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.Wrißeritz-Zeitung" r «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners- ta., und Sonnabend. -- Preis vierteljährlich 1 M. SS Pfg-, zweiinönatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Via. Einzelne Nummern il<> Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Meißmtz -ZkitiW. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Inserate, welche Veld« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spalteuzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Müshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redacteur: DäUt Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Uuterhaltuugsblalt". Mil land- und hauSwirthschastlicher MonatSbrilage. Nr. 10. Sonnabend, den 22. Januar 1898. 64. Jahrgang. Gedenktage für 18S8. .Zum SSjähr. Negierungsjubiläum Königs Alberts von Sachsen, 28. Januar. 1871. Fortsetzung der Beschießung von Paris. , 1878. Während mehrtägigen Aufenthaltes in Leipzig besichtigt König Albert eingehend die neue Kaserne in Möckern. 8S. Januar. 1892. Von dem neugegründeten „Stichs. Militärverordnungs- blatt" erscheint die erste Nummer. 84. Januar. 1893. Das sächsische Königspaar weilt bis zum 27. Januar, Kaisers Geburtstag, in Berlin, wohin es anläßlich der Hochzeit der Prinzessin Marie von Preußen mit dem Landgrafen Friedrich Karl von Hessen gereist ist. Schutz der Arbeitsfreibeit. Das vom sozialdemokratischen „Vorwärts" ver öffentliche geheime Rundschreiben des Staatssekretärs im Reichsamte des Innern, Grasen Posadowsky, an die Bundesregierungen, betr. eine eventuell« Ver schärfung der Strafbestimmungen gegen den Mißbrauch des Koalitionsrechts der Arbeiter, hat die letztere Frage wieder einmal der Tages-Diskussion unterbreitet. Graf Posadowsky ersucht in dem Schriftstück um Aus kunft darüber, inwieweit in den letzten Jahren beim Gebrauch des Koalitionsrechtes seitens der Arbeiter Ausschreitungen vorgekommen sind, welche eine Ver schärfung derjenigen gesetzlichen Vorschriften erfordern würden, die besonders zum Schutze der bet Streiks weiterarbeitenden Arbeiter bestimmt sind. Das Runo- schreiben ist auch bereits im Reichstage zur Erörterung gelangt, in der Montagssitzung desselben wurde es vom Sozialdemokraten Wurm zur Sprache gebracht, welcher im Verein mit seinem Gesinnungsgenoffen Singer diesen Schritt des Staatssekretärs des Innern scharf verurtheilte, während der genannte Negierungs vertreter sein Vorgehen ebenso energisch vertheidigte, zugleich die Art und Weise, durch w.lche der „Vor wärts" in den Besitz deS fragliche» geheimen Akten stückes gekommen, scharf beleuchtend. Daß die vom Grafen Posadowsky in seinem Rundschreiben gegebene Anregung den sozialdemokratischen Führern nicht in ihren Kram paßt, dies erscheint, freilich sehr begreiflich, gehört doch die rücksichtslose Durchführung eines Streiks sozusagen mit zum eisernen Bestand der sozialdemo kratischen Agitalionsmethode. Daher wird denn auch bei größeren Arbeitseinstellungen, in welche ja leider immer mehr politische Grundsätze und Anschauungen hineinspielen, eine förmliche Schreckensherrschaft von sozialistischer Seite gegen diejenigen Arbeiter auSgeübt, welche sich ihren streikenden Kameraden nicht ««schließen. Daß sich hierbei die arbeitswilligen Elemente unter der Arbeiterschaft .on den Streikenden, die wieder von ihren Hintermännern aufgehetzt werden, sich nur zu oft ernstlicher Bedrohung an Leib und Leben, sowie sonstigen Verfolgungen und Verunglimpfungen aus gesetzt sehen, das hat die Geschichte der großen Arbeits einstellungen in Deutschland gerade während der letzten Jahre mehr als hinlänglich gezeigt, man braucht nur an die vielen Ausschreitungen beim Streik der Ham burger Hafenarbeiter und beim General-Ausstand der Leipziger Maurer zu denken. Diese bedauerlichen Vor kommnisse lehren zur Genüge, daß die im § 153 der NeichSgewerbeordnung niedergelegten Bestimmungen zum Schutze der bei Streiks in ihrer Beschäftigung sortfahrenden Arbeiter ihren Zweck nicht vollständig erfüllen, und daß eS daher nöthig sein wird, ihnen eine verschärfte Gestalt zu verleihen. Natürlich muß bei einem solchen Vorgehen als Voraussetzung gelten, daß das den Arbeitern gesetzlich gewährleistete Koalitions recht nicht eingeschränkt wird, die Arbeiter können unter allen Umständen das Recht für sich in Anspruch nehmen, sich zur Erreichung namentlich besserer Arbeitsbedingungen zusammenzuschließen. Ebensowohl darf jedoch der andere Theil der Arbeiter, welcher an der Koalition nicht theilnehmen will, beanspruchen, daß ihm die Möglichkeit gewahrt bleibe, seinen Willen zur Arbeit jederzeit zu betätigen, der Koalitionsfreiheit muß eben als nothwendiges Korrelat die Arbeitssceiheit gegenüberstehen. Wenn nun letztere häufig nicht in dem Maße aufrechterhalten werden kann, wie dies im Interesse der arbeitslustigen Elemente unter der Arbeiterschaft unbedingt erforderlich wäre, so ist der Staat einfach verpflichtet, zu Gunsten der letzteren cinzuschreiten und ihnen verstärkten gesetzlichen Schutz zu gewähren. Eine Erweiterung des Kreises für die Anwendung des Z 153 der Reichsgewerbeordnung er scheint zu solchen Zwecken alsdann von selbst geboten, bis jetzt weisen seine Bestimmungen Lücken auf, welche die sozialistischen Sendboten unter den Arbeitern vor trefflich zur Ausübung einer wahren Schreckensherrschaft auszubeuten wußten; allerdings wird die Frage, in welcher Weise die betreffenden Vorschriften zweckdienlich zu verschärfen seien, noch eingehender reiflicher Prüfung bedürfen. Daß die Vorkommnisse der letzten Jahre außerdem in der Richtung der Fordrrung einer Er höhung des Strafmaßes für die Ueberschreitung der im Z 153 gezogenen Grenzen gewirkt haben, braucht nicht erst betont zu werden. Auf ein paar Wochen Gefängniß „pfeifen" gewöhnlich die terroristischen Elemente. Es wäre aber auch zu erwägen, ob nicht den Gerichten anempsohlen werden sollte, mit der Be handlung der Strafsälle aus Grund des tz 153 schneller als bisher voczugehen. Die Strafe soll doch auch einen abschreckenden Charakter haben. Wenn sie aber erst, wie dies fast regelmäßig geschieht, verhängt wird, wenn der Streik zu Ende ist, dann verfehlt sie diese Wirkung. Hierbei wird sich allerdings wohl eine Aenderung schon auf dem Weg der Verwaltung er zielen lassen. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Das war wieder am Donners tag ein Abonnementsconcert, wie wir es von unserer Stadtkapelle mit nur wenig Ausnahmen immer gewöhnt sind, sicher und präcis im Auftreten, gewandt und zart in der Behandlung der m t gutem Geschmack gewählten Concertstücke, von denen als Neuheit „Burgröschens Hochzeit" mit angenehmen Melodien, „Giuramenlo" mit kräftigen Accorden und „das Spinnrad" vom Publikum mit großem Beifall aus genommen wurden. Letzteres, ausgeführt von 15 Streichinstrumenten nebst Glocken, versetzte in künst lerischer Nachahmung die Zuhörer in die Z iten der Spinnstuben mit dem surrenden Geräusch der Spinn räder und dem leisen Gesang der Spinnerinnen. Der musikalische Genuß wurde noch vervollständigt durch Frau Concertsängerin Wine Hempel aus Dresden, die im I. Theil mit glockenreiner Stimme und seelen vollem Vortrag die Ciäcchenlieder aus Egmont mit guter Occhesterbegleitung zu Gehör brachte. Im 2. Theile sang sie, auf dem Klavier begleitet von ihrem Herrn Gemahl, von Becker „Komm mit", von Krantz , Wiegenlied" und von Abt „Schmetterling setz dich". Besonders in das 2. Lied wußte sie ihre ganze innige Empfindsamkeit und gemüthvolle Herzlichkeit zu legen und erntete in Folge dessen auch lauten Beifall des Publikums, woiür sie durch Zugabe des neckischen Liedes „Rothhaarig ist mein Schätzelein" aus dem „Rattenfänger" ihre Dankbarkeit äußerte. — An der Mittwoch ging in dem Langeschen Theater „Die schöne Ungarin" über die Bretter. Schöner wäre sie allerdings noch gewesen, wenn die in diesem Stücke auftretenden humoristischen Figuren die Komik weniger stark aufgetragen hätten, denn auch eine Posse darf auf der Bühne keine Harlekinade werden. Sonst ging das Spiel flott von statten. Allerliebst machte sich Frl. Schmidt als Backfisch, und Herr Direktor Lange und Herr Schmidt spielten den M'esebeck, bez. den Lehrjungen, abgesehen von obiger Bemerkung, recht belustigend, während Frl. Lange noch etwas ungarischer, fescher in Wort und Spiel hätte auslreten können. Schmiedeberg. Hier trug sich am Mittwoch Vormittag ein bedauerlicher Unglückssall zu, indem ein lOjähriger Schulknabe unter einen mit Steinen beladenen ca. 50 Zentner schweren Wagen kam, wobei ihm der linke Oberschenkel so zermalmt wurde, daß sich seine Ueberführvng ins Carolahaus zu Dresden nothwendig machte. Den Kutscher scheint eine Schuld nicht zu treffen, wiewohl man etwa» mehr Aufmerksam keit von ihm erwartet hätte. Bei dem starken Wagen verkehr und der außerordentlichen Kinderzahl im hiesigen Orte können sowohl die Kinder als auch ganz besonders die Geschirrsührer nicht oft und ein dringlich genug zur Vorsicht gemahnt werden. Fürstenau. Zu einer recht herzerhebendeu Feier gestaltete sich der 9l. Geburtstag unseres guten, alten Elias Benjamin Kadner. Außer ein-r überaus groben Anzahl Beglückwünschungen von Nah und Fern zierten auch eine gröbere Anzahl Geschenke den Ge burtstagstisch. Die ganze Gemeinde nahm an der Feier herzlichen Antheil. Der Gesangverein begrüßte das „Geburtstagskind" am Vorabend, Gemeinderath und Kirchenoorstand in corpora am Tage selbst. Der frühere hiesige Pfarrer, Herr Pastor Weißenborn, war zur Gratulation besonders herbeigekommen und Herr Graf Hohenthal-Püchau ließ durch Herrn Förster Nonsavy 10 Mk. als Geburlstagsgabe überreichen. Dresden. Wie das „Dresdner „Journal" aus zuverlässiger Quelle erfährt, soll die in diesem Jahre bevorstehende Feier des 70. Geburtstages deS Königs mit derjenigen Allerhöchst seines 25jährigen Regierungsjubiläums verbunden und in den Tagen vom 20. bis 24. April d. I. begangen werden. Für die aus diesem Anlaß am Königlichen Hofe statt findenden Festlichkeiten ist, soweit dies zur Zeit über haupt schon möglich ist, ein vorläufiges Programm aufgestellt wo.den, aus dem vielleicht folgende Mil theilungen von allgemeinerem Interesse sein werden. Zu Entgegennahme der Glückwünsche der Frauen Oberhoimeisterinnen, der Zutritts- und Hofdamen und der Herren der König!, und Prinzl. Hosstaaten, der Königl. Staatsminister, der Mitglieder des diplo matischen Korps rc. rc., sowie zum Empfang von De putationen sind die Vormittage des 20. und 21. April bestimmt. Am 20. April soll Königl. Tafel im Residenzschloß für die Mitglieder beider Ständekammern und am 21. April eine solche für die Vorstände der Deputationen rc. statlfiaden. Am Abend des 22. April wollen Ihre Königl. Majestäten einer Festvorstellunz im Königl. Hoftheater beiwohn m. Am 23. April Mittags findet große Militärparade und Nachmittags Königliche Galatasel statt. Am Vormittage des 24. April, an welchem feierlicher Gottesdienst in den Kirchen des Landes statlfinden wird, werden sich die Allerhöchsten Herrschaften zum Gottesdienst in die katholische Hoskirche begeben, in der nach der Predigt das Io vmiin unter Abfeuerung von Artillerie- und Gewehrsalven gesungen werden wird. Den Schluß der Hossestlichkeiten wird ein großer Hosball bilden, der am Abend des 24. April im Königl. Residenz schlosse abgehalten werden soll. Vorstellungen finden hierbei nicht statt. UeberdieS ist von der Haupt- und Residenzstadt Dresden eine Festlichkeit in dem städtischen AuSstellungSpalaste und eine in Form eines Lampion zugs und einer Serenade darzubringende Huldigung der Bürgerschaft geplant sowie ein Rout bei dem re» präsentnenden Staatsminister v. Metzsch in Aussicht genommen. Diesen Festlichkeiten wollen Ihre König lichen Majestäten beiwohnen, wollen auch einen von den Mililärmustkchören auSzusührenden Zapfenstreich anhören und eine Ausstellung von Deputationen sämmtlicher Sächsischen Militäroerei e sowie eine feier liche Auffahrt der Studirenden der Universität z» Leipzig, der hiesigen Technischen Hochschule, der Berg akademie zu Freiberg und der Forstatademie zu Tharandt entgegennehmen. Am 20. Januar hielten beide Ständekammern