschen. — Bis vor wenigen Jahren wanderten die Land- wirthe auch unseres Bezirks alljährlich einmal nach Hainsberg, um dort mit Berufsgenoffen der niederen Gegend zu einem landwirthschaftlichen Bezirkstags zu- sammenzutreffcn. Längere Jahre hindurch vereinigten sich dort alljährlich gegen 600 Personen und darüber, um an Vorträgen, welche allgemeine landwirthschast- liche Interessen erläuterten, sowie an oft recht leb haften Debatten sich weitere Belehrung zu holen. Als sich aber vor einigen Jahren für Wilsdruff ein besonderer Bezirksverein bildete, wurden die Hains berger Versammlungen eingestellt. Sicher zu lebhaften Bedauern der Landwirthe der oberen Gegend. Mehr fachen Anregungen folgend, machte daraus der hiesige Verein den Versuch, die liebgewordenen Bezirkstage nunmehr in Dippoldiswalde wieder ins Leben zu rufen. Doch war, gleichviel aus welchen Gründen, der Besuch nicht zahlreich genug, um eine Wieder holung des Versuchs, welcher für den Verein Dippoldis walde mit nicht unerheblichen Geldopfern verknüpft gewesen war, zu wiederholen. Da es nun aber sicher empfehlenswerth ist, dann und wann einmal eins größere Anzahl Landwirthe versammelt zu sehen, als sich in den einzelnen ZweigvereinSversammlungen zu sammenfinden, so ist eS mit großem Danke zu be grüßen, daß nunmehr da« Direktorium de« Kreis vereinS Dresden es selbst in die Hand genommen hat, diese Bezirksversammlungen und zwar um den Besuch zu erleichtern, innerhalb engerer Grenzen als früher wieder ins Leben zu rufen. Mögen alle Landwirthe unserer Gegend den schuldigen Dank für die Opfer willigkeit und vielfache Arbeit, mit welcher diese Unternehmen für das Kreisvereinsdirektorium selbst verständlich verbunden sind, durch recht zahlreichen Besuch dieser Bezirksversammlungen, von welchen, wie betr. Bekanntmachungen ergeben, in den nächsten Tagen eine in Höckendorf und am 27. d. M eine solche in Dippoldiswalde stattfinden werden, bethätigen. Besonders ist es erwünscht, wenn in den Gemeinden der Umgegend zu den betreffenden Tagen ohne dringende Nothwendigkeit nicht andere Versammlungen veranstaltet werden. Da auch Nichtmitglieder land- wirthschaftlicher Vereine bei diesen Versammlungen willkommen sind, ist es sehr erwünscht, wenn an den Tagen solcher Bezirks-Versammlungen alles so weit möglich vermieden wird, was die Glieder der ver schiedenen Landgemeinden abhalten könnte, den Be zirks Versammlungen in thunlichster Vollzählichkeit beizuwohnen. — Geheimrath Wallot arbeitet gegenwärtig nach einer uns aus Dresden zugehenden Meldung an zwei Projekten für den Ständehaus-Neubau, da die Stadt Dresden sich mit der Zurücklegung der Terrassentrepps nicht einverstanden erklären will. Aus diesem Grunde hat WaUot ein Projekt ausgearbeitet, nach dem die Terrassenlreppe bis zum Beginn des Bibliotheksgebäudes der Königl. Sekundogenitur zurück gerückt ist und ein anderes Projekt, nach dem der jetzige Standplatz der Treppe beibehalten ist. Bereits heute wird es als sicher bezeichnet, daß das König Albert-Denkmal seinen Standort nicht auf dem Schloß platze, sondern aus der Brühlschen Terrasse selbst und zwar vor dem Ständehause erhalten wird. Seiferödorf. Nach einer von der Kgl. Amts hauptmannschaft an den hiesigen Gemeinderath ge langten Verordnungsabschrift hat die Königl. Brand- veisichsrungskammer der Gemeinde Seifersdors auf anderweites Ansuchen die erbetene Erhöhung des Bei trages zur Feuerlöschgeräthekasse auf fünf vom Hundert der vom Orte gezahlten Brandoersicherungsbeiträge vom 1. Januar d. I. an bis auf Weiteres bewilligt. Maßgebend für die günstige Entschließung der Königl. Brandversicherungs-Kammer mag hierbei wohl die von der Gemeinde im verflossenen Jahre erbaute Hoch druckwasserleitung mit gewesen sein, bei deren Aus führung alle möglichen Voikehiungen getroffen worden sind, um die Wasserleitung auch für das örtliche Feuerlöschwesen in ausgiebigster Weise benützen zu können. Für die Verminderung der Feuersgefahr ist auch von besonderem Werth, daß nunmehr jeder Haus besitzer selbst Wasserleitung im Hause hat, was zeither oft nicht der Fall war. Reinhardtsgrimma. Das am 6. März von der hiesigen Feuerwehr veranstaltete Concert halte sich eines überaus zahlreichen Besuches zu erfreuen, den es auch verviente, denn unsre brave Feuerwehr versteht nicht nur in Noch und Gefahr tapiec einzugreifen, sondern hat an diesem Abend bewiesen, daß sie, wie es in einem ihrer humoristischen Vorträge hieß, auch wo anders wacker anzugreisen weiß, nämlich auf dem Ge biete der ernsten und heiteren Unterhaltung. Alle Milwirkenden waren bestrebt, sich ihrer Aufgabe nach bestem Wissen und Können zu entledigen, was ihnen auch größtentheils gelang, wie der oftmals stürmische Applaus des Publikums bewies. Den größten Beifall sanden natürlich die humoristischen Nummern des Programms, besonders „EchwabbelschuhsMontagsruh" und „Die beiden glücklichen Familienväter Meier und Schreier". Ihre eigentliche ernste Ausgabe brachten die Concerlirenden zum Ausdruck in den beiden vor züglich gegebenen Bildern „Gut Wehr". Recht wesent lich zum guten Gelingen des ConcsrteS trugen auch die meisterhaften Zithervorträge einiger Mitglieder de« Glashütter Zithervereins bei. Glashütte, 7. März. Heute srüh in der ersten Stunde, nach Beendigung der im Gasthof zur Sonne stattgefundenen freien Tanzmusik, wo Streit zwischen hiesigen und ausländischen Arbeitern entstanden war, welcher sich auf der Straße fortgesetzt hat, ist der hies. Fabrikarbeiter Hofmann derart gestochen worden, daß derselbe in die „Sonne" geschafft werden und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. Große Blutlachen zeigten sich im frischen Schnee. Die hier logirenden Messerhelden waren entflohen. Auch im Ga .hose des benachbarten Luchau haben heute Schlägereien von Czechen stattgefunden und' wurde der hiesige Gendarm nach dort geholt. — Der milde Winter hat der Gebirgsgegend Ein nahmen gebracht, wie sie seit langer Zeit, wenigsten« in diesem Maßstabs nicht, dagewesen sind, durch die Lieferung von Eis in die tiefer gelegenen Gegenden, wo sich kein festes brauchbares gebildet hat. Die Be sitzer von Teichen, als auch die Unternehmer, Fuhr- welksbesitzer und Arbeiter haben schöne Einnahmen und Verdienst, die Eisenbahnen bedeutende Frachten zu befördern. So gehen seit einiger Zeit auf der Müglitzthalbahn mit jedem Zuge eine Anzahl LowryS mit Eis, sowie auch ganze Eiszüge mit 2 Lokomotiven thalwärts. Die großen Altenberger Galgenteiche, al« auch die Teiche in Liebenau, Fürstenau u. s. w. liefern schönes starkes Eis. Viele Hunderte von Fuhren gehen täglich zur Bahn. Noch immer ist starke Nach frage nach diesem, durch die Natur erzeugten Artikel. Ruppendorf. Große Freude herrschte Anfang« dieser Woche in manchen Häusern unseres OcteS und seiner nächsten Umgebung. 13 Konfirmanden erhielten ihre im Konstrmanden-AuSsteuer-Verein eingezahlten Spareinlagen nebst Zinsen zurück. ES gelangten dies mal ca. 575 Mk. zur Vertheilung, durchschnittlich also reichlich 44 Mk. pro Person. Können davon auch nicht alle Kosten der Konfirmanden-Ausstatlung ge deckt werden, so wird doch der ausgezahlte Betrag den betr. Eltern als Beihilfe herzlich willkommen sein. Altenberg. Wegen eines am Dienstag Vor mittag im hiesigen Amtsgerichtsgebäude entstandenen Schornsteinbrandes wurde die Feuerwehr alarmirt, trat aber nicht weiter in Thätigkeit, da der Brand, ohne an der Esse oder am Gebäude Schade» an zurichten, alsbald wieder gelöscht werden konnte. Regelmäßige Reinigung des fraglichen Schornstein« hat stattgesunden und kann der Brand daher wohl nur in Folge der durch den heftigen Wind verursachten Entzündung des wenig vorhand n gewesenen Glanz rußes entstanden sein. Altenberg. Unter Vorsitz des Königl. Bezirks- schulinspektors Herrn vr. Lange wurde Donnerstag, den 10. März, an der hiesigen Eisenbahnschule die mündliche Prüfung abgehalten, an der aus Grund des vorangegangenen schriftlichen Examens 34 Abitu rienten theilnahmen, die sämmtlich das Neifezeugniß und damit die Berechtigung zum Eintritt in den mitt leren Eisenbahndienst erlangten. Als Kommissar der Königl. Generaldiceklion der Sächs. Slaatsbahn war Herr Baurath Müller aus Dresden abgeordnet worden, der von den Bestrebungen und Erfolgen des Unter richts eingehende Kenntniß nahm. Eine besondere Auszeichnung erfuhr die Schule durch den Besuch de« Herrn Amtshauptmaann vr. jur. Uhlemann, wie sich denn überhaupt zahlreiche Gönner und Freunde der Anstalt, unter ihnen auch der Hauptvorstand des Ver eins Königl. Sächs. Eisenbahnbeamten, Herr Eisen bahnsekretär Fischer aus Chemnitz, eingesunden halten. Die Prüfung erstreckte sich auf folgende Fächer: Eisen bahnkunde unter H rcn Bahnverwalter Leuner-GlaS- hütte, Gesetz- uno VerwaltungSkunae unter Herrn Res. vr. jur. Stade, Mathemaiik unter Herrn Opel,