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.Weißeritz-Zeitung" ^scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich V4 Pfg., einmonatlich 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie sie Agenten nehmen Be stellungen an. Mchmtz-HitW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche beider bedeutende» Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finde», werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Wnishauptinann schäft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichuc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrieren UnterhaltrmgSblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlichrr Monatsbeilage. Nr. 18. Donnerstag, den 10. Februar 1898. 64. Jahr-«»-. V - - n^i sTTrr-7 s-i - - - Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Trotz des verhältnißmäßig milden Wetters, denn das Thermometer pflegt selbst Les Nachts nicht viel unter Null Grad zu sinken, hält die Schlittenbahn immer noch an und ermöglicht rasches bequemes Fortkommen von Ort zu Ort. Ja, gegenwärtig schneit eS noch ganz hübsch und bessert die Bahn noch mehr an; dem Aussehen des Himmels nach zu urtheilen, scheint dort oben noch viel Schnee zu hängen. — „Deutschland in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts" so lautete das Thema, welches der Wanderredner Herr vr. Pohlmeyer am Sonnabend im Gewerbeverein zu seinem lichtvollen, von Patriotis mus durchwehten Vortrag gewählt hatte. Der ge wandte Sprecher, dem eine ruhige und gewählte Aus drucksweise zu Gebote steht, verstand cs, die Zuhörer aus der Parteizänkerei, so man jetzt leider vielfach unter Politik zu verstehen scheint, htnaufzusühren aus die lichte Höhe einer wirklich edlen Politik, wie sie jeder Deutsche, der sein Vaterland liebt, treiben sollte. — Sachgemäß und doch fesselnd führte Redner aus, wie vor Allem eine Thatsache von welthistorischer Be deutung im Mittelpunkte der zweiten Halste unsres Jahrhunderts stehe: Die Schöpfung des neuen einigen deutschen Reiches! Er schilderte, wie Habsburg, un fähig, Deutschland zur Höhe zu sichren, nach und nach durch seinen Rivalen Hohenzollern bei Seite ge drängt wurde, und wie dieses letztere dann Schritt vor Schritt das Werk, Deutschlands Einigung und Erhebung, fortsührte. Er streikte die französtsche Re volution und beleuchtete die 48er Bewegung im eignen Lande, sowie die Negierungszeit Friedrich Wilhelms IV. und kam endlich zur Charakterisirung und damit zur Verherrlichung unsres unvergleichbaren ersten Kaisers, Wilhelm I. Von den Schwierigkeiten, die ihm auf dem Wege zu seinem Ziele, Deutschland groß zu machen, entgegentraten, weiter erzählend, betonte er sodann, wie Wilhelm endlich in Bismarck den rechten Mann fand, worauf nun eine Schilderung auch dieses fast einzig dastehenden großen unerschütterlichen EharaklerS folgte, dabei zugebend, daß der eiserne Kanzler mit seinen Bestrebungen ost genug, und nicht von den schlechtesten Patrioten, erst verkannt wurde. 1870 erst brach sich die rechte Erkenntniß mächtig Bahn. Daß Wilhelm I. mit seinem Kanzler Deutsch lands Größe wollte, daß letzteres in dis führende Stellung gebracht werden müsse, die es vermöge seiner Stärke und Kultur verdiene — das waren die Er rungenschaften, die unsre Truppen mit in die Heimath brachten. Nun folgte das Entrollen des Bildes von des Reiches Ausbau, dem sich aber spä'er der wirth- schaflliche Niedergang «»schloß, mit dem Treue und Glauben im Geschäftsleben schwand und auf dem be sonders der Boden für die Sozialdemokratie mit ihren Auswüchsen (Attentate) bereitet wurde. Trotzdem zeitigten diese schmählichen Thaten Verblendeter bei Dem edlen Kaiser die edelsten Früchte: Die Gesetze zum Schutze der Arbeiter. Nach Außen hin war es besonders die Versöhnung mit Oesterreich und damit die Gründung des Dreibundes, welche dem Reiche zum Heile diente durch die Sicherung des Friedens aus lange Zeit. — Mit dem Tode Wilhelms I. ging auch bie Frühlingsepoche des jungen Reiches zurück und «in Gefühl der Oede gewann die Oberhand. Wir machen, behauptete der Redner, einen Uebergang durch, unser Volk streb: nach neuen Errungenschaften und in dem Wirrwarr der Gegenwart muß unsre Losung sein: Durch Nacht zum Licht! Lheilnehmen müssen wir, aus Grund eines echten Christenthums, am Leben der durchaus nicht nur trüben und hoffnungslosen Gegenwart. Mitlebea aber heißt: Miikämpsen! Reicher Beifall lohnte d:n Redner von der leider recht schwachen Besucherzahl. — Innerhalb der ersten 14 Tage des Monats Februar sind die zur Ermittelung der vorjährigen Ernterträge auszufüllenden Formulare von den sämmt- lichen Ortsbehörden des Bezirkes an die Königliche Amtshauptmannschaft etnzureichen. Dieselben müssen in Städten von einem Mitgliede ins Sladtrathes und in Dörfern vom Gemeindevorstand, sowie in beiden Fällen von den zu den Ermittelungen hinzugezogenen Orts- und Landwirthichaftskundigen mit unterzeichnet sein. Kreischa. Der hiesige Männer-Gesangverein be absichtigt, am 13. März eine öffentliche Aufführung zu veranstalten, deren Ertrag zur Anschaffung einer Sch ul sah ne verwendet werden wird. Die Fahne soll als Jubiläumsgabe am 70. Geburtslage Sr. Maj. des Königs übergeben werden. Der Gedanke hat überall im Schulbezirke herzliche Freude hervor gerufen und es ist die kräftigste Unterstützung von allen Seiten zu erwarten. Insbesondere hoffen die Veranstalter, daß die hier bestehenden Jugendvereine der Angelegenheit ihr wärmstes Interests entgegen bringen und werden dieselben ganz besonders darum bitten. Es wäre eine solche Jubiläumsgabe gewiß ein prächtiges Geschenk und ein Andenken für lange Zeit. Würbe es doch ein Zeichen der Liebe und Ver ehrung sein, die dem geliebten Landesherrn auch in unserem Orte entgegengebracht wirb und unsere Schul jugend würde mit Freude an den Tag zurück denken, den sie zu Ehren des Königs mit gefeiert hat. Obercunnersdorf. Beim hiesigen Schmiedebesitzer Petzold ist eine Kalbe verendet, welche nach bezirks- thierärztlichem Gutachten mit Milzbrand behaftet gewesen ist. Der Kadaver hat daher, mit Karbolsäure lösung übergossen, vergraben werden müssen unv sind gegen Weiteroerbreitung der Seuche alle vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln getroffen worden. Petzold besitzt noch 2 Rinder, welche bei vorgenommener Untersuchung gesund erschienen. Lauenstein. In einer umfänglichen Petition- dereu wörtlicher Abdruck an dieser Stelle leider nicht möglich ist, wendet sich die Stadtgemeinde Lauenstein nebst Umgebung an die Staatsregiecung und die Ständekammern mit der dringenden Bitte, das Kgl. Amtsgericht Lauenstein nach wie vor an diesem Orte zu belasten und dasselbe nicht, wie von anderer Seite gewünscht wurde, nach Glashütte zu verlegen. Nach einer Besprechung der Verkehrsoerhältnisse und der Entfernungen fährt die Petition wörtlich fort: „Glas hütte führt sein „Aufblühen" ins Feld — wohl ihm, daß es dies kann! — Und es begründet damit die Forderung der Verlegung des Gerichtes dorthin. Uns bieten unsere Erwerbszw.üge ein nur kärgliches Dasein, kein Olt kann sich des Aufblühens erfreuen! Es hieße also einen ohnehin schon „aufblühsnden" Oct aus Kosten vieler anderer und besonders eines schwer ringenden Ortes bereichern, wollte man diesem das Beste nehmen, was er hat, und für das er bereit ist, alle Opfer zu bringen! Wir hoffen, ja misten : das lhut die Staatsregierung nicht, das werden auch die beiden Ständekammern nicht wollen! Es ist auch volkswirthschastlich von Bedeutung, daß man nicht dem einen Orte alles nimmt und dem anderen alles giebt! Glashütte hat ohnedies zur Begründung und Konsolidirung seiner blühenden Industrie schon lhat- krästige Staats-Unterstützung erfahren, jetzt treten wir mit unserem Anliegen vor und bitten die Stände des Landes und die Staatsregiecung, uns wenigstens zu lassen, was wir haben, uns das Amtsgericht nicht zu nehmen; und wir vertreten damit nicht bloß unser eigenes Interests, sondern das Interests des Hinter landes im ganzen oberen Gebirge mit seinen müh samen Wegen über Berg und Thal! Dresden. Die Zweite Kammer bewilligte am 7. Februar Titel 27, 62, 79 und 81 des außer ordentlichen Staatshaushaltsetats für 1898/99, Ec- weiterung des Bahnhofes Gera (Neuß) S. St. E. (erste Rate), Unterführung der Schleizer Straße in Gera, Grundstückserwerbungen in Gera und Grund erwerb zur Erweiterung der Nangierstation Zwötzen betreffend. Den Bericht erstatt'«« für die Finanz deputation L Herr Abg. Zeidler. Bei Beginn der Sitzung der Ersten Kammer am 8. Februar wurde das neu in dieselbe eingetretene Mitglied, Herr Oberhofprediger Oberkonststorialralh vr. Ackermann, vom Präsidenten eidlich verpflichtet. Prinz Friedrich August berichtete alsdann für die vierte Deputation über die Petition des Gsmeinde- vertretervereins im Bezirke der Amtshauptmannschaft Freiberg um Verleihung der Pensionsberechtigung an die nichtberufsmäßigen Gemeindevorstände und um Errichtung einer LandeSpsnsionskasse für dieselben. Es sprach dazu Herr Kammecherr v. d. Planitz. Die Kammer beschloß, diese Petition sowie die Petition des penstonirten Bahnhossportiers Hermann Neumann und Gen. in Freiberg um Hinzurechnung eines TheileS ihrer Nebenbezüze zum psnsiouSsähigen Diensteinkom men (Berichterstatter Herr Rittergutsbesitzer von Trebra- Lindenau) aus sich beruhen zu lasten. Herr Kammer herr v. Schönberg zeigte für die vierte Deputation an, daß die anonyme Petition um Verbesserung der Lage der Bahnwärter sowie die Beschwerden des Kaufmanns und Stocksabrikanten Erwin Müller in Fischergaffe- Meißen, seine Einschätzung zur staatlichen Einkommen steuer für das Jahr 1897 betreffend, und des Bau meisters C. F. Grellmann in Schlagwitz, Nechts- venveigerung betreffend, für unzulässig zu erklären seien. — Die Zweite Kammer beschäftigte sich mit der Schlußberathung über den schriftlichen Bericht der Gesetzgebungsdeputation zu dem König!. Dekrete Nr. 21, den Entwurf eines Gesetzes behuss Abänderung der Revidirten Gesindeordnung für das Königreich Sachsen vom 2. Mai 1892 betreffend. Es betheiligten sich an der Debatte außer Sr. Exzellenz dem Hrn. Slaatsminister die Herren Abg. Goldstein, vr. Kühl- morgcn, Behrens, Stolle, Grünbsrg, Großmann, Roll fuß, Schubart sowie der Berichterstatter Hr. Abg. Herfurth. Der Gesetzentwurf wurde unverändert nach der Vorlage angenommen. — Am 23. April, Mittags V»2 Uhr wird König Albert aus dem Alaunplatze eine Truppenparade ab nehmen. — Aus Anlaß des Negierungsjubiläums deS Königs in Verbindung mit dem 70 jährigen Geburts tag des Monarchen steht, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, die Nobilitirung eines sehr hohen sächsischen Justizbeamten sowie eines sehr hohen Offizier- aus der direkten Umgebung des Königs bevor. — Weißes Lederzeug in der sächsischen Armee. . In der Königlich sächsischen Armee soll, wie man uns aus Dresden schreibt, demnähst bei einigen Bataillonen das weiße Lederzeug zur Einführung gelangen, auch sollen einige Eskadrons des Könrgl. sächsischen Garde reiterregiments ähnlich wie in Preußen die Gardes du Corps weiße Röcke erhalten. Weinböhla. Am Sonnabend Abend ereignete sich hier ein grauenhafter Vorfall. Die junge Ehe frau eines Gewerbetreibenden begoß, wahrscheinlich in einem Anfall einer plötzlichen geistigen Umnachtung, ihre Kleider von oben bis unten mit Petroleum und brannte dieselben unter lautem Gelächter im Hofe, vor dem Fenster des Arbeitszimmers ihres Ehegatten an. Im Nu standen dis Kleider in Hellen Flammen, so daß die bsdauernSwerthe Frau einer Fsuersäule glich. Als ihr erschrockener Gatte zu Hilfe eilen wollte, sand er die Thür von außen vrrrtegelt und o wurde er gezwungen, durch das Fenster zu springen. Inzwischen hatte die unglückliche Frau die Flammen mit den Händen erdrücken wollen, wodurch auch diese hellauf brannten. Außerdem sind verschiedene andere Körpertheile, namentlich aber die Nase, Brust und Kopf schrecklich und lebensgefährlich von dec Gluth