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Mcherih -MtW Dienstag, dm 18. Januar 1898. Nr. 8. 64. Jahrgang Verantwortlicher Redacteur: PäUl Ichnc in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land, «nd hanSwirthschastlicher ManatSdeilagr. Inserate, welche bet da bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung^ finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Die . Weißeri--Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L» Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlrch 42 Ära. Einzelne Nummern !0 Pfg. — Alle Postan- stalte», Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Umtshauptinannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. -Lokales «nd Sächsisches. Dippoldiswalde. Am vergangenen Sonntag Nachmittag versammelten sich unter Leitung des Herrn vr. moä. Voigt zum letzten Male die 29 Mitglieder des von ihm geleiteten Samariterkursus. Nach Beendigung desselben traten zahlreiche Mitalieder der benachbarten Feuerwehren und deren Herren Gemeinde- vorsiände ein und es erfolgte eine kurze sowohl theore tische als auch praktische Prüfung der ausgebildeten Samariter, die ohne alle Ausnahme zeigten, daß sie dem von Herrn vr. Voigt klar und faßlich gegebenen Vortrag mit Verständniß gefolgt wann und daß sie wohl fähig sind, vorkommenden Falles die erste Hülfe bei Unglückssällen bis zur Ankunft des Arztes leisten zu können. — Nach Schluß des gelammten Kursus ergriff der Vorsitzende im Verbandsausschuß, Herr Fabrikant Reichel, das Wort, dankte Herrn Voigt sür die Freundlichkeit, mit der er sich der Mühen des Kursus unterzogen, und übergab ihm Namens des Verbandes als Zeichen der Dankbarkeit und An erkennung ein mit Feuerwehremblemen geschmücktes Schreibzeug. Sichtlich überrascht dankte Herr vr. Voigt und wünschte sämmlichen Verbandsfeuerwehren auch in Zukunft weiteres Blühen und Gedeihe». — Auch in diesem Jahre trifft der hiesige Königl. Sächsische Militärverein Vorbereitungen zu einer öffentlichen Nachfeier des Geburtstages S. M. Kaiser Wilhelm II., die am 30. d. M. im Schützenhause in einem Concerle mit Theater und Ball bestehen soll. — Für das Programm des nächsten Donnerstag im Schützenhaus stattfindenden Abonnements-Concert hat Herr Musikdirektor Jahn wieder einige hübsche Tonstücke gewählt, die hier noch nicht zur Aufführung gekommen sind. Ist schon aus diesem Grunde der Besuch ins Concerts lohnend, so wird eine noch größere Zugkraft auf das Publikum die Nachricht aus üben, daß Frau Wine Hempel aus Dresden, die schon im vorigen Winter hier einen stürmischen Erfolg erzielt hat, für die Gesänge engagirt ist. — Zu seinem Fastnachtsvergnügen am 2l. Febr. wird der hies. Männergesangoerein wieder ein größeres Singspiel ausführen, das diesmal Herr Lehrer Unger verfaßt und Herr Lehrer Schmidt in Musik gesetzt hat. — Bei der Beschwerde- und Petitions-Deputation der Zweiten Kammer ist Seiten des Stadtgemeinde raths zu Altenberg eine Petition um Erbauung einer Eisenbahn Kipsdorf-Schellerhau-Altenberg-Vorderzinn- wald, sowie eine Anschlußerklärung an die Petition des Vereins der Gemeindevorstände der Königlichen Amtshauptmannschast Zittau, Uebernahme der Alters zulagen der Lehrer auf die Staatskasse und lleber- weisung der zweiten Halste der Staatsgrundsteuer an die Gemeinden betr., abgegeben worden. — Bis zum Jahre 1900 gelten hinsichtlich des Freiwilligendienstes der Volksschullehrer folgende NebergangSbestimmungen: 1. Die Einstellung erfolgt am I. April jeden Jahres. 2. Ein Recht auf tue Wahl des TruppenthcilS haben die Volksschullehrer nicht; die Verthetlung aus die Jnsanterietruppentheile bewirkt das Generalkommando. 3. Die demselben Truppentheil (Bataillon) überwiesenen Lehrer sind grundsätzlich gemeinschaftlich unterzubringen. 4. Sie .nehmen an der Rekrutenausbildung der Einjährig-Frei willigen theil und treten alsdann in die Kompagnie. Eie sind, insoweit sie sich nach ihrer militärischen Be- nnlagung und ihrem Diensteifer hierzu eignen, nach Anordnung der Regimentskommandeure zu Unter osfizieren der Reserve und Landwehr auszubilden. Ihre Verwendung während ihrer aktiven Dienstzeit als Schreiber in den Bureaus ist ausgeschlossen 6. Nach sechsmonatltcher Dienstzeit darf eine Be förderung derjenigen Volksschullehrer, welche sich gut geführt und ausreichende Dienstkenntnisse erworben haben, zu überzähligen Gefreiten stattfindsn. 7. Wer sich bei der Entlassung nach dem Urlheile der Vor gesetzten als Unteroffizier der Reserve und Landwehr eignet, ist als Unterosfizieraspirant zu entlassen. In Fällen hervorragender Leistungen kann bei musterhafter Führung und Haltung eine Beförderung zum über zähligen Unteroffizier ausnahmsweise bei der Entlassung aus dem aktiven Dienste erfolgen. Im Uebrtgen sind Beförderungen gelegentlich der Uebungen zulässig. Reinhardtsgrimma. Im Jahre 1897 sind in hiesiger Parochie 90 Kinder geboren worden, 44 Knaben und 46 Mädchen, darunter 9 außereheliche. Auf geboten wurden 33 Paare, davon 21 hier getraut. Gestorben sind 56, und zwar II Ehemänner, 5 Ehe frauen, 5 Wittwer, 9 Wittwen, 2 Ledige und 24 Kinder, darunter 4 todtgeborene. Kommunizirt haben etwas über 1300. — Im Anschlüsse an eine, den 7. dss. Mts. hier stattgefundene Schulprobe wurde Herr Karl Max Neumann, bisher Hilfslehrer zu Birkigt bei Pot- schappel, zum hiesigen zweiten ständigen Lehrer ge wählt. Liebenau mit Waltersdorf. Bei 900 Seelen wurden hier im Jahre 1897 gezählt: 19 Taufen, 18 Konfirmirte, 830 Kommunikanten, 14 Aufgebote, I I Trauungen und 17 Todesfälle. Dresden. In der Sitzung derZweitenKammer am 14. Januar wurde über eine Interpellation des Abg. May, die Bekämpfung der durch den Biß toller Hunde erzeugten Gefahren betreffend, verhandelt. Dieselbe wurde vom Abg. May begründet und vom Staatsminister von Metzsch beantwortet, und erklärte er, daß die Negierung in den Grenzbezirken Sachsens alle möglichen Vorkehrungen zur Sicherung der Men schen gegen den Biß toller Hunde getroffen habe, diese aber noch verschärfen werbe. Oesterreich gehe jetzt in gleicher Weise in seinen Grenzbezirken vor. In den Amlshauptmannschaften Dresden und Zittau würden die verschärften Maßregeln sofort in Kraft treten. Gegen die Einschleppung der Krankheit aus Rußland werde man von Seiten des Reichs geeignete Schritte ergreifen. Ob das Führen der Thiere an der L ine aufzuheben sei, dafür sei die sächsische Regierung bereits einmal eingetreten, ver Bundescath aber habe, gegen die Stimme Sachsens den Antrag verworfen. Jetzt werde ein neuer gestellter Antrag dasselbe Schicksal haben. Aus Grund amtlicher Erörterungen konstalirte derselbe ferner, daß das Vorkommen toller Hunde in Sachsen eine rückläufige Bewegung genommen, die Durchschnittsziffer betrage 0,8 Proz. Hiervurch werde widerlegt, daß Sachsen eine besondere Heilanstalt sür die von tollen Hunden Gebissenen errichten müsse. — Im Landtage ist am Donnerstag der seltene Fall eingetreten, daß sich an die öffentliche eine ge heime Sitzung angeschloffen hat. Die formelle Hand habe, auf Grund deren eine geheime Berathung der Ständekammern berbeigesührt werden kann, bietet der § 135 der Verfassung, der Folgendes bestimmt: „Die Sitzungen beider Kammern sind öffentlich. Sie werden geheim aus den Antrag der Königl. Kommissarien bei Eröffnungen, sür welche sie die Geheimhaltung nöthig erachten und auf das Begehren von drei Mitgliedern, denen nach dem Abtritt der Zuhörer wenigstens ein Viertel der Mitglieder der Kammer über oie Noth- wendigkeit der geheimen Berathung beitreten muß." Man dürste wohl nicht sehlgehcn in der Annahme, daß ven Gegenstand der geheimen Berathung die patriotischen Feste gebildet haben, zu denen sich unser Land in den kommenden Monaten rüsten wird. — DaS königl. sächsische Kammergut Döhlen mit den Vororten Zauckeroda nnd Weißig im Plauenschen Grunde, etwa zwei Stunden von Dc-sden, ist sür den Preis von 10000 Mk. verpachtet worden, während es bisher 23000 und 24 000 Mk. brachte. Zeichen der Zett! — Unter Vorsitz des Hosrath vr. Mehnert hielt der Bürgerausschuß für patriotische Kundgebungen eine zahlreich besuchte Sitzung ab, in welcher über die anläßlich des Regierungsjubiläums des Königs für den 22. April in Aussicht genommene Serenade be- rathen wurde. Die Serenade soll nach Schluß der Festvorstellung im Opernhause auf dem Theaterplatzs statt finden. Der Sammelplatz soll wie bei früheren gleichartigen Veranstaltungen die Hauptstraße in Neu stadt sein. Der, wie angenommen wird, etwa 8000 Theilnehmer zählende Zug soll sich von da über die Augustusbrücke nach dem festlich zu beleuchtenden Theaterplatze bewegen. Zur Vorbereitnng der Serenade besteht bereits ein besonderer Ausschuß, zu welchem noch vr. Nowack und Geheimsekretär Lauck, als Vor stände des Dresdner Turngaues zugewählt wurden. Ferner wurde ein Finanzausschuß eingesetzt, welcher aus Stadtrath Weigandt und Kommerzienräthen Fischer, Günther, Gruwbt und Men; besteht. — Ein Familiendrama, welches sich oor acht Tagen in Neukaditz abgespielt hat, scheint noch ein anderes Nachspiel zu bringen. Der Former Jahn, der Selbst mörder und Mörder seiner Familie, war 14 Tage vor seinem Ende aus dem Zuchthause zurückgekehrt, in welchem er sechs Monate wegen eines Gänsedieb stahls verbracht hatte. Er fand bei seiner Rückkehr die Familie im traurigen Elend, ganz anders als wie er mit seinen Koplicen vereinbart, welche versprochen hatten, die Familie zu unterstützen. Das Elend, welches er bei seiner Rückkehr vorfand, die bevorstehende weitere Bestrafung und die schiefe Ebene, auf der er unabänderlich hinabglitt, ließen den Entschluß zu der gräßlichen That vollenden. Vorher beschloß Jahn, sich an seinen Komplicen zu rächen. In einem län geren Schreiben, welches er direkt an die Staats anwaltschaft richtete, zeigte derselbe alle Diebstähle an, die er mit anderen ausgesührt, und gab die Namen der Betreffenoen genau an. Aus dieser Anzeige soll sich ergeben, daß alle Diebstähle, welche hier und in der ganzen Umgebung stattgesunden haben, von dieser Diebesgenoffenschaft ausgegangen sind. W'e verlautet, sollen 30 Personen von Jahn wegen Diebstahls an gezeigt worden sein. Die Untersuchung wird jeden falls noch weiteres 'Licht in die Sachs bringen. Freiberg. ES sind in letzter Zeit verschiedene Notizen über Silbers unde auf oer Kgl. Grube Himmelssürst in die Presse gelangt, deren zahlenmäßige Angaben, wie der „Fceib. Auz." in Erfahrung ge bracht hat, dahin richtig zu stellen sind, daß auf der genannten Grube innerhalb der letzten Monate reines, gediegenes Silber im Gesainmtgewicht von 286 Kilo gramm zu Tage gefördert worden ist. Es ist dies eine Silbermenge, wie sie in gleicher Höhe seit den großen Silberfunden Ende der 50 er Jahre aus Himmelssürst und überhaupt in dem Freiberger Revier nicht wieder vorgekommen ist. Das Silber kam auf dem Benjamin Stehenden vor, einem auch sonst sehr reiche Erze schüttenden Gange der westlichen Abtheilung genannter Grube, in einer Teufe von 320 Meter unter Tage. Da das Erz an der betreffenden Stelle noch gut ansteht, so sind kleinere oder größere Posten ge diegenen Silbers auch in nächster Zeit noch laufend zu erwarten. Man sieht wiederum, daß es mit der Ergiebigkeit der Freiberger Erzgänge durchaus nicht ungünstiger geworden ist als in früheren Zetten. Wenn nur die Silberbezahlung eine höhere wäre, würde der Freiberger Bergbau jeoensalls glänzend be stehen. — Di« Mittheilung, daß der im Untersuchungs gefängnis; des hiesigen Landgerichts internirte Reuther aus Heidelberg bei Seissen den Mord an dem Korb macher Dietel eingestanden habe, bestätigt sich leider, wie jetzt von maßgebender Stelle erklärt wird, nicht. Reuther leugnet trotz gravirender Verdachtsmomente nach wie vor die Unthat.