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Mchnitz-IkitW Dienstag, den 22. Februar 1898. 64. Jahr-arr-. Die , Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 Ak., 25 Pfg., zweimonatlich 81 Pfg., einmonatlich 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie l>ie Agenten nehmen Be- Jnferate, welche beider bedeutenden Auflage d«S Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Rauni berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.—Einge sandt, im revaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshauptmanilfchast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtralh zu MpMiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitige» „Jllustrirte« Unterhaltungsblatt". Mit land- «ud hanSwirthschastlichrr MoaatHbeilage. Nr. 23. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Theater. „Mit Vergnügen" verfolgte am Freitag das zahlreiche Publikum den mit unfern Anfangsworten benannten Schwank von Moser und Girndl, den Frau Franziska Feist und Herr Fritz Reinhardt zu sihrer Benefizvorstellung gewählt hatten, und die Benefizianten hatten damit einen glücklichen Griff gethan, denn das Publikum kam aus dem Lachen gar nicht heraus über die humoristischen Szenen, die durch die exzentrischen Rollen verursacht und von dem gelammten Theaterpersonal flott und aufs Beste dar gestellt wurden. — Am Sonntag wurde unter allgemeiner Be theiligung der Schulhausmann Herr Lohse begraben. Nach den tröstenden und ren Glauben stärkenden Worten des Herrn Sup. Meier sprachen noch am Sarge die Herren Stadtrath Heinrich und Schuldirektor Rasche dem Entschlafenen Anerkennung und Dank nach. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes der Scheune der zum Rittergut Zscheckwitz gehörigen Ziegelei in Kautzsch am 8. Januar hat die Königliche Brandverstcherungs-Kammer den Spritzen der frei willigen Feuerwehr zu Kreischa und der Gemeinde Gombsen Prämien nach Höhe von 30 M. beziehentlich 25 M. bewilligt. Klingenberg. Der Bau der schmalspurigen Linie Klingenberg-Frauenstein ist in der letzten Zeit, begünstigt durch den auch im Gebirge herrschenden milden Winter, gewaltig vorwärts geschritten. Die Dammschüttungen, Bettungsarbeiten u. s. w. sind zum groben Theile beendet, so daß schon auf einigen Strecken mit der Gleisverlegung begonnen werden konnte. Auf dem Bahnhofe Klingenberg selbst gehen ebenfalls bedeutende Veränderungen vor sich, nament lich an der Ostseile des Bahnhofes sind viele Hände mit dem Abgraben und Abtransport von Bodenmassen beschäftigt, um Platz sowohl für die Schmalspuranlage, als auch für die nöthige Erweiterung der jetzigen Gleisanlagen (llmladerampe u. s. w.) zu schaffen. Bei der regen Thätigkeit, die sich allerorts entfaltet, dürste die Eröffnung der Nsubaulinie im Spätsommer des lausenden JahreS, wie in Aussicht genommen war, mit Bestimmtheit zu erwarten sein. Dittersbach. Am Freitag früh ist die hiesige Oelmühte bis auf die Umfassungsmauern nieder gebrannt. Der Besitzer Salomo Burcharol wohnt in Dresden. Archer der Ortsspritze war am Brandplatz noch die Spritze der Gemeinde Burkersdorf an wesend und mit Erfolg thärig. Altenberg. Die Eisgewinnung von unseren Teichen, welche ganze Eisenbahnzüge voll des schönsten Eises für das Ntederland liefert, hat durch das ein getretene stürmische Wetter der letzten Tage eine Un terbrechung und Beschwerlich insofern erlitten, als der Echneesturm das Eis aufgelhürmt und ziemlich stark mit Echneeschlicker durchsetzt hat, welcher oberer Rand als unbrauchbar jetzt erst abgeschält werden muß. Je denfalls bleibt die EiSgewinnung aus unfern tiefen Teichen, welche so viel Schnee und Sturm zu er tragen haben, immer ein beschwerliches Unternehmen und müssen alle VorsichtSmaßreg.ln getroffen sein, da mit keiner der Arbeiter verunglückt, welche Sorgen sich de- Unternehmer, Herr Geisdors, sehr angelegen fein läßt. Die Eiskellereibesitzer Dresdens, welche das schöne, klare Eis erhalten, nehmen gewöhnlich an, es handelt sich bloß darum, das Eis wie Steine zu ver laden, und Haden meist keine Ahnung, mit welchen Beschwerden und Fährnissen das Schneiden und Bergen des ihnen so unentbehrlichen EiseS verbunden ist. Glashütte. Nachdem am Vormitlag des 18. d. M., dem Geburtstage des Gründers der hiesigen Uhren-Jndustrie, durch eine Deputation am Lange denkmal ein Lorbeerkranz niedergelegt worden war, versammelien sich Abends die Uhrmacher und Mechniker (Prinzipale und Gehilfen) mit ihren Angehörigen zu einer solennen Feier. Konzert und Ballmusik wurde von der Pirnaer Artillerie-Kapelle zur allgemeinen Zufriedenheit gespielt. — Der Gasthof unseres Nachbarorts Luchau geht nächstens durch Kauf auch wieder in anvere Hände über. — Nachdem bereits Sonntag, den 13. Februar, der Mechanikerlehrling O. Becker unter Mitnahme von erspartem Gelde in die weite Welt ging, von Amstervam aus aber um Reisegeld nach Hause schrieb, ist am Dienstag darauf der 20jährige Uhrmacherschüler Btchteler angeblich nach Dresden gefahren und seitdem verschwunden. Es wird Verunglückung vermuthet, Selbstmord dürste ausgeschloffen sein, da Bichteler ein ruhiger strebsamer Schüler war. — Im hiesigen Bahnrestaurant verbrannte sich das Küchenmädchen am 19. Februar daourch im Ge sicht ziemlich bedeutend, daß es zum Feueranmachen Petroleum nahm. Kreischa. Am Sonnabend Mittag in der ersten Stunde entstand im Hauptmannschen Wohngebäude ein Brand, darch welchen das Dach thetlweise zer stört ward und im Innern deS Hau es mehrfache Schäden verursacht wurden. Dem Vernehmen nach soll das Feuer durch noch glühend gewesene Asche entstanden sein, welche von Kindern des Mielhs- bewohnerS aus den Bodenraum gebracht worden sein soll. Nur dem energischen Eingreifen der hiesigen freiwilligen Feuerwehr und mehreren zur Hilfeleistung herbeigeeilten Personen ist es zu danken, daß größeres Unheil verhütet wurde. Dresden. Beide Ständekammern hielten am 18. Februar Sitzungen ab. Die Erste Kammer beschloß im Einverständnisse mit der Zweiten Kammer bei den durch das Kön'gl. Dekret Nr. 25 mitgetheiiten Grundlagen, durch welche dis Frage wegen der Er gebnisse des Gerichtskostengesetzes vom 6. N vsmber 1890 vorläufig genügend aufgeklärt erscheint, zur Zeit Beruhigung zu fassen. Den Bericht erstattete für die erste Deputation Hr. Landgerichtspräsident a.HD. geh. Justizrath Wehinger. Auf Antrag der selben Deputation (Berichterstatter Hr. Ober»ürger- meister vr. Beck) wurde der Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des § 7 Abs. 3 der Revidirten Land gemeindeordnung vom 24. April 1893 (Köntgl. Dekret Nr. 29) genehmigt, nachdem dazu außer dem Hrn. Staatsminister von Metzsch Hr. Rittergutsbesitzer v. Trützschler und Hr Slaalsm'nister a. D. o. Nostitz- Wallwitz gesprochen hatten. Die Zweite Kammer setzte zunächst die in der letzten Sitzung abgebrochene Schlußberathung über dar Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts fort. Es sprachen zu Kap. 96, Volksschulen, Herr Abg. Seifert, dem Herr Staatsminister vr. v. Sey- dewitz erwiderte, Herr Abg. Goldstein und der Bericht erstatter Herr Abg. Hartwig. Die Kap. 96 bis mit 101 wurde» von der Kammer bewilligt. Es erfolgte hieraus die Genehmigung von Kap. 1 bis mit 21 des Rechenschaftsberichts auf die Jahre 1894 und 1895 (König!. Dekret Nr. 1). Die Berichte erstatteten die Herren Abgg. vr. Schober, Frenzel, WoU und Teich mann. Auf Antrag der Finanzdeputation A (Bericht erstatter Herr Abg. Neißmann) wurden Kap. 107 bis 109 des ordentlichen StaatshaushaltsetatS für 1898/99, Wartegclder, Pensionen und Erhöhung der Bewilligungen an Mtlitärinvalide rc. genehmigt. Hierauf bewilligte die Kammer Titel 29, 56, 35 und 36 des außer ordentlichen Staatshaushaltsetats, Erweiterung und Umbau der Bahnhöfe Plauen, Auerbach, Reichenbach im Voztl. und Zwickau betreffend (Berichterstatter die Herren Abgg. Zeidler und Kramer). Es sprachen zu Titel 29 Herr Abg. Kellner, zu Titel 36 die Herren Abg. Niethammer, Vizepräsident vr. Streit und Abg. May. Löbta» bei Dresden. Der hiesige Gemeinderath hat bekanntlich den Beschluß gefaßt, bei der fernere» Ausführung von Kommunalarberten keine tschechi» schen Arbeiter mehr zu beschäftigen. Der „Pirn. Anz." bemerkt hierzu: Es ist schlechterdings auch nicht cinzusehen, daß wir den Tschechen unbeschränkte Gast freundschaft gewähren sollen, während in Böhmen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, das Deutschthum zu verdrängen. Das Vorgehen des Löbtauer Te- meinderaths und auch anderer Behörden und Arbeit geber verdient gewiß Nachahmung, nicht bloß der Ge rechtigkeit wegen, sondern auch in Rücksicht darauf, daß die Tschechen bei größtmöglichster Sparsamkeit große Summen des Nationalvermögens ins Ausland schleppen. Welche Schritte ihrerseits unternommen werden, um den Deutschen Schaden zuzufügen, erhellt wieder so recht deutlich auS der Meldung, daß für das ins Leben gerufene „tschechisch-polnische Handels syndikat" bereits 28 Millionen Gulden zur Verfügung stehen. Die Tendenz dieses neuen Syndikats ist hauptsächlich gegen die Berliner und die sächsische Exporlindukrie gerichtet — eine Thatsache, der gegen über es geradezu als nationale Ehrensache bezeichnet werden muß, daß man jede falsche Sentimentalität bei seite lasse uud kurzweg das Vergeltungsrechl übe, in dem man der abermals drohenden tschechischen Invasion energisch einen Riegel vorschiebe. Freiberg, Zum Schwurgerichtsoorsitzsnden für die im zweiten Kalendervierteljayr 1898 beginnende Sitzungsperiode ist beim hiesigen Landgericht Land- gertchtsdirektor vr. Rudert ernannt worden. Borna bei Leipzig. Bezirksfeldwebel Dietze vom Beztrkskommando Borna wird am 1. März d. I. sein 25jähriges Bezirksfeldwebeljubiläum feiern; er ist wohl in Sachsen der erste Bezirksseldwebel, welcher als solcher 25 Jahre gedient hat. Renhschmühle. In die höchste Lebensgefahr ge- rstth am 16. Februar hier ein in der Schneider'schen Mühle beschäftigter 20jähriger Arbeiter. Derselbe ge- rieth mit den Kleidern in das Getriebe der Räder und wurde viermal mit denselben herumgefchleudert. Auf das Angstgeschrei des Unglücklichen hin kam der Mühlenbesitzer noch zur rechten Zeit zur Stelle, um vas Räderwerk außer Betrieb zu setzen und den jungen Mann vom sicheren Tode retten zu können. Der Verunglückte, welcher an dem Arme schwere Ver- letzungen davonqetragen hat, kam baldigst in ärztliche Behandlung. Ob der junge Mann auch innerliche Verletzungen baoongetragen hat, ist zur Zeit noch nicht zu konstaliren. Aue. Zur Deckung größerer, durch das schnelle Wachsthum der Stadt bedingter Ausgaben haben Rath uud Stadtverordnete die Ausnahme einer weiteren Anleihe von 1'/- Mill. Mark beschlossen. Dieselbe wird vom Landwirthschastlichen Kreditverein im König reich Sachen gewährt und ist mit 3>/» Prozent zu verzinsen und mit Prozent jährlich zu tilgen. Zschopau. Ein höchst aufregender Vorfall hat sich im benachbarten Oberweißbach zugetragen. Der Fleischermeister Häcker in Zschopau hatte in Ge- meinschast mit Frau Fleischermeister Haueis in Ditters dorf auf dem Chemnitzer Schlachthofe einen großen Ochsen gekauft. Aus dem Hertriebe nach Ditters dorf wurde das Thier plötzlich wild und rannte nach Oberweißbach. Hier brach der Ochse in mehrere Ge höfte ein und versetzte die Bewohnerschaft in Schrecke». Eine Menge Leute war aus dem Platze erschienen, aber niemand vermochte es, den Ochsen zu bändigen, derselbe stieß jeden nieder, der nur irgend Miene machte, ihn zu fesseln. Zuletzt war der wüthende Vierfüßler in dem Gehöfte des Gutsbesitzers Nobt». Da es auf keine Weise gelang, das tolle Thier z» beruhigen, so mußte er erschossen werden, aber erst nach dem fünften Schüsse verendete der Ochse.