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Die , Weißeritz-Zeituna" erscheint wöchentlich drei- mial: Dienstag, Donnxrs- tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. .LS Dfg., zweimonatlich 84 Pfg-, eininonatlich 42 Vm. Einzelne Nummern >10 Pfg. — Alle Postan- fialtett, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WHmtz-MllN.il. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit IV Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den! Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Amtshaupimannschaft, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseittgew „Jllustrirteu Urrterhaltrmgttlatt". Mit land- und hauSwirthschastlicher Mvnatsbeillag«. Nr. 28. ^lokales und Sächstsches. DippoldiSwolde. Nachdem noch am Donnerstag bei allerdings heftigem Sturm schönes Frühlinzswetter geherrscht, umzog sich am Abend der Himmel mit grauen Wolken und ein Schneetreiben begann, schlimmer wie mitten im Winter. Heute, Freitag srüh, wurden wir von der schönsten Winterlandschast überrascht, denn gleichmäßig hatte die weiße Decke alles eingehüllt. Ob allerdings noch einmal Schlittenbahn wird, er scheint aber sehr fraglich. — Während das sogenannte Margarinegesetz seinem größten Theile nach mit l. Oktober 1897 in Kraft getreten ist, werden die Bestimmungen über die Trennung der Herstellung, Aufbewahrung, Verpackung und des Feilhaltens von Margarine und Butter am 1. April d. I. Geltung erlangen. Damit die Aus führungs-Vorschriften zu dieser Gesetzesbestimmung ein heitlich ausfielen, waren schon vor längerer Zeit Ver- handlungen zwischen den Einzelregierungen eingeleitet worden. Wie uns aus Berlin berichtet wird, haben sich nunmehr die Regierungen über die Vorschriften betreffs der Trennung der Räume beim Verkauf von Margarine und Butter in demselben Geschäft geeinigt, und werden diese Grundsätze in allernächster Zeit veröffentlicht werden. Reinhardtsgrimma. Montag, den 28. Februar, hielt der zum 2. ständigen Lehrer erwählte bisherige Hilfslehrer in Birkigt, Herr Max Neumann, seinen Einzug in unsre Gemeinde, wobei ihm die Kinder der Oberklaffen in Begleitung der Herren Schulvorstands mitglieder bis vor das Dorf entgegengingen und ihn dann am Schulhause durch einen schönen, zu Herzen gehenden Grsang begrüßten. Hierauf begrüßte ihn der Herr Ortsschulinspektor, Pastor Hoffmann, mit herzlichen Worten, wofür der Herr Neumann, sichtlich gerührt, seine Freude und seinen Dank aussprach und in trefflichen Worten gelobte, sich des in ihn gesetzten Vertrauens alle Zett durch treue und gewissenhafte Pflichterfüllung würdig erzeigen zu wollen. Dienstag srüh 8 Uhr wurde er sodann in Gegenwart des Schul vorstandes von Herrn Pastor Hoffmann feierlichst in .fein Amt eingewiesen. Höckendorf. Von den verschiedensten Seiten an geregt, will Herr Kirchschullehrer Kühn im hiesigen Gasthose eine Wiederholung der am 20. Februar statt gefundenen AbendunterhaltUng durch Schulkinder der 1. und einigen der 2. Klaffe geschehen lassen. Anfang 8 Uhr. Hoffentlich wird den Aussührenden wiederum die große Freude zu Theil, wie am 1. Male vor vollem Hause ihre schlichten Weisen erklingen zu lassen. Dresden. Beide Ständekammern hielten am 3. März Sitzungen ab. Die Erste Kammer wählte auf das König!. Dekret Nr. 34 hin durch Zuruf zu Mitgliedern des Ltaalsgertchtshofes die Herren Rechts anwalt Justtzraih Oehme in Leipzig, Ministerial direktor a. D. Geh. Rath Hedrich und Rechtsanwalt Justizrath v. Schütz in Dresden, zu Stellvertretern die Herren Lanvgerichtspräsident I)r. Harimann in Plauen und Rechtsanwalt Justizrath Ulrich in Chemnitz. Auf Antrag der zweiten Deputation bewilligte tue Kammer vom außerordentlichen Staatshaushaltsetat für 1898/99 die Titel 72, 27, 62, 79 und 81, Her stellung eines zweiten Gleises an der Linie Werdau- Weida von Gauern bis Endschütz, Erweiterung des BahnhosS Gera (Neuß) S. St.-E. (erste Rate), Unter führung der Schleizer Straße in Gera, Grundstücks erwerbungen in Gera und Grunderwerb zur Ec- weiierung der Rangirstation Zwötzen betreffend. Die Titel wurden gegen 8 Stimmen nach der Vorlage bewilligt, ebenso einstimmig Titel 38, die Erweiterung des Bahnhofs Oederan betreffend. Auf Antrag der Nechenschastsdeputation beschloß die Zweite Kammer debattelos und einstimmig, der kgl. Staatsregierung wegen der Verwaltung de» Sonnabend, dm 5. März 1898. Staatsfinanzen in der Ftnanzperiode 1894/95, soweit dies nicht schon geschehen, Entlastung zu erthetlen. Hieraus wurden die Kap. 1 bis 4 des Staatshaushalts - etats für 1898/99, Forsten, Domänen und Jntraden, Kalkwerke und Weinberge betreffend, nach der Vorlage bewilligt. — Der Finanzdeputation der Zweiten Kammer haben die Vertreter der Regierung unter dem 28. Dez. 1897 in der Form von „vorläufigen Bemerkungen" eine umfassende Denkschrift zum Berg- und Hütten etat zugestellt, worin sowohl -in geschichtlicher Rück blick über den Verlauf des Hütten- und Bergwerks betriebes seit der Verstaatlichung der Gruben im Jahre 1896 gegeben ist als auch alle die für die weitere Behandlung der Frage der schnelleren oder langsameren Abrüstung des Bergbaues zum Ausdruck gebrachten Wünsche und gemachten Vorschläge ein gehend beleuchtet werden. Die Berathungen in der Deputation haben dazu geführt, daß der von der Staatsregierung vorgeschlagene Weg zur Abrüstung des Erzbergbaues, wie er im jetzigen Etat zum Aus druck gebracht und in der Denkschrift weiter erläutert worden ist, der Deputation als der allein richtige er schienen ist. Ihre Anträge zu Kap. 11 und 12, fiskalische Hütten- und Erzbergwerke bei Freiberg, sind daher im Sinne der Regierungsvorlage gestellt. — Das Gardereiterregiment, die Elitetruppe der sächsischen Armee, soll demnächst, wie man aus Dresden schreibt, in ein Kürassierregiment umgewandelt werden. — Geh. Baurath Wallot fördert eifrig die neuen Entwürfe zum Ständehausneubau. Die Ent würfe müssen bis zum 20. März fertig sein; dann erfolgt die Beschlußfassung der Kammer über die Terrasse. Freiberg. Als unangenehme „Frühlingsboten" trafen in letzter Zeit tschechische Arbeiter in gröberen und kleineren Trupps hier ein. Die Leute dürften meist an den Bahnbauten hier und in der Umgegend beschäftigt werden. Gottleuba. Das hiesige Bad, das erbthcilungs- halber gerichtlich verkauft wurde, ging für den Preis von 102000 Mk. an den Sohn des Erbauers und Gründers des Bades, Gutsbesitzer Heschel iu Zehista, über. Die gerichtliche Taxe hatte 152000 Mark be tragen. Dohna. Der Antrag des Stadtgemeinderathes Dohna, das Zweiggeschäft des Dresdner Konsum vereins, das im vorigen Jahre in der nur 3000 Ein wohner zählenden Stadt einen Umsatz von rund 158000 Mk. gehabt hat, einer Konsumsteuer in Höhe von 2 Prozent unterwerfen zu dürfen, ist vom Bezirksausschuß der königlichen Amtshauptmannschaft Pirna einstimmig genehmigt worden. Schandau. Begünstig! von meist milder Witterung schreitet der Bau der elektrischen Bahn von hier nach dem großen Lichtenhainer Wasserfall, bekannt als Mittelpunkt zu Ausflügen in das Gebiet der oberen und Hinteren sächsisch böhmischen Schweiz, erfreulicher weise vorwärts. Nächster Tage will man am großen Wasserfall mit der Einrichtung der Oberleitung be ginnen, ebenso muß vort, unweit der Kuh mllbrücke, eine Wagenhalle errichtet werden. Radeberg. In Bezug auf den im Monat April hier abzuhalteuden ersten diesjährigen Jahrmarkt wird vom Stadlrath bekannt gegeben, daß von dem bisherigen Budenverleihcr keine Buden rc. mehr ent nommen werden können, da derselbe das Geschäft aufgegeben hat. Ungeachtet wiederholter Aufforderung hat sich niemand zur Weitersührung desselben ge meldet, weshalb die Marktfieranten darauf aufmerksam gemacht werden, daß es ihnen überlassen bleiben muß, wie sie sich Buden rc. zu dem diesjährigen April markt verschaffen. Voraussichtlich wird, wenn sich be treffs des Budenleihens und des Aufbaues derselben 64. Jahr-arr-. wettere Schwierigkeiten ergeben, dieser Markt ein von Verkäufern sehr schwach besuchter werden. Mittweida. Nachdem die Druckproben des Stadt» rohrnetzes des Wasserwerkes befriedigende Resultate ergeben haben, ist mit dem heutigen Tage die neu» erbaute Hochdruckwasserleitung der allgemeinen Be nutzung übergeben worden. Der Preis für das ent» nommene Wasser ist von den städtischen Kollegien vorläufig auf 25 Pfennige für das Kubikmeter fest gesetzt worden. Frankenberg. Ein frecher Dieb treibt in letzter Zett in Mittelsachsen sein Unwesen. Nachdem er bereits in Döbeln, Roßwein, Chemoitz, Oederan, hier und in anderen Städten Bewohner dadurch geschädigt hatte, daß er sich einmiethete und kurz darauf unter Mit nahme aller beweglichen Werthsachen verschwand. Da der Gauner voraussichtlich versuchen wird, sein DiebeS- handwerk auch anderwärts sortzusetzen, so sei hier sein Aeußeres wiedergegeben. Der Emmiethedieb ist 30 bis 32 Jahre alt, mittelgroß, schmächtig, hat länglich hageres Gesicht, spitze Nise, dunklen Schnurrbart und trägt schwarze Pelz- oder Plüschmütze. Der Schwindler giebt sich als Schlosser, Zigarrenmacher, Zwicker, Stellmacher u. s. w. aus. Rochlitz. Zur Erhaltung eines ehrwürdigen Alter- thums der Stadt Rochlitz, des sogenannten „Werk matz", des mittelalterlichen Wahrzeichens deS Ortes, hat der hiesige Rath dieser Tage Schritte gethan. Der „Werkmatz", das alte meißnische Löwsnwappen mit Helm, befand sich bis gegen Mitte unseres Jahr hunderts über dem Unterthor der Stadt; als dieses abgebrochen wurde, brachte man das Wappen in der Gottesackermauer an, wo es aber durch Einfluß der Witterung stark zu leiden anfing, weshalb eS nan im Rathhaus neben dem Treppenaufgang Ausstellung finden soll. Das Wappen, im Rochlitzer Porphyr ausgeführt, ist ein sehr beachtenswertheS Zsugntß mittelalterlicher Heraldik in edelster Form; Steche setzt seine Entstehungszeit um 1300. Der Helm, Topfhelm mit zwei Augenschlitzen, wird bekrönt vom bärtigen Haupt des Meißner Jungens, welcher den charakteri stischen, mittelalterlichen, trichterförmigen Judenhut, geschmückt mit Pfauenfedern, trägt. Die Helmdecke, in der Ausführung sehr bemerkenswerth, legt sich in leichten Wellen, ohne jede Auszackung ihrer Ränder über den Hintertheil des HelmeS. Die Schilvfigur, der Löwe, trägt am Ansatz des Schwanzes einen knopf artig nNing. ÄlsSteinmetzzetchen findet sich neben dem Schild ein ^-Zeichen in mittelalterlicher Form. Der Sage nach müßte man wohl besser Wergmatz schreiben. Denn der bärtige Kops soll das Bild eines Seilers dar stellen, welcher in irgend einem Kriege die Breschen, welche der Feind in die Stadtmauer schoß, Nachts mit Werg ausstopfte. Die Sage scheint aber etwas später entstanden zu sein. Es liegt aus verschiedenen Gründen die Vermuthung nahe, daß das ganz charakteristisch gebildete Gesicht des Meißner Jungen zufällig Aehn» lichkeit besaß mit einem bedeutenden Werkmeister der Steinmetzen, weshalb wohl die letzteren das Bild zu erst als Wahrzeichen annahmen; war doch Rochlitz sür die wandernde Steinmetzschaft ein sehr wichtiger Ort. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit war der Vater des böhmischen Reformators Mathesius, Wolf Matz, ein Werkmeister. Die Kirche zu Seelitz, wo Wolf Matz Bergbau als Aktionär betrieb, wurde zu seiner Zeit gebaut und trägt als Werkmeisterzeichen die Buchstaben lV. N. Alle Angehörigen des Refor mators nennen sich im 16. Jahrhundert in Rochlitzer Akte» noch Matz, nicht Mathsstus. Eme andere Familie als die des Reformators ist mit dem Namen Matz in Rochlitz im Anfang des 16. Jahrhunderts nicht nachweisbar; eine Seilerfamilie Matz kommt überhaupt nicht vor. Wurzen. Eine freche Schwindlerin erschien dieser Tage in der Wohnung eines Arztes und forderte diesen auf, sofort zur Entbindung einer Frau in