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Di« .Weißeritz-Zeitung" «..scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. LS Pfg., zweimonatlich Pfg., einmonatlra) 42 ^Lin. Einzelne Nummern »0 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. WlWtz-MllU Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage de» Blattes «ine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder oeren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen den« Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile SO Pfg. Amtsblatt für die Königliche Anüshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnc in Dippoldiswalde. Mit achtsrittge« UnterhaltuugSblatt". Mtt land- und hauSwirthschaftlicher MonatSbeilagr. Nr. 17. Dienstag, den 8. Febmar 1898. 64. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Einer im Jahre 1893 be arbeiteten Zusammenstellung des Vermögens und der Schulden der sächsischen Städte auf den einzelnen Kopf der Bewohnerschaft berechnet, ist zu entnehmen, daß das meiste Vermögen mit 527,9 Mk. bei 145,0 Mk. Schulden Löbau, und das wenigste Vermögen mit 21,6 Mk. bei 12,5 Mk. Schulden Callnberg auf- ,»weisen hatte. Die meisten Schulden mit 3l7,9 Mk. bei 462,7 Mk. Vermögen halte Riesa. — Was die Städte der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde an langt, so stellte sich das Ergebniß wie folgt: Vermögen Schulden auf den Kopf der Bevölkerung Geising 393,1 0,5 Frauenstetn 283 0 45,4 Dippoldiswalde 224,8 75,7 Altenberg 212,1 15,8 Lauenflein 164,0 0,0 Glashütte 88,4 24,0 Bärenstein 75,2 0,0 Seit 1893 hat sich aber wohl in mancher Stadt durch erneutes Schuldenmachen das Verhältniß noch ver- sschlechtert. — Ueber den Vortrag in der Versammlung des Gewerbevereins am vergangenen Sonnabend berichten wir in nächster Nummer. — Nachdem im Reichstage die zweite Lesung des Postetats beendet worden und damit der Anschluß von Privatleitungen in Dippoldiswalde an das Telephon netz genehmigt ist, ist am heutigen Montag auch schon ein Sekretär von der Oberpostdirektion Dresden hier- > hergekommen, um Vermessungen zur Aufstellung des Kostenanschlags vorzunehmen. — Theater. Eine niedliche, kleine „Grille" nach dem Modell der Birch-Pfeiffer spielte am Freitage Frl. Franziska Lange. Im Stück von den Dorfbewohnern für eine Hexe gehalten, wußte sie ihre Hexenkünste in Form ihres brillanten Spieles auch auf das Publikum -auszuüben, das ihr dafür aufs dankbarste applaudirte. In ihrem Spiele wurde sie günstig unterstützt vom übrigen Personal, in Sonderheit von Frl. Feist als -Großmutter und von den Herren Lehmann und Reinhard als Zwillingsbrüder. — Nachdem die an mehreren landwirthschastlichen Schulen unseres Königreichs im vorigen Jahre auf Kosten des landwirthschastlichen Kreditvereins zu Dresden veranstalteten Buchführungskurse für ältere -bäuerliche Gutsbesitzer zu guten Erfolgen geführt haben, soll auch, wie aus der Bekanntmachung in heutiger Nummer d. BI. hervorgeht, Heuer vom Herrn Direktor vr. Kohlschmidt an der landwirthschastlichen Schule zu Freiberg ein solcher Kursus abgehalten werden. ES können auch Nichtmitglieder eines land- wirthschaftlichen Vereins sich betheiligen, doch ist die Gesammtzahl der Thetlnehmer auf nur 20 beschränkt, weshalb umgehende Anmeldung nöthig ist. Der Kursus ist vollständig unentgeltlich. Ja, es erhalten sogar die Theilnehmer noch mäßige Auslösungen, um die Kosten des Wohnens damit bestreiten zu können. Dagegen müssen sich dieselben verpflichten, ein volles Jahr lang daheim Buch zu führen, so wie es gelehrt worden ist und Herrn Direktor Kohlschmidt das Revisionsrecht eiuräumen. ES ist sicher höchst schätzens- werth, daß seitens des landwirthschastlichen Kredit- veretn» derartiges veranstaltet wird. Die Nothwendig- keil und der Segen geordneter Buchführung auch für kleinere landwirthschaftliche Betriebe ist allgemein an- erkannt. Nicht Jeder aber hat in seiner Jugend Ge legenheit gehabt, sich die nüthtge Kennlniß hierzu zu erwerben. Möchten doch auch Mitglieder der land- avirlhschastlichen Vereine deS DippoldiSwaldaer Bezirks sich schleunigst entschließen, die so wohlfeil gebotene Gelegenheit, ihre Kenntnisse auch in jener Richtung zu vervollkommnen, sich und ihrer Wirthschast zu Nutzen zu machen. — Geschäftsbericht des hiesigen Vorschubvereins aus Monat Januar. Einnahme: 80 Mk. Stamm- Einlage, 10 Mk. Eintrittsgeld, 29087 Mk. Spar- Einlage, 96.11 Mk. Zinsen von Bank-Einlage, 22974 Mark Vorschüsse zurück, 408L1Mk. Provision. 889.98 Mark Zinsen. Ausgabe: 26355 Mk. Vorschüsse, 15148 Mk. gekaufte Effekten, 11182 Mk. Spar- Einlage zurück, 19 Mk. Zinsen, 61 Mk. Dividende, 18.60 Mk. Regie. Glashütte. Der Freitag brachte uns bei stürmischen Winden ein äußerst heftiges Schneegestöber, daß nur Nachmittags hin und wieder durch Hellen Himmel unterbrochen wurde. Der meiste Schnee thaute jedoch bet der warmen Witterung wieder weg, so daß die Schneedecke höchstens 8 em hoch ist. Das Barometer fiel auf 737.5 mm (auf 0° 0. und Meereshöhe reduzirt) und blieb den ganzen Nachmittag aus dieser Höhe. Seit den 15 jährigen hiesigen Beobachtungen ist dieser tiefe Barometerstand nur einmal und zwar den 24. November 1890 mit 733.9 mm Höhe über troffen worden. — Die Müglitz hat immer noch über 1 m Wasserstand. Altenberg. In der Sitzung des hiesigen Stadt- gcmeinderaths am 4. wurde Herr Bürgermeister Weise als Bürgermeister hiesiger Stadt aus die Dauer von sechs Jahren mit Simmenmehrheit wieder gewählt. Geising. Der hiesige Stadtgemeinderath hat in seiner Sitzung am 4. Herrn Rathsregistrator Höfer in Weißenberg zum Bürgermeister Unserer Stadt ge wählt. Dresden. Am 4. Februar hielten beide Stände kammern Sitzungen ab. Die Erste Kammer über wies auf den Antrag dec vierten Deputation (Bericht erstatter Wirkt. Geh. Rath v. Metzsch) mit allen gegen zwei Stimmen, die Petition des Tuchwebers Friedrich Leuthold in Leisnig wegen eines Anspruchs an die Landesbrandkaffs dec König!. Staatsregierung zur Erwägung, nachdem Hr. Rittergutsbesitzer v. Trützschler gegen, die Huren Kammerherr Gras v. R-x-Zedtlitz und Graf zur Lippe für den Deputationsanirag ge sprochen hatten. Die Kammer beschloß weiter ohne Debatte, die Petition der sächsischen Fischerinnungen um Gleichlegung der Schonzeit für Fische in Sachsen mit der in Preußen, sowie die Petitionen Georg Max Eberts in Borsdorf um Errichtung von Volks- und Schulbädern auf Gemeindekosten und die Untersuchung von Trinkwaffrr auf sich beruhen zu lassen. Die Berichte erstatteten hierzu die Herren Rittergutsbesitzer v. Treba-Lindenau, Oberbürgermeister vr. Dittrtch und Rittergutsbesitzer vr. v. Wächter. Die Zweite Kammer beschloß, die Beschwerde des Rentiers Louis Schmidt in Reichenbach i. V., vertreten durch den Rechtsanwalt vr. Wehner daselbst, die Ausbezirkung eines Gartengrundstückes aus der Jagdflur Reichenbach i. V. und die Eclaubnißertheilung zum Vernichten wilder Kaninchen in dem fraglichen Grundstücke betreffend, sowie die Petition des pen- sivnirten Eisenbahnschaffners Karl Gottlieb Reichel in Riesa um Penstonserhöhung auf sich beruhen zu lassen. Die Berichte erstatteten die Herren Abgg. Däbritz und Schmale. — Laut einer V-rordnunq des Königlichen Mi nisteriums des Innern betreffs der Beiträge zur Deckung der im Jahre 1897 aus der Staatskasse be strittenen Verläge von Seuchen-Entschädigungen sind für jedes der ausgezeichneten Pferde 5 und für jedes Rind 17 Pfg. als Jahresbeitrag zu erheben. — Am Freitag früh machte der im Hause Fürsten platz 2 wohnhafte Schneidergeselle Karl Friedrich August Schiemenz auf seine Ehefrau, init welcher er bereits seit längerer Zeit in Zank und ehrlichem Un frieden lebte, einen Mordversuch, indem er ihr zwei Schnitte, bez. Stiche in den Hals beibrachte, sich darauf aber selbst durch 6 Stiche in den Hals zu tödten versuchte. Blutüberströmt suchte die gestochene Frau ihren Hauswirth auf, der sofort den Herrn vr. meä. v. Koch und die Polizei herbeirief, um Hilfe zu leisten und den Thatbestand auszunehmen. Der genannte Arzt legte einen ersten Verband an und veranlaßte die Ueberkührung der Frau nach dem Ka- rolahause. Die ankommenden Polizeibeamten sanden den Mörder bez. Selbstmörder in der Stube bewußtlos liegend vor. Auch ihm wurde ein Nothverband an gelegt und er ebenfalls dem Karolahause zugesührt. Beide Verwundete waren nicht vernehmungsfähig. Der Sohn der Schiemenzschen Eheleute, der 9 Jahre alte Paul Walther, lag zur Zeit der That im Belt, er hat auch den Schrei der Mutter gehört, sich aber nicht getraut, auszustehen, da er den Zorn des Vaters fürchtete. Der genannte Schiemenz ist am 12. Sept. 1864 in Hohenbocka, Kreis Hoyerswerda, geboren, seine Ehefrau Marie Anna, geb. Ritter, ist aus Roß wein gebürtig und am 19. Oktober 1865 geboren. Ehelicher Unfrieden, den der gewaltsame Charakter des Mannes verschuldet, mögen dis Ursache zur Thot ge- , wesen sein, zumal er erfahren haben mag, daß feine Frau sich von ihm zu trennen beabsichtigte. Da er den Logismiethzins überdies nicht bezahlt hat, stand ihm die Exmission bevor. Alle diese Umstände mögen zu der grausigen That Veranlassung gegeben haben. Berggießhübel. Durch unsere Stadt führt be kanntlich die direkte Telephonlinie Berlin-Dresden- Prag-Wien längs der sogenannten Kaiserstraßr. Diese Leitung wurde am Montag durch den furchtbaren Sturm unterbrochen, indem derselbe eine mächtige Linde auf die Drähte warf, so daß diese auf den Erd boden zu liegen kamen und in Folge Kurzschlusses den Dienst versagten. Seit Mittwoch sunktiontrt die Leitung wieder, doch sind Telegraphenarbeiter noch immer mit der Reparatur des Schadens beschäftigt. Auerbach i. V. Wie arg die Vogelstellerei im Vogtlands getrieben wird, geht aus der Feststellung hervor, daß im Jahre 1897 einundsünfzig Vogelsteller auf frischer That ertappt und angezeigt wurden. ES wurden in Folge dessen von der Behörde Geldstrafen in Höhe von drei bis fünfzehn Mk. verhängt, rückfällige und unverbesserliche Vogelsteller erhielten auch mehr tägige Haststrasen zuerkannt. D:r Gendarmerie ist ganz besondere Wachsamkeit hinsichtlich der Frevler an der ohnehin immer geringer werdenden Vogelwelt an befohlen worden. Treuen. In der letzten öffentlichen Stadtgemeinde- raths-Sitzung wurde u. A. mitgetheilt, daß unser Ehrenbürger, Herr Justizrath Opitz, eine 1500 gna umfassende Parzelle hinter dem Mühlteiche der Stadt unentgeltlich zur Errichtung des Albertbades abgetreten habe. Burkersdorf bei Zwickau. Die amtliche Unter suchung bei dem schon mitgetheilten Unfall deS Ab sturzes eines Schulknabrn hat ergeben, daß das be- dauernswerths Kind ganz allein die Schuld an seinem Unglück trägt, da es nicht nur nicht in Ausführung eines ihm gewordenen Auftrages, sondern sogar einer bestimmten Weisung entgegen handelte. Tagesgeschichte. Berlin. Die als bevorstehend gemeldete Aenderung von Sonntagsruhe-Vorschriften ist vielfach so aufgcfaßl worden, als ob es sich um Umgestaltung der seinerzeit vom BundeSrathe erlassenen Anordnungen handle. Von offiziöser Seite in Berlin aus wird nun hierzu bemerkt, daß allgemeine Verordnungen dabei nicht in Frage kommen, sondern daß nur polizeiliche Verfügungen einer Revision unterzogen werden sollen. — Wie gemeldet wird, ist seit 1. Februar die Einfuhr von amerikanischem Obste seitens der Zollbehörden u. a. in Hamburg und Emmerich ver hindert worden. Anscheinend handelt eS sich um Sicherheitsoorkehrungen, während die Entscheidung