Volltext Seite (XML)
Mchmtz-IkitW Donnerstag, dm 24. Februar 1898. Nr. 24. 64. Jahrgang Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseittge« „Illustrirtru UnterhaltnugSblatt". Mit land« «nd hauSwirthschastlicher MonatSbeila-e. Inserate, welche bet der bedeutenden Auflage de- Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finbech werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg- Die .Weißeritz-Zeitung" ^«scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zmeinionatlich «4 Psg-, einmonatig- 42 Arg. Einzelne Numniern 10 Pfg. — Alle Postan- stalten, Postboten, sowie Die Agenten nehnien Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshanptmamschast, das Königliche Amtsgericht nnd den Ktadtralh zu Dippoldiswalde. Lokales und Sächftfches. Dippoldi-walde. Im Gewände eines fröhlichen Schützenfestes beging am Montag im Rathhaussaale der Männergesangverein sein Fastnachtsvergnügen, das mit dem von Herrn Lehrer Unger gedichteten Schwank „Die geraubte Dose" seinen Anfang nahm. Die Aufführung di ser humorvollen Dichtung, die dazu gehörigen, von Herrn Lehrer Schmidt kompon-rten Gesänge, sowie ein flotter, von Herrn Lehrer Mehnert arrangirter Reigen und mancherlei Verkaufsbuden er regten cine heitere Stimmung, die, von dem darauf folgenden Ball immer neu belebt, bis in die ersten Morgenstunden anhielt. — Dem „Bunde der Landwirthe" ist es gelungen, den Leiter der „Deutschen Tageszeitung", Herrn vr. Oertel in Berlin, für Sonntag, den 27. d. MtS., zu einem Vortrage zu gewinnen. Herr vr. Oertel, «in Meister in Sprache und Schrift, jetzt mitten im politischen Kampfe stehend, hat nicht nur durch seine gehaltvollen Leitartikel., sondern auch durch seine warmen, tiefempfundenen poetischen Werke manchen Leser in der Zeit der Nvth den Muth gehoben. Er hat an der Spitze Ker Bundespresse stehend, einen großen Theil dazu beigetragen, daß der „Bund der Landwirthe" zu seiner gegenwärtigen Stellung im politischen Leben gelangen konnte. Es wäre zu wünschen, daß der Vortragende einen großen Kreis von Zuhörern um sich vereinigte, da ein« Gelegenheit, einen Mann von dieser Geistesgröße in öffentlicher Versammlung zu hören, hier nicht sobald mied r ge boten werden dürste. — Den Hausfrauen, welche das Küchen- und Magen-Regiment führen, kann nicht genug ans Herz gelegt werden, bei der Zubereitung von Mahlzeiten, namentlich Suppen, die Fleischbrühe gehörig durch zuseihen. In Leipzig passirte es einem sonst vor sichtigen Ehegatten, daß er beim Esten einen Knochen splitter mit verschluckte, der am Kehlkopfdcckel stecken blieb. Der Unglückliche befand sich eine Zeit lang in einer gefahrvollen Lage, denn ein falscher Athemzug hätte leicht zum Erstickungstod führen können. Durch die geschickte Hand eines Arztes gelang es, das Knochenstück noch rechtzeitig zu entfernen. — In gewerblichen Kreisen herrscht vielfach noch die Meinung, daß als Lausburschen beschäftigte Schulknaben der Krankenversicherungspflicht nicht unterworfen seien. Dem gegenüber sei darauf Hinge wiesel,, daß das Krankenverstcherungsgesetz einfach sagt, daß Personen, welche gegen Gehalt oder Lohn bez. Naturalbezüge in den im Gesetz näher bezeichneten Be trieben, insbesondere auch im Handelsgewerbe, im Handwerk oder in sonstigen stehenden Gewerbebetrieben beschäftigt werden, gegen Krankheit zu versichern sind. DaS Gesetz kennt also hinsichtlich der Versicherungs pflicht einen Unterschied zwischen Schulkindern und er wachsenen Personen nicht, ebenso wie es auch keinen Unterschied hinsichtlich der Lohnhöhe kennt, und es find demnach auch Schulkinder, sobald sie in irgend welchem gewerblichen Betriebe als Laufburschen oder sonstwie gegen irgend welche noch so geringfügige Gegenleistung in baarem Geld oder Naturalien be schäftigt werden, bei der zuständigen Ortskrankenkasse oder Gemeindekrankenversicherung anzumelden. Höckendorf. Am vergangenen Sonntag fand hier «ine Abendunterhaltung statt und der angedeutete Zweck, Anschaffung eines Harmoniums für die Schule, -dürste vollständig erreicht worden sein. Was die Ausführung der beiden Festspiele selbst betrifft, so muß sie als eine strengen Anforderungen genügende -und Herz und Gemüth erfreuende bezeichnet werden. Der Gesang der Darstellenden ließ nichts zu wünschen übrig und namentlich zeichneten sich die Mädchen- sltmmen, sowohl im Chor als in den Soli«, durch Zartheit, Reinheit und wo eS nothwendtg war, durch Arische und Kraft aus. Bezüglich des deklamatorischen Theil war gute Betonung und Sicherheit im Vortrag wahrzunehmen. Es war überhaupt eine Unterhaltung, wie man sie nicht bester wünschen konnte, daher sie auch sich des allgemeinsten Beifalls erfreute. Für die Veranstalter wird beides der beste Lohn sein für die unsägliche Mühe und Ausdauer, die die Einübung er fordert hat. Dieöden. Die Zweite Kammer begann am 2l. Februar die Berathung des Etats deS Departe ments des Innern und svrachen da zunächst zu Kap. 42, Ministerium und Kanzlei, die Abgeordneten Goldstein und Nudelt. In der anschließenden weiteren Debatte ergriffen namentlich die Sozialdemokraten das Wort, doch wurden sie von verschiedenen Rednern widerlegt. — Am 22. Februar ertheilte die Erste Kammer zu dem nach dem Dekrete Nr. 30 beabsichtigten Ver kaufe des Hofwaschhausgrundstückes Nr. 5 der Ostca- Allee zu Dresden und des MalersaalgrundstückeS Nr. 1 des Malergäßchens die verfassungsmäßige Zustimmung. Den Bericht erstattete sür die zweite Deputation Herr KammerherrSahrer v. Sabr. DieKammer beschloß sodann aus Vortrag der dritten Deputation, erstattet von Herrn Kammerherrrn Grasen v. Rex-Zehista, die vom Land- tagsausichuste zur Verwaltung dec Staatsschulden über diese Verwaltung auf die Jahre 1894 und 1895 abgelegten Rechnungen anzuerkennen sowie bei dem Berichte des Landtagsausschusses über die Verfolgung und Erledigung der Ersatzansprüche des Staatsfiskus gegen den vormaligen Staatsschuldenkassirer Schönfeld - und den Steinhändler Nitzschner Beruhigung zu fasten. Auf Antrag der vierten Deputation (Berichterstatter Herr Rittergutsbesitzer vr. Crusius) ließ die Kammer die Petition des Gerichtsassistenzarztes und Stabs arztes d. R. vr. Kiutzsch in Schirgiswalde und Gen., die Errichtung eines öffentlichen allgemeinen Kranken hauses in Schirgiswalde oder besten nächster Umgebung betreffend, auf sich beruhen. Herr Kammerherr von Schönberg zeigte für die vierte Deputation an, daß die Petitionen des Privatmanns Heinrich Dietz in Leipzig wegen Uebelständen in der Rechtspflege, des August Wilhelm Rtetscher in Neu Leuteritz bei Cosse baude um Vermittelung der Wiederaufnahme deS Verfahrens in einer Beschwerdcsache, sowie der Fahr lehranstalt sür Sachsen in Dresden-Blasewitz um Ge währung einer Staatsbeihilse sür unzulässig zu er klären seien. Die Zweite Kammer setzte die Berathung des Etats des Ministeriums des Innern fort. Zu Kap. 43, Kreishauptmannschasten, sprach Hr. Abg. Fräß- dorf, dem Hr. Geh. Rath vr. Vodel erwiderte. Das Kapitel wurde nach der Vorlage genehmigt. Zu Kap. 44, Amtshauptmannschaslen, sprachen die Herren Abgg. Steiger, Fräßdorf, Stolle, Grünberg, Dieterich und Hähnel, vom Regierungslischs Staatsminister v. Metzsch und Hr. geh. Negierungralh vr. Apelt. Das Kapitel wurde mit den durch die Aufrechterhaltung der Deligation Sayda bedingten Aenderungen ange nommen. Die Kap. 45 bis 45^, 46, 47 bis 47 d wurden nach der Vorlage bewilligt. Zu Kap. 48, Aussicht über Gewerbe- und Dampskestelänlagen, er öffnete die Debatte Hr. Abg. Goldstein. — Aus einem oeben an die Stände gelangten, den Bau neuer Eisenbahnen betreffenden Dekret ist zu ersehen, daß die generellen Vorarbeiten sür den Bau einer Nebenbahn von Mylau nach Lengenfeld, ferner einer Industriebahn von Reichenbach i. V. unterer Bahnhof nach HainSdorf, einer elektrische» Straßenbahn von Dresden nach Kötzschenbroda und einer Nebenbahn von Bahnhof Frohburg nach Kohren recht, itig fertig gestellt worden find, um an die gegen wärtige Ständeversammlung hiermit zur Vorlage zu gelangen. Gleichzeitig ergänzt die Staatsregierung ihre früheren Mittheilungen betreffs der für die Finanz- Periode 1898/99 in Aussicht genommenen Vorarbeiten für neue Eisenbahnen dahin, daß, nachdem inzwischen das Projekt einer elektrisch zu betreibenden Straßen bahn von Dresden über Weißer Hirsch nach Bühlau feste Gestalt gewonnen hat und di- Konzessionirung des Baues und Betriebes derselben an eine Privat gesellschaft zugesichert worden ist, die Staatsregierung den Zeitpunkt sür gekommen erachtet, nunmehr auch mit generellen Vorarbeiten für eine vom Staate her zustellende Bahnverbindung zwischen dem Endpunkte jener Straßenbahn in Bühlau und der am Treff punkte der Eisenbahnlinien Pirna-Arnsdorf und Dürr- röhrsdorf-Neustadt gelegenen Station DürrröhrSdorf vorzugehen. — Di- Terassenfrage ist gegenwärtig augen- schtinlich in ein ruhigeres Fahrwasser gelangt und wie aus zuverlässiger Quelle erfahren, liegt gegenwärtig dem königl. Finanzministerium eine neue Planirung vor, die man entschieden als eine glückliche Lösung der ganzen Angelegenheit bezeichnen kann. Der neue Plan schließt sich in seiner Gesammlheit an KaS Gurlitt'sche Projekt an, nur bleibt die Aussahrtsrampe vom Teraffenuser nach der Brücke hinauf, allerdings in etwas veränderter Gestalt, erhalten, während die Terassentreppe bis in die Nähe der alten Kunstakademie (dem jetzigen Bibliothekszebäude) zurückgerückt werden soll. Das Ständehaus würde hierdurch vollständig srei- gelegt und das Gesammtbild, von der Brücke aus ge sehen, ein künstlerisch vollendetes werden. Von einer Ausstellung des König Albert-Denkmals auf dem Schloßplatze vor der dortigen Front des Ständehauses wird man jedenfalls Abstand nehmen, da die Raum verhältnisse sich hier als zu eng erwiesen haben. Sobald der Geheime Baurath Wallot mit dem Ent wurf seiner Faxade sür dieses neue Projekt fertig sein wird, soll dasselbe den Landständen vorgelegt werden. — Das kgl. sächs. Fußartillerie-Regiment N--. 12 in Metz beabsichtigt, das Jubiläum seines 25jährigen Bestehens durch kameradschaftliche Ver einigungen am 30. Juni Abends und am 1. Juli d. I. sowie durch einen RegimenlSappell am Sachsen- Denkmal bei St. Privat zu feiern und ladet alle ehemaligen Angehörigen des Regiments hierzu ein mit dem Hinzufügen, daß die Anmeldungen bis 1. Juni d. I. erbeten werden. — Neben den 1761 Aerzten gab es in Sachsen im Jahre 1896 745 u-istudirte Personen, welche die Heilkunde betrieben. Der Jahresbericht des LandeS- Medizinalkollegiums berichtet darüber: Von diesen 745 Personen übten 220 Naturheilkunds aus, 106 Sym pathie, 97 Homöopathie, 72 Massage, 64 Zahnheil- kunde, 46 Magnetismus, 19 Bandwurmkuren, 9 Baun- scheidtismus. Berufsarten waren alle vertreten, am stärksten die der Barbiere, Weber, Strumpfwirker, Schuhmacher, Heilgehilfen, Arbeiter, Schneider, Bade meister, Tischler. — In dem Vororte Löbtau sind im Lause deS Sonntag etwas über 200 Personen nach dem Genuß von sogen. Drei erbrödchen erkrankt und mußten zum Theil ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Die noch vorhandenen Brödchen und das Mehl, aus welchem solche hergestellt worden sind, wurden bei dem betreffenden Bäcker mit Beschlag belegt. Die Erkrankungen waren indessen, wie von unterrichteter Sette mitgethetlt wurde, leichte, und die Mehrzahl der Betroffenen ist bereits wieder vollständig her- cestellt. Cotta-Schusterhaut. Mit Zuhilfenahme mehr wöchentlicher Nachtarbeit ist es nun gelungen, am Sonntag früh den Fußverkehr über die neuerbaute eiserne Weißeritzbrücke in der Flucht der Hamburger Straße eröffnen zu können. Ueberhaupt hat die gejammte Bauleitung die umsänglichen Neubauten sehr beschleunigt. So erschien in der Freitag-Nacht um 3 Uhr auf die Meldung vom Steigen des ElbstromS Etadtbanmeister Vetters und gab die umfassendsten Maßregeln zur